Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schwann, Theodor: Mikroskopische Untersuchungen über die Uebereinstimmung in der Struktur und dem Wachsthum der Thiere und Pflanzen. Berlin, 1839.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Abschnitt.
Ueber die Zellen als Grundlage aller Gewebe
des thierischen Körpers.

Als Grundform der bisher betrachteten Gewebe können
uns die in den Knorpelzellen enthaltenen jungen Zellen
gelten (s. Tab. I. Fig. 8. f. f.), nämlich runde Zellen mit einem
excentrisch an ihrer innern Wandfläche fest anliegenden cha-
rakteristischen Kern. Da diese Zellen als den Pflanzenzellen
entsprechend nachgewiesen wurden, so kommt es nun
darauf an, auf diese Formation die Elementargebilde der
übrigen Gewebe zurückzuführen, um dadurch zugleich ihre
Analogie mit den Pflanzenzellen gezeigt zu haben. Bei
einigen Geweben ist nun diese Nachweisung sehr leicht
und ergiebt sich ganz von selbst; bei andern aber hat die
Sache weit mehr Schwierigkeit und oft würde es unmög-
lich sein, etwas für eine Zelle zu erklären, wenn man
nicht diese ganze Untersuchung im Zusammenhange nimmt.
Diese Schwierigkeit rührt von folgenden Umständen her:
1) von der Kleinheit der Zellen. Es wird dadurch nicht
nur nothwendig, starke 400 -- 500fache Vergrösserungen
anzuwenden, sondern es wird auch oft, ja meistens un-
möglich den Zelleninhalt herauszudrücken. 2) Von der
Dünnheit der Zellenmembran. Wenn die Zellenmembran
eine gewisse Dicke hat, so kann man sowohl ihre äussere
als ihre innere Kontur erkennen, und dadurch wird ihre
Verschiedenheit von dem Zelleninhalte unzweifelhaft. Ist
die Zellenmembran sehr dünn, so fallen die beiden Kon-
turen in Eine Linie zusammen und diese Linie kann dann
leicht als die blosse Grenzlinie einer nicht von einer be-
sondern haut umschlossenen Kugel betrachtet werden.
3) Von der gleichen lichtbrechenden Kraft der Zellen-


II. Abschnitt.
Ueber die Zellen als Grundlage aller Gewebe
des thierischen Körpers.

Als Grundform der bisher betrachteten Gewebe können
uns die in den Knorpelzellen enthaltenen jungen Zellen
gelten (s. Tab. I. Fig. 8. f. f.), nämlich runde Zellen mit einem
excentrisch an ihrer innern Wandfläche fest anliegenden cha-
rakteristischen Kern. Da diese Zellen als den Pflanzenzellen
entsprechend nachgewiesen wurden, so kommt es nun
darauf an, auf diese Formation die Elementargebilde der
übrigen Gewebe zurückzuführen, um dadurch zugleich ihre
Analogie mit den Pflanzenzellen gezeigt zu haben. Bei
einigen Geweben ist nun diese Nachweisung sehr leicht
und ergiebt sich ganz von selbst; bei andern aber hat die
Sache weit mehr Schwierigkeit und oft würde es unmög-
lich sein, etwas für eine Zelle zu erklären, wenn man
nicht diese ganze Untersuchung im Zusammenhange nimmt.
Diese Schwierigkeit rührt von folgenden Umständen her:
1) von der Kleinheit der Zellen. Es wird dadurch nicht
nur nothwendig, starke 400 — 500fache Vergröſserungen
anzuwenden, sondern es wird auch oft, ja meistens un-
möglich den Zelleninhalt herauszudrücken. 2) Von der
Dünnheit der Zellenmembran. Wenn die Zellenmembran
eine gewisse Dicke hat, so kann man sowohl ihre äuſsere
als ihre innere Kontur erkennen, und dadurch wird ihre
Verschiedenheit von dem Zelleninhalte unzweifelhaft. Ist
die Zellenmembran sehr dünn, so fallen die beiden Kon-
turen in Eine Linie zusammen und diese Linie kann dann
leicht als die bloſse Grenzlinie einer nicht von einer be-
sondern haut umschlossenen Kugel betrachtet werden.
3) Von der gleichen lichtbrechenden Kraft der Zellen-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0065" n="[41]"/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">II. <hi rendition="#g">Abschnitt</hi>.<lb/>
Ueber die Zellen als Grundlage <hi rendition="#g">aller</hi> Gewebe<lb/>
des thierischen Körpers.</hi> </head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">A</hi>ls Grundform der bisher betrachteten Gewebe können<lb/>
uns die in den Knorpelzellen enthaltenen jungen Zellen<lb/>
gelten (s. Tab. I. Fig. 8. f. f.), nämlich runde Zellen mit einem<lb/>
excentrisch an ihrer innern Wandfläche fest anliegenden cha-<lb/>
rakteristischen Kern. Da diese Zellen als den Pflanzenzellen<lb/>
entsprechend nachgewiesen wurden, so kommt es nun<lb/>
darauf an, auf diese Formation die Elementargebilde der<lb/>
übrigen Gewebe zurückzuführen, um dadurch zugleich ihre<lb/>
Analogie mit den Pflanzenzellen gezeigt zu haben. Bei<lb/>
einigen Geweben ist nun diese Nachweisung sehr leicht<lb/>
und ergiebt sich ganz von selbst; bei andern aber hat die<lb/>
Sache weit mehr Schwierigkeit und oft würde es unmög-<lb/>
lich sein, etwas für eine Zelle zu erklären, wenn man<lb/>
nicht diese ganze Untersuchung im Zusammenhange nimmt.<lb/>
Diese Schwierigkeit rührt von folgenden Umständen her:<lb/>
1) von der Kleinheit der Zellen. Es wird dadurch nicht<lb/>
nur nothwendig, starke 400 &#x2014; 500fache Vergrö&#x017F;serungen<lb/>
anzuwenden, sondern es wird auch oft, ja meistens un-<lb/>
möglich den Zelleninhalt herauszudrücken. 2) Von der<lb/>
Dünnheit der Zellenmembran. Wenn die Zellenmembran<lb/>
eine gewisse Dicke hat, so kann man sowohl ihre äu&#x017F;sere<lb/>
als ihre innere Kontur erkennen, und dadurch wird ihre<lb/>
Verschiedenheit von dem Zelleninhalte unzweifelhaft. Ist<lb/>
die Zellenmembran sehr dünn, so fallen die beiden Kon-<lb/>
turen in Eine Linie zusammen und diese Linie kann dann<lb/>
leicht als die blo&#x017F;se Grenzlinie einer nicht von einer be-<lb/>
sondern haut umschlossenen Kugel betrachtet werden.<lb/>
3) Von der gleichen lichtbrechenden Kraft der Zellen-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[41]/0065] II. Abschnitt. Ueber die Zellen als Grundlage aller Gewebe des thierischen Körpers. Als Grundform der bisher betrachteten Gewebe können uns die in den Knorpelzellen enthaltenen jungen Zellen gelten (s. Tab. I. Fig. 8. f. f.), nämlich runde Zellen mit einem excentrisch an ihrer innern Wandfläche fest anliegenden cha- rakteristischen Kern. Da diese Zellen als den Pflanzenzellen entsprechend nachgewiesen wurden, so kommt es nun darauf an, auf diese Formation die Elementargebilde der übrigen Gewebe zurückzuführen, um dadurch zugleich ihre Analogie mit den Pflanzenzellen gezeigt zu haben. Bei einigen Geweben ist nun diese Nachweisung sehr leicht und ergiebt sich ganz von selbst; bei andern aber hat die Sache weit mehr Schwierigkeit und oft würde es unmög- lich sein, etwas für eine Zelle zu erklären, wenn man nicht diese ganze Untersuchung im Zusammenhange nimmt. Diese Schwierigkeit rührt von folgenden Umständen her: 1) von der Kleinheit der Zellen. Es wird dadurch nicht nur nothwendig, starke 400 — 500fache Vergröſserungen anzuwenden, sondern es wird auch oft, ja meistens un- möglich den Zelleninhalt herauszudrücken. 2) Von der Dünnheit der Zellenmembran. Wenn die Zellenmembran eine gewisse Dicke hat, so kann man sowohl ihre äuſsere als ihre innere Kontur erkennen, und dadurch wird ihre Verschiedenheit von dem Zelleninhalte unzweifelhaft. Ist die Zellenmembran sehr dünn, so fallen die beiden Kon- turen in Eine Linie zusammen und diese Linie kann dann leicht als die bloſse Grenzlinie einer nicht von einer be- sondern haut umschlossenen Kugel betrachtet werden. 3) Von der gleichen lichtbrechenden Kraft der Zellen-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schwann_mikroskopische_1839
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schwann_mikroskopische_1839/65
Zitationshilfe: Schwann, Theodor: Mikroskopische Untersuchungen über die Uebereinstimmung in der Struktur und dem Wachsthum der Thiere und Pflanzen. Berlin, 1839, S. [41]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwann_mikroskopische_1839/65>, abgerufen am 24.11.2024.