tionsfähigkeit der thierischen Substanz erklären lassen. So stellte sich auch durch die Beobach- tung der Satz fest, dass es ein gemeinsames Entwicklungsprinzip für die Elementartheile al- ler Organismen gibt. Man wusste zwar schon längst, dass alle Gewebe sich aus einer körni- gen Masse bilden; allein dass diese Körner in einer direkten Beziehung zu den spätern Elemen- tartheilen stehen und in welcher, war nur von wenigen Elementartheilen bekannt, und bei die- sen schien die Entwicklungsweise so verschie- den, dass die Einheit darin nicht erkannt wurde und nicht erkannt werden konnte. Denn die Gleichheit des Entwicklungsprinzips liegt haupt- sächlich in der gleichen Entstehung dieser Kör- ner selbst und diese war unbekannt, ja man be- zeichnete unter dem Namen Körner oder körnige Masse bald die ganzen Zellen, bald die Zellen- kerne, bald körnige Substanzen, die sich gewis- ser Massen als chemische Niederschläge bilden und mit den Elementarzellen der Organismen in keinem direkten Zusammenhang stehn.
Eine vorläufige Uebersicht der gewonnenen Resultate, welche schon die meisten Gewebe um- fasste, theilte ich im Anfange des Jahres 1838 in Froriep's Not. No. 91, 103 u. 112 mit. Die ausführlichere Behandlung erforderte längere Zeit; die beiden ersten Hefte der vorliegenden Ab- handlung gingen im August und December 1838 bei der Pariser Akademie ein. J. Müller und Henle haben die Theorie bereits auf die wich-
tionsfähigkeit der thierischen Substanz erklären lassen. So stellte sich auch durch die Beobach- tung der Satz fest, daſs es ein gemeinsames Entwicklungsprinzip für die Elementartheile al- ler Organismen gibt. Man wuſste zwar schon längst, daſs alle Gewebe sich aus einer körni- gen Masse bilden; allein daſs diese Körner in einer direkten Beziehung zu den spätern Elemen- tartheilen stehen und in welcher, war nur von wenigen Elementartheilen bekannt, und bei die- sen schien die Entwicklungsweise so verschie- den, daſs die Einheit darin nicht erkannt wurde und nicht erkannt werden konnte. Denn die Gleichheit des Entwicklungsprinzips liegt haupt- sächlich in der gleichen Entstehung dieser Kör- ner selbst und diese war unbekannt, ja man be- zeichnete unter dem Namen Körner oder körnige Masse bald die ganzen Zellen, bald die Zellen- kerne, bald körnige Substanzen, die sich gewis- ser Maſsen als chemische Niederschläge bilden und mit den Elementarzellen der Organismen in keinem direkten Zusammenhang stehn.
Eine vorläufige Uebersicht der gewonnenen Resultate, welche schon die meisten Gewebe um- faſste, theilte ich im Anfange des Jahres 1838 in Froriep’s Not. No. 91, 103 u. 112 mit. Die ausführlichere Behandlung erforderte längere Zeit; die beiden ersten Hefte der vorliegenden Ab- handlung gingen im August und December 1838 bei der Pariser Akademie ein. J. Müller und Henle haben die Theorie bereits auf die wich-
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[XV/0021]
tionsfähigkeit der thierischen Substanz erklären
lassen. So stellte sich auch durch die Beobach-
tung der Satz fest, daſs es ein gemeinsames
Entwicklungsprinzip für die Elementartheile al-
ler Organismen gibt. Man wuſste zwar schon
längst, daſs alle Gewebe sich aus einer körni-
gen Masse bilden; allein daſs diese Körner in
einer direkten Beziehung zu den spätern Elemen-
tartheilen stehen und in welcher, war nur von
wenigen Elementartheilen bekannt, und bei die-
sen schien die Entwicklungsweise so verschie-
den, daſs die Einheit darin nicht erkannt wurde
und nicht erkannt werden konnte. Denn die
Gleichheit des Entwicklungsprinzips liegt haupt-
sächlich in der gleichen Entstehung dieser Kör-
ner selbst und diese war unbekannt, ja man be-
zeichnete unter dem Namen Körner oder körnige
Masse bald die ganzen Zellen, bald die Zellen-
kerne, bald körnige Substanzen, die sich gewis-
ser Maſsen als chemische Niederschläge bilden
und mit den Elementarzellen der Organismen in
keinem direkten Zusammenhang stehn.
Eine vorläufige Uebersicht der gewonnenen
Resultate, welche schon die meisten Gewebe um-
faſste, theilte ich im Anfange des Jahres 1838
in Froriep’s Not. No. 91, 103 u. 112 mit. Die
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Schwann, Theodor: Mikroskopische Untersuchungen über die Uebereinstimmung in der Struktur und dem Wachsthum der Thiere und Pflanzen. Berlin, 1839, S. XV. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwann_mikroskopische_1839/21>, abgerufen am 23.11.2024.
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