für blosse Schatten doch zu scharfen Konturen der Zellen wahrscheinlich. Die sehr deutlichen Kernkörperchen in den nicht abgeplatteten Kernen liegen innerhalb derselben an ihrer Wand, nicht in der Mitte, wie Fig. 11 zeigt.
Da nun, wie wir beim Hühnchen gesehen haben, die runden Zellen das Primäre bei der Krystalllinse sind, und Anfangs sich keine Fasern finden, da sich in der weiter ent- wickelten Krystalllinse der erwähnten Schweineembryonen viele Fasern und weniger runde Zellen und zugleich Zel- len zeigten, welche sich in die Fasern verlängerten, so muss man die Fasern überhaupt als verlängerte Zellen be- trachten. Eine Zellenmembran ist an den Fasern zwar nicht zu unterscheiden und auch an den runden Zellen nicht mit Sicherheit zu erkennen. So sicher sie sich aber aus den oben angeführten Gründen an den runden Zel- len erschliessen liess, so sicher muss sie auch an den Fasern vorhanden sein. Bei den Schweineembryonen fin- det man auch oft noch Kerne an den Fasern. Die Fa- sern sind zum Theil platt. Mehrmals habe ich auch eine Aneinanderreihung von Zellenkernen beobachtet, weiss aber nicht, was sie zu bedeuten haben. Es mag auch wohl eine Verschmelzung mehrerer Zellen zu einer Faser vorkommen, doch habe ich darüber keine entscheidenden Beobachtungen. Bei Fischen, z. B. einem jungen Hecht, sieht man auch oft die Verlängerung der Zellen in Fasern sehr deutlich.
Viele Fasern der Krystalllinse besonders bei Fischen zeigen, wie Brewster gefunden hat, eine auffallende Ei- genthümlichkeit, indem ihre Ränder gezähnelt sind. Tab. I. Fig. 13 stellt eine solche Faser aus der innersten Schichte der Krystalllinse eines Hechtes dar. Die Fasern sind platt und ihre scharfen Ränder mit langen Zähnen verse- hen, welche so liegen, dass zwei benachbarte Fasern mit diesen Zähnen in einander greifen. Hier zeigt sich nun eine vollständige Uebereinstimmung mit einer Form von Pflanzenzellen, die Fig. 14 abgebildet ist. Es ist eine Epi- dermiszelle einer Grasart. Sie ist lang gestreckt, ganz
für bloſse Schatten doch zu scharfen Konturen der Zellen wahrscheinlich. Die sehr deutlichen Kernkörperchen in den nicht abgeplatteten Kernen liegen innerhalb derselben an ihrer Wand, nicht in der Mitte, wie Fig. 11 zeigt.
Da nun, wie wir beim Hühnchen gesehen haben, die runden Zellen das Primäre bei der Krystalllinse sind, und Anfangs sich keine Fasern finden, da sich in der weiter ent- wickelten Krystalllinse der erwähnten Schweineembryonen viele Fasern und weniger runde Zellen und zugleich Zel- len zeigten, welche sich in die Fasern verlängerten, so muſs man die Fasern überhaupt als verlängerte Zellen be- trachten. Eine Zellenmembran ist an den Fasern zwar nicht zu unterscheiden und auch an den runden Zellen nicht mit Sicherheit zu erkennen. So sicher sie sich aber aus den oben angeführten Gründen an den runden Zel- len erschlieſsen lieſs, so sicher muſs sie auch an den Fasern vorhanden sein. Bei den Schweineembryonen fin- det man auch oft noch Kerne an den Fasern. Die Fa- sern sind zum Theil platt. Mehrmals habe ich auch eine Aneinanderreihung von Zellenkernen beobachtet, weiſs aber nicht, was sie zu bedeuten haben. Es mag auch wohl eine Verschmelzung mehrerer Zellen zu einer Faser vorkommen, doch habe ich darüber keine entscheidenden Beobachtungen. Bei Fischen, z. B. einem jungen Hecht, sieht man auch oft die Verlängerung der Zellen in Fasern sehr deutlich.
Viele Fasern der Krystalllinse besonders bei Fischen zeigen, wie Brewster gefunden hat, eine auffallende Ei- genthümlichkeit, indem ihre Ränder gezähnelt sind. Tab. I. Fig. 13 stellt eine solche Faser aus der innersten Schichte der Krystalllinse eines Hechtes dar. Die Fasern sind platt und ihre scharfen Ränder mit langen Zähnen verse- hen, welche so liegen, daſs zwei benachbarte Fasern mit diesen Zähnen in einander greifen. Hier zeigt sich nun eine vollständige Uebereinstimmung mit einer Form von Pflanzenzellen, die Fig. 14 abgebildet ist. Es ist eine Epi- dermiszelle einer Grasart. Sie ist lang gestreckt, ganz
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für bloſse Schatten doch zu scharfen Konturen der Zellen
wahrscheinlich. Die sehr deutlichen Kernkörperchen in
den nicht abgeplatteten Kernen liegen innerhalb derselben
an ihrer Wand, nicht in der Mitte, wie Fig. 11 zeigt.
Da nun, wie wir beim Hühnchen gesehen haben, die
runden Zellen das Primäre bei der Krystalllinse sind, und
Anfangs sich keine Fasern finden, da sich in der weiter ent-
wickelten Krystalllinse der erwähnten Schweineembryonen
viele Fasern und weniger runde Zellen und zugleich Zel-
len zeigten, welche sich in die Fasern verlängerten, so
muſs man die Fasern überhaupt als verlängerte Zellen be-
trachten. Eine Zellenmembran ist an den Fasern zwar
nicht zu unterscheiden und auch an den runden Zellen
nicht mit Sicherheit zu erkennen. So sicher sie sich aber
aus den oben angeführten Gründen an den runden Zel-
len erschlieſsen lieſs, so sicher muſs sie auch an den
Fasern vorhanden sein. Bei den Schweineembryonen fin-
det man auch oft noch Kerne an den Fasern. Die Fa-
sern sind zum Theil platt. Mehrmals habe ich auch eine
Aneinanderreihung von Zellenkernen beobachtet, weiſs
aber nicht, was sie zu bedeuten haben. Es mag auch
wohl eine Verschmelzung mehrerer Zellen zu einer Faser
vorkommen, doch habe ich darüber keine entscheidenden
Beobachtungen. Bei Fischen, z. B. einem jungen Hecht,
sieht man auch oft die Verlängerung der Zellen in Fasern
sehr deutlich.
Viele Fasern der Krystalllinse besonders bei Fischen
zeigen, wie Brewster gefunden hat, eine auffallende Ei-
genthümlichkeit, indem ihre Ränder gezähnelt sind. Tab. I.
Fig. 13 stellt eine solche Faser aus der innersten Schichte
der Krystalllinse eines Hechtes dar. Die Fasern sind
platt und ihre scharfen Ränder mit langen Zähnen verse-
hen, welche so liegen, daſs zwei benachbarte Fasern mit
diesen Zähnen in einander greifen. Hier zeigt sich nun
eine vollständige Uebereinstimmung mit einer Form von
Pflanzenzellen, die Fig. 14 abgebildet ist. Es ist eine Epi-
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Schwann, Theodor: Mikroskopische Untersuchungen über die Uebereinstimmung in der Struktur und dem Wachsthum der Thiere und Pflanzen. Berlin, 1839, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwann_mikroskopische_1839/126>, abgerufen am 16.02.2025.
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