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Schwann, Theodor: Mikroskopische Untersuchungen über die Uebereinstimmung in der Struktur und dem Wachsthum der Thiere und Pflanzen. Berlin, 1839.

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1) Lymphkörperchen.

Die Lymphkörperchen scheinen nach der Beschreibung
von Vogel (physiologisch-pathologische Untersuchungen
über Eiter etc. Erlangen 1838) Zellen zu sein, obgleich
der Verfasser diess nicht ausspricht. Nach der Einwir-
kung von Essigsäure kommt nämlich ein Kern zum Vor-
schein, von dem ich vermuthe, dass er nicht durch eine
Trennung in Schale und Kern entstanden ist, sondern
schon vorgebildet war und nur wegen der grössern Durch-
sichtigkeit, welche die Schale, d. h. die Zellenmembran
und ihr Inhalt, durch die Essigsäure erhält, sichtbar wird.
Unter den abgebildeten Lymphkörperchen (l. c. Fig. 4. b)
scheint Ein Kern in der Mitte ein Kernkörperchen zu ent-
halten. Eigene Untersuchungen habe ich hierüber nicht ange-
stellt. Die Entstehung der Lymphkörperchen ist noch nicht
untersucht. Sie bilden sich wahrscheinlich in der Lymphflüs-
sigkeit als ihrem Cytoblastem nach dem oben ausgesproche-
nen allgemeinen Gesetz. Ob die Kerne zuerst da sind,
und um sie sich erst die Zelle bildet, ist unbekannt. Viel-
leicht sind die kleinen Körnchen, die Vogel aus der Lym-
phe abbildet, junge Kerne.

2) Blutkörperchen.

Dass die Blutkörperchen Bläschen sind, wurde zuerst
von C. H. Schultz bewiesen. Er stützt sich besonders
auf ihr Verhalten gegen Wasser, wo sie ihren Farbestoff
verlieren, aufquellen, rund werden und wo er dann oft den
Kern innerhalb des runden, sehr durchsichtigen Bläschens
herumrollen sah. Das Letzte würde für sich allein schon
entscheidend sein. Ich habe diess zwar noch nicht beob-
achtet, der Kern hängt vielmehr in den meisten Fällen be-
stimmt an der inneren Wandfläche des Bläschens excen-
trisch wie bei allen Zellen, doch ist es wahrscheinlich,
dass er sich auch zuweilen lösen kann. Aber schon das
Aufquellen und Rundwerden der Blutkörperchen macht
ihre Natur als Zellen sehr wahrscheinlich. Wäre die
Hülle des Blutkörperchens nicht ein abgeplattetes Bläs-
chen, so könnte es in Wasser zwar farblos werden und

1) Lymphkörperchen.

Die Lymphkörperchen scheinen nach der Beschreibung
von Vogel (physiologisch-pathologische Untersuchungen
über Eiter etc. Erlangen 1838) Zellen zu sein, obgleich
der Verfasser dieſs nicht ausspricht. Nach der Einwir-
kung von Essigsäure kommt nämlich ein Kern zum Vor-
schein, von dem ich vermuthe, daſs er nicht durch eine
Trennung in Schale und Kern entstanden ist, sondern
schon vorgebildet war und nur wegen der gröſsern Durch-
sichtigkeit, welche die Schale, d. h. die Zellenmembran
und ihr Inhalt, durch die Essigsäure erhält, sichtbar wird.
Unter den abgebildeten Lymphkörperchen (l. c. Fig. 4. b)
scheint Ein Kern in der Mitte ein Kernkörperchen zu ent-
halten. Eigene Untersuchungen habe ich hierüber nicht ange-
stellt. Die Entstehung der Lymphkörperchen ist noch nicht
untersucht. Sie bilden sich wahrscheinlich in der Lymphflüs-
sigkeit als ihrem Cytoblastem nach dem oben ausgesproche-
nen allgemeinen Gesetz. Ob die Kerne zuerst da sind,
und um sie sich erst die Zelle bildet, ist unbekannt. Viel-
leicht sind die kleinen Körnchen, die Vogel aus der Lym-
phe abbildet, junge Kerne.

2) Blutkörperchen.

Daſs die Blutkörperchen Bläschen sind, wurde zuerst
von C. H. Schultz bewiesen. Er stützt sich besonders
auf ihr Verhalten gegen Wasser, wo sie ihren Farbestoff
verlieren, aufquellen, rund werden und wo er dann oft den
Kern innerhalb des runden, sehr durchsichtigen Bläschens
herumrollen sah. Das Letzte würde für sich allein schon
entscheidend sein. Ich habe dieſs zwar noch nicht beob-
achtet, der Kern hängt vielmehr in den meisten Fällen be-
stimmt an der inneren Wandfläche des Bläschens excen-
trisch wie bei allen Zellen, doch ist es wahrscheinlich,
daſs er sich auch zuweilen lösen kann. Aber schon das
Aufquellen und Rundwerden der Blutkörperchen macht
ihre Natur als Zellen sehr wahrscheinlich. Wäre die
Hülle des Blutkörperchens nicht ein abgeplattetes Bläs-
chen, so könnte es in Wasser zwar farblos werden und

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[75/0099] 1) Lymphkörperchen. Die Lymphkörperchen scheinen nach der Beschreibung von Vogel (physiologisch-pathologische Untersuchungen über Eiter etc. Erlangen 1838) Zellen zu sein, obgleich der Verfasser dieſs nicht ausspricht. Nach der Einwir- kung von Essigsäure kommt nämlich ein Kern zum Vor- schein, von dem ich vermuthe, daſs er nicht durch eine Trennung in Schale und Kern entstanden ist, sondern schon vorgebildet war und nur wegen der gröſsern Durch- sichtigkeit, welche die Schale, d. h. die Zellenmembran und ihr Inhalt, durch die Essigsäure erhält, sichtbar wird. Unter den abgebildeten Lymphkörperchen (l. c. Fig. 4. b) scheint Ein Kern in der Mitte ein Kernkörperchen zu ent- halten. Eigene Untersuchungen habe ich hierüber nicht ange- stellt. Die Entstehung der Lymphkörperchen ist noch nicht untersucht. Sie bilden sich wahrscheinlich in der Lymphflüs- sigkeit als ihrem Cytoblastem nach dem oben ausgesproche- nen allgemeinen Gesetz. Ob die Kerne zuerst da sind, und um sie sich erst die Zelle bildet, ist unbekannt. Viel- leicht sind die kleinen Körnchen, die Vogel aus der Lym- phe abbildet, junge Kerne. 2) Blutkörperchen. Daſs die Blutkörperchen Bläschen sind, wurde zuerst von C. H. Schultz bewiesen. Er stützt sich besonders auf ihr Verhalten gegen Wasser, wo sie ihren Farbestoff verlieren, aufquellen, rund werden und wo er dann oft den Kern innerhalb des runden, sehr durchsichtigen Bläschens herumrollen sah. Das Letzte würde für sich allein schon entscheidend sein. Ich habe dieſs zwar noch nicht beob- achtet, der Kern hängt vielmehr in den meisten Fällen be- stimmt an der inneren Wandfläche des Bläschens excen- trisch wie bei allen Zellen, doch ist es wahrscheinlich, daſs er sich auch zuweilen lösen kann. Aber schon das Aufquellen und Rundwerden der Blutkörperchen macht ihre Natur als Zellen sehr wahrscheinlich. Wäre die Hülle des Blutkörperchens nicht ein abgeplattetes Bläs- chen, so könnte es in Wasser zwar farblos werden und

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Zitationshilfe: Schwann, Theodor: Mikroskopische Untersuchungen über die Uebereinstimmung in der Struktur und dem Wachsthum der Thiere und Pflanzen. Berlin, 1839, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwann_mikroskopische_1839/99>, abgerufen am 24.11.2024.