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Schweder, Christoph Hermann von: Theatrum Historicum [...] Oder Historischer Schauplatz der Ansprüche und Streitigkeiten Hoher Potentaten. Leipzig, 1712.

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die Bayersche Edicta hin und wieder abreissen. Worauff nicht allein unterschiedliche Edicta von beyden Theilen, zu maintenirung der Possession, publiciret wurden, sondern es wurden auch von beyden Theilen viele Schrifften gewechselt; ja es wurd diese Sache anno 1658 auff dem Franckfurtischen Convent so hefftig getrieben, daß auch der Churfürst von der Pfaltz dem Bayerschen Gesandten Johann Georg Oexeln das Tintenfaß nach dem Kopff warff.

Die Gründe aber, worauff sich Chur-Pfaltz fundirte, waren hauptsächlich diese:

Chur-Pfältzische Gründe. I. Daß das Vicariat denen Pfaltzgrafen nicht wegen der Chur-Würde, sondern wegen der Pfaltzgrafschafft competire, und dieses würde damit bewiesen: Daß das fünffte Cap. der güldenen Bull nicht allein inscribiret würde: De juribus Comitis Palatini & Saxonis, ohne der Churfürstl. Würde zu gedencken; sondern daß daselbst in der Lateinischen Version auch stünde, daß solch Vicariat dem Churfürsten wegen der Pfaltz (ratione Principatus Palatini Privilegio) zustünde, und ob die Teutsche Version gleich etwas anders laute/ so müste diese doch nach der Lateinischen interpretiret werden, weil die Lateinische Version avthentic, und die angeführte Worte sonst obscur schienen . (2) Daß die Pfaltzgrafen solch Vicariat längst vor der güldenen Bull, und ehe das Churfürstl. Collegium eingeführet, verwaltet, welches nicht allein Aventinus L. 7. Annal. Boj. Crusius L. 3. Annal. Suev. Arumius ad A. B. Disc. 3. th. 25. Buxtorff. ad. A. B. th. 56. und andere, sondern auch Käyser Ludovicus Bavarus in einer von Cuspiniano angeführten Sanction, und Käyser Carolus IV in der Confirmation des Vicariats, so den Pfaltzgrafen bey Abwesenheit der Käyser ausserhalb Teutschland competire, bezeugeten; wohin auch die in der güldenen Bull Tit. 4. §. 3. & 4. in fin. stehende Worte abziehleten, wann da stünde; wie wir gefunden, daß es vormahlen zugestanden. It. wie es vor alters geschehen pflegen sc. Wie denn auch Pfaltzgraf Rupertus, in Abwesenheit Käysers Caroli IV anno 1355, und also vor gemachter güldenen Bull das Vicariat würcklich verwaltet hätte, und schon lange vorhero, nehmlich zu Zeiten Käysers Ludovici IV, schreibe Spangenberg in Chron. Mansfeld. c. 116. von Hertzog Ottone, daß er die fürnehmsten und schwersten Bürden im Reich seither Käysers Arnolphs Tode tragen müssen, und dahero auch des Reichs getreuer Verwalter, und Käyserl. Vicarius genannt worden; ja es hätte auch schon Arnolphus, Carolomanni Sohn, Graf Arnolphum zu Schirm, von dem die Pfaltzgrafen am Rhein, und Hertzoge in Bayern abstammeten, zum Vicario bestellet, und schiene es, daß von demselben solche Würde auff seine Nachkommen proragiret worden. (3) Daß dem Hertzoge zu Sachsen solche Vicariat-Würde ebenfalls nur als Pfaltzgrafen conferiret worden, welches sonderlich aus denen neuen Belehnungen zu sehn, als darinnen ihnen das Churfürstenthum, Ertz-Marschal-Ambt, und Chur des Hertzogthumbs zu Sachsen, auch Vicariat, und die Pfaltz zu Sachsen mit ihren Zugehörungen sc. übergeben würde. (4) Daß einige Pfaltzgrafen das Vicariat verwalter, ehe sie Churfürsten worden, z. E. Conradus zu Zeiten Käysers Henrici Aucupis, Ludovicus in Abwesenheit seines Vaters, Käysers und Churfürsten von der Pfaltz Ruperti an. 1401.

Burgoldens. ad Instr. Pac. Part. 1. Disc. 26. Membr. 2. §. 9.
vid. Londorp. d. L. 8. c. 42. 70. 82. 177. 178. 182. 187.
Aparte Electoris Palatini edebatur 1657 Scriptum sub Tit. Kurtzer und Summarischer Bericht/ daß das Vicariat in Landen des Rheins/ Schwaben und Fränckischen Rechtens des Hn. Pfaltzgrafen/ und Vicarii Carl Ludwigen Churfürstl. Durchl. von rechts wegen zustehen; quod extat ap. Londorp. d. l. c. 41. & Gastel. d. l. p. 373. seqq. Cui a parte Electoris Bavarici opponebatur: Wohlgegründeter Gegen-Bericht/ auff den Pfältzischen Summarischen Bericht; quod scriptum extat ap. Londorp. d. l. c. 66. & Gastel. d. l. p. 375. Palatini replicabant ad id in alio scripto, cui Tit. Chur-Pfältzische Ableinung des von Chur-Bayern wider den Chur-Pfältzischen Summarischen Bericht ausgegangenen Gegen-Berichts. quod extat ap. Londorp. d. l. c. 67. & Gastel d. l. p. 379. Bavari duplicabant in scripto sub Tit. Fernere wohlgegründete Anzeig wegen des an Rhein in Schwaben und Francken Rechtens Reichs-Vicariat. quod exhib. Londorp. d. l. c. 68. & Gastel d. l. p. 388. Ad quod Palatini triplicabant in alio scripto cui Titulus: Chur-Pfältzische Abfertigung der Chur-Bayerschen fernern Anzeig/ wegen des Reichs-Vicariats & c. Bavarorum quadruplica ad id videri potest ap. Londorp. d. l. c. 189.
vid. Burgoldens. d. l. §. 9. Londorp. d. l. c. 221. Franckenbergs Curop. Herold. Part. 1. p. 163. welche action jedoch bald durch einen specialen Vergleich beygeleget wurde. vid. Londorp. d. l. c. 246.
Praeter scripta superius allegata videri possunt Freheri Origines Palatin. It. scriptum sub Tit. Vicariatus Imperii Palatinus defensus; (cujus Autor Conringius fuit) quod extat ap. Londorp. d. l. Tom. VIII. L. 8. c. Burgoldens. d. l. Sprenger in Jurispr. publ. L. 2. c. 30. Pfeffinger ad Vitriar. L. 1 Tit. XI. §. 5. lit. a. Pfanner hist. Princ. c. 3. p. 140.
i
Confer ea, quae inferius dicentur in Respons. ad Argumenta Bavarica.

die Bayersche Edicta hin und wieder abreissen. Worauff nicht allein unterschiedliche Edicta von beyden Theilen, zu maintenirung der Possession, publiciret wurden, sondern es wurden auch von beyden Theilen viele Schrifften gewechselt; ja es wurd diese Sache anno 1658 auff dem Franckfurtischen Convent so hefftig getrieben, daß auch der Churfürst von der Pfaltz dem Bayerschen Gesandten Johann Georg Oexeln das Tintenfaß nach dem Kopff warff.

Die Gründe aber, worauff sich Chur-Pfaltz fundirte, waren hauptsächlich diese:

Chur-Pfältzische Gründe. I. Daß das Vicariat denen Pfaltzgrafen nicht wegen der Chur-Würde, sondern wegen der Pfaltzgrafschafft competire, und dieses würde damit bewiesen: Daß das fünffte Cap. der güldenẽ Bull nicht allein inscribiret würde: De juribus Comitis Palatini & Saxonis, ohne der Churfürstl. Würde zu gedencken; sondern daß daselbst in der Lateinischen Version auch stünde, daß solch Vicariat dem Churfürsten wegen der Pfaltz (ratione Principatus Palatini Privilegio) zustünde, und ob die Teutsche Version gleich etwas anders laute/ so müste diese doch nach der Lateinischen interpretiret werden, weil die Lateinische Version avthentic, und die angeführte Worte sonst obscur schienen . (2) Daß die Pfaltzgrafen solch Vicariat längst vor der güldenen Bull, und ehe das Churfürstl. Collegium eingeführet, verwaltet, welches nicht allein Aventinus L. 7. Annal. Boj. Crusius L. 3. Annal. Suev. Arumius ad A. B. Disc. 3. th. 25. Buxtorff. ad. A. B. th. 56. und andere, sondern auch Käyser Ludovicus Bavarus in einer von Cuspiniano angeführten Sanction, und Käyser Carolus IV in der Confirmation des Vicariats, so den Pfaltzgrafen bey Abwesenheit der Käyser ausserhalb Teutschland competire, bezeugeten; wohin auch die in der güldenen Bull Tit. 4. §. 3. & 4. in fin. stehende Worte abziehleten, wann da stünde; wie wir gefunden, daß es vormahlen zugestanden. It. wie es vor alters geschehen pflegen sc. Wie denn auch Pfaltzgraf Rupertus, in Abwesenheit Käysers Caroli IV anno 1355, und also vor gemachter güldenen Bull das Vicariat würcklich verwaltet hätte, und schon lange vorhero, nehmlich zu Zeiten Käysers Ludovici IV, schreibe Spangenberg in Chron. Mansfeld. c. 116. von Hertzog Ottone, daß er die fürnehmsten und schwersten Bürden im Reich seither Käysers Arnolphs Tode tragen müssen, und dahero auch des Reichs getreuer Verwalter, und Käyserl. Vicarius genannt worden; ja es hätte auch schon Arnolphus, Carolomanni Sohn, Graf Arnolphum zu Schirm, von dem die Pfaltzgrafen am Rhein, und Hertzoge in Bayern abstammeten, zum Vicario bestellet, und schiene es, daß von demselben solche Würde auff seine Nachkommen proragiret worden. (3) Daß dem Hertzoge zu Sachsen solche Vicariat-Würde ebenfalls nur als Pfaltzgrafen conferiret worden, welches sonderlich aus denen neuen Belehnungen zu sehn, als darinnen ihnen das Churfürstenthum, Ertz-Marschal-Ambt, und Chur des Hertzogthumbs zu Sachsen, auch Vicariat, und die Pfaltz zu Sachsen mit ihren Zugehörungen sc. übergeben würde. (4) Daß einige Pfaltzgrafen das Vicariat verwalter, ehe sie Churfürsten worden, z. E. Conradus zu Zeiten Käysers Henrici Aucupis, Ludovicus in Abwesenheit seines Vaters, Käysers und Churfürsten von der Pfaltz Ruperti an. 1401.

Burgoldens. ad Instr. Pac. Part. 1. Disc. 26. Membr. 2. §. 9.
vid. Londorp. d. L. 8. c. 42. 70. 82. 177. 178. 182. 187.
Aparte Electoris Palatini edebatur 1657 Scriptum sub Tit. Kurtzer und Summarischer Bericht/ daß das Vicariat in Landen des Rheins/ Schwaben und Fränckischen Rechtens des Hn. Pfaltzgrafen/ und Vicarii Carl Ludwigen Churfürstl. Durchl. von rechts wegen zustehen; quod extat ap. Londorp. d. l. c. 41. & Gastel. d. l. p. 373. seqq. Cui a parte Electoris Bavarici opponebatur: Wohlgegründeter Gegen-Bericht/ auff den Pfältzischen Sum̃arischen Bericht; quod scriptum extat ap. Londorp. d. l. c. 66. & Gastel. d. l. p. 375. Palatini replicabant ad id in alio scripto, cui Tit. Chur-Pfältzische Ableinung des von Chur-Bayern wider den Chur-Pfältzischen Summarischen Bericht ausgegangenen Gegen-Berichts. quod extat ap. Londorp. d. l. c. 67. & Gastel d. l. p. 379. Bavari duplicabant in scripto sub Tit. Fernere wohlgegründete Anzeig wegen des an Rhein in Schwaben und Francken Rechtens Reichs-Vicariat. quod exhib. Londorp. d. l. c. 68. & Gastel d. l. p. 388. Ad quod Palatini triplicabant in alio scripto cui Titulus: Chur-Pfältzische Abfertigung der Chur-Bayerschen fernern Anzeig/ wegen des Reichs-Vicariats & c. Bavarorum quadruplica ad id videri potest ap. Londorp. d. l. c. 189.
vid. Burgoldens. d. l. §. 9. Londorp. d. l. c. 221. Franckenbergs Curop. Herold. Part. 1. p. 163. welche action jedoch bald durch einen specialen Vergleich beygeleget wurde. vid. Londorp. d. l. c. 246.
Praeter scripta superius allegata videri possunt Freheri Origines Palatin. It. scriptum sub Tit. Vicariatus Imperii Palatinus defensus; (cujus Autor Conringius fuit) quod extat ap. Londorp. d. l. Tom. VIII. L. 8. c. Burgoldens. d. l. Sprenger in Jurispr. publ. L. 2. c. 30. Pfeffinger ad Vitriar. L. 1 Tit. XI. §. 5. lit. a. Pfanner hist. Princ. c. 3. p. 140.
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Confer ea, quae inferius dicentur in Respons. ad Argumenta Bavarica.
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die Bayersche Edicta hin und            wieder abreissen. <note place="foot">Burgoldens. ad Instr. Pac. Part. 1. Disc. 26. Membr.              2. §. 9.</note> Worauff nicht allein unterschiedliche Edicta von beyden Theilen, zu            maintenirung der Possession, publiciret wurden, <note place="foot">vid. Londorp. d. L. 8.              c. 42. 70. 82. 177. 178. 182. 187.</note> sondern es wurden auch von beyden Theilen            viele Schrifften <note place="foot">Aparte Electoris Palatini edebatur 1657 Scriptum sub              Tit. Kurtzer und Summarischer Bericht/ daß das Vicariat in Landen des Rheins/ Schwaben              und Fränckischen Rechtens des Hn. Pfaltzgrafen/ und Vicarii Carl Ludwigen Churfürstl.              Durchl. von rechts wegen zustehen; quod extat ap. Londorp. d. l. c. 41. &amp; Gastel. d.              l. p. 373. seqq. Cui a parte Electoris Bavarici opponebatur: Wohlgegründeter              Gegen-Bericht/ auff den Pfältzischen Sum&#x0303;arischen Bericht; quod scriptum extat              ap. Londorp. d. l. c. 66. &amp; Gastel. d. l. p. 375. Palatini replicabant ad id in alio              scripto, cui Tit. Chur-Pfältzische Ableinung des von Chur-Bayern wider den              Chur-Pfältzischen Summarischen Bericht ausgegangenen Gegen-Berichts. quod extat ap.              Londorp. d. l. c. 67. &amp; Gastel d. l. p. 379. Bavari duplicabant in scripto sub Tit.              Fernere wohlgegründete Anzeig wegen des an Rhein in Schwaben und Francken Rechtens              Reichs-Vicariat. quod exhib. Londorp. d. l. c. 68. &amp; Gastel d. l. p. 388. Ad quod              Palatini triplicabant in alio scripto cui Titulus: Chur-Pfältzische Abfertigung der              Chur-Bayerschen fernern Anzeig/ wegen des Reichs-Vicariats &amp; c. Bavarorum              quadruplica ad id videri potest ap. Londorp. d. l. c. 189.</note> gewechselt; ja es wurd            diese Sache anno 1658 auff dem Franckfurtischen Convent so hefftig getrieben, daß auch der            Churfürst von der Pfaltz dem Bayerschen Gesandten Johann Georg Oexeln das Tintenfaß nach            dem Kopff warff. <note place="foot">vid. Burgoldens. d. l. §. 9. Londorp. d. l. c. 221.              Franckenbergs Curop. Herold. Part. 1. p. 163. welche action jedoch bald durch einen              specialen Vergleich beygeleget wurde. vid. Londorp. d. l. c. 246.</note></p>
        <p>Die Gründe aber, worauff sich Chur-Pfaltz fundirte, waren hauptsächlich diese: <note place="foot">Praeter scripta superius allegata videri possunt Freheri Origines Palatin.              It. scriptum sub Tit. Vicariatus Imperii Palatinus defensus; (cujus Autor Conringius              fuit) quod extat ap. Londorp. d. l. Tom. VIII. L. 8. c. Burgoldens. d. l. Sprenger in              Jurispr. publ. L. 2. c. 30. Pfeffinger ad Vitriar. L. 1 Tit. XI. §. 5. lit. a. Pfanner              hist. Princ. c. 3. p. 140.</note></p>
        <p><note place="left">Chur-Pfältzische Gründe.</note> I. Daß das Vicariat denen Pfaltzgrafen            nicht wegen der Chur-Würde, sondern wegen der Pfaltzgrafschafft competire, und dieses            würde damit bewiesen: <note place="foot">i</note> Daß das fünffte Cap. der güldene&#x0303;            Bull nicht allein inscribiret würde: De juribus Comitis Palatini &amp; Saxonis, ohne der            Churfürstl. Würde zu gedencken; sondern daß daselbst in der Lateinischen Version auch            stünde, daß solch Vicariat dem Churfürsten wegen der Pfaltz (ratione Principatus Palatini            Privilegio) zustünde, und ob die Teutsche Version gleich etwas anders laute/ so müste            diese doch nach der Lateinischen interpretiret werden, weil die Lateinische Version            avthentic, und die angeführte Worte sonst obscur schienen <note place="foot">Confer ea,              quae inferius dicentur in Respons. ad Argumenta Bavarica.</note>. (2) Daß die            Pfaltzgrafen solch Vicariat längst vor der güldenen Bull, und ehe das Churfürstl.            Collegium eingeführet, verwaltet, welches nicht allein Aventinus L. 7. Annal. Boj. Crusius            L. 3. Annal. Suev. Arumius ad A. B. Disc. 3. th. 25. Buxtorff. ad. A. B. th. 56. und            andere, sondern auch Käyser Ludovicus Bavarus in einer von Cuspiniano angeführten            Sanction, und Käyser Carolus IV in der Confirmation des Vicariats, so den Pfaltzgrafen bey            Abwesenheit der Käyser ausserhalb Teutschland competire, bezeugeten; wohin auch die in der            güldenen Bull Tit. 4. §. 3. &amp; 4. in fin. stehende Worte abziehleten, wann da stünde;            wie wir gefunden, daß es vormahlen zugestanden. It. wie es vor alters geschehen pflegen            sc. Wie denn auch Pfaltzgraf Rupertus, in Abwesenheit Käysers Caroli IV anno 1355, und            also vor gemachter güldenen Bull das Vicariat würcklich verwaltet hätte, und schon lange            vorhero, nehmlich zu Zeiten Käysers Ludovici IV, schreibe Spangenberg in Chron. Mansfeld.            c. 116. von Hertzog Ottone, daß er die fürnehmsten und schwersten Bürden im Reich seither            Käysers Arnolphs Tode tragen müssen, und dahero auch des Reichs getreuer Verwalter, und            Käyserl. Vicarius genannt worden; ja es hätte auch schon Arnolphus, Carolomanni Sohn, Graf            Arnolphum zu Schirm, von dem die Pfaltzgrafen am Rhein, und Hertzoge in Bayern            abstammeten, zum Vicario bestellet, und schiene es, daß von demselben solche Würde auff            seine Nachkommen proragiret worden. (3) Daß dem Hertzoge zu Sachsen solche Vicariat-Würde            ebenfalls nur als Pfaltzgrafen conferiret worden, welches sonderlich aus denen neuen            Belehnungen zu sehn, als darinnen ihnen das Churfürstenthum, Ertz-Marschal-Ambt, und Chur            des Hertzogthumbs zu Sachsen, auch Vicariat, und die Pfaltz zu Sachsen mit ihren            Zugehörungen sc. übergeben würde. (4) Daß einige Pfaltzgrafen das Vicariat verwalter, ehe            sie Churfürsten worden, z. E. Conradus zu Zeiten Käysers Henrici Aucupis, Ludovicus in            Abwesenheit seines Vaters, Käysers und Churfürsten von der Pfaltz Ruperti an. 1401.
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[708/0619] die Bayersche Edicta hin und wieder abreissen. Worauff nicht allein unterschiedliche Edicta von beyden Theilen, zu maintenirung der Possession, publiciret wurden, sondern es wurden auch von beyden Theilen viele Schrifften gewechselt; ja es wurd diese Sache anno 1658 auff dem Franckfurtischen Convent so hefftig getrieben, daß auch der Churfürst von der Pfaltz dem Bayerschen Gesandten Johann Georg Oexeln das Tintenfaß nach dem Kopff warff. Die Gründe aber, worauff sich Chur-Pfaltz fundirte, waren hauptsächlich diese: I. Daß das Vicariat denen Pfaltzgrafen nicht wegen der Chur-Würde, sondern wegen der Pfaltzgrafschafft competire, und dieses würde damit bewiesen: Daß das fünffte Cap. der güldenẽ Bull nicht allein inscribiret würde: De juribus Comitis Palatini & Saxonis, ohne der Churfürstl. Würde zu gedencken; sondern daß daselbst in der Lateinischen Version auch stünde, daß solch Vicariat dem Churfürsten wegen der Pfaltz (ratione Principatus Palatini Privilegio) zustünde, und ob die Teutsche Version gleich etwas anders laute/ so müste diese doch nach der Lateinischen interpretiret werden, weil die Lateinische Version avthentic, und die angeführte Worte sonst obscur schienen . (2) Daß die Pfaltzgrafen solch Vicariat längst vor der güldenen Bull, und ehe das Churfürstl. Collegium eingeführet, verwaltet, welches nicht allein Aventinus L. 7. Annal. Boj. Crusius L. 3. Annal. Suev. Arumius ad A. B. Disc. 3. th. 25. Buxtorff. ad. A. B. th. 56. und andere, sondern auch Käyser Ludovicus Bavarus in einer von Cuspiniano angeführten Sanction, und Käyser Carolus IV in der Confirmation des Vicariats, so den Pfaltzgrafen bey Abwesenheit der Käyser ausserhalb Teutschland competire, bezeugeten; wohin auch die in der güldenen Bull Tit. 4. §. 3. & 4. in fin. stehende Worte abziehleten, wann da stünde; wie wir gefunden, daß es vormahlen zugestanden. It. wie es vor alters geschehen pflegen sc. Wie denn auch Pfaltzgraf Rupertus, in Abwesenheit Käysers Caroli IV anno 1355, und also vor gemachter güldenen Bull das Vicariat würcklich verwaltet hätte, und schon lange vorhero, nehmlich zu Zeiten Käysers Ludovici IV, schreibe Spangenberg in Chron. Mansfeld. c. 116. von Hertzog Ottone, daß er die fürnehmsten und schwersten Bürden im Reich seither Käysers Arnolphs Tode tragen müssen, und dahero auch des Reichs getreuer Verwalter, und Käyserl. Vicarius genannt worden; ja es hätte auch schon Arnolphus, Carolomanni Sohn, Graf Arnolphum zu Schirm, von dem die Pfaltzgrafen am Rhein, und Hertzoge in Bayern abstammeten, zum Vicario bestellet, und schiene es, daß von demselben solche Würde auff seine Nachkommen proragiret worden. (3) Daß dem Hertzoge zu Sachsen solche Vicariat-Würde ebenfalls nur als Pfaltzgrafen conferiret worden, welches sonderlich aus denen neuen Belehnungen zu sehn, als darinnen ihnen das Churfürstenthum, Ertz-Marschal-Ambt, und Chur des Hertzogthumbs zu Sachsen, auch Vicariat, und die Pfaltz zu Sachsen mit ihren Zugehörungen sc. übergeben würde. (4) Daß einige Pfaltzgrafen das Vicariat verwalter, ehe sie Churfürsten worden, z. E. Conradus zu Zeiten Käysers Henrici Aucupis, Ludovicus in Abwesenheit seines Vaters, Käysers und Churfürsten von der Pfaltz Ruperti an. 1401. Chur-Pfältzische Gründe. Burgoldens. ad Instr. Pac. Part. 1. Disc. 26. Membr. 2. §. 9. vid. Londorp. d. L. 8. c. 42. 70. 82. 177. 178. 182. 187. Aparte Electoris Palatini edebatur 1657 Scriptum sub Tit. Kurtzer und Summarischer Bericht/ daß das Vicariat in Landen des Rheins/ Schwaben und Fränckischen Rechtens des Hn. Pfaltzgrafen/ und Vicarii Carl Ludwigen Churfürstl. Durchl. von rechts wegen zustehen; quod extat ap. Londorp. d. l. c. 41. & Gastel. d. l. p. 373. seqq. Cui a parte Electoris Bavarici opponebatur: Wohlgegründeter Gegen-Bericht/ auff den Pfältzischen Sum̃arischen Bericht; quod scriptum extat ap. Londorp. d. l. c. 66. & Gastel. d. l. p. 375. Palatini replicabant ad id in alio scripto, cui Tit. Chur-Pfältzische Ableinung des von Chur-Bayern wider den Chur-Pfältzischen Summarischen Bericht ausgegangenen Gegen-Berichts. quod extat ap. Londorp. d. l. c. 67. & Gastel d. l. p. 379. Bavari duplicabant in scripto sub Tit. Fernere wohlgegründete Anzeig wegen des an Rhein in Schwaben und Francken Rechtens Reichs-Vicariat. quod exhib. Londorp. d. l. c. 68. & Gastel d. l. p. 388. Ad quod Palatini triplicabant in alio scripto cui Titulus: Chur-Pfältzische Abfertigung der Chur-Bayerschen fernern Anzeig/ wegen des Reichs-Vicariats & c. Bavarorum quadruplica ad id videri potest ap. Londorp. d. l. c. 189. vid. Burgoldens. d. l. §. 9. Londorp. d. l. c. 221. Franckenbergs Curop. Herold. Part. 1. p. 163. welche action jedoch bald durch einen specialen Vergleich beygeleget wurde. vid. Londorp. d. l. c. 246. Praeter scripta superius allegata videri possunt Freheri Origines Palatin. It. scriptum sub Tit. Vicariatus Imperii Palatinus defensus; (cujus Autor Conringius fuit) quod extat ap. Londorp. d. l. Tom. VIII. L. 8. c. Burgoldens. d. l. Sprenger in Jurispr. publ. L. 2. c. 30. Pfeffinger ad Vitriar. L. 1 Tit. XI. §. 5. lit. a. Pfanner hist. Princ. c. 3. p. 140. i Confer ea, quae inferius dicentur in Respons. ad Argumenta Bavarica.

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Zitationshilfe: Schweder, Christoph Hermann von: Theatrum Historicum [...] Oder Historischer Schauplatz der Ansprüche und Streitigkeiten Hoher Potentaten. Leipzig, 1712, S. 708. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweder_theatrum_1712/619>, abgerufen am 21.11.2024.