förmige Zellen aussehen. Sie sind gelb-röthlich gefärbt, wie die wirklichen Kapillargefässe, und diess erweckt schon die Vermuthung, dass sie im Entstehen begriffene Kapillar- gefässzellen sind. Diess wird um so wahrscheinlicher, da man einzelne solcher Körperchen sieht, z. B. k, die schon mit den wirklichen Kapillargefässen zusammenhängen. Man kann also wenigstens mit hoher Wahrscheinlichkeit diese Körperchen als die primären Kapillargefässzellen betrach- ten, und dann würde die obige Darstellung über die Bil- dung der Kapillargefässe die richtige sein. Die Bildung der Kapillargefässe und des Blutes würde also in der Keim- haut auf folgende Weise vor sich gehen: Unter den Zel- len, woraus die Keimhaut besteht, bilden sich einige in gewissen Entfernungen von einander gelegene, durch Ver- längerung nach verschiedenen Seiten hin zu sternförmigen Zellen, den primären Kapillargefässzellen, aus. Die Verlän- gerungen verschiedener Zellen stossen auf einander, ver- wachsen, die Scheidewände werden resorbirt, und so ent- steht ein Netz sehr ungleichmässig dicker Kanälchen, indem die Verlängerungen der primären Zellen viel dünner sind, als die Zellenkörper. Diese Verlängerungen oder Verbin- dungsgänge der Zellenkörper dehnen sich aber aus, bis sie unter einander und mit den durch das Wachsthum sich ver- engenden Zellenkörpern gleiche Dicke haben, bis sie also ein Netz gleich dicker Kanälchen bilden. Die Blutflüs- sigkeit ist der Inhalt sowohl der primären, als der ver- schmolzenen oder sekundären Kapillargefässzellen, und die Blutkörperchen sind junge Zellen, die sich in der Höhle der Kapillargefässzellen bilden.
So hätten wir also auch in dieser letzten Klasse, wel- che die für das Thierreich in ihren Funktionen am mei- sten charakteristischen Gewebe umfasst, dasselbe Entwicke- lungsprinzip wie in den übrigen Klassen wiedergefunden: auch diese Gewebe bilden sich dadurch, dass zunächst Zel- len entstehen, wie in allen andern Geweben, und dass diese Zellen sich in die Elementartheile dieser Gewebe umwan-
förmige Zellen aussehen. Sie sind gelb-röthlich gefärbt, wie die wirklichen Kapillargefäſse, und dieſs erweckt schon die Vermuthung, daſs sie im Entstehen begriffene Kapillar- gefäſszellen sind. Dieſs wird um so wahrscheinlicher, da man einzelne solcher Körperchen sieht, z. B. k, die schon mit den wirklichen Kapillargefäſsen zusammenhängen. Man kann also wenigstens mit hoher Wahrscheinlichkeit diese Körperchen als die primären Kapillargefäſszellen betrach- ten, und dann würde die obige Darstellung über die Bil- dung der Kapillargefäſse die richtige sein. Die Bildung der Kapillargefäſse und des Blutes würde also in der Keim- haut auf folgende Weise vor sich gehen: Unter den Zel- len, woraus die Keimhaut besteht, bilden sich einige in gewissen Entfernungen von einander gelegene, durch Ver- längerung nach verschiedenen Seiten hin zu sternförmigen Zellen, den primären Kapillargefäſszellen, aus. Die Verlän- gerungen verschiedener Zellen stoſsen auf einander, ver- wachsen, die Scheidewände werden resorbirt, und so ent- steht ein Netz sehr ungleichmäſsig dicker Kanälchen, indem die Verlängerungen der primären Zellen viel dünner sind, als die Zellenkörper. Diese Verlängerungen oder Verbin- dungsgänge der Zellenkörper dehnen sich aber aus, bis sie unter einander und mit den durch das Wachsthum sich ver- engenden Zellenkörpern gleiche Dicke haben, bis sie also ein Netz gleich dicker Kanälchen bilden. Die Blutflüs- sigkeit ist der Inhalt sowohl der primären, als der ver- schmolzenen oder sekundären Kapillargefäſszellen, und die Blutkörperchen sind junge Zellen, die sich in der Höhle der Kapillargefäſszellen bilden.
So hätten wir also auch in dieser letzten Klasse, wel- che die für das Thierreich in ihren Funktionen am mei- sten charakteristischen Gewebe umfaſst, dasselbe Entwicke- lungsprinzip wie in den übrigen Klassen wiedergefunden: auch diese Gewebe bilden sich dadurch, daſs zunächst Zel- len entstehen, wie in allen andern Geweben, und daſs diese Zellen sich in die Elementartheile dieser Gewebe umwan-
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förmige Zellen aussehen. Sie sind gelb-röthlich gefärbt,
wie die wirklichen Kapillargefäſse, und dieſs erweckt schon
die Vermuthung, daſs sie im Entstehen begriffene Kapillar-
gefäſszellen sind. Dieſs wird um so wahrscheinlicher, da
man einzelne solcher Körperchen sieht, z. B. k, die schon
mit den wirklichen Kapillargefäſsen zusammenhängen. Man
kann also wenigstens mit hoher Wahrscheinlichkeit diese
Körperchen als die primären Kapillargefäſszellen betrach-
ten, und dann würde die obige Darstellung über die Bil-
dung der Kapillargefäſse die richtige sein. Die Bildung
der Kapillargefäſse und des Blutes würde also in der Keim-
haut auf folgende Weise vor sich gehen: Unter den Zel-
len, woraus die Keimhaut besteht, bilden sich einige in
gewissen Entfernungen von einander gelegene, durch Ver-
längerung nach verschiedenen Seiten hin zu sternförmigen
Zellen, den primären Kapillargefäſszellen, aus. Die Verlän-
gerungen verschiedener Zellen stoſsen auf einander, ver-
wachsen, die Scheidewände werden resorbirt, und so ent-
steht ein Netz sehr ungleichmäſsig dicker Kanälchen, indem
die Verlängerungen der primären Zellen viel dünner sind,
als die Zellenkörper. Diese Verlängerungen oder Verbin-
dungsgänge der Zellenkörper dehnen sich aber aus, bis sie
unter einander und mit den durch das Wachsthum sich ver-
engenden Zellenkörpern gleiche Dicke haben, bis sie also
ein Netz gleich dicker Kanälchen bilden. Die Blutflüs-
sigkeit ist der Inhalt sowohl der primären, als der ver-
schmolzenen oder sekundären Kapillargefäſszellen, und die
Blutkörperchen sind junge Zellen, die sich in der Höhle
der Kapillargefäſszellen bilden.
So hätten wir also auch in dieser letzten Klasse, wel-
che die für das Thierreich in ihren Funktionen am mei-
sten charakteristischen Gewebe umfaſst, dasselbe Entwicke-
lungsprinzip wie in den übrigen Klassen wiedergefunden:
auch diese Gewebe bilden sich dadurch, daſs zunächst Zel-
len entstehen, wie in allen andern Geweben, und daſs diese
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Schwann, Theodor: Mikroskopische Untersuchungen über die Uebereinstimmung in der Struktur und dem Wachsthum der Thiere und Pflanzen. Berlin, 1839, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwann_mikroskopische_1839/212>, abgerufen am 23.11.2024.
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