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Schwappach, Adam: Forstpolitik, Jagd- und Fischereipolitik. Leipzig, 1894.

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II. Abschnitt. Die volkswirtschaftliche Bedeutung des Waldes.

Aus der neuesten Zeit liegen drei Arbeiten vor, welche in dieser
Hinsicht die entgegengesetzte Ansicht vertreten.

Bühler kommt bei seiner Bearbeitung der württembergischen Hagel-
statistik für die Jahre 1828 -- 1867 zu dem Ergebnis, dass sich ein
Zusammenhang zwischen Bewaldung und Hagelhäufigkeit nicht nach-
weisen lasse. Die Annahme, dass der Wald allgemein die Bildung von
Hagelgewittern verhindere oder wenigstens erschwere, findet aus den
von ihm gemachten Zusammenstellungen keine Bestätigung.

Zu dem gleichen Resultate gelangt Heck 1) in seiner neuesten Be-
arbeitung der württembergischen Hagelstatistik unter spezieller Bezug-
nahme auf die Bewaldungsverhältnisse, ebenso auch neuerdings Pliman-
don
bei seinen Beobachtungen im Departement Puy de Dome.

Sarrazin behauptet dagegen entschieden für Norddeutschland, dass
ein Schutz der Wälder für die im Lee derselben gelegenen Feldmarken
bestehe. Derselbe mache sich hauptsächlich bei lokalen Einzelgewittern
bemerkbar, indessen würden auch die schädlichen Wirkungen verhee-
render Wirbelstürme durch grosse Waldungen gemildert.

Einen sehr bemerkenswerten Einfluss haben grössere Waldungen auf
die Geschwindigkeit und mechanische Kraft der Winde.

Die Bäume, vor allem die Baumkronen, bieten einen sehr elastischen
Widerstand gegen den Angriff des Windes, und die momentane Nach-
giebigkeit der Zweige und Stämme, welche doch immer das Bestreben
haben, in ihre ursprüngliche Lage zurückzukehren, ist nach physika-
lischen Gesetzen das wirksamste Mittel, eine Bewegung allmählich ab-
zuschwächen. Dieser Einfluss macht sich allerdings nur auf die untersten
Luftschichten geltend, und ist bloss dann auf weitere Umgebung wirk-
sam, wenn der Wind annähernd parallel zur Bodenoberfläche streicht.

Immerhin gewähren aber doch Bäume noch den meisten Schutz,
weil die mit ihren Stämmen und Kronen in Berührung kommenden
Luftschichten 50--200 mal mächtiger sind, als jene bei einer anderen
bodenständigen Flora.

Waldungen besitzen daher in allen Gegenden, welche von lokalen
Windströmungen zu leiden haben, eine nicht zu unterschätzende günstige
Wirkung für die dahinter liegenden Grundstücke. Dieses ist nament-

1) Heck kommt zu folgenden Ergebnissen bezüglich der Einwirkung des Waldes:
a) Der Wald erteilt dem aufsteigenden Luftstrom eine geringere Geschwin-
digkeit als das freie besonnte Feld und wirkt günstig auf die Ausglei-
chung der Elektrizität bei ganz niederschwebenden Wolken.

b) Diese Eigenschaften des Waldes reichen nicht hin oder sind an sich
ungenügend, um demselben in Württemberg und Baden thatsächlich
eine Fähigkeit zu verleiben, bereits entstandene Hagelwetter aufzu-
halten, abzulenken oder unschädlich zu machen. Dies gilt für kleine
wie für grosse Hagelwetter.
II. Abschnitt. Die volkswirtschaftliche Bedeutung des Waldes.

Aus der neuesten Zeit liegen drei Arbeiten vor, welche in dieser
Hinsicht die entgegengesetzte Ansicht vertreten.

Bühler kommt bei seiner Bearbeitung der württembergischen Hagel-
statistik für die Jahre 1828 — 1867 zu dem Ergebnis, daſs sich ein
Zusammenhang zwischen Bewaldung und Hagelhäufigkeit nicht nach-
weisen lasse. Die Annahme, daſs der Wald allgemein die Bildung von
Hagelgewittern verhindere oder wenigstens erschwere, findet aus den
von ihm gemachten Zusammenstellungen keine Bestätigung.

Zu dem gleichen Resultate gelangt Heck 1) in seiner neuesten Be-
arbeitung der württembergischen Hagelstatistik unter spezieller Bezug-
nahme auf die Bewaldungsverhältnisse, ebenso auch neuerdings Pliman-
don
bei seinen Beobachtungen im Departement Puy de Dome.

Sarrazin behauptet dagegen entschieden für Norddeutschland, daſs
ein Schutz der Wälder für die im Lee derselben gelegenen Feldmarken
bestehe. Derselbe mache sich hauptsächlich bei lokalen Einzelgewittern
bemerkbar, indessen würden auch die schädlichen Wirkungen verhee-
render Wirbelstürme durch groſse Waldungen gemildert.

Einen sehr bemerkenswerten Einfluſs haben gröſsere Waldungen auf
die Geschwindigkeit und mechanische Kraft der Winde.

Die Bäume, vor allem die Baumkronen, bieten einen sehr elastischen
Widerstand gegen den Angriff des Windes, und die momentane Nach-
giebigkeit der Zweige und Stämme, welche doch immer das Bestreben
haben, in ihre ursprüngliche Lage zurückzukehren, ist nach physika-
lischen Gesetzen das wirksamste Mittel, eine Bewegung allmählich ab-
zuschwächen. Dieser Einfluſs macht sich allerdings nur auf die untersten
Luftschichten geltend, und ist bloſs dann auf weitere Umgebung wirk-
sam, wenn der Wind annähernd parallel zur Bodenoberfläche streicht.

Immerhin gewähren aber doch Bäume noch den meisten Schutz,
weil die mit ihren Stämmen und Kronen in Berührung kommenden
Luftschichten 50—200 mal mächtiger sind, als jene bei einer anderen
bodenständigen Flora.

Waldungen besitzen daher in allen Gegenden, welche von lokalen
Windströmungen zu leiden haben, eine nicht zu unterschätzende günstige
Wirkung für die dahinter liegenden Grundstücke. Dieses ist nament-

1) Heck kommt zu folgenden Ergebnissen bezüglich der Einwirkung des Waldes:
a) Der Wald erteilt dem aufsteigenden Luftstrom eine geringere Geschwin-
digkeit als das freie besonnte Feld und wirkt günstig auf die Ausglei-
chung der Elektrizität bei ganz niederschwebenden Wolken.

b) Diese Eigenschaften des Waldes reichen nicht hin oder sind an sich
ungenügend, um demselben in Württemberg und Baden thatsächlich
eine Fähigkeit zu verleiben, bereits entstandene Hagelwetter aufzu-
halten, abzulenken oder unschädlich zu machen. Dies gilt für kleine
wie für groſse Hagelwetter.
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[53/0071] II. Abschnitt. Die volkswirtschaftliche Bedeutung des Waldes. Aus der neuesten Zeit liegen drei Arbeiten vor, welche in dieser Hinsicht die entgegengesetzte Ansicht vertreten. Bühler kommt bei seiner Bearbeitung der württembergischen Hagel- statistik für die Jahre 1828 — 1867 zu dem Ergebnis, daſs sich ein Zusammenhang zwischen Bewaldung und Hagelhäufigkeit nicht nach- weisen lasse. Die Annahme, daſs der Wald allgemein die Bildung von Hagelgewittern verhindere oder wenigstens erschwere, findet aus den von ihm gemachten Zusammenstellungen keine Bestätigung. Zu dem gleichen Resultate gelangt Heck 1) in seiner neuesten Be- arbeitung der württembergischen Hagelstatistik unter spezieller Bezug- nahme auf die Bewaldungsverhältnisse, ebenso auch neuerdings Pliman- don bei seinen Beobachtungen im Departement Puy de Dome. Sarrazin behauptet dagegen entschieden für Norddeutschland, daſs ein Schutz der Wälder für die im Lee derselben gelegenen Feldmarken bestehe. Derselbe mache sich hauptsächlich bei lokalen Einzelgewittern bemerkbar, indessen würden auch die schädlichen Wirkungen verhee- render Wirbelstürme durch groſse Waldungen gemildert. Einen sehr bemerkenswerten Einfluſs haben gröſsere Waldungen auf die Geschwindigkeit und mechanische Kraft der Winde. Die Bäume, vor allem die Baumkronen, bieten einen sehr elastischen Widerstand gegen den Angriff des Windes, und die momentane Nach- giebigkeit der Zweige und Stämme, welche doch immer das Bestreben haben, in ihre ursprüngliche Lage zurückzukehren, ist nach physika- lischen Gesetzen das wirksamste Mittel, eine Bewegung allmählich ab- zuschwächen. Dieser Einfluſs macht sich allerdings nur auf die untersten Luftschichten geltend, und ist bloſs dann auf weitere Umgebung wirk- sam, wenn der Wind annähernd parallel zur Bodenoberfläche streicht. Immerhin gewähren aber doch Bäume noch den meisten Schutz, weil die mit ihren Stämmen und Kronen in Berührung kommenden Luftschichten 50—200 mal mächtiger sind, als jene bei einer anderen bodenständigen Flora. Waldungen besitzen daher in allen Gegenden, welche von lokalen Windströmungen zu leiden haben, eine nicht zu unterschätzende günstige Wirkung für die dahinter liegenden Grundstücke. Dieses ist nament- 1) Heck kommt zu folgenden Ergebnissen bezüglich der Einwirkung des Waldes: a) Der Wald erteilt dem aufsteigenden Luftstrom eine geringere Geschwin- digkeit als das freie besonnte Feld und wirkt günstig auf die Ausglei- chung der Elektrizität bei ganz niederschwebenden Wolken. b) Diese Eigenschaften des Waldes reichen nicht hin oder sind an sich ungenügend, um demselben in Württemberg und Baden thatsächlich eine Fähigkeit zu verleiben, bereits entstandene Hagelwetter aufzu- halten, abzulenken oder unschädlich zu machen. Dies gilt für kleine wie für groſse Hagelwetter.

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Zitationshilfe: Schwappach, Adam: Forstpolitik, Jagd- und Fischereipolitik. Leipzig, 1894, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwappach_forstpolitik_1894/71>, abgerufen am 01.11.2024.