daher, weil die zu verändernde Substanz des Zelleninhaltes eine andere ist, wie das äussere Cytoblastem. Allein dann entsteht die Frage, wie es kommt, dass der Zelleninhalt von dem äussern Cytoblastem verschieden ist. Entsteht der Zelleninhalt so, dass die Zellenmembran, die Anfangs den Kern dicht umschliesst, sich durch Wachsthum aus- dehnt, daher ein Zwischenraum zwischen ihr und der Zelle entstehn muss, der durch blosse Imbibition mit Flüssigkeit gefüllt wird, so kann dieser Zelleninhalt nicht wesentlich verschieden sein von dem äussern Cytoblastem. Ich glaube daher, dass man zur Erklärung der Verschiedenheit des Zelleninhaltes von dem äussern Cytoblastem der Zellen- membran nicht nur im Allgemeinen die Fähigkeit zuschrei- ben muss, die Substanzen, womit sie in Berührung oder womit sie imbibirt ist, chemisch zu verändern, sondern sie auch so zu trennen, dass bestimmte Substanzen auf der innern, andere auf der äussern Fläche der Zellenmembran auftreten. Bei der Erklärung der Sekretion schon im Blute vorhandener Stoffe, z. B. des Harnstoffs durch die Zellen, womit die Harnkanälchen ausgekleidet sind, kommt man ohnehin ohne eine solche Fähigkeit der Zellen nicht aus. Es liegt aber darin auch nichts so sehr Gewagtes, da ja das getrennte Auftreten verschiedener Substanzen bei den Zersetzungen durch die galvanische Säule Faktum ist. Vielleicht darf man aus dieser Eigenthümlichkeit der me- tabolischen Erscheinungen an den Zellen die Vermuthung entnehmen, dass eine bestimmte Lage der Axen der die Zellenmembran zusammensetzenden Atome eine wesentliche Rolle bei Hervorbringung dieser Erscheinungen spielt.
Allein nicht nur das Cytoblastem und der Zelleninhalt, sondern auch die festen Bestandtheile der Zellen, nament- lich die Zellenmembran erleiden chemische Veränderungen. Ohne einen nähern Zusammenhang der metabolischen Kraft der Zellen mit dem Galvanismus behaupten zu wollen, darf ich doch, bloss um sich eine bestimmtere Vorstellung des Prozesses machen zu können, daran erinnern, dass die durch eine galvanische Säule hervorgebrachten chemischen
daher, weil die zu verändernde Substanz des Zelleninhaltes eine andere ist, wie das äuſsere Cytoblastem. Allein dann entsteht die Frage, wie es kommt, daſs der Zelleninhalt von dem äuſsern Cytoblastem verschieden ist. Entsteht der Zelleninhalt so, daſs die Zellenmembran, die Anfangs den Kern dicht umschlieſst, sich durch Wachsthum aus- dehnt, daher ein Zwischenraum zwischen ihr und der Zelle entstehn muſs, der durch blosse Imbibition mit Flüssigkeit gefüllt wird, so kann dieser Zelleninhalt nicht wesentlich verschieden sein von dem äuſsern Cytoblastem. Ich glaube daher, daſs man zur Erklärung der Verschiedenheit des Zelleninhaltes von dem äuſsern Cytoblastem der Zellen- membran nicht nur im Allgemeinen die Fähigkeit zuschrei- ben muſs, die Substanzen, womit sie in Berührung oder womit sie imbibirt ist, chemisch zu verändern, sondern sie auch so zu trennen, daſs bestimmte Substanzen auf der innern, andere auf der äuſsern Fläche der Zellenmembran auftreten. Bei der Erklärung der Sekretion schon im Blute vorhandener Stoffe, z. B. des Harnstoffs durch die Zellen, womit die Harnkanälchen ausgekleidet sind, kommt man ohnehin ohne eine solche Fähigkeit der Zellen nicht aus. Es liegt aber darin auch nichts so sehr Gewagtes, da ja das getrennte Auftreten verschiedener Substanzen bei den Zersetzungen durch die galvanische Säule Faktum ist. Vielleicht darf man aus dieser Eigenthümlichkeit der me- tabolischen Erscheinungen an den Zellen die Vermuthung entnehmen, daſs eine bestimmte Lage der Axen der die Zellenmembran zusammensetzenden Atome eine wesentliche Rolle bei Hervorbringung dieser Erscheinungen spielt.
Allein nicht nur das Cytoblastem und der Zelleninhalt, sondern auch die festen Bestandtheile der Zellen, nament- lich die Zellenmembran erleiden chemische Veränderungen. Ohne einen nähern Zusammenhang der metabolischen Kraft der Zellen mit dem Galvanismus behaupten zu wollen, darf ich doch, bloſs um sich eine bestimmtere Vorstellung des Prozesses machen zu können, daran erinnern, daſs die durch eine galvanische Säule hervorgebrachten chemischen
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daher, weil die zu verändernde Substanz des Zelleninhaltes
eine andere ist, wie das äuſsere Cytoblastem. Allein dann
entsteht die Frage, wie es kommt, daſs der Zelleninhalt
von dem äuſsern Cytoblastem verschieden ist. Entsteht
der Zelleninhalt so, daſs die Zellenmembran, die Anfangs
den Kern dicht umschlieſst, sich durch Wachsthum aus-
dehnt, daher ein Zwischenraum zwischen ihr und der Zelle
entstehn muſs, der durch blosse Imbibition mit Flüssigkeit
gefüllt wird, so kann dieser Zelleninhalt nicht wesentlich
verschieden sein von dem äuſsern Cytoblastem. Ich glaube
daher, daſs man zur Erklärung der Verschiedenheit des
Zelleninhaltes von dem äuſsern Cytoblastem der Zellen-
membran nicht nur im Allgemeinen die Fähigkeit zuschrei-
ben muſs, die Substanzen, womit sie in Berührung oder
womit sie imbibirt ist, chemisch zu verändern, sondern sie
auch so zu trennen, daſs bestimmte Substanzen auf der
innern, andere auf der äuſsern Fläche der Zellenmembran
auftreten. Bei der Erklärung der Sekretion schon im Blute
vorhandener Stoffe, z. B. des Harnstoffs durch die Zellen,
womit die Harnkanälchen ausgekleidet sind, kommt man
ohnehin ohne eine solche Fähigkeit der Zellen nicht aus.
Es liegt aber darin auch nichts so sehr Gewagtes, da ja
das getrennte Auftreten verschiedener Substanzen bei den
Zersetzungen durch die galvanische Säule Faktum ist.
Vielleicht darf man aus dieser Eigenthümlichkeit der me-
tabolischen Erscheinungen an den Zellen die Vermuthung
entnehmen, daſs eine bestimmte Lage der Axen der die
Zellenmembran zusammensetzenden Atome eine wesentliche
Rolle bei Hervorbringung dieser Erscheinungen spielt.
Allein nicht nur das Cytoblastem und der Zelleninhalt,
sondern auch die festen Bestandtheile der Zellen, nament-
lich die Zellenmembran erleiden chemische Veränderungen.
Ohne einen nähern Zusammenhang der metabolischen Kraft
der Zellen mit dem Galvanismus behaupten zu wollen,
darf ich doch, bloſs um sich eine bestimmtere Vorstellung
des Prozesses machen zu können, daran erinnern, daſs die
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Schwann, Theodor: Mikroskopische Untersuchungen über die Uebereinstimmung in der Struktur und dem Wachsthum der Thiere und Pflanzen. Berlin, 1839, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwann_mikroskopische_1839/261>, abgerufen am 24.11.2024.
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