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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 3. Stuttgart, 1840.

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Orestes, der Sohn Agamemnons, des Vö lkerfürsten vor
Troja. Dieß war der Anfang seiner Wettkämpfe. Aber,
wenn ihn die höhere Gewalt der Götter irre macht, so
entgeht auch der Stärkste seinem Loose nicht. Denn
als nun am andern Tage wiederum bei Sonnenaufgang
das Wettrennen der geflügelten Rosse seinen Anfang
nahm, war auch er unter vielen andern Wagenlenkern
zur Stelle. Vor ihm waren auf dem Kampfplatz ein
Achaier, ein Spartaner und zwei wohlerfahrene Rosse¬
lenker aus Libyen erschienen. Auf sie folgte Orestes als
der Fünfte, mit thessalischen Rossen; dann, mit einem
Viergespann von Braunen, kam ein Ae olier; als siebenter
ein Wettrenner aus Magnesia, der Achte ein Kämpfer
aus Aenia mit schönen Schimmeln, beide Thracier, aus
Athen ein Neunter, und zuletzt auf dem zehenten Wagen
saß ein Böotier. Nun schüttelten die Kampfrichter die
Loose, die Wagen wurden in der Ordnung aufgestellt,
die Trompete gab das Zeichen, und dahin jagten sie
alle, die Zügel schwingend und den Rossen Muth ein¬
rufend. Das Erz der Wagen dröhnte, der Staub flog
empor, keiner sparte die Geissel. Hinter jedem Wagen
schnaubten schon die Rosse eines andern. Bereits lenkte
der Aenianer der letzten Säule zu und drängte, sein
linkes Roß straff am Zügel haltend, die Nabe dorthin,
während er das rechte, das Nebenroß, frei laufen ließ.
Anfangs flogen auch die Wagen alle aufrecht dahin,
bis die hartmäuligen Pferde des Aenianers scheu wurden
und gegen den Wagen des Libyers anrannten. Durch
diesen Einen Fehler gerieth Alles in Verwirrung, Wa¬
gen stürzten an Wagen, und bald war das Feld mit
Trümmern bedeckt. Nur der kluge Athener wich seitwärts,

Oreſtes, der Sohn Agamemnons, des Vö lkerfürſten vor
Troja. Dieß war der Anfang ſeiner Wettkämpfe. Aber,
wenn ihn die höhere Gewalt der Götter irre macht, ſo
entgeht auch der Stärkſte ſeinem Looſe nicht. Denn
als nun am andern Tage wiederum bei Sonnenaufgang
das Wettrennen der geflügelten Roſſe ſeinen Anfang
nahm, war auch er unter vielen andern Wagenlenkern
zur Stelle. Vor ihm waren auf dem Kampfplatz ein
Achaier, ein Spartaner und zwei wohlerfahrene Roſſe¬
lenker aus Libyen erſchienen. Auf ſie folgte Oreſtes als
der Fünfte, mit theſſaliſchen Roſſen; dann, mit einem
Viergeſpann von Braunen, kam ein Ae olier; als ſiebenter
ein Wettrenner aus Magneſia, der Achte ein Kämpfer
aus Aenia mit ſchönen Schimmeln, beide Thracier, aus
Athen ein Neunter, und zuletzt auf dem zehenten Wagen
ſaß ein Böotier. Nun ſchüttelten die Kampfrichter die
Looſe, die Wagen wurden in der Ordnung aufgeſtellt,
die Trompete gab das Zeichen, und dahin jagten ſie
alle, die Zügel ſchwingend und den Roſſen Muth ein¬
rufend. Das Erz der Wagen dröhnte, der Staub flog
empor, keiner ſparte die Geiſſel. Hinter jedem Wagen
ſchnaubten ſchon die Roſſe eines andern. Bereits lenkte
der Aenianer der letzten Säule zu und drängte, ſein
linkes Roß ſtraff am Zügel haltend, die Nabe dorthin,
während er das rechte, das Nebenroß, frei laufen ließ.
Anfangs flogen auch die Wagen alle aufrecht dahin,
bis die hartmäuligen Pferde des Aenianers ſcheu wurden
und gegen den Wagen des Libyers anrannten. Durch
dieſen Einen Fehler gerieth Alles in Verwirrung, Wa¬
gen ſtürzten an Wagen, und bald war das Feld mit
Trümmern bedeckt. Nur der kluge Athener wich ſeitwärts,

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[20/0042] Oreſtes, der Sohn Agamemnons, des Vö lkerfürſten vor Troja. Dieß war der Anfang ſeiner Wettkämpfe. Aber, wenn ihn die höhere Gewalt der Götter irre macht, ſo entgeht auch der Stärkſte ſeinem Looſe nicht. Denn als nun am andern Tage wiederum bei Sonnenaufgang das Wettrennen der geflügelten Roſſe ſeinen Anfang nahm, war auch er unter vielen andern Wagenlenkern zur Stelle. Vor ihm waren auf dem Kampfplatz ein Achaier, ein Spartaner und zwei wohlerfahrene Roſſe¬ lenker aus Libyen erſchienen. Auf ſie folgte Oreſtes als der Fünfte, mit theſſaliſchen Roſſen; dann, mit einem Viergeſpann von Braunen, kam ein Ae olier; als ſiebenter ein Wettrenner aus Magneſia, der Achte ein Kämpfer aus Aenia mit ſchönen Schimmeln, beide Thracier, aus Athen ein Neunter, und zuletzt auf dem zehenten Wagen ſaß ein Böotier. Nun ſchüttelten die Kampfrichter die Looſe, die Wagen wurden in der Ordnung aufgeſtellt, die Trompete gab das Zeichen, und dahin jagten ſie alle, die Zügel ſchwingend und den Roſſen Muth ein¬ rufend. Das Erz der Wagen dröhnte, der Staub flog empor, keiner ſparte die Geiſſel. Hinter jedem Wagen ſchnaubten ſchon die Roſſe eines andern. Bereits lenkte der Aenianer der letzten Säule zu und drängte, ſein linkes Roß ſtraff am Zügel haltend, die Nabe dorthin, während er das rechte, das Nebenroß, frei laufen ließ. Anfangs flogen auch die Wagen alle aufrecht dahin, bis die hartmäuligen Pferde des Aenianers ſcheu wurden und gegen den Wagen des Libyers anrannten. Durch dieſen Einen Fehler gerieth Alles in Verwirrung, Wa¬ gen ſtürzten an Wagen, und bald war das Feld mit Trümmern bedeckt. Nur der kluge Athener wich ſeitwärts,

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Zitationshilfe: Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 3. Stuttgart, 1840, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen03_1840/42>, abgerufen am 24.11.2024.