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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 2. Stuttgart, 1839.

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Der Tod des großen Ajax.

So endigten die Leichenspiele zu Ehren des göttlichen
Achilles. Von allen Fürsten des griechischen Heeres hatte
nur Odysseus daran keinen Theil nehmen können, denn
im Kampfe um den Leichnam des Peliden hatte er von
dem Trojaner Alkon eine schmerzliche Wunde erhalten,
an der er, obgleich wieder unter die Helden gemischt,
doch noch immer krankte.

Zuletzt stellte nun Thetis die unsterblichen Waffen ihres
hochherzigen Sohnes vor den Griechen als Kampfpreis
aus. Weithin schimmerte der Schild des Helden, auf
welchem von Vulkans eigener Hand die kunstvollsten Ge¬
bilde in getriebener Arbeit glänzten. Neben ihm lag auf
dem Boden der gewichtige Helm, dessen Wölbung das
Bild Jupiters trug, wie er voll Zorns auf dem Himmels¬
gewölbe stand, und mit den Titanen kämpfte. Weiter lag
auf der Erde der schöne gewölbte Harnisch, der schwarz
und undurchdringlich die Brust des Peliden umschloß: dann
die schweren und doch so bequemen Beinschienen, die er
trug, als wären sie federleicht; nahe dabei glänzte sein
unbezwingliches Schwert in silberner Scheide, mit goldner
Kuppel und elfenbeinernem Griffe; ihm zur Seite lag der
gewichtvolle Speer am Boden, einer gefällten Tanne
ähnlich und noch roth von Hektors Blut.

Hinter den Waffen stand Thetis, ihr Haupt mit einem

Der Tod des großen Ajax.

So endigten die Leichenſpiele zu Ehren des göttlichen
Achilles. Von allen Fürſten des griechiſchen Heeres hatte
nur Odyſſeus daran keinen Theil nehmen können, denn
im Kampfe um den Leichnam des Peliden hatte er von
dem Trojaner Alkon eine ſchmerzliche Wunde erhalten,
an der er, obgleich wieder unter die Helden gemiſcht,
doch noch immer krankte.

Zuletzt ſtellte nun Thetis die unſterblichen Waffen ihres
hochherzigen Sohnes vor den Griechen als Kampfpreis
aus. Weithin ſchimmerte der Schild des Helden, auf
welchem von Vulkans eigener Hand die kunſtvollſten Ge¬
bilde in getriebener Arbeit glänzten. Neben ihm lag auf
dem Boden der gewichtige Helm, deſſen Wölbung das
Bild Jupiters trug, wie er voll Zorns auf dem Himmels¬
gewölbe ſtand, und mit den Titanen kämpfte. Weiter lag
auf der Erde der ſchöne gewölbte Harniſch, der ſchwarz
und undurchdringlich die Bruſt des Peliden umſchloß: dann
die ſchweren und doch ſo bequemen Beinſchienen, die er
trug, als wären ſie federleicht; nahe dabei glänzte ſein
unbezwingliches Schwert in ſilberner Scheide, mit goldner
Kuppel und elfenbeinernem Griffe; ihm zur Seite lag der
gewichtvolle Speer am Boden, einer gefällten Tanne
ähnlich und noch roth von Hektors Blut.

Hinter den Waffen ſtand Thetis, ihr Haupt mit einem

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[[359]/0381] Der Tod des großen Ajax. So endigten die Leichenſpiele zu Ehren des göttlichen Achilles. Von allen Fürſten des griechiſchen Heeres hatte nur Odyſſeus daran keinen Theil nehmen können, denn im Kampfe um den Leichnam des Peliden hatte er von dem Trojaner Alkon eine ſchmerzliche Wunde erhalten, an der er, obgleich wieder unter die Helden gemiſcht, doch noch immer krankte. Zuletzt ſtellte nun Thetis die unſterblichen Waffen ihres hochherzigen Sohnes vor den Griechen als Kampfpreis aus. Weithin ſchimmerte der Schild des Helden, auf welchem von Vulkans eigener Hand die kunſtvollſten Ge¬ bilde in getriebener Arbeit glänzten. Neben ihm lag auf dem Boden der gewichtige Helm, deſſen Wölbung das Bild Jupiters trug, wie er voll Zorns auf dem Himmels¬ gewölbe ſtand, und mit den Titanen kämpfte. Weiter lag auf der Erde der ſchöne gewölbte Harniſch, der ſchwarz und undurchdringlich die Bruſt des Peliden umſchloß: dann die ſchweren und doch ſo bequemen Beinſchienen, die er trug, als wären ſie federleicht; nahe dabei glänzte ſein unbezwingliches Schwert in ſilberner Scheide, mit goldner Kuppel und elfenbeinernem Griffe; ihm zur Seite lag der gewichtvolle Speer am Boden, einer gefällten Tanne ähnlich und noch roth von Hektors Blut. Hinter den Waffen ſtand Thetis, ihr Haupt mit einem

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Zitationshilfe: Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 2. Stuttgart, 1839, S. [359]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen02_1839/381>, abgerufen am 21.11.2024.