Menelaus bohrte dem Thoas die Lanze in die Brust; Meges, der Neffe des Odysseus, durchstach dem Am¬ phiclus die Wade; Antilochus, Nestors Sohn, durchstieß dem Atymnius die Weiche; da flog Maris, voll Zorn über den Fall des Bruders, auf Antilochus zu, stellte sich vor den Erschlagenen und drohte mit der Lanze; doch ihm durchbohrte Thrasimedes, Nestors andrer Sohn, Schulter und Arm-Ende mit dem Speer, daß er sterbend zusammen¬ sank. Als so Brüder die Brüder zu Boden gestreckt hat¬ ten, sprang auch der schnelle kleine Ajax hervor und hieb dem vom Gedränge gehinderten Kleobulus auf der Flucht das Schwert in den Nacken. Penelus und Lykon rann¬ ten, beide sich verfehlend, mit den Lanzen gegeneinander; aber im Schwertkampf siegte der Danaer; Meriones traf den Akamas, als er eben den Wagen bestieg, und durch¬ bohrte ihm unter dem Hirn das Gebein des Kopfes, daß ihm die Zähne einstürzten und er Blut zu Mund und Nase herausröchelte.
Der große Ajax sann auf nichts anderes, als wie er mit dem Speere Hektorn treffen könnte: dieser aber, voll Kriegserfahrung, deckte sich mit seinem stierledernen Schilde, daß Pfeile und Wurfspieße daran abprallten. Zwar hatte der Feldherr bereits erkannt, daß der Sieg sich von ihm und den Seinen abgewendet habe, dennoch verweilte er unerschüttert in der Schlacht, und dachte wenigstens darauf, seine theuren Genossen zu beschützen und zu retten. Erst als der Andrang unwiderstehlich wurde, kehrte er mit sei¬ nem Wagen um und flog mit seinen vortrefflichen Rossen über den Graben. Die andern Trojaner waren nicht so glücklich; viele Rosse ließen hier und dort im Graben die Wagen ihrer Herren zerschmettert an der Deichsel zurück;
Menelaus bohrte dem Thoas die Lanze in die Bruſt; Meges, der Neffe des Odyſſeus, durchſtach dem Am¬ phiclus die Wade; Antilochus, Neſtors Sohn, durchſtieß dem Atymnius die Weiche; da flog Maris, voll Zorn über den Fall des Bruders, auf Antilochus zu, ſtellte ſich vor den Erſchlagenen und drohte mit der Lanze; doch ihm durchbohrte Thraſimedes, Neſtors andrer Sohn, Schulter und Arm-Ende mit dem Speer, daß er ſterbend zuſammen¬ ſank. Als ſo Brüder die Brüder zu Boden geſtreckt hat¬ ten, ſprang auch der ſchnelle kleine Ajax hervor und hieb dem vom Gedränge gehinderten Kleobulus auf der Flucht das Schwert in den Nacken. Penelus und Lykon rann¬ ten, beide ſich verfehlend, mit den Lanzen gegeneinander; aber im Schwertkampf ſiegte der Danaer; Meriones traf den Akamas, als er eben den Wagen beſtieg, und durch¬ bohrte ihm unter dem Hirn das Gebein des Kopfes, daß ihm die Zähne einſtürzten und er Blut zu Mund und Naſe herausröchelte.
Der große Ajax ſann auf nichts anderes, als wie er mit dem Speere Hektorn treffen könnte: dieſer aber, voll Kriegserfahrung, deckte ſich mit ſeinem ſtierledernen Schilde, daß Pfeile und Wurfſpieße daran abprallten. Zwar hatte der Feldherr bereits erkannt, daß der Sieg ſich von ihm und den Seinen abgewendet habe, dennoch verweilte er unerſchüttert in der Schlacht, und dachte wenigſtens darauf, ſeine theuren Genoſſen zu beſchützen und zu retten. Erſt als der Andrang unwiderſtehlich wurde, kehrte er mit ſei¬ nem Wagen um und flog mit ſeinen vortrefflichen Roſſen über den Graben. Die andern Trojaner waren nicht ſo glücklich; viele Roſſe ließen hier und dort im Graben die Wagen ihrer Herren zerſchmettert an der Deichſel zurück;
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Menelaus bohrte dem Thoas die Lanze in die Bruſt;
Meges, der Neffe des Odyſſeus, durchſtach dem Am¬
phiclus die Wade; Antilochus, Neſtors Sohn, durchſtieß
dem Atymnius die Weiche; da flog Maris, voll Zorn
über den Fall des Bruders, auf Antilochus zu, ſtellte ſich
vor den Erſchlagenen und drohte mit der Lanze; doch ihm
durchbohrte Thraſimedes, Neſtors andrer Sohn, Schulter
und Arm-Ende mit dem Speer, daß er ſterbend zuſammen¬
ſank. Als ſo Brüder die Brüder zu Boden geſtreckt hat¬
ten, ſprang auch der ſchnelle kleine Ajax hervor und hieb
dem vom Gedränge gehinderten Kleobulus auf der Flucht
das Schwert in den Nacken. Penelus und Lykon rann¬
ten, beide ſich verfehlend, mit den Lanzen gegeneinander;
aber im Schwertkampf ſiegte der Danaer; Meriones traf
den Akamas, als er eben den Wagen beſtieg, und durch¬
bohrte ihm unter dem Hirn das Gebein des Kopfes, daß
ihm die Zähne einſtürzten und er Blut zu Mund und
Naſe herausröchelte.
Der große Ajax ſann auf nichts anderes, als wie er
mit dem Speere Hektorn treffen könnte: dieſer aber, voll
Kriegserfahrung, deckte ſich mit ſeinem ſtierledernen Schilde,
daß Pfeile und Wurfſpieße daran abprallten. Zwar hatte
der Feldherr bereits erkannt, daß der Sieg ſich von ihm
und den Seinen abgewendet habe, dennoch verweilte er
unerſchüttert in der Schlacht, und dachte wenigſtens darauf,
ſeine theuren Genoſſen zu beſchützen und zu retten. Erſt
als der Andrang unwiderſtehlich wurde, kehrte er mit ſei¬
nem Wagen um und flog mit ſeinen vortrefflichen Roſſen
über den Graben. Die andern Trojaner waren nicht ſo
glücklich; viele Roſſe ließen hier und dort im Graben die
Wagen ihrer Herren zerſchmettert an der Deichſel zurück;
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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 2. Stuttgart, 1839, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen02_1839/242>, abgerufen am 04.12.2024.
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