den gaben aber die Veranlassung zu weitern Un- tersuchungen in einer andern Richtung.
In den oben erwähnten Untersuchungen von Henle, Turpin und Dumortier lag die Pflan- zenähnlichkeit der untersuchten thierischen Ge- webe, Epithelium und Leber der Schnecken, er- stens darin, dass die Elementartheile dieser Ge- webe ohne Gefässe und zum Theil frei in einer Flüssigkeit oder sogar eingeschlossen in einer andern Zelle wachsen, zweitens darin, dass diese ein gefässloses Wachsthum zeigenden Elemen- tartheile mit einer eigenthümlichen Wand verse- hene Zellen sind, wie die Pflanzenzellen. Nach- dem diese Beweise geliefert waren, war man berechtigt, diese Zellen so neben die Pflanzen- zellen zu stellen, wie die verschiedenen Arten thierischer Zellen, z. B. Keimbläschen, Blutkör- perchen, Fettzellen nebeneinander standen, als verschiedene Species unter dem naturhistorischen Begriff Zellen.
Die Lage der Sache im Anfange meiner Untersuchung war demnach folgende: Die Ele- mentartheile der Organismen erschienen unter den manchfaltigsten Formen; mehre von diesen wa- ren einander ähnlich und man konnte nach die- ser grösseren oder geringeren Aehnlichkeit eine Gruppe der Fasern, der Zellen, der Kugeln u. s. w. unterscheiden, und es gab in jeder dieser Abtheilungen wieder verschiedene Arten. Wie die Zellen insgesammt von den Fasern, so muss- ten auch die einzelnen Zellenarten von einander
den gaben aber die Veranlassung zu weitern Un- tersuchungen in einer andern Richtung.
In den oben erwähnten Untersuchungen von Henle, Turpin und Dumortier lag die Pflan- zenähnlichkeit der untersuchten thierischen Ge- webe, Epithelium und Leber der Schnecken, er- stens darin, daſs die Elementartheile dieser Ge- webe ohne Gefäſse und zum Theil frei in einer Flüssigkeit oder sogar eingeschlossen in einer andern Zelle wachsen, zweitens darin, daſs diese ein gefäſsloses Wachsthum zeigenden Elemen- tartheile mit einer eigenthümlichen Wand verse- hene Zellen sind, wie die Pflanzenzellen. Nach- dem diese Beweise geliefert waren, war man berechtigt, diese Zellen so neben die Pflanzen- zellen zu stellen, wie die verschiedenen Arten thierischer Zellen, z. B. Keimbläschen, Blutkör- perchen, Fettzellen nebeneinander standen, als verschiedene Species unter dem naturhistorischen Begriff Zellen.
Die Lage der Sache im Anfange meiner Untersuchung war demnach folgende: Die Ele- mentartheile der Organismen erschienen unter den manchfaltigsten Formen; mehre von diesen wa- ren einander ähnlich und man konnte nach die- ser gröſseren oder geringeren Aehnlichkeit eine Gruppe der Fasern, der Zellen, der Kugeln u. s. w. unterscheiden, und es gab in jeder dieser Abtheilungen wieder verschiedene Arten. Wie die Zellen insgesammt von den Fasern, so muſs- ten auch die einzelnen Zellenarten von einander
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[XI/0017]
den gaben aber die Veranlassung zu weitern Un-
tersuchungen in einer andern Richtung.
In den oben erwähnten Untersuchungen von
Henle, Turpin und Dumortier lag die Pflan-
zenähnlichkeit der untersuchten thierischen Ge-
webe, Epithelium und Leber der Schnecken, er-
stens darin, daſs die Elementartheile dieser Ge-
webe ohne Gefäſse und zum Theil frei in einer
Flüssigkeit oder sogar eingeschlossen in einer
andern Zelle wachsen, zweitens darin, daſs diese
ein gefäſsloses Wachsthum zeigenden Elemen-
tartheile mit einer eigenthümlichen Wand verse-
hene Zellen sind, wie die Pflanzenzellen. Nach-
dem diese Beweise geliefert waren, war man
berechtigt, diese Zellen so neben die Pflanzen-
zellen zu stellen, wie die verschiedenen Arten
thierischer Zellen, z. B. Keimbläschen, Blutkör-
perchen, Fettzellen nebeneinander standen, als
verschiedene Species unter dem naturhistorischen
Begriff Zellen.
Die Lage der Sache im Anfange meiner
Untersuchung war demnach folgende: Die Ele-
mentartheile der Organismen erschienen unter den
manchfaltigsten Formen; mehre von diesen wa-
ren einander ähnlich und man konnte nach die-
ser gröſseren oder geringeren Aehnlichkeit eine
Gruppe der Fasern, der Zellen, der Kugeln u.
s. w. unterscheiden, und es gab in jeder dieser
Abtheilungen wieder verschiedene Arten. Wie
die Zellen insgesammt von den Fasern, so muſs-
ten auch die einzelnen Zellenarten von einander
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Schwann, Theodor: Mikroskopische Untersuchungen über die Uebereinstimmung in der Struktur und dem Wachsthum der Thiere und Pflanzen. Berlin, 1839, S. XI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwann_mikroskopische_1839/17>, abgerufen am 21.11.2024.
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