Bei meiner ersten Mittheilung über die Bildung der Muskelprimitivbündel durch Verschmelzung von Zellen (Froriep's Notizen Nr. 103) waren unter den Pflanzen- zellen nur bei den Spiral- und Milchsaftgefässen ähnliche Vorgänge bekannt. Um so interessanter ist es, dass Meyen jetzt bei den Bastzellen eine viel schlagendere Analogie entdeckt hat (Wiegmann's Archiv 1838 p. 297). Er fand, dass diese langgestreckten Zellen durch Kochen in Salzsäure in sehr kleine, ungefähr gleich lange Stück- chen zerfielen, und die Untersuchung über die Entwick- lung der Bastzellen in Knospen zeigte, dass früher eben so viele einzelne, etwas langgezogene prismatische Paren- chymzellen da sind, welche mit ihren Enden genau über einander stehen, dort mit einander verwachsen und deren Scheidewände dann resorbirt werden.
Die sekundäre Muskelzelle funktionirt nun weiter, wie eine einfache Zelle. Ihre Wand ist Anfangs dünn, in ihrer Höhle befinden sich, ausser dem Zellenkerne, viele kleine Körnchen. Es tritt nun eine Umwandlung des Zel- leninhaltes ein, indem diese Körnchen allmählig verschwin- den; gleichzeitig wird die Wand der Zelle auf Kosten der Zellenhöhle dicker, so dass die Zellenhöhle endlich ganz verschwindet und die ganze sekundäre Zelle ein soli- der Strang wird. Bei dieser Verdickung der Zellen- wand bleiben die Zellenkerne Anfangs noch fortbestehen und werden, von der Verdickung eingeschlossen, nicht in die Zellenhöhle geschoben. Endlich werden die Kerne ganz resorbirt. Es ist nun die Frage: Ist die Verdickung der Wand der sekundären Muskelzelle eine Verdickung der Zellenmembran selbst, wie es bei den Knorpeln zu sein schien, oder ist es eine sekundäre Ablagerung auf der innern Fläche der Zellenmembran, so dass diese che- misch und mikroskopisch verschieden ist von der Sub- stanz, wodurch die sekundäre Zelle zu einem soliden Strange wird? Das Letztere ist bei den Pflanzen das Gewöhnliche. Zunächst kommt bei der Beantwortung die- ser Frage die Lage der Zellenkerne in Betracht; da diese
Bei meiner ersten Mittheilung über die Bildung der Muskelprimitivbündel durch Verschmelzung von Zellen (Froriep’s Notizen Nr. 103) waren unter den Pflanzen- zellen nur bei den Spiral- und Milchsaftgefäſsen ähnliche Vorgänge bekannt. Um so interessanter ist es, daſs Meyen jetzt bei den Bastzellen eine viel schlagendere Analogie entdeckt hat (Wiegmann’s Archiv 1838 p. 297). Er fand, daſs diese langgestreckten Zellen durch Kochen in Salzsäure in sehr kleine, ungefähr gleich lange Stück- chen zerfielen, und die Untersuchung über die Entwick- lung der Bastzellen in Knospen zeigte, daſs früher eben so viele einzelne, etwas langgezogene prismatische Paren- chymzellen da sind, welche mit ihren Enden genau über einander stehen, dort mit einander verwachsen und deren Scheidewände dann resorbirt werden.
Die sekundäre Muskelzelle funktionirt nun weiter, wie eine einfache Zelle. Ihre Wand ist Anfangs dünn, in ihrer Höhle befinden sich, auſser dem Zellenkerne, viele kleine Körnchen. Es tritt nun eine Umwandlung des Zel- leninhaltes ein, indem diese Körnchen allmählig verschwin- den; gleichzeitig wird die Wand der Zelle auf Kosten der Zellenhöhle dicker, so daſs die Zellenhöhle endlich ganz verschwindet und die ganze sekundäre Zelle ein soli- der Strang wird. Bei dieser Verdickung der Zellen- wand bleiben die Zellenkerne Anfangs noch fortbestehen und werden, von der Verdickung eingeschlossen, nicht in die Zellenhöhle geschoben. Endlich werden die Kerne ganz resorbirt. Es ist nun die Frage: Ist die Verdickung der Wand der sekundären Muskelzelle eine Verdickung der Zellenmembran selbst, wie es bei den Knorpeln zu sein schien, oder ist es eine sekundäre Ablagerung auf der innern Fläche der Zellenmembran, so daſs diese che- misch und mikroskopisch verschieden ist von der Sub- stanz, wodurch die sekundäre Zelle zu einem soliden Strange wird? Das Letztere ist bei den Pflanzen das Gewöhnliche. Zunächst kommt bei der Beantwortung die- ser Frage die Lage der Zellenkerne in Betracht; da diese
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Bei meiner ersten Mittheilung über die Bildung der
Muskelprimitivbündel durch Verschmelzung von Zellen
(Froriep’s Notizen Nr. 103) waren unter den Pflanzen-
zellen nur bei den Spiral- und Milchsaftgefäſsen ähnliche
Vorgänge bekannt. Um so interessanter ist es, daſs
Meyen jetzt bei den Bastzellen eine viel schlagendere
Analogie entdeckt hat (Wiegmann’s Archiv 1838 p. 297).
Er fand, daſs diese langgestreckten Zellen durch Kochen
in Salzsäure in sehr kleine, ungefähr gleich lange Stück-
chen zerfielen, und die Untersuchung über die Entwick-
lung der Bastzellen in Knospen zeigte, daſs früher eben
so viele einzelne, etwas langgezogene prismatische Paren-
chymzellen da sind, welche mit ihren Enden genau über
einander stehen, dort mit einander verwachsen und deren
Scheidewände dann resorbirt werden.
Die sekundäre Muskelzelle funktionirt nun weiter,
wie eine einfache Zelle. Ihre Wand ist Anfangs dünn,
in ihrer Höhle befinden sich, auſser dem Zellenkerne, viele
kleine Körnchen. Es tritt nun eine Umwandlung des Zel-
leninhaltes ein, indem diese Körnchen allmählig verschwin-
den; gleichzeitig wird die Wand der Zelle auf Kosten der
Zellenhöhle dicker, so daſs die Zellenhöhle endlich ganz
verschwindet und die ganze sekundäre Zelle ein soli-
der Strang wird. Bei dieser Verdickung der Zellen-
wand bleiben die Zellenkerne Anfangs noch fortbestehen
und werden, von der Verdickung eingeschlossen, nicht in
die Zellenhöhle geschoben. Endlich werden die Kerne
ganz resorbirt. Es ist nun die Frage: Ist die Verdickung
der Wand der sekundären Muskelzelle eine Verdickung
der Zellenmembran selbst, wie es bei den Knorpeln zu
sein schien, oder ist es eine sekundäre Ablagerung auf
der innern Fläche der Zellenmembran, so daſs diese che-
misch und mikroskopisch verschieden ist von der Sub-
stanz, wodurch die sekundäre Zelle zu einem soliden
Strange wird? Das Letztere ist bei den Pflanzen das
Gewöhnliche. Zunächst kommt bei der Beantwortung die-
ser Frage die Lage der Zellenkerne in Betracht; da diese
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Schwann, Theodor: Mikroskopische Untersuchungen über die Uebereinstimmung in der Struktur und dem Wachsthum der Thiere und Pflanzen. Berlin, 1839, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwann_mikroskopische_1839/188>, abgerufen am 21.11.2024.
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