ganze Schichte oder nur der äussere Theil derselben sich zu einer Membran konsolidirt; ganz ebenso geschieht es bei den Kernen, die sich weiter entwickeln. Die Zellen- membran wächst ihrer Fläche nach, oft auch in der Dicke, und entfernt sich dadurch vom Kern, der an einer Stelle der Wand liegen bleibt, ganz ebenso wächst die Membran der hohlen Zellenkerne und das Kernkörperchen bleibt an einer Stelle der Wand kleben. Es erfolgt nun oft eine Umwandlung des Zelleninhaltes, wodurch sich neue Pro- dukte in der Zellenhöhle bilden. Bei den meisten hohlen Zellenkernen wird der Inhalt des Kerns blasser, weniger granulös, und in einzelnen bilden sich auch Fettkügel- chen u. s. w. S. oben pag. 206. Man kann daher sagen: die Zellenbildung ist nur eine Wiederhohlung desselben Prozesses um den Kern, durch den sich der Kern um das Kernkörperchen bildete, und es findet nur der Unterschied statt, dass dieser Prozess intensiver und vollkommner bei der Zellenbildung, als bei der Kernbildung vor sich geht.
Der ganze Prozess der Bildung einer Zelle beruht dem- nach darauf, dass sich um ein zuerst entstehendes kleines Körperchen (Kernkörperchen), zuerst eine Schichte (Kern), dann später um diese eine zweite Schicht (Zellensubstanz) niederschlägt. Die einzelnen Schichten wachsen durch Auf- nahme neuer Moleküle zwischen die vorhandenen, durch Intussusceptio, und zwar findet dabei das Gesetz statt, dass die Ablagerung stärker im äussern Theil jeder Schichte, als im innern, und stärker in der ganzen äussern Schichte, als in der innern erfolgt. Vermöge dieses Gesetzes kon- densirt sich von jeder Schichte oft nur der äussere Theil zu einer Membran (Membran des Kerns und Membran der Zelle), und die äussere Schichte entwickelt sich vollkomm- ner zu einer Zelle als der Kern. Wenn die Kernkörper- chen hohl sind, wie diess nach Schleiden in einzelnen Fällen bei Pflanzen stattfindet, so findet vielleicht ein drei- facher Schichtenbildungsprozess statt, so dass die Zellen- membran die dritte, der Kern die zweite, das Kernkörper- chen die erste Schichte ist. Bei den kernlosen Zellen
ganze Schichte oder nur der äuſsere Theil derselben sich zu einer Membran konsolidirt; ganz ebenso geschieht es bei den Kernen, die sich weiter entwickeln. Die Zellen- membran wächst ihrer Fläche nach, oft auch in der Dicke, und entfernt sich dadurch vom Kern, der an einer Stelle der Wand liegen bleibt, ganz ebenso wächst die Membran der hohlen Zellenkerne und das Kernkörperchen bleibt an einer Stelle der Wand kleben. Es erfolgt nun oft eine Umwandlung des Zelleninhaltes, wodurch sich neue Pro- dukte in der Zellenhöhle bilden. Bei den meisten hohlen Zellenkernen wird der Inhalt des Kerns blasser, weniger granulös, und in einzelnen bilden sich auch Fettkügel- chen u. s. w. S. oben pag. 206. Man kann daher sagen: die Zellenbildung ist nur eine Wiederhohlung desselben Prozesses um den Kern, durch den sich der Kern um das Kernkörperchen bildete, und es findet nur der Unterschied statt, daſs dieser Prozeſs intensiver und vollkommner bei der Zellenbildung, als bei der Kernbildung vor sich geht.
Der ganze Prozeſs der Bildung einer Zelle beruht dem- nach darauf, daſs sich um ein zuerst entstehendes kleines Körperchen (Kernkörperchen), zuerst eine Schichte (Kern), dann später um diese eine zweite Schicht (Zellensubstanz) niederschlägt. Die einzelnen Schichten wachsen durch Auf- nahme neuer Moleküle zwischen die vorhandenen, durch Intussusceptio, und zwar findet dabei das Gesetz statt, daſs die Ablagerung stärker im äuſsern Theil jeder Schichte, als im innern, und stärker in der ganzen äuſsern Schichte, als in der innern erfolgt. Vermöge dieses Gesetzes kon- densirt sich von jeder Schichte oft nur der äuſsere Theil zu einer Membran (Membran des Kerns und Membran der Zelle), und die äuſsere Schichte entwickelt sich vollkomm- ner zu einer Zelle als der Kern. Wenn die Kernkörper- chen hohl sind, wie dieſs nach Schleiden in einzelnen Fällen bei Pflanzen stattfindet, so findet vielleicht ein drei- facher Schichtenbildungsprozeſs statt, so daſs die Zellen- membran die dritte, der Kern die zweite, das Kernkörper- chen die erste Schichte ist. Bei den kernlosen Zellen
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0237"n="213"/>
ganze Schichte oder nur der äuſsere Theil derselben sich<lb/>
zu einer Membran konsolidirt; ganz ebenso geschieht es<lb/>
bei den Kernen, die sich weiter entwickeln. Die Zellen-<lb/>
membran wächst ihrer Fläche nach, oft auch in der Dicke,<lb/>
und entfernt sich dadurch vom Kern, der an einer Stelle<lb/>
der Wand liegen bleibt, ganz ebenso wächst die Membran<lb/>
der hohlen Zellenkerne und das Kernkörperchen bleibt an<lb/>
einer Stelle der Wand kleben. Es erfolgt nun oft eine<lb/>
Umwandlung des Zelleninhaltes, wodurch sich neue Pro-<lb/>
dukte in der Zellenhöhle bilden. Bei den meisten hohlen<lb/>
Zellenkernen wird der Inhalt des Kerns blasser, weniger<lb/>
granulös, und in einzelnen bilden sich auch Fettkügel-<lb/>
chen u. s. w. S. oben pag. 206. Man kann daher sagen:<lb/>
die Zellenbildung ist nur eine Wiederhohlung desselben<lb/>
Prozesses um den Kern, durch den sich der Kern um das<lb/>
Kernkörperchen bildete, und es findet nur der Unterschied<lb/>
statt, daſs dieser Prozeſs intensiver und vollkommner bei<lb/>
der Zellenbildung, als bei der Kernbildung vor sich geht.</p><lb/><p>Der ganze Prozeſs der Bildung einer Zelle beruht dem-<lb/>
nach darauf, daſs sich um ein zuerst entstehendes kleines<lb/>
Körperchen (Kernkörperchen), zuerst eine Schichte (Kern),<lb/>
dann später um diese eine zweite Schicht (Zellensubstanz)<lb/>
niederschlägt. Die einzelnen Schichten wachsen durch Auf-<lb/>
nahme neuer Moleküle zwischen die vorhandenen, durch<lb/>
Intussusceptio, und zwar findet dabei das Gesetz statt, daſs<lb/>
die Ablagerung stärker im äuſsern Theil jeder Schichte,<lb/>
als im innern, und stärker in der ganzen äuſsern Schichte,<lb/>
als in der innern erfolgt. Vermöge dieses Gesetzes kon-<lb/>
densirt sich von jeder Schichte oft nur der äuſsere Theil<lb/>
zu einer Membran (Membran des Kerns und Membran der<lb/>
Zelle), und die äuſsere Schichte entwickelt sich vollkomm-<lb/>
ner zu einer Zelle als der Kern. Wenn die Kernkörper-<lb/>
chen hohl sind, wie dieſs nach <hirendition="#g">Schleiden</hi> in einzelnen<lb/>
Fällen bei Pflanzen stattfindet, so findet vielleicht ein drei-<lb/>
facher Schichtenbildungsprozeſs statt, so daſs die Zellen-<lb/>
membran die dritte, der Kern die zweite, das Kernkörper-<lb/>
chen die erste Schichte ist. Bei den kernlosen Zellen<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[213/0237]
ganze Schichte oder nur der äuſsere Theil derselben sich
zu einer Membran konsolidirt; ganz ebenso geschieht es
bei den Kernen, die sich weiter entwickeln. Die Zellen-
membran wächst ihrer Fläche nach, oft auch in der Dicke,
und entfernt sich dadurch vom Kern, der an einer Stelle
der Wand liegen bleibt, ganz ebenso wächst die Membran
der hohlen Zellenkerne und das Kernkörperchen bleibt an
einer Stelle der Wand kleben. Es erfolgt nun oft eine
Umwandlung des Zelleninhaltes, wodurch sich neue Pro-
dukte in der Zellenhöhle bilden. Bei den meisten hohlen
Zellenkernen wird der Inhalt des Kerns blasser, weniger
granulös, und in einzelnen bilden sich auch Fettkügel-
chen u. s. w. S. oben pag. 206. Man kann daher sagen:
die Zellenbildung ist nur eine Wiederhohlung desselben
Prozesses um den Kern, durch den sich der Kern um das
Kernkörperchen bildete, und es findet nur der Unterschied
statt, daſs dieser Prozeſs intensiver und vollkommner bei
der Zellenbildung, als bei der Kernbildung vor sich geht.
Der ganze Prozeſs der Bildung einer Zelle beruht dem-
nach darauf, daſs sich um ein zuerst entstehendes kleines
Körperchen (Kernkörperchen), zuerst eine Schichte (Kern),
dann später um diese eine zweite Schicht (Zellensubstanz)
niederschlägt. Die einzelnen Schichten wachsen durch Auf-
nahme neuer Moleküle zwischen die vorhandenen, durch
Intussusceptio, und zwar findet dabei das Gesetz statt, daſs
die Ablagerung stärker im äuſsern Theil jeder Schichte,
als im innern, und stärker in der ganzen äuſsern Schichte,
als in der innern erfolgt. Vermöge dieses Gesetzes kon-
densirt sich von jeder Schichte oft nur der äuſsere Theil
zu einer Membran (Membran des Kerns und Membran der
Zelle), und die äuſsere Schichte entwickelt sich vollkomm-
ner zu einer Zelle als der Kern. Wenn die Kernkörper-
chen hohl sind, wie dieſs nach Schleiden in einzelnen
Fällen bei Pflanzen stattfindet, so findet vielleicht ein drei-
facher Schichtenbildungsprozeſs statt, so daſs die Zellen-
membran die dritte, der Kern die zweite, das Kernkörper-
chen die erste Schichte ist. Bei den kernlosen Zellen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schwann, Theodor: Mikroskopische Untersuchungen über die Uebereinstimmung in der Struktur und dem Wachsthum der Thiere und Pflanzen. Berlin, 1839, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwann_mikroskopische_1839/237>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.