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Schwappach, Adam: Forstpolitik, Jagd- und Fischereipolitik. Leipzig, 1894.

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II. Abschnitt. Die volkswirtschaftliche Bedeutung des Waldes.
der Unterschied ist am grössten im Sommer, während im Winter der
Kronenschirm der Bäume nur einen sehr geringen Einfluss auf die Boden-
temperatur äussert. Die Holzart ist auch hier von wesentlicher Bedeu-
tung, und zwar veranlasst die dichtbeschattende Fichte die grössten
Differenzen zwischen der Temperatur des bewaldeten und nichtbewal-
deten Bodens.

Bezüglich des Wassergehaltes der Luft war man schon früher
zu dem Ergebnis gelangt, dass ein erheblicher Unterschied bezüglich
der absoluten Feuchtigkeit zwischen bewaldetem und unbewaldetem
Terrain nicht besteht, dagegen glaubte man bisher, dass die relative
Luftfeuchtigkeit im Walde durchschnittlich um etwa 6 %, während
der Sommermonate aber bis zu 10 % grösser sei, als im Freien.

Nach den erwähnten Untersuchungen von Schubert vermindert
sich jedoch dieser Überschuss der relativen Luftfeuchtigkeit auf einen
fast verschwindenden Bruchteil. Die Fehler der bisherigen Psychro-
meter scheinen ausser von den Strahlungseinflüssen durch Verschieden-
heit der Windstärke im Felde und Walde bedingt zu sein.

Wesentlich anders als am Boden bezw. in Brusthöhe stellen sich
die Verhältnisse des Wassergehaltes der Waldluft innerhalb des
Kronenraumes und unmittelbar über demselben. Hier ist der Wasser-
gehalt wegen der bedeutenden Verdunstung während der Vegetationszeit
erheblich gesteigert.

Jedenfalls zeigen aber die Schubertschen Untersuchungen in Über-
einstimmung mit bereits von anderen Seiten (Bühler, Ney) gemachten
Ausstellungen, dass die bisherigen Methoden der forstlich-meteoro-
logischen Beobachtungen im hohen Masse reformbedürftig sind, und
ist deshalb auch dieses Thema auf die Tagesordnung der nächsten
Versammlung des internationalen Verbandes forstlicher Versuchsanstalten,
welche 1896 stattfinden soll, gesetzt worden.

Eine früher weit verbreitete Ansicht ging dahin, dass der Wald
einen wesentlichen Einfluss auf die Menge der atmosphärischen
Niederschläge
im Sinne einer Vermehrung ihrer Frequenz und Quan-
tität äussere. 1)

Exakte Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass dieses, wenn
überhaupt, so doch nur in höchst geringem Masse der Fall ist. Die Regen-
menge eines grösseren Bezirkes hängt von ganz anderen und weit
mächtigeren Einflüssen als jenen des Waldes ab.


1) Als neuere Vertreter dieser Ansicht sind zu nennen: Weber, der (in Loreys
Handbuch I, S. 46) in den Gebirgen auf Grund theoretischer Erwägungen einen mit
der Höhenlage zunehmenden Einfluss auf die Vermehrung der Regenhöhe (bis zu
84 %!) berechnet, und Studnicka, der in seinen Grundzügen der Hyetographie
Böhmens durch ähnliche Zusammenstellungen wie Weber zu einem, allerdings er-
heblich geringeren Maximum von 33 % gelangt.
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II. Abschnitt. Die volkswirtschaftliche Bedeutung des Waldes.
der Unterschied ist am gröſsten im Sommer, während im Winter der
Kronenschirm der Bäume nur einen sehr geringen Einfluſs auf die Boden-
temperatur äuſsert. Die Holzart ist auch hier von wesentlicher Bedeu-
tung, und zwar veranlaſst die dichtbeschattende Fichte die gröſsten
Differenzen zwischen der Temperatur des bewaldeten und nichtbewal-
deten Bodens.

Bezüglich des Wassergehaltes der Luft war man schon früher
zu dem Ergebnis gelangt, daſs ein erheblicher Unterschied bezüglich
der absoluten Feuchtigkeit zwischen bewaldetem und unbewaldetem
Terrain nicht besteht, dagegen glaubte man bisher, daſs die relative
Luftfeuchtigkeit im Walde durchschnittlich um etwa 6 %, während
der Sommermonate aber bis zu 10 % gröſser sei, als im Freien.

Nach den erwähnten Untersuchungen von Schubert vermindert
sich jedoch dieser Überschuſs der relativen Luftfeuchtigkeit auf einen
fast verschwindenden Bruchteil. Die Fehler der bisherigen Psychro-
meter scheinen auſser von den Strahlungseinflüssen durch Verschieden-
heit der Windstärke im Felde und Walde bedingt zu sein.

Wesentlich anders als am Boden bezw. in Brusthöhe stellen sich
die Verhältnisse des Wassergehaltes der Waldluft innerhalb des
Kronenraumes und unmittelbar über demselben. Hier ist der Wasser-
gehalt wegen der bedeutenden Verdunstung während der Vegetationszeit
erheblich gesteigert.

Jedenfalls zeigen aber die Schubertschen Untersuchungen in Über-
einstimmung mit bereits von anderen Seiten (Bühler, Ney) gemachten
Ausstellungen, daſs die bisherigen Methoden der forstlich-meteoro-
logischen Beobachtungen im hohen Maſse reformbedürftig sind, und
ist deshalb auch dieses Thema auf die Tagesordnung der nächsten
Versammlung des internationalen Verbandes forstlicher Versuchsanstalten,
welche 1896 stattfinden soll, gesetzt worden.

Eine früher weit verbreitete Ansicht ging dahin, daſs der Wald
einen wesentlichen Einfluſs auf die Menge der atmosphärischen
Niederschläge
im Sinne einer Vermehrung ihrer Frequenz und Quan-
tität äuſsere. 1)

Exakte Untersuchungen haben jedoch gezeigt, daſs dieses, wenn
überhaupt, so doch nur in höchst geringem Maſse der Fall ist. Die Regen-
menge eines gröſseren Bezirkes hängt von ganz anderen und weit
mächtigeren Einflüssen als jenen des Waldes ab.


1) Als neuere Vertreter dieser Ansicht sind zu nennen: Weber, der (in Loreys
Handbuch I, S. 46) in den Gebirgen auf Grund theoretischer Erwägungen einen mit
der Höhenlage zunehmenden Einfluſs auf die Vermehrung der Regenhöhe (bis zu
84 %!) berechnet, und Studnicka, der in seinen Grundzügen der Hyetographie
Böhmens durch ähnliche Zusammenstellungen wie Weber zu einem, allerdings er-
heblich geringeren Maximum von 33 % gelangt.
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[51/0069] II. Abschnitt. Die volkswirtschaftliche Bedeutung des Waldes. der Unterschied ist am gröſsten im Sommer, während im Winter der Kronenschirm der Bäume nur einen sehr geringen Einfluſs auf die Boden- temperatur äuſsert. Die Holzart ist auch hier von wesentlicher Bedeu- tung, und zwar veranlaſst die dichtbeschattende Fichte die gröſsten Differenzen zwischen der Temperatur des bewaldeten und nichtbewal- deten Bodens. Bezüglich des Wassergehaltes der Luft war man schon früher zu dem Ergebnis gelangt, daſs ein erheblicher Unterschied bezüglich der absoluten Feuchtigkeit zwischen bewaldetem und unbewaldetem Terrain nicht besteht, dagegen glaubte man bisher, daſs die relative Luftfeuchtigkeit im Walde durchschnittlich um etwa 6 %, während der Sommermonate aber bis zu 10 % gröſser sei, als im Freien. Nach den erwähnten Untersuchungen von Schubert vermindert sich jedoch dieser Überschuſs der relativen Luftfeuchtigkeit auf einen fast verschwindenden Bruchteil. Die Fehler der bisherigen Psychro- meter scheinen auſser von den Strahlungseinflüssen durch Verschieden- heit der Windstärke im Felde und Walde bedingt zu sein. Wesentlich anders als am Boden bezw. in Brusthöhe stellen sich die Verhältnisse des Wassergehaltes der Waldluft innerhalb des Kronenraumes und unmittelbar über demselben. Hier ist der Wasser- gehalt wegen der bedeutenden Verdunstung während der Vegetationszeit erheblich gesteigert. Jedenfalls zeigen aber die Schubertschen Untersuchungen in Über- einstimmung mit bereits von anderen Seiten (Bühler, Ney) gemachten Ausstellungen, daſs die bisherigen Methoden der forstlich-meteoro- logischen Beobachtungen im hohen Maſse reformbedürftig sind, und ist deshalb auch dieses Thema auf die Tagesordnung der nächsten Versammlung des internationalen Verbandes forstlicher Versuchsanstalten, welche 1896 stattfinden soll, gesetzt worden. Eine früher weit verbreitete Ansicht ging dahin, daſs der Wald einen wesentlichen Einfluſs auf die Menge der atmosphärischen Niederschläge im Sinne einer Vermehrung ihrer Frequenz und Quan- tität äuſsere. 1) Exakte Untersuchungen haben jedoch gezeigt, daſs dieses, wenn überhaupt, so doch nur in höchst geringem Maſse der Fall ist. Die Regen- menge eines gröſseren Bezirkes hängt von ganz anderen und weit mächtigeren Einflüssen als jenen des Waldes ab. 1) Als neuere Vertreter dieser Ansicht sind zu nennen: Weber, der (in Loreys Handbuch I, S. 46) in den Gebirgen auf Grund theoretischer Erwägungen einen mit der Höhenlage zunehmenden Einfluſs auf die Vermehrung der Regenhöhe (bis zu 84 %!) berechnet, und Studnicka, der in seinen Grundzügen der Hyetographie Böhmens durch ähnliche Zusammenstellungen wie Weber zu einem, allerdings er- heblich geringeren Maximum von 33 % gelangt. 4*

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Zitationshilfe: Schwappach, Adam: Forstpolitik, Jagd- und Fischereipolitik. Leipzig, 1894, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwappach_forstpolitik_1894/69>, abgerufen am 01.11.2024.