Schwappach, Adam: Forstpolitik, Jagd- und Fischereipolitik. Leipzig, 1894.A. Erster (allgemeiner) Teil. der Wasserabfluss überhaupt verlangsamt, durchlässiger Boden wirddurch die Streudecke teilweise undurchlässig und giebt etwas mehr Wasser seitlich an die Flüsse ab, als beim Fehlen des Waldes. b) Eine weitere günstige Wirkung der Wälder für die Regulierung c) Endlich wird infolge der im Frühjahre wesentlich geringeren Luft- Diese Einflüsse des Waldes reichen jedoch keineswegs aus, um die In Perioden langanhaltender Trockenheit versiegen schliesslich auch Noch weniger ist der Wald aber im stande, wie vielfach ange- Solche entstehen entweder durch ungewöhnlich starke, lang- Das wirksamste Agens des Waldes zur Verlangsamung der Wasser- Nach den Ermittelungen von Bühler, mitgeteilt in der XVIII. Ver- Nun nimmt Hellmann an, dass in Deutschland bis zu 100 mm A. Erster (allgemeiner) Teil. der Wasserabfluſs überhaupt verlangsamt, durchlässiger Boden wirddurch die Streudecke teilweise undurchlässig und giebt etwas mehr Wasser seitlich an die Flüsse ab, als beim Fehlen des Waldes. b) Eine weitere günstige Wirkung der Wälder für die Regulierung c) Endlich wird infolge der im Frühjahre wesentlich geringeren Luft- Diese Einflüsse des Waldes reichen jedoch keineswegs aus, um die In Perioden langanhaltender Trockenheit versiegen schlieſslich auch Noch weniger ist der Wald aber im stande, wie vielfach ange- Solche entstehen entweder durch ungewöhnlich starke, lang- Das wirksamste Agens des Waldes zur Verlangsamung der Wasser- Nach den Ermittelungen von Bühler, mitgeteilt in der XVIII. Ver- Nun nimmt Hellmann an, daſs in Deutschland bis zu 100 mm <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0076" n="58"/><fw place="top" type="header">A. Erster (allgemeiner) Teil.</fw><lb/> der Wasserabfluſs überhaupt verlangsamt, durchlässiger Boden wird<lb/> durch die Streudecke teilweise undurchlässig und giebt etwas mehr<lb/> Wasser seitlich an die Flüsse ab, als beim Fehlen des Waldes.</p><lb/> <p>b) Eine weitere günstige Wirkung der Wälder für die Regulierung<lb/> des Wasserstandes liegt darin, daſs sie die rasche Verdampfung des<lb/> Wassers in den durch sie flieſsenden kleinen Wasserfäden und Bächen<lb/> vermindern; es schicken daher die Waldungen den Flüssen im Sommer-<lb/> halbjahre einen nachhaltigeren Tribut zu, als unter sonst gleichen Um-<lb/> ständen das freie Feld.</p><lb/> <p>c) Endlich wird infolge der im Frühjahre wesentlich geringeren Luft-<lb/> und Bodentemperatur im Walde in den meisten Fällen die Schneeschmelze<lb/> verzögert, wegen des langsameren Schneeabganges mehr Wasser in den<lb/> Boden eindringen und so den Flüssen nicht die ganze Wassermenge<lb/> des Einzugsgebietes auf einmal zugehen, sondern diese für eine längere<lb/> Periode verteilt werden.</p><lb/> <p>Diese Einflüsse des Waldes reichen jedoch keineswegs aus, um die<lb/> schädlichen Einflüsse von extremen Witterungsverhältnissen zu verhüten.</p><lb/> <p>In Perioden langanhaltender Trockenheit versiegen schlieſslich auch<lb/> die Zuflüsse aus dem Walde, allerdings langsamer als solche, welche aus<lb/> unbewaldetem Terrain kommen.</p><lb/> <p>Noch weniger ist der Wald aber im stande, wie vielfach ange-<lb/> nommen wird, groſse <hi rendition="#g">Überschwemmungen</hi> zu verhindern.</p><lb/> <p>Solche entstehen entweder durch <hi rendition="#g">ungewöhnlich starke, lang-<lb/> dauernde Regengüsse</hi> oder infolge <hi rendition="#g">plötzlicher Schnee-<lb/> schmelzen</hi> unter Mitwirkung von Regen.</p><lb/> <p>Das wirksamste Agens des Waldes zur Verlangsamung der Wasser-<lb/> abfuhr ist die <hi rendition="#g">Absorptionsfähigkeit</hi> der <hi rendition="#g">Bodenstreu</hi> und in<lb/> geringerem Maſse das Festhalten von Schnee und Wasser durch die<lb/> Kronen. Vergleicht man jedoch die Wassermengen, welche von der<lb/> Streu zurückgehalten werden können, mit den Niederschlagsmengen, die<lb/> zur Entstehung von Hochwässern führen, so zeigt sich, daſs erstere nur<lb/> einen kleinen Bruchteil der letzteren bilden.</p><lb/> <p>Nach den Ermittelungen von <hi rendition="#k">Bühler</hi>, mitgeteilt in der XVIII. Ver-<lb/> sammlung deutscher Forstmänner zu Dresden, bleiben höchstens pro<lb/> ha 5—7000 l bei Buchen und 25—30000 l bei Nadelholz auf den Bäumen<lb/> hängen, was einer Niederschlagshöhe von höchstens 3 mm entspricht.<lb/> Die Streudecke absorbiert in Buchenbeständen im Maximum 18000 l,<lb/> in Fichten- und Tannenbeständen 60000 l, also 1,8—6 mm.</p><lb/> <p>Nun nimmt <hi rendition="#k">Hellmann</hi> an, daſs in Deutschland bis zu 100 mm<lb/> Regen innerhalb 24 Stunden und bis zu 50 mm in einer Stunde fallen;<lb/> im Hochgebirge sind die entsprechenden Beträge noch viel grösser: in<lb/> St. Gallen fielen z. B. vom 27. August bis 2. September 1881 sogar<lb/> 448 mm.</p><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [58/0076]
A. Erster (allgemeiner) Teil.
der Wasserabfluſs überhaupt verlangsamt, durchlässiger Boden wird
durch die Streudecke teilweise undurchlässig und giebt etwas mehr
Wasser seitlich an die Flüsse ab, als beim Fehlen des Waldes.
b) Eine weitere günstige Wirkung der Wälder für die Regulierung
des Wasserstandes liegt darin, daſs sie die rasche Verdampfung des
Wassers in den durch sie flieſsenden kleinen Wasserfäden und Bächen
vermindern; es schicken daher die Waldungen den Flüssen im Sommer-
halbjahre einen nachhaltigeren Tribut zu, als unter sonst gleichen Um-
ständen das freie Feld.
c) Endlich wird infolge der im Frühjahre wesentlich geringeren Luft-
und Bodentemperatur im Walde in den meisten Fällen die Schneeschmelze
verzögert, wegen des langsameren Schneeabganges mehr Wasser in den
Boden eindringen und so den Flüssen nicht die ganze Wassermenge
des Einzugsgebietes auf einmal zugehen, sondern diese für eine längere
Periode verteilt werden.
Diese Einflüsse des Waldes reichen jedoch keineswegs aus, um die
schädlichen Einflüsse von extremen Witterungsverhältnissen zu verhüten.
In Perioden langanhaltender Trockenheit versiegen schlieſslich auch
die Zuflüsse aus dem Walde, allerdings langsamer als solche, welche aus
unbewaldetem Terrain kommen.
Noch weniger ist der Wald aber im stande, wie vielfach ange-
nommen wird, groſse Überschwemmungen zu verhindern.
Solche entstehen entweder durch ungewöhnlich starke, lang-
dauernde Regengüsse oder infolge plötzlicher Schnee-
schmelzen unter Mitwirkung von Regen.
Das wirksamste Agens des Waldes zur Verlangsamung der Wasser-
abfuhr ist die Absorptionsfähigkeit der Bodenstreu und in
geringerem Maſse das Festhalten von Schnee und Wasser durch die
Kronen. Vergleicht man jedoch die Wassermengen, welche von der
Streu zurückgehalten werden können, mit den Niederschlagsmengen, die
zur Entstehung von Hochwässern führen, so zeigt sich, daſs erstere nur
einen kleinen Bruchteil der letzteren bilden.
Nach den Ermittelungen von Bühler, mitgeteilt in der XVIII. Ver-
sammlung deutscher Forstmänner zu Dresden, bleiben höchstens pro
ha 5—7000 l bei Buchen und 25—30000 l bei Nadelholz auf den Bäumen
hängen, was einer Niederschlagshöhe von höchstens 3 mm entspricht.
Die Streudecke absorbiert in Buchenbeständen im Maximum 18000 l,
in Fichten- und Tannenbeständen 60000 l, also 1,8—6 mm.
Nun nimmt Hellmann an, daſs in Deutschland bis zu 100 mm
Regen innerhalb 24 Stunden und bis zu 50 mm in einer Stunde fallen;
im Hochgebirge sind die entsprechenden Beträge noch viel grösser: in
St. Gallen fielen z. B. vom 27. August bis 2. September 1881 sogar
448 mm.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |