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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 3. Stuttgart, 1840.

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Telemach und die Freier.

Die Heimkehr der Griechen von Troja war voll¬
bracht, und, so viele der Helden den Schlachten während
des Krieges oder dem Sturm auf der Heimfahrt entronnen
waren, befanden sich jetzt zu Hause glücklich oder un¬
glücklich. Nur Odysseus, der Sohn des Laertes, Ithaka's
Fürst, war noch auf der Irrfahrt und von einem selt¬
samen Schicksale betroffen. Nach mancherlei Abenteuern,
saß er in der Ferne auf einer rauhen, mit Wäldern bedeckten,
einsamen Insel, mit Namen Ogygia, wo ihn eine hohe
Nymphe, die Göttin Kalypso, die Tochter des Atlas, in ihrer
Grotte gefangen hielt, weil sie ihn zum Gemahl begehrte.
Er aber blieb der zurückgelassenen Gattin, der edlen Pe¬
nelope, treu; und endlich jammerte sein auch die Götter
im Olymp; nur Neptunus oder Poseidon, der Gott des
Meeres, der alte Feind der Griechen, zürnte auch diesem
Helden unversöhnlich, und wenn er ihn nicht zu vertilgen
wagte, so legte er seiner Heimfahrt doch allenthalben
Hindernisse in den Weg, und trieb ihn in der Irre umher.
Und so war er es auch, der ihn an jene unwirthliche
Insel geworfen hatte.

Nun aber wurde doch im Rathe der Himmlischen
beschlossen, daß Odysseus aus den Banden der Inselfürstin
Kalypso befreit werden sollte. Auf die Fürbitte Minerva's
wurde Hermes (Merkur), der Götterbote, nach dem ogy¬
gischen Eilande geschickt, um der schönen Nymphe den
unwiderruflichen Rathschluß Jupiters zu verkündigen,
daß dem Dulder die Wiederkehr in seine Heimath

Telemach und die Freier.

Die Heimkehr der Griechen von Troja war voll¬
bracht, und, ſo viele der Helden den Schlachten während
des Krieges oder dem Sturm auf der Heimfahrt entronnen
waren, befanden ſich jetzt zu Hauſe glücklich oder un¬
glücklich. Nur Odyſſeus, der Sohn des Laertes, Ithaka's
Fürſt, war noch auf der Irrfahrt und von einem ſelt¬
ſamen Schickſale betroffen. Nach mancherlei Abenteuern,
ſaß er in der Ferne auf einer rauhen, mit Wäldern bedeckten,
einſamen Inſel, mit Namen Ogygia, wo ihn eine hohe
Nymphe, die Göttin Kalypſo, die Tochter des Atlas, in ihrer
Grotte gefangen hielt, weil ſie ihn zum Gemahl begehrte.
Er aber blieb der zurückgelaſſenen Gattin, der edlen Pe¬
nelope, treu; und endlich jammerte ſein auch die Götter
im Olymp; nur Neptunus oder Poſeidon, der Gott des
Meeres, der alte Feind der Griechen, zürnte auch dieſem
Helden unverſöhnlich, und wenn er ihn nicht zu vertilgen
wagte, ſo legte er ſeiner Heimfahrt doch allenthalben
Hinderniſſe in den Weg, und trieb ihn in der Irre umher.
Und ſo war er es auch, der ihn an jene unwirthliche
Inſel geworfen hatte.

Nun aber wurde doch im Rathe der Himmliſchen
beſchloſſen, daß Odyſſeus aus den Banden der Inſelfürſtin
Kalypſo befreit werden ſollte. Auf die Fürbitte Minerva's
wurde Hermes (Merkur), der Götterbote, nach dem ogy¬
giſchen Eilande geſchickt, um der ſchönen Nymphe den
unwiderruflichen Rathſchluß Jupiters zu verkündigen,
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[[67]/0089] Telemach und die Freier. Die Heimkehr der Griechen von Troja war voll¬ bracht, und, ſo viele der Helden den Schlachten während des Krieges oder dem Sturm auf der Heimfahrt entronnen waren, befanden ſich jetzt zu Hauſe glücklich oder un¬ glücklich. Nur Odyſſeus, der Sohn des Laertes, Ithaka's Fürſt, war noch auf der Irrfahrt und von einem ſelt¬ ſamen Schickſale betroffen. Nach mancherlei Abenteuern, ſaß er in der Ferne auf einer rauhen, mit Wäldern bedeckten, einſamen Inſel, mit Namen Ogygia, wo ihn eine hohe Nymphe, die Göttin Kalypſo, die Tochter des Atlas, in ihrer Grotte gefangen hielt, weil ſie ihn zum Gemahl begehrte. Er aber blieb der zurückgelaſſenen Gattin, der edlen Pe¬ nelope, treu; und endlich jammerte ſein auch die Götter im Olymp; nur Neptunus oder Poſeidon, der Gott des Meeres, der alte Feind der Griechen, zürnte auch dieſem Helden unverſöhnlich, und wenn er ihn nicht zu vertilgen wagte, ſo legte er ſeiner Heimfahrt doch allenthalben Hinderniſſe in den Weg, und trieb ihn in der Irre umher. Und ſo war er es auch, der ihn an jene unwirthliche Inſel geworfen hatte. Nun aber wurde doch im Rathe der Himmliſchen beſchloſſen, daß Odyſſeus aus den Banden der Inſelfürſtin Kalypſo befreit werden ſollte. Auf die Fürbitte Minerva's wurde Hermes (Merkur), der Götterbote, nach dem ogy¬ giſchen Eilande geſchickt, um der ſchönen Nymphe den unwiderruflichen Rathſchluß Jupiters zu verkündigen, daß dem Dulder die Wiederkehr in ſeine Heimath

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Zitationshilfe: Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 3. Stuttgart, 1840, S. [67]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen03_1840/89>, abgerufen am 24.11.2024.