war, wie mein eigenes Haupt, in den Staub gesunken ist! Meine eigenen köstlichen Waffen, das Ehrengeschenk, das dem Peleus die Götter bei deiner Hochzeit dargebracht, hat ihm sein Mörder Hektor vom Leibe gezogen. O wohn¬ test du doch lieber immer im Meere, und hätte Peleus ein sterbliches Weib, so müßtest du nicht unsterbliches Leid tragen um deinen gestorbenen Sohn; denn nie kehrt er zur Heimath wieder! Ja das Herz selbst verbietet mir, lebend umherzuwandeln, wenn mir nicht Hektor, von mei¬ ner Lanze durchbohrt und sein Leben aushauchend, den Raub meines Patroklus büßt!" Weinend antwortete The¬ tis: "Ach nur allzubald verblüht dir das Leben, mein Sohn, denn gleich nach Hektor ist dir dein eigenes Ende bestimmt." Aber Achilles rief voll Unmuth: "Möchte ich doch auf der Stelle sterben, da das Schicksal mir nicht vergönnt hat, meinen gemordeten Freund zu vertheidigen. Ohne meine Hülfe, fern von der Heimath mußte er ster¬ ben; was hilft die Griechen nun mein kurzes Leben? Kein Heil habe ich dem Patroklus, kein Heil unzähligen erschla¬ genen Freunden gebracht. Bei den Schiffen sitz' ich, eine unnütze Last der Erde, so schlecht im Gefecht, wie kein anderer Achiver, im Rathe besiegen mich ohnedem andere Helden. Verflucht sey der Zorn bei Göttern und Men¬ schen, der zuerst dem Herzen süß eingeht, wie Honig, und bald wie eine Feuerflamme in der Mannesbrust empor¬ wächst!" Und plötzlich fuhr er, sich ermannend, fort: "Doch, Vergangenes sey vergangen, ich gehe, den Mör¬ der des geliebtesten Hauptes zu haschen, den Hektor. Mag mein Loos mir werden, wann Zeus und die Götter es wollen, wird doch manche Trojanerin, über mir mit beiden Händen sich die Thränen des Jammers von der Rosen¬
war, wie mein eigenes Haupt, in den Staub geſunken iſt! Meine eigenen köſtlichen Waffen, das Ehrengeſchenk, das dem Peleus die Götter bei deiner Hochzeit dargebracht, hat ihm ſein Mörder Hektor vom Leibe gezogen. O wohn¬ teſt du doch lieber immer im Meere, und hätte Peleus ein ſterbliches Weib, ſo müßteſt du nicht unſterbliches Leid tragen um deinen geſtorbenen Sohn; denn nie kehrt er zur Heimath wieder! Ja das Herz ſelbſt verbietet mir, lebend umherzuwandeln, wenn mir nicht Hektor, von mei¬ ner Lanze durchbohrt und ſein Leben aushauchend, den Raub meines Patroklus büßt!“ Weinend antwortete The¬ tis: „Ach nur allzubald verblüht dir das Leben, mein Sohn, denn gleich nach Hektor iſt dir dein eigenes Ende beſtimmt.“ Aber Achilles rief voll Unmuth: „Möchte ich doch auf der Stelle ſterben, da das Schickſal mir nicht vergönnt hat, meinen gemordeten Freund zu vertheidigen. Ohne meine Hülfe, fern von der Heimath mußte er ſter¬ ben; was hilft die Griechen nun mein kurzes Leben? Kein Heil habe ich dem Patroklus, kein Heil unzähligen erſchla¬ genen Freunden gebracht. Bei den Schiffen ſitz' ich, eine unnütze Laſt der Erde, ſo ſchlecht im Gefecht, wie kein anderer Achiver, im Rathe beſiegen mich ohnedem andere Helden. Verflucht ſey der Zorn bei Göttern und Men¬ ſchen, der zuerſt dem Herzen ſüß eingeht, wie Honig, und bald wie eine Feuerflamme in der Mannesbruſt empor¬ wächst!“ Und plötzlich fuhr er, ſich ermannend, fort: „Doch, Vergangenes ſey vergangen, ich gehe, den Mör¬ der des geliebteſten Hauptes zu haſchen, den Hektor. Mag mein Loos mir werden, wann Zeus und die Götter es wollen, wird doch manche Trojanerin, über mir mit beiden Händen ſich die Thränen des Jammers von der Roſen¬
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war, wie mein eigenes Haupt, in den Staub geſunken iſt!
Meine eigenen köſtlichen Waffen, das Ehrengeſchenk, das
dem Peleus die Götter bei deiner Hochzeit dargebracht,
hat ihm ſein Mörder Hektor vom Leibe gezogen. O wohn¬
teſt du doch lieber immer im Meere, und hätte Peleus ein
ſterbliches Weib, ſo müßteſt du nicht unſterbliches Leid
tragen um deinen geſtorbenen Sohn; denn nie kehrt er
zur Heimath wieder! Ja das Herz ſelbſt verbietet mir,
lebend umherzuwandeln, wenn mir nicht Hektor, von mei¬
ner Lanze durchbohrt und ſein Leben aushauchend, den
Raub meines Patroklus büßt!“ Weinend antwortete The¬
tis: „Ach nur allzubald verblüht dir das Leben, mein
Sohn, denn gleich nach Hektor iſt dir dein eigenes Ende
beſtimmt.“ Aber Achilles rief voll Unmuth: „Möchte ich
doch auf der Stelle ſterben, da das Schickſal mir nicht
vergönnt hat, meinen gemordeten Freund zu vertheidigen.
Ohne meine Hülfe, fern von der Heimath mußte er ſter¬
ben; was hilft die Griechen nun mein kurzes Leben? Kein
Heil habe ich dem Patroklus, kein Heil unzähligen erſchla¬
genen Freunden gebracht. Bei den Schiffen ſitz' ich, eine
unnütze Laſt der Erde, ſo ſchlecht im Gefecht, wie kein
anderer Achiver, im Rathe beſiegen mich ohnedem andere
Helden. Verflucht ſey der Zorn bei Göttern und Men¬
ſchen, der zuerſt dem Herzen ſüß eingeht, wie Honig, und
bald wie eine Feuerflamme in der Mannesbruſt empor¬
wächst!“ Und plötzlich fuhr er, ſich ermannend, fort:
„Doch, Vergangenes ſey vergangen, ich gehe, den Mör¬
der des geliebteſten Hauptes zu haſchen, den Hektor. Mag
mein Loos mir werden, wann Zeus und die Götter es
wollen, wird doch manche Trojanerin, über mir mit beiden
Händen ſich die Thränen des Jammers von der Roſen¬
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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 2. Stuttgart, 1839, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen02_1839/261>, abgerufen am 21.11.2024.
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