nige Substanz ansehen könnte; bei günstigem Lichte er- kennt man aber die Zellen darin. Einige der grössern enthalten zuweilen zwei oder drei solcher dem Fett ähn- lichen Kügelchen. Der Inhalt der Zellen ist meistens voll- kommen durchsichtig, doch zeigen sich auch einzelne, in denen sich ein feinkörniger Niederschlag gebildet hat. Diese Zellen sind in dem Eichen in ein Wenig einer durchsichtigen Flüssigkeit enthalten. Um das etwas ver- schiedene Ansehen zu erklären, welches der Inhalt des Eichens nach der Berührung mit Wasser annimmt, bringe man ein kleines Eichen mit einem Tropfen Wasser auf ein Gläschen, drücke etwas von dem Inhalt des Eichens aus und beobachte dann schnell unter dem Mikroskop. Man sieht dann eine Menge dieser Zellen in dem Wasser platzen, und zwar ganz plötzlich, so wie eine Seifenblase in der Luft. Wegen der Blässe der Zellen wird man auf das Platzen derselben zuerst durch die plötzliche Bewegung des Kerns aufmerksam gemacht. Der Kern und etwas feinkörnige Substanz bleibt zurück. Wären diese Zellen solid, wenn auch noch so weich, so wäre ein solches plötzliches Zerspringen nicht möglich. Es sind also wahre Zellen. Ob das in ihnen enthaltene Kügelchen die Bedeutung des Kerns hat, weiss ich nicht. Obgleich es einem Fettkügelchen ähnlich sieht, so scheint es doch kein Fett zu sein; denn bringt man auf einen Tropfen des Inhaltes des Eichens Essigsäure, so erhalten sich darin die Zellen ziemlich gut, und das Körperchen wird bläs- ser und schwillt etwas auf, was beim Fett wohl nicht der Fall sein würde. Diese Zellen nun sind die spätern Kugeln der Dotterhöhle in ihrem weniger entwickelten Zustande. Die grösseren sind ihnen schon ganz ähnlich. Diese Kugeln der Dotterhöhle sind also ebenfalls Zellen. Ihre Kernkugeln verhalten sich gegen Essigsäure eben so, wie im früheren Zustande. Sie liegen nicht central, son- dern an der inneren Fläche der Zellenwand, wie man sieht, wenn man die Zellen unter dem Mikroskop rollen lässt. Im ruhenden Zustande liegen aber die Zellen gewöhnlich
nige Substanz ansehen könnte; bei günstigem Lichte er- kennt man aber die Zellen darin. Einige der gröſsern enthalten zuweilen zwei oder drei solcher dem Fett ähn- lichen Kügelchen. Der Inhalt der Zellen ist meistens voll- kommen durchsichtig, doch zeigen sich auch einzelne, in denen sich ein feinkörniger Niederschlag gebildet hat. Diese Zellen sind in dem Eichen in ein Wenig einer durchsichtigen Flüssigkeit enthalten. Um das etwas ver- schiedene Ansehen zu erklären, welches der Inhalt des Eichens nach der Berührung mit Wasser annimmt, bringe man ein kleines Eichen mit einem Tropfen Wasser auf ein Gläschen, drücke etwas von dem Inhalt des Eichens aus und beobachte dann schnell unter dem Mikroskop. Man sieht dann eine Menge dieser Zellen in dem Wasser platzen, und zwar ganz plötzlich, so wie eine Seifenblase in der Luft. Wegen der Blässe der Zellen wird man auf das Platzen derselben zuerst durch die plötzliche Bewegung des Kerns aufmerksam gemacht. Der Kern und etwas feinkörnige Substanz bleibt zurück. Wären diese Zellen solid, wenn auch noch so weich, so wäre ein solches plötzliches Zerspringen nicht möglich. Es sind also wahre Zellen. Ob das in ihnen enthaltene Kügelchen die Bedeutung des Kerns hat, weiſs ich nicht. Obgleich es einem Fettkügelchen ähnlich sieht, so scheint es doch kein Fett zu sein; denn bringt man auf einen Tropfen des Inhaltes des Eichens Essigsäure, so erhalten sich darin die Zellen ziemlich gut, und das Körperchen wird bläs- ser und schwillt etwas auf, was beim Fett wohl nicht der Fall sein würde. Diese Zellen nun sind die spätern Kugeln der Dotterhöhle in ihrem weniger entwickelten Zustande. Die gröſseren sind ihnen schon ganz ähnlich. Diese Kugeln der Dotterhöhle sind also ebenfalls Zellen. Ihre Kernkugeln verhalten sich gegen Essigsäure eben so, wie im früheren Zustande. Sie liegen nicht central, son- dern an der inneren Fläche der Zellenwand, wie man sieht, wenn man die Zellen unter dem Mikroskop rollen läſst. Im ruhenden Zustande liegen aber die Zellen gewöhnlich
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nige Substanz ansehen könnte; bei günstigem Lichte er-
kennt man aber die Zellen darin. Einige der gröſsern
enthalten zuweilen zwei oder drei solcher dem Fett ähn-
lichen Kügelchen. Der Inhalt der Zellen ist meistens voll-
kommen durchsichtig, doch zeigen sich auch einzelne, in
denen sich ein feinkörniger Niederschlag gebildet hat.
Diese Zellen sind in dem Eichen in ein Wenig einer
durchsichtigen Flüssigkeit enthalten. Um das etwas ver-
schiedene Ansehen zu erklären, welches der Inhalt des
Eichens nach der Berührung mit Wasser annimmt, bringe
man ein kleines Eichen mit einem Tropfen Wasser auf
ein Gläschen, drücke etwas von dem Inhalt des Eichens
aus und beobachte dann schnell unter dem Mikroskop.
Man sieht dann eine Menge dieser Zellen in dem Wasser
platzen, und zwar ganz plötzlich, so wie eine Seifenblase
in der Luft. Wegen der Blässe der Zellen wird man
auf das Platzen derselben zuerst durch die plötzliche
Bewegung des Kerns aufmerksam gemacht. Der Kern
und etwas feinkörnige Substanz bleibt zurück. Wären
diese Zellen solid, wenn auch noch so weich, so wäre ein
solches plötzliches Zerspringen nicht möglich. Es sind
also wahre Zellen. Ob das in ihnen enthaltene Kügelchen
die Bedeutung des Kerns hat, weiſs ich nicht. Obgleich
es einem Fettkügelchen ähnlich sieht, so scheint es doch
kein Fett zu sein; denn bringt man auf einen Tropfen
des Inhaltes des Eichens Essigsäure, so erhalten sich darin
die Zellen ziemlich gut, und das Körperchen wird bläs-
ser und schwillt etwas auf, was beim Fett wohl nicht
der Fall sein würde. Diese Zellen nun sind die spätern
Kugeln der Dotterhöhle in ihrem weniger entwickelten
Zustande. Die gröſseren sind ihnen schon ganz ähnlich.
Diese Kugeln der Dotterhöhle sind also ebenfalls Zellen.
Ihre Kernkugeln verhalten sich gegen Essigsäure eben so,
wie im früheren Zustande. Sie liegen nicht central, son-
dern an der inneren Fläche der Zellenwand, wie man sieht,
wenn man die Zellen unter dem Mikroskop rollen läſst.
Im ruhenden Zustande liegen aber die Zellen gewöhnlich
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Schwann, Theodor: Mikroskopische Untersuchungen über die Uebereinstimmung in der Struktur und dem Wachsthum der Thiere und Pflanzen. Berlin, 1839, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwann_mikroskopische_1839/82>, abgerufen am 25.11.2024.
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