Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schwappach, Adam: Forstpolitik, Jagd- und Fischereipolitik. Leipzig, 1894.

Bild:
<< vorherige Seite

A. Erster (allgemeiner) Teil.
falt und Geschicklichkeit der Forstbeamten vermögen ebenfalls viel zur
Steigerung der Nutzholzausbeute und des Nutzholzabsatzes beizutragen.

Die Nadelhölzer liefern im allgemeinen weit mehr Nutzholz als das
Laubholz; während dort oft 80 -- 90 Proz. des gesamten Anfalles als
Nutzholz verwertet werden können, müssen hier 30 -- 40 Proz. schon
als ein sehr gutes Ergebnis betrachtet werden. Reine Buchenwaldungen
bringen noch weniger; hier sind 20 Proz. Nutzholz vom Gesamtergeb-
nisse schon ein nur unter sehr günstigen Absatzverhältnissen zu errei-
chendes Resultat.

Hohe Umtriebe liefern im allgemeinen mehr Nutzholz als geringe,
ein Satz, welcher allerdings durch die Marktverhältnisse mannigfache
Einschränkungen erleidet. Die Verwertung der Materialanfälle als
Grubenholz, zur Papierfabrikation oder zur Herstellung von kleinen
Fässern (Cementfässern u. s. w.) ermöglicht nicht selten bei sehr niedrigen
Umtrieben ausserordentlich hohe Nutzholzprozente.

Vom grössten Einfluss auf die Nutzholzausbeute sind unter sonst
gleichen Bedingungen die Marktverhältnisse.

Bei extensiver Wirtschaft und schwierigen Transportverhältnissen
können nur die wertvollsten Sortimente benutzt werden, während alles
übrige höchstens als Brennholz oder überhaupt nicht verwertbar ist.
Je günstiger die Transportverhältnisse, je geringer die Entfernung zwischen
Produktions- und Konsumtionsort, je dichter die Bevölkerung und je
entwickelter die Industrie sind, desto grösser ist der Prozentsatz der
Holzernte, welcher als Nutzholz verwertet werden kann.

In dem günstigen Zusammentreffen aller dieser Verhältnisse ist
die hohe Rentabilität der sächsischen Waldungen begründet (vergl.
Tab. II), während dieselbe mit Unrecht vielfach als ein ausschliessliches
Verdienst der allerdings vorzüglich geleiteten sächsischen Forstwirtschaft
hingestellt wird.

Ausserdem kommen auch noch die Handelskonjunkturen sehr in
Betracht. In Zeiten eines wirtschaftlichen Aufschwunges lässt sich viel
Holz als Nutzholz verwerten, welches bei geringer Nachfrage infolge
des Darniederliegens von Gewerbe und Industrie nur als Brennholz
absetzbar ist.

Da der Preis des Nutzholzes im allgemeinen erheblich höher ist,
als jener des Brennholzes, so hat der Waldbesitzer ein grosses Interesse
an der Steigerung des Nutzholzprozentes. Es ist jedoch unrichtig, die
Höhe des Nutzholzprozentes als den ausschliesslichen Massstab für die
Tüchtigkeit des Beamten zu betrachten, da hierauf neben den oben
angeführten Momenten und den lokalen Absatzverhältnissen auch die
wirtschaftlichen Zustände des Waldes von grosser Bedeutung sind. Unter
Umständen kann ein Wirtschafter, welcher die Durchforstungen und
die wenig Nutzholz liefernden Aushiebe schlechten Materiales energisch

A. Erster (allgemeiner) Teil.
falt und Geschicklichkeit der Forstbeamten vermögen ebenfalls viel zur
Steigerung der Nutzholzausbeute und des Nutzholzabsatzes beizutragen.

Die Nadelhölzer liefern im allgemeinen weit mehr Nutzholz als das
Laubholz; während dort oft 80 — 90 Proz. des gesamten Anfalles als
Nutzholz verwertet werden können, müssen hier 30 — 40 Proz. schon
als ein sehr gutes Ergebnis betrachtet werden. Reine Buchenwaldungen
bringen noch weniger; hier sind 20 Proz. Nutzholz vom Gesamtergeb-
nisse schon ein nur unter sehr günstigen Absatzverhältnissen zu errei-
chendes Resultat.

Hohe Umtriebe liefern im allgemeinen mehr Nutzholz als geringe,
ein Satz, welcher allerdings durch die Marktverhältnisse mannigfache
Einschränkungen erleidet. Die Verwertung der Materialanfälle als
Grubenholz, zur Papierfabrikation oder zur Herstellung von kleinen
Fässern (Cementfässern u. s. w.) ermöglicht nicht selten bei sehr niedrigen
Umtrieben auſserordentlich hohe Nutzholzprozente.

Vom gröſsten Einfluſs auf die Nutzholzausbeute sind unter sonst
gleichen Bedingungen die Marktverhältnisse.

Bei extensiver Wirtschaft und schwierigen Transportverhältnissen
können nur die wertvollsten Sortimente benutzt werden, während alles
übrige höchstens als Brennholz oder überhaupt nicht verwertbar ist.
Je günstiger die Transportverhältnisse, je geringer die Entfernung zwischen
Produktions- und Konsumtionsort, je dichter die Bevölkerung und je
entwickelter die Industrie sind, desto gröſser ist der Prozentsatz der
Holzernte, welcher als Nutzholz verwertet werden kann.

In dem günstigen Zusammentreffen aller dieser Verhältnisse ist
die hohe Rentabilität der sächsischen Waldungen begründet (vergl.
Tab. II), während dieselbe mit Unrecht vielfach als ein ausschlieſsliches
Verdienst der allerdings vorzüglich geleiteten sächsischen Forstwirtschaft
hingestellt wird.

Auſserdem kommen auch noch die Handelskonjunkturen sehr in
Betracht. In Zeiten eines wirtschaftlichen Aufschwunges läſst sich viel
Holz als Nutzholz verwerten, welches bei geringer Nachfrage infolge
des Darniederliegens von Gewerbe und Industrie nur als Brennholz
absetzbar ist.

Da der Preis des Nutzholzes im allgemeinen erheblich höher ist,
als jener des Brennholzes, so hat der Waldbesitzer ein groſses Interesse
an der Steigerung des Nutzholzprozentes. Es ist jedoch unrichtig, die
Höhe des Nutzholzprozentes als den ausschlieſslichen Maſsstab für die
Tüchtigkeit des Beamten zu betrachten, da hierauf neben den oben
angeführten Momenten und den lokalen Absatzverhältnissen auch die
wirtschaftlichen Zustände des Waldes von groſser Bedeutung sind. Unter
Umständen kann ein Wirtschafter, welcher die Durchforstungen und
die wenig Nutzholz liefernden Aushiebe schlechten Materiales energisch

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0054" n="36"/><fw place="top" type="header">A. Erster (allgemeiner) Teil.</fw><lb/>
falt und Geschicklichkeit der Forstbeamten vermögen ebenfalls viel zur<lb/>
Steigerung der Nutzholzausbeute und des Nutzholzabsatzes beizutragen.</p><lb/>
              <p>Die Nadelhölzer liefern im allgemeinen weit mehr Nutzholz als das<lb/>
Laubholz; während dort oft 80 &#x2014; 90 Proz. des gesamten Anfalles als<lb/>
Nutzholz verwertet werden können, müssen hier 30 &#x2014; 40 Proz. schon<lb/>
als ein sehr gutes Ergebnis betrachtet werden. Reine Buchenwaldungen<lb/>
bringen noch weniger; hier sind 20 Proz. Nutzholz vom Gesamtergeb-<lb/>
nisse schon ein nur unter sehr günstigen Absatzverhältnissen zu errei-<lb/>
chendes Resultat.</p><lb/>
              <p>Hohe Umtriebe liefern im allgemeinen mehr Nutzholz als geringe,<lb/>
ein Satz, welcher allerdings durch die Marktverhältnisse mannigfache<lb/>
Einschränkungen erleidet. Die Verwertung der Materialanfälle als<lb/>
Grubenholz, zur Papierfabrikation oder zur Herstellung von kleinen<lb/>
Fässern (Cementfässern u. s. w.) ermöglicht nicht selten bei sehr niedrigen<lb/>
Umtrieben au&#x017F;serordentlich hohe Nutzholzprozente.</p><lb/>
              <p>Vom grö&#x017F;sten Einflu&#x017F;s auf die Nutzholzausbeute sind unter sonst<lb/>
gleichen Bedingungen die <hi rendition="#g">Marktverhältnisse</hi>.</p><lb/>
              <p>Bei extensiver Wirtschaft und schwierigen Transportverhältnissen<lb/>
können nur die wertvollsten Sortimente benutzt werden, während alles<lb/>
übrige höchstens als Brennholz oder überhaupt nicht verwertbar ist.<lb/>
Je günstiger die Transportverhältnisse, je geringer die Entfernung zwischen<lb/>
Produktions- und Konsumtionsort, je dichter die Bevölkerung und je<lb/>
entwickelter die Industrie sind, desto grö&#x017F;ser ist der Prozentsatz der<lb/>
Holzernte, welcher als Nutzholz verwertet werden kann.</p><lb/>
              <p>In dem günstigen Zusammentreffen aller dieser Verhältnisse ist<lb/>
die hohe Rentabilität der sächsischen Waldungen begründet (vergl.<lb/>
Tab. II), während dieselbe mit Unrecht vielfach als ein ausschlie&#x017F;sliches<lb/>
Verdienst der allerdings vorzüglich geleiteten sächsischen Forstwirtschaft<lb/>
hingestellt wird.</p><lb/>
              <p>Au&#x017F;serdem kommen auch noch die Handelskonjunkturen sehr in<lb/>
Betracht. In Zeiten eines wirtschaftlichen Aufschwunges lä&#x017F;st sich viel<lb/>
Holz als Nutzholz verwerten, welches bei geringer Nachfrage infolge<lb/>
des Darniederliegens von Gewerbe und Industrie nur als Brennholz<lb/>
absetzbar ist.</p><lb/>
              <p>Da der Preis des Nutzholzes im allgemeinen erheblich höher ist,<lb/>
als jener des Brennholzes, so hat der Waldbesitzer ein gro&#x017F;ses Interesse<lb/>
an der Steigerung des Nutzholzprozentes. Es ist jedoch unrichtig, die<lb/>
Höhe des Nutzholzprozentes als den ausschlie&#x017F;slichen Ma&#x017F;sstab für die<lb/>
Tüchtigkeit des Beamten zu betrachten, da hierauf neben den oben<lb/>
angeführten Momenten und den lokalen Absatzverhältnissen auch die<lb/>
wirtschaftlichen Zustände des Waldes von gro&#x017F;ser Bedeutung sind. Unter<lb/>
Umständen kann ein Wirtschafter, welcher die Durchforstungen und<lb/>
die wenig Nutzholz liefernden Aushiebe schlechten Materiales energisch<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[36/0054] A. Erster (allgemeiner) Teil. falt und Geschicklichkeit der Forstbeamten vermögen ebenfalls viel zur Steigerung der Nutzholzausbeute und des Nutzholzabsatzes beizutragen. Die Nadelhölzer liefern im allgemeinen weit mehr Nutzholz als das Laubholz; während dort oft 80 — 90 Proz. des gesamten Anfalles als Nutzholz verwertet werden können, müssen hier 30 — 40 Proz. schon als ein sehr gutes Ergebnis betrachtet werden. Reine Buchenwaldungen bringen noch weniger; hier sind 20 Proz. Nutzholz vom Gesamtergeb- nisse schon ein nur unter sehr günstigen Absatzverhältnissen zu errei- chendes Resultat. Hohe Umtriebe liefern im allgemeinen mehr Nutzholz als geringe, ein Satz, welcher allerdings durch die Marktverhältnisse mannigfache Einschränkungen erleidet. Die Verwertung der Materialanfälle als Grubenholz, zur Papierfabrikation oder zur Herstellung von kleinen Fässern (Cementfässern u. s. w.) ermöglicht nicht selten bei sehr niedrigen Umtrieben auſserordentlich hohe Nutzholzprozente. Vom gröſsten Einfluſs auf die Nutzholzausbeute sind unter sonst gleichen Bedingungen die Marktverhältnisse. Bei extensiver Wirtschaft und schwierigen Transportverhältnissen können nur die wertvollsten Sortimente benutzt werden, während alles übrige höchstens als Brennholz oder überhaupt nicht verwertbar ist. Je günstiger die Transportverhältnisse, je geringer die Entfernung zwischen Produktions- und Konsumtionsort, je dichter die Bevölkerung und je entwickelter die Industrie sind, desto gröſser ist der Prozentsatz der Holzernte, welcher als Nutzholz verwertet werden kann. In dem günstigen Zusammentreffen aller dieser Verhältnisse ist die hohe Rentabilität der sächsischen Waldungen begründet (vergl. Tab. II), während dieselbe mit Unrecht vielfach als ein ausschlieſsliches Verdienst der allerdings vorzüglich geleiteten sächsischen Forstwirtschaft hingestellt wird. Auſserdem kommen auch noch die Handelskonjunkturen sehr in Betracht. In Zeiten eines wirtschaftlichen Aufschwunges läſst sich viel Holz als Nutzholz verwerten, welches bei geringer Nachfrage infolge des Darniederliegens von Gewerbe und Industrie nur als Brennholz absetzbar ist. Da der Preis des Nutzholzes im allgemeinen erheblich höher ist, als jener des Brennholzes, so hat der Waldbesitzer ein groſses Interesse an der Steigerung des Nutzholzprozentes. Es ist jedoch unrichtig, die Höhe des Nutzholzprozentes als den ausschlieſslichen Maſsstab für die Tüchtigkeit des Beamten zu betrachten, da hierauf neben den oben angeführten Momenten und den lokalen Absatzverhältnissen auch die wirtschaftlichen Zustände des Waldes von groſser Bedeutung sind. Unter Umständen kann ein Wirtschafter, welcher die Durchforstungen und die wenig Nutzholz liefernden Aushiebe schlechten Materiales energisch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schwappach_forstpolitik_1894
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schwappach_forstpolitik_1894/54
Zitationshilfe: Schwappach, Adam: Forstpolitik, Jagd- und Fischereipolitik. Leipzig, 1894, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwappach_forstpolitik_1894/54>, abgerufen am 22.11.2024.