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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 3. Stuttgart, 1840.

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schimmern. Sogleich drehten sie ihre Schiffschnäbel
dem Lande zu, wo der Berg, auf welchem die Stadt
Pallanteum gelegen war, sich mit seinem Fuße in den
Fluß verlor.

Es war gerade der Tag, an welchem der Arkadier¬
könig Evander, seinen Sohn Pallas an der Seite, mit
dem kleinen Rathe seiner Stadt und den angesehensten
Jünglingen, in einem benachbarten Haine dem Herkules
ein feierliches Opfer darbrachte. Der Weihrauch und
das Blut dampfte auf den Altären, und das Opfermahl
hatte schon begonnen. Als nun die Arkadier die hohen
Schiffe zwischen den dunkeln Uferwäldern unter leisem
Ruderschlage herbeischwimmen sahen, erschracken sie vor
dem plötzlichen Anblicke, und wollten den Schmaus ver¬
lassen. Doch der muthige Jüngling Pallas verbot ihnen,
das Fest zu unterbrechen, er selbst ergriff seine Lanze,
flog ihnen entgegen, und rief noch vom Hügel hinab:
"Was führte euch auf diese ungewohnte Bahn, ihr
Männer, woher seyd ihr? wohin trachtet ihr? Bringet
ihr uns Krieg oder Frieden?" Aeneas antwortete von
dem hohen Verdecke seines Schiffes, indem er das Zei¬
chen des Friedens, den Olivenzweig, hoch in der ausge¬
streckten Rechten hielt: "Trojaner siehest du, Jüngling,
Männer, zum Kampfe mit den Latinern gerüstet, welche
uns Flüchtlinge mit Waffengewalt aus ihrem Lande
vertreiben wollen. Wir kommen zum Könige Evander,
um ihn um sein Bündniß und um Hülfe zu bitten."
Als Pallas den großen Trojanernamen hörte, staunte
er, und rief in freudiger Bestürzung: "Willkommen,
Gast, wer du auch seyest, tritt immerhin vor meinen
Vater, und nimm in unserer Wohnung fürlieb!"

ſchimmern. Sogleich drehten ſie ihre Schiffſchnäbel
dem Lande zu, wo der Berg, auf welchem die Stadt
Pallanteum gelegen war, ſich mit ſeinem Fuße in den
Fluß verlor.

Es war gerade der Tag, an welchem der Arkadier¬
könig Evander, ſeinen Sohn Pallas an der Seite, mit
dem kleinen Rathe ſeiner Stadt und den angeſehenſten
Jünglingen, in einem benachbarten Haine dem Herkules
ein feierliches Opfer darbrachte. Der Weihrauch und
das Blut dampfte auf den Altären, und das Opfermahl
hatte ſchon begonnen. Als nun die Arkadier die hohen
Schiffe zwiſchen den dunkeln Uferwäldern unter leiſem
Ruderſchlage herbeiſchwimmen ſahen, erſchracken ſie vor
dem plötzlichen Anblicke, und wollten den Schmaus ver¬
laſſen. Doch der muthige Jüngling Pallas verbot ihnen,
das Feſt zu unterbrechen, er ſelbſt ergriff ſeine Lanze,
flog ihnen entgegen, und rief noch vom Hügel hinab:
„Was führte euch auf dieſe ungewohnte Bahn, ihr
Männer, woher ſeyd ihr? wohin trachtet ihr? Bringet
ihr uns Krieg oder Frieden?“ Aeneas antwortete von
dem hohen Verdecke ſeines Schiffes, indem er das Zei¬
chen des Friedens, den Olivenzweig, hoch in der ausge¬
ſtreckten Rechten hielt: „Trojaner ſieheſt du, Jüngling,
Männer, zum Kampfe mit den Latinern gerüſtet, welche
uns Flüchtlinge mit Waffengewalt aus ihrem Lande
vertreiben wollen. Wir kommen zum Könige Evander,
um ihn um ſein Bündniß und um Hülfe zu bitten.“
Als Pallas den großen Trojanernamen hörte, ſtaunte
er, und rief in freudiger Beſtürzung: „Willkommen,
Gaſt, wer du auch ſeyeſt, tritt immerhin vor meinen
Vater, und nimm in unſerer Wohnung fürlieb!“

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[364/0386] ſchimmern. Sogleich drehten ſie ihre Schiffſchnäbel dem Lande zu, wo der Berg, auf welchem die Stadt Pallanteum gelegen war, ſich mit ſeinem Fuße in den Fluß verlor. Es war gerade der Tag, an welchem der Arkadier¬ könig Evander, ſeinen Sohn Pallas an der Seite, mit dem kleinen Rathe ſeiner Stadt und den angeſehenſten Jünglingen, in einem benachbarten Haine dem Herkules ein feierliches Opfer darbrachte. Der Weihrauch und das Blut dampfte auf den Altären, und das Opfermahl hatte ſchon begonnen. Als nun die Arkadier die hohen Schiffe zwiſchen den dunkeln Uferwäldern unter leiſem Ruderſchlage herbeiſchwimmen ſahen, erſchracken ſie vor dem plötzlichen Anblicke, und wollten den Schmaus ver¬ laſſen. Doch der muthige Jüngling Pallas verbot ihnen, das Feſt zu unterbrechen, er ſelbſt ergriff ſeine Lanze, flog ihnen entgegen, und rief noch vom Hügel hinab: „Was führte euch auf dieſe ungewohnte Bahn, ihr Männer, woher ſeyd ihr? wohin trachtet ihr? Bringet ihr uns Krieg oder Frieden?“ Aeneas antwortete von dem hohen Verdecke ſeines Schiffes, indem er das Zei¬ chen des Friedens, den Olivenzweig, hoch in der ausge¬ ſtreckten Rechten hielt: „Trojaner ſieheſt du, Jüngling, Männer, zum Kampfe mit den Latinern gerüſtet, welche uns Flüchtlinge mit Waffengewalt aus ihrem Lande vertreiben wollen. Wir kommen zum Könige Evander, um ihn um ſein Bündniß und um Hülfe zu bitten.“ Als Pallas den großen Trojanernamen hörte, ſtaunte er, und rief in freudiger Beſtürzung: „Willkommen, Gaſt, wer du auch ſeyeſt, tritt immerhin vor meinen Vater, und nimm in unſerer Wohnung fürlieb!“

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Zitationshilfe: Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 3. Stuttgart, 1840, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen03_1840/386>, abgerufen am 22.11.2024.