Was nun den zweiten Punkt anbelangt, ob nämlich das Keimbläschens Anfangs mehr oder weniger innig mit der Membran der Dotterzelle verbunden ist oder frei in der Dotterzelle liegt, so ist dieser Punkt weit weniger entscheidend. Nach v. Bär und R. Wagner liegt das Keimbläschen Anfangs in der Mitte der Dotterzelle, und erhebt sich erst später an die Wand derselben. v. Bär führt namentlich die Froscheier als solche an, wo das Keimbläschen lange in der Mitte des Dotters liegt. Mei- stens findet man das Keimbläschen an der Wand der Dotter- zelle, und nach Purkinje ist es bei Vögeln oft so innig damit verbunden, dass es beim Versuche, es loszutrennen, zerreisst. Obgleich die Lage des Keimbläschens in der Mitte der Dotterzelle mehr für die Betrachtung desselben als junge Zelle spricht, so ist diese Beobachtung doch nicht ganz unvereinbar mit der Deutung desselben als Kern. Der Kern braucht nämlich nur in der ersten Bil- dung der Zelle mit ihr verbunden zu sein. Später trennt er sich oft von ihr und liegt lose in der Zelle. Wenn aber die Dotterhaut das Keimbläschen noch dicht um- schliesst, so lässt es sich nicht entscheiden, ob es in der Mitte oder an der Wand der Zelle liegt. Dieser Punkt ist daher mehr der Idee nach als in der praktischen Aus- führung der Untersuchung von entscheidendem Gewicht.
Der dritte Punkt bezieht sich auf die Deutung der einzelnen Theile des Keimbläschens. Dass es hohl ist, verträgt sich mit beiden Ansichten. Obgleich man bei Pflanzen bis jetzt noch keine hohle Kerne kennt, so ha- ben wir doch schon bei den Knorpeln hohle Kerne gefun- den, die entschieden die Bedeutung von Cytoblasten hat- ten. Es fragt sich nun aber, was sind Wagner's Fleck oder Flecke? Das Keimbläschen, als junge Zelle betrach- tet, kann Einer davon Kern desselben sein, die übrigen können Zelleninhalt oder Kerne junger Zellen sein, die sich noch entwickeln sollen. Das Keimbläschen als Kern betrachtet, können sie entweder Kernkörperchen sein oder bloss Inhalt des Kerns. Für das erste spricht, dass in
Was nun den zweiten Punkt anbelangt, ob nämlich das Keimbläschens Anfangs mehr oder weniger innig mit der Membran der Dotterzelle verbunden ist oder frei in der Dotterzelle liegt, so ist dieser Punkt weit weniger entscheidend. Nach v. Bär und R. Wagner liegt das Keimbläschen Anfangs in der Mitte der Dotterzelle, und erhebt sich erst später an die Wand derselben. v. Bär führt namentlich die Froscheier als solche an, wo das Keimbläschen lange in der Mitte des Dotters liegt. Mei- stens findet man das Keimbläschen an der Wand der Dotter- zelle, und nach Purkinje ist es bei Vögeln oft so innig damit verbunden, daſs es beim Versuche, es loszutrennen, zerreiſst. Obgleich die Lage des Keimbläschens in der Mitte der Dotterzelle mehr für die Betrachtung desselben als junge Zelle spricht, so ist diese Beobachtung doch nicht ganz unvereinbar mit der Deutung desselben als Kern. Der Kern braucht nämlich nur in der ersten Bil- dung der Zelle mit ihr verbunden zu sein. Später trennt er sich oft von ihr und liegt lose in der Zelle. Wenn aber die Dotterhaut das Keimbläschen noch dicht um- schlieſst, so läſst es sich nicht entscheiden, ob es in der Mitte oder an der Wand der Zelle liegt. Dieser Punkt ist daher mehr der Idee nach als in der praktischen Aus- führung der Untersuchung von entscheidendem Gewicht.
Der dritte Punkt bezieht sich auf die Deutung der einzelnen Theile des Keimbläschens. Daſs es hohl ist, verträgt sich mit beiden Ansichten. Obgleich man bei Pflanzen bis jetzt noch keine hohle Kerne kennt, so ha- ben wir doch schon bei den Knorpeln hohle Kerne gefun- den, die entschieden die Bedeutung von Cytoblasten hat- ten. Es fragt sich nun aber, was sind Wagner’s Fleck oder Flecke? Das Keimbläschen, als junge Zelle betrach- tet, kann Einer davon Kern desselben sein, die übrigen können Zelleninhalt oder Kerne junger Zellen sein, die sich noch entwickeln sollen. Das Keimbläschen als Kern betrachtet, können sie entweder Kernkörperchen sein oder bloſs Inhalt des Kerns. Für das erste spricht, daſs in
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[53/0077]
Was nun den zweiten Punkt anbelangt, ob nämlich
das Keimbläschens Anfangs mehr oder weniger innig mit
der Membran der Dotterzelle verbunden ist oder frei in
der Dotterzelle liegt, so ist dieser Punkt weit weniger
entscheidend. Nach v. Bär und R. Wagner liegt das
Keimbläschen Anfangs in der Mitte der Dotterzelle, und
erhebt sich erst später an die Wand derselben. v. Bär
führt namentlich die Froscheier als solche an, wo das
Keimbläschen lange in der Mitte des Dotters liegt. Mei-
stens findet man das Keimbläschen an der Wand der Dotter-
zelle, und nach Purkinje ist es bei Vögeln oft so innig
damit verbunden, daſs es beim Versuche, es loszutrennen,
zerreiſst. Obgleich die Lage des Keimbläschens in der
Mitte der Dotterzelle mehr für die Betrachtung desselben
als junge Zelle spricht, so ist diese Beobachtung doch
nicht ganz unvereinbar mit der Deutung desselben als
Kern. Der Kern braucht nämlich nur in der ersten Bil-
dung der Zelle mit ihr verbunden zu sein. Später trennt
er sich oft von ihr und liegt lose in der Zelle. Wenn
aber die Dotterhaut das Keimbläschen noch dicht um-
schlieſst, so läſst es sich nicht entscheiden, ob es in der
Mitte oder an der Wand der Zelle liegt. Dieser Punkt
ist daher mehr der Idee nach als in der praktischen Aus-
führung der Untersuchung von entscheidendem Gewicht.
Der dritte Punkt bezieht sich auf die Deutung der
einzelnen Theile des Keimbläschens. Daſs es hohl ist,
verträgt sich mit beiden Ansichten. Obgleich man bei
Pflanzen bis jetzt noch keine hohle Kerne kennt, so ha-
ben wir doch schon bei den Knorpeln hohle Kerne gefun-
den, die entschieden die Bedeutung von Cytoblasten hat-
ten. Es fragt sich nun aber, was sind Wagner’s Fleck
oder Flecke? Das Keimbläschen, als junge Zelle betrach-
tet, kann Einer davon Kern desselben sein, die übrigen
können Zelleninhalt oder Kerne junger Zellen sein, die
sich noch entwickeln sollen. Das Keimbläschen als Kern
betrachtet, können sie entweder Kernkörperchen sein oder
bloſs Inhalt des Kerns. Für das erste spricht, daſs in
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Schwann, Theodor: Mikroskopische Untersuchungen über die Uebereinstimmung in der Struktur und dem Wachsthum der Thiere und Pflanzen. Berlin, 1839, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwann_mikroskopische_1839/77>, abgerufen am 25.11.2024.
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