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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 2. Stuttgart, 1839.

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ihnen ruhen, nicht mehr in ihnen prangen!" So sprach
sie weinend und wehklagend und rings umher seufzten die
Trojanerinnen.


Leichenfeier des Patroklus.

Sobald Achilles mit der Leiche seines Feindes bei den
Schiffen angekommen war, ließ er diese am Bette des
Patroklus aufs Antlitz in den Staub strecken. Derweil
legten die Danaer ihre Rüstungen ab und setzten sich zu
Tausenden am Schiffe des Peliden zum festlichen Leichen¬
schmause nieder. Stiere, Schafe und Schweine wurden
geschlachtet und der Pelide ließ den Streitern eine köst¬
liche Mahlzeit zurichten. Den Helden selbst führten die
Genossen widerstrebend von der Leiche seines Freundes
weg in das Zelt des Königes Agamemnon. Hier ward
ein großes Geschirr voll Wassers an die Gluth gestellt:
ob sie nicht etwa den Peliden vermögen könnten, sich den
blutigen Schlachtstaub von den Gliedern zu waschen.
Er aber weigerte sich hartnäckig und schwur einen großen
Eid: "Nein, so wahr Jupiter lebt, kein Bad soll meinen
Scheitel netzen, ehe Patroklus von mir auf den Scheiter¬
haufen gelegt ist, ehe ich mein Haar geschoren und ihm
ein Denkmal aufgethürmt habe! Meinetwegen mögen wir
jetzt das traurige Festmahl abhalten. Morgen aber laß
Holz im Walde fällen, Fürst Agamemnon, und beut
Allem auf, was zur Leichenfeier meinem Freunde gebührt,
daß das Feuer den Jammeranblick schnell von uns nehme
und das Volk sich wieder zur Kriegsarbeit wende!" Die

Schwab, das klass. Alterthum. II. 19

ihnen ruhen, nicht mehr in ihnen prangen!“ So ſprach
ſie weinend und wehklagend und rings umher ſeufzten die
Trojanerinnen.


Leichenfeier des Patroklus.

Sobald Achilles mit der Leiche ſeines Feindes bei den
Schiffen angekommen war, ließ er dieſe am Bette des
Patroklus aufs Antlitz in den Staub ſtrecken. Derweil
legten die Danaer ihre Rüſtungen ab und ſetzten ſich zu
Tauſenden am Schiffe des Peliden zum feſtlichen Leichen¬
ſchmauſe nieder. Stiere, Schafe und Schweine wurden
geſchlachtet und der Pelide ließ den Streitern eine köſt¬
liche Mahlzeit zurichten. Den Helden ſelbſt führten die
Genoſſen widerſtrebend von der Leiche ſeines Freundes
weg in das Zelt des Königes Agamemnon. Hier ward
ein großes Geſchirr voll Waſſers an die Gluth geſtellt:
ob ſie nicht etwa den Peliden vermögen könnten, ſich den
blutigen Schlachtſtaub von den Gliedern zu waſchen.
Er aber weigerte ſich hartnäckig und ſchwur einen großen
Eid: „Nein, ſo wahr Jupiter lebt, kein Bad ſoll meinen
Scheitel netzen, ehe Patroklus von mir auf den Scheiter¬
haufen gelegt iſt, ehe ich mein Haar geſchoren und ihm
ein Denkmal aufgethürmt habe! Meinetwegen mögen wir
jetzt das traurige Feſtmahl abhalten. Morgen aber laß
Holz im Walde fällen, Fürſt Agamemnon, und beut
Allem auf, was zur Leichenfeier meinem Freunde gebührt,
daß das Feuer den Jammeranblick ſchnell von uns nehme
und das Volk ſich wieder zur Kriegsarbeit wende!“ Die

Schwab, das klaſſ. Alterthum. II. 19
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[289/0311] ihnen ruhen, nicht mehr in ihnen prangen!“ So ſprach ſie weinend und wehklagend und rings umher ſeufzten die Trojanerinnen. Leichenfeier des Patroklus. Sobald Achilles mit der Leiche ſeines Feindes bei den Schiffen angekommen war, ließ er dieſe am Bette des Patroklus aufs Antlitz in den Staub ſtrecken. Derweil legten die Danaer ihre Rüſtungen ab und ſetzten ſich zu Tauſenden am Schiffe des Peliden zum feſtlichen Leichen¬ ſchmauſe nieder. Stiere, Schafe und Schweine wurden geſchlachtet und der Pelide ließ den Streitern eine köſt¬ liche Mahlzeit zurichten. Den Helden ſelbſt führten die Genoſſen widerſtrebend von der Leiche ſeines Freundes weg in das Zelt des Königes Agamemnon. Hier ward ein großes Geſchirr voll Waſſers an die Gluth geſtellt: ob ſie nicht etwa den Peliden vermögen könnten, ſich den blutigen Schlachtſtaub von den Gliedern zu waſchen. Er aber weigerte ſich hartnäckig und ſchwur einen großen Eid: „Nein, ſo wahr Jupiter lebt, kein Bad ſoll meinen Scheitel netzen, ehe Patroklus von mir auf den Scheiter¬ haufen gelegt iſt, ehe ich mein Haar geſchoren und ihm ein Denkmal aufgethürmt habe! Meinetwegen mögen wir jetzt das traurige Feſtmahl abhalten. Morgen aber laß Holz im Walde fällen, Fürſt Agamemnon, und beut Allem auf, was zur Leichenfeier meinem Freunde gebührt, daß das Feuer den Jammeranblick ſchnell von uns nehme und das Volk ſich wieder zur Kriegsarbeit wende!“ Die Schwab, das klaſſ. Alterthum. II. 19

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Zitationshilfe: Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 2. Stuttgart, 1839, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen02_1839/311>, abgerufen am 22.11.2024.