Grenze bezeichnet, wieweit die Kalkerde ausgezogen ist, an eine Zellenhöhle, so erhält sie in der ersten Periode der Verknöcherung dort eine Einbuchtung von der Grösse dieser Höhle, weil dort keine Kalkerde ist. Die Zellen- höhlen bleiben Anfangs von der Kalkerde frei. An den stärker verknöcherten Stellen aber zeigt sich das Umge- kehrte. Die Zellenhöhle bleibt als eine schwarze Aus- buchtung dieser Linie zurück; ja die Linie rückt fort und lässt die Höhle als einen schwarzen Fleck, von dem ein- zelne dunkele Fasern, wie sie an den Knochenkörperchen bekannt sind, sternförmig ausgehen, in dem schon durch- sichtig gewordenen Theile zurück. Bald darauf aber ver- schwinden zuerst die Fasern, dann verkleinert sich auch das Körperchen immer mehr und verschwindet zuletzt mit Hinterlassung eines blassen Fleckes. Ein Luftbläschen in der Zellenhöhle konnte es nicht wohl sein; denn dann müsste man, wie es mir scheint, den Weg, auf dem es fortging, verfolgen können. Wahrscheinlich ist es eine kompaktere Kalkmasse die nicht so schnell aufgelöst wird, als die in der Sub- stanz des Knorpels enthaltene Kalkerde. Nachdem näm- lich letztere mit Kalkerde imprägnirt ist, füllt sich auch die Zellenhöhle, und diese mit Kalkerde gefüllten Zel- lenhöhlen sind die Knochenkörperchen. Es fragt sich nun aber, was die feinen Fasern sind, die von den Kno- chenkörperchen sternförmig ausgehn. Wenn die Kalkerde ausgezogen ist, so sieht man die Knochenkörperchen noch, wiewohl sehr blass, die Fasern gar nicht, wiewohl gewiss eine ihnen entsprechende Bildung in der Knorpelsubstanz da ist und diese Nichtsichtbarkeit erklärt sich hinlänglich durch ihre ausserordentliche Feinheit. Diese Bildung konnte also auch sehr wohl schon vor der Verknöcherung vor- handen aber aus demselben Grunde nicht sichtbar sein. Da diese Fasern nun gleichzeitig mit der Anfüllung der Zellenhöhlen und später als die Knorpelsubstanz Kalkerde und zwar eine schwerer lösliche kompaktere Masse von Kalkerde erhalten, so ist es wahrscheinlich, dass auch sie hohle Röhrchen und also Kanälchen sind, welche von der Zellen-
Grenze bezeichnet, wieweit die Kalkerde ausgezogen ist, an eine Zellenhöhle, so erhält sie in der ersten Periode der Verknöcherung dort eine Einbuchtung von der Gröſse dieser Höhle, weil dort keine Kalkerde ist. Die Zellen- höhlen bleiben Anfangs von der Kalkerde frei. An den stärker verknöcherten Stellen aber zeigt sich das Umge- kehrte. Die Zellenhöhle bleibt als eine schwarze Aus- buchtung dieser Linie zurück; ja die Linie rückt fort und läſst die Höhle als einen schwarzen Fleck, von dem ein- zelne dunkele Fasern, wie sie an den Knochenkörperchen bekannt sind, sternförmig ausgehen, in dem schon durch- sichtig gewordenen Theile zurück. Bald darauf aber ver- schwinden zuerst die Fasern, dann verkleinert sich auch das Körperchen immer mehr und verschwindet zuletzt mit Hinterlassung eines blassen Fleckes. Ein Luftbläschen in der Zellenhöhle konnte es nicht wohl sein; denn dann müſste man, wie es mir scheint, den Weg, auf dem es fortging, verfolgen können. Wahrscheinlich ist es eine kompaktere Kalkmasse die nicht so schnell aufgelöst wird, als die in der Sub- stanz des Knorpels enthaltene Kalkerde. Nachdem näm- lich letztere mit Kalkerde imprägnirt ist, füllt sich auch die Zellenhöhle, und diese mit Kalkerde gefüllten Zel- lenhöhlen sind die Knochenkörperchen. Es fragt sich nun aber, was die feinen Fasern sind, die von den Kno- chenkörperchen sternförmig ausgehn. Wenn die Kalkerde ausgezogen ist, so sieht man die Knochenkörperchen noch, wiewohl sehr blaſs, die Fasern gar nicht, wiewohl gewiſs eine ihnen entsprechende Bildung in der Knorpelsubstanz da ist und diese Nichtsichtbarkeit erklärt sich hinlänglich durch ihre auſserordentliche Feinheit. Diese Bildung konnte also auch sehr wohl schon vor der Verknöcherung vor- handen aber aus demselben Grunde nicht sichtbar sein. Da diese Fasern nun gleichzeitig mit der Anfüllung der Zellenhöhlen und später als die Knorpelsubstanz Kalkerde und zwar eine schwerer lösliche kompaktere Masse von Kalkerde erhalten, so ist es wahrscheinlich, daſs auch sie hohle Röhrchen und also Kanälchen sind, welche von der Zellen-
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Grenze bezeichnet, wieweit die Kalkerde ausgezogen ist,
an eine Zellenhöhle, so erhält sie in der ersten Periode
der Verknöcherung dort eine Einbuchtung von der Gröſse
dieser Höhle, weil dort keine Kalkerde ist. Die Zellen-
höhlen bleiben Anfangs von der Kalkerde frei. An den
stärker verknöcherten Stellen aber zeigt sich das Umge-
kehrte. Die Zellenhöhle bleibt als eine schwarze Aus-
buchtung dieser Linie zurück; ja die Linie rückt fort und
läſst die Höhle als einen schwarzen Fleck, von dem ein-
zelne dunkele Fasern, wie sie an den Knochenkörperchen
bekannt sind, sternförmig ausgehen, in dem schon durch-
sichtig gewordenen Theile zurück. Bald darauf aber ver-
schwinden zuerst die Fasern, dann verkleinert sich auch
das Körperchen immer mehr und verschwindet zuletzt mit
Hinterlassung eines blassen Fleckes. Ein Luftbläschen in der
Zellenhöhle konnte es nicht wohl sein; denn dann müſste man,
wie es mir scheint, den Weg, auf dem es fortging, verfolgen
können. Wahrscheinlich ist es eine kompaktere Kalkmasse
die nicht so schnell aufgelöst wird, als die in der Sub-
stanz des Knorpels enthaltene Kalkerde. Nachdem näm-
lich letztere mit Kalkerde imprägnirt ist, füllt sich auch
die Zellenhöhle, und diese mit Kalkerde gefüllten Zel-
lenhöhlen sind die Knochenkörperchen. Es fragt sich
nun aber, was die feinen Fasern sind, die von den Kno-
chenkörperchen sternförmig ausgehn. Wenn die Kalkerde
ausgezogen ist, so sieht man die Knochenkörperchen noch,
wiewohl sehr blaſs, die Fasern gar nicht, wiewohl gewiſs
eine ihnen entsprechende Bildung in der Knorpelsubstanz
da ist und diese Nichtsichtbarkeit erklärt sich hinlänglich
durch ihre auſserordentliche Feinheit. Diese Bildung konnte
also auch sehr wohl schon vor der Verknöcherung vor-
handen aber aus demselben Grunde nicht sichtbar sein.
Da diese Fasern nun gleichzeitig mit der Anfüllung der
Zellenhöhlen und später als die Knorpelsubstanz Kalkerde und
zwar eine schwerer lösliche kompaktere Masse von Kalkerde
erhalten, so ist es wahrscheinlich, daſs auch sie hohle
Röhrchen und also Kanälchen sind, welche von der Zellen-
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Schwann, Theodor: Mikroskopische Untersuchungen über die Uebereinstimmung in der Struktur und dem Wachsthum der Thiere und Pflanzen. Berlin, 1839, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwann_mikroskopische_1839/58>, abgerufen am 23.11.2024.
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