Dicke die Kerne der primären Zellen liegen. Dieser Cy- linder zeigt sich als hohl und durch Scheidewände nicht unterbrochen, und an der Innenfläche seiner Wand liegen die Kerne an. Diess ist das bis jetzt beobachtete Faktische des Prozesses. Man kann sich denselben in der Vorstel- lung ergänzen. Sollen zwei ausgebildete Zellen miteinan- der verschmelzen, so müssen an der Berührungsstelle ihre Wände zunächst verwachsen, und dann diese Scheidewand zwischen den Zellenhöhlen resorbirt werden. Allein in der Natur brauchen diese Akte keineswegs so scharf ge- trennt aufzutreten. Die Verschmelzung kann stattfinden, bevor die Zellenwand und Zellenhöhle als verschiedene Gebilde existiren, etwa in folgender Weise: Die Kerne bilden sich zuerst; um diese schlägt sich eine neue Schichte von Substanz nieder, von der nach dem Bildungsgang einer gewöhnlichen einfachen Zelle der äussere Theil sich zu einer Zellenmembran kondensiren würde. Allein hier lie- gen die Kerne so nahe aneinander, dass die um sie sich bildenden, den Zellen entsprechenden Schichten zu einem Cylinder zusammenfliessen, und von diesem kondensirt sich der äussere Theil zu einer Membran, gerade so, wie sonst an einfachen Zellen von der um den Kern gebildeten Schichte gewohnlich nur der äussere Theil durch Aufnahme neuer Moleküle von aussen zu einer Membran erhärtet. So handelt es sich also hier keineswegs um etwas von dem Entwicklungsgang einfacher Zellen so sehr Verschie- denes; ein ähnlicher Peozess schien vielmehr schon bei der Bildung von Kernen mit zwei oder mehreren Kern- körperchen angenommen werden zu müssen (S. oben pag. 208). Vielleicht finden sogar Uebergangsstufen von den gewöhnlichen einfachen Zellen zu diesen sekundären Zel- len statt. Es wurde oben pag. 141 schon erwähnt, dass in der Schädelhöhle der Fische Fettzellen vorkommen, von denen viele zwei Kerne enthalten. Es ist möglich, dass davon nur der eine der Cytoblast der Zelle, der zweite ein spä- ter gebildeter Kern ist, allein sie sind beide einander so ähnlich in ihrer charakteristischen Lage zur Zellenmembran
Dicke die Kerne der primären Zellen liegen. Dieser Cy- linder zeigt sich als hohl und durch Scheidewände nicht unterbrochen, und an der Innenfläche seiner Wand liegen die Kerne an. Dieſs ist das bis jetzt beobachtete Faktische des Prozesses. Man kann sich denselben in der Vorstel- lung ergänzen. Sollen zwei ausgebildete Zellen miteinan- der verschmelzen, so müssen an der Berührungsstelle ihre Wände zunächst verwachsen, und dann diese Scheidewand zwischen den Zellenhöhlen resorbirt werden. Allein in der Natur brauchen diese Akte keineswegs so scharf ge- trennt aufzutreten. Die Verschmelzung kann stattfinden, bevor die Zellenwand und Zellenhöhle als verschiedene Gebilde existiren, etwa in folgender Weise: Die Kerne bilden sich zuerst; um diese schlägt sich eine neue Schichte von Substanz nieder, von der nach dem Bildungsgang einer gewöhnlichen einfachen Zelle der äuſsere Theil sich zu einer Zellenmembran kondensiren würde. Allein hier lie- gen die Kerne so nahe aneinander, daſs die um sie sich bildenden, den Zellen entsprechenden Schichten zu einem Cylinder zusammenflieſsen, und von diesem kondensirt sich der äuſsere Theil zu einer Membran, gerade so, wie sonst an einfachen Zellen von der um den Kern gebildeten Schichte gewohnlich nur der äuſsere Theil durch Aufnahme neuer Moleküle von auſsen zu einer Membran erhärtet. So handelt es sich also hier keineswegs um etwas von dem Entwicklungsgang einfacher Zellen so sehr Verschie- denes; ein ähnlicher Peozeſs schien vielmehr schon bei der Bildung von Kernen mit zwei oder mehreren Kern- körperchen angenommen werden zu müssen (S. oben pag. 208). Vielleicht finden sogar Uebergangsstufen von den gewöhnlichen einfachen Zellen zu diesen sekundären Zel- len statt. Es wurde oben pag. 141 schon erwähnt, daſs in der Schädelhöhle der Fische Fettzellen vorkommen, von denen viele zwei Kerne enthalten. Es ist möglich, daſs davon nur der eine der Cytoblast der Zelle, der zweite ein spä- ter gebildeter Kern ist, allein sie sind beide einander so ähnlich in ihrer charakteristischen Lage zur Zellenmembran
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0243"n="219"/>
Dicke die Kerne der primären Zellen liegen. Dieser Cy-<lb/>
linder zeigt sich als hohl und durch Scheidewände nicht<lb/>
unterbrochen, und an der Innenfläche seiner Wand liegen<lb/>
die Kerne an. Dieſs ist das bis jetzt beobachtete Faktische<lb/>
des Prozesses. Man kann sich denselben in der Vorstel-<lb/>
lung ergänzen. Sollen zwei ausgebildete Zellen miteinan-<lb/>
der verschmelzen, so müssen an der Berührungsstelle ihre<lb/>
Wände zunächst verwachsen, und dann diese Scheidewand<lb/>
zwischen den Zellenhöhlen resorbirt werden. Allein in<lb/>
der Natur brauchen diese Akte keineswegs so scharf ge-<lb/>
trennt aufzutreten. Die Verschmelzung kann stattfinden,<lb/>
bevor die Zellenwand und Zellenhöhle als verschiedene<lb/>
Gebilde existiren, etwa in folgender Weise: Die Kerne<lb/>
bilden sich zuerst; um diese schlägt sich eine neue Schichte<lb/>
von Substanz nieder, von der nach dem Bildungsgang einer<lb/>
gewöhnlichen einfachen Zelle der äuſsere Theil sich zu<lb/>
einer Zellenmembran kondensiren würde. Allein hier lie-<lb/>
gen die Kerne so nahe aneinander, daſs die um sie sich<lb/>
bildenden, den Zellen entsprechenden Schichten zu einem<lb/>
Cylinder zusammenflieſsen, und von diesem kondensirt sich<lb/>
der äuſsere Theil zu einer Membran, gerade so, wie sonst<lb/>
an einfachen Zellen von der um den Kern gebildeten<lb/>
Schichte gewohnlich nur der äuſsere Theil durch Aufnahme<lb/>
neuer Moleküle von auſsen zu einer Membran erhärtet.<lb/>
So handelt es sich also hier keineswegs um etwas von<lb/>
dem Entwicklungsgang einfacher Zellen so sehr Verschie-<lb/>
denes; ein ähnlicher Peozeſs schien vielmehr schon bei<lb/>
der Bildung von Kernen mit zwei oder mehreren Kern-<lb/>
körperchen angenommen werden zu müssen (S. oben pag.<lb/>
208). Vielleicht finden sogar Uebergangsstufen von den<lb/>
gewöhnlichen einfachen Zellen zu diesen sekundären Zel-<lb/>
len statt. Es wurde oben pag. 141 schon erwähnt, daſs in der<lb/>
Schädelhöhle der Fische Fettzellen vorkommen, von denen<lb/>
viele zwei Kerne enthalten. Es ist möglich, daſs davon<lb/>
nur der eine der Cytoblast der Zelle, der zweite ein spä-<lb/>
ter gebildeter Kern ist, allein sie sind beide einander so<lb/>
ähnlich in ihrer charakteristischen Lage zur Zellenmembran<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[219/0243]
Dicke die Kerne der primären Zellen liegen. Dieser Cy-
linder zeigt sich als hohl und durch Scheidewände nicht
unterbrochen, und an der Innenfläche seiner Wand liegen
die Kerne an. Dieſs ist das bis jetzt beobachtete Faktische
des Prozesses. Man kann sich denselben in der Vorstel-
lung ergänzen. Sollen zwei ausgebildete Zellen miteinan-
der verschmelzen, so müssen an der Berührungsstelle ihre
Wände zunächst verwachsen, und dann diese Scheidewand
zwischen den Zellenhöhlen resorbirt werden. Allein in
der Natur brauchen diese Akte keineswegs so scharf ge-
trennt aufzutreten. Die Verschmelzung kann stattfinden,
bevor die Zellenwand und Zellenhöhle als verschiedene
Gebilde existiren, etwa in folgender Weise: Die Kerne
bilden sich zuerst; um diese schlägt sich eine neue Schichte
von Substanz nieder, von der nach dem Bildungsgang einer
gewöhnlichen einfachen Zelle der äuſsere Theil sich zu
einer Zellenmembran kondensiren würde. Allein hier lie-
gen die Kerne so nahe aneinander, daſs die um sie sich
bildenden, den Zellen entsprechenden Schichten zu einem
Cylinder zusammenflieſsen, und von diesem kondensirt sich
der äuſsere Theil zu einer Membran, gerade so, wie sonst
an einfachen Zellen von der um den Kern gebildeten
Schichte gewohnlich nur der äuſsere Theil durch Aufnahme
neuer Moleküle von auſsen zu einer Membran erhärtet.
So handelt es sich also hier keineswegs um etwas von
dem Entwicklungsgang einfacher Zellen so sehr Verschie-
denes; ein ähnlicher Peozeſs schien vielmehr schon bei
der Bildung von Kernen mit zwei oder mehreren Kern-
körperchen angenommen werden zu müssen (S. oben pag.
208). Vielleicht finden sogar Uebergangsstufen von den
gewöhnlichen einfachen Zellen zu diesen sekundären Zel-
len statt. Es wurde oben pag. 141 schon erwähnt, daſs in der
Schädelhöhle der Fische Fettzellen vorkommen, von denen
viele zwei Kerne enthalten. Es ist möglich, daſs davon
nur der eine der Cytoblast der Zelle, der zweite ein spä-
ter gebildeter Kern ist, allein sie sind beide einander so
ähnlich in ihrer charakteristischen Lage zur Zellenmembran
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schwann, Theodor: Mikroskopische Untersuchungen über die Uebereinstimmung in der Struktur und dem Wachsthum der Thiere und Pflanzen. Berlin, 1839, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwann_mikroskopische_1839/243>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.