Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Armenien. Ein Bild seiner Natur und seiner Bewohner. Jena, 1878.Verfolgung der katholischen Armenier. ersticken 1. Ein ähnliches Feld ultramontaner Thätigkeit erschloßsich neuestens durch die Spaltung der papistischen Armenier auf Grund des römischen Unfehlbarkeits-Dogmas (Hassunisten und Anti-Hassunisten), doch blieben die betreffenden inneren kirch- lichen Reibereien zu belanglos, um Licht oder Schatten auf das eben entrollte Bild in ausgiebiger Weise zu werfen. 1 Der Patriarch glaubte dem ottomanischen Staatsmann Petrew
Effendi klarlegen zu müssen, daß die Erleichterungen des Papstes (dieses "Schweines") gegenüber dem armenischen Ritus zunächst eine für das ottomanische Reich staatsgefährliche Consequenz nach sich ziehen müßten, da die katholischen Regierungen des Abendlandes, durch die Vergrößerung und Vermehrung katholischer Unterthanen der Pforte, bei geeigneten An- lässen auch deren Intervention leichter herbeiführen könnten. Gleichwol sollte der Patriarch eine arge Enttäuschung erleben, als er aus der Aus- weisung der katholischen Armenier Gewinn ziehen wollte. Chosrew Pascha ließ ihn nämlich zu sich bescheiden, um ihm zu bedeuten, daß, wenn der Pforte an der Bekehrung der Katholiken gelegen wäre, sie selbe zum Is- lam übertreten ließe, nicht aber "von einer schlechten Religion zu einer ebenso schlechten". (Vgl. Rosen, "Gesch. d. Türkei" I, 59 u. ff.) Verfolgung der katholiſchen Armenier. erſticken 1. Ein ähnliches Feld ultramontaner Thätigkeit erſchloßſich neueſtens durch die Spaltung der papiſtiſchen Armenier auf Grund des römiſchen Unfehlbarkeits-Dogmas (Haſſuniſten und Anti-Haſſuniſten), doch blieben die betreffenden inneren kirch- lichen Reibereien zu belanglos, um Licht oder Schatten auf das eben entrollte Bild in ausgiebiger Weiſe zu werfen. 1 Der Patriarch glaubte dem ottomaniſchen Staatsmann Petrew
Effendi klarlegen zu müſſen, daß die Erleichterungen des Papſtes (dieſes „Schweines“) gegenüber dem armeniſchen Ritus zunächſt eine für das ottomaniſche Reich ſtaatsgefährliche Conſequenz nach ſich ziehen müßten, da die katholiſchen Regierungen des Abendlandes, durch die Vergrößerung und Vermehrung katholiſcher Unterthanen der Pforte, bei geeigneten An- läſſen auch deren Intervention leichter herbeiführen könnten. Gleichwol ſollte der Patriarch eine arge Enttäuſchung erleben, als er aus der Aus- weiſung der katholiſchen Armenier Gewinn ziehen wollte. Chosrew Paſcha ließ ihn nämlich zu ſich beſcheiden, um ihm zu bedeuten, daß, wenn der Pforte an der Bekehrung der Katholiken gelegen wäre, ſie ſelbe zum Is- lam übertreten ließe, nicht aber „von einer ſchlechten Religion zu einer ebenſo ſchlechten“. (Vgl. Roſen, „Geſch. d. Türkei“ I, 59 u. ff.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0175" n="143"/><fw place="top" type="header">Verfolgung der katholiſchen Armenier.</fw><lb/> erſticken <note place="foot" n="1">Der Patriarch glaubte dem ottomaniſchen Staatsmann Petrew<lb/> Effendi klarlegen zu müſſen, daß die Erleichterungen des Papſtes (dieſes<lb/> „Schweines“) gegenüber dem armeniſchen Ritus zunächſt eine für das<lb/> ottomaniſche Reich ſtaatsgefährliche Conſequenz nach ſich ziehen müßten,<lb/> da die katholiſchen Regierungen des Abendlandes, durch die Vergrößerung<lb/> und Vermehrung katholiſcher Unterthanen der Pforte, bei geeigneten An-<lb/> läſſen auch deren Intervention leichter herbeiführen könnten. Gleichwol<lb/> ſollte der Patriarch eine arge Enttäuſchung erleben, als er aus der Aus-<lb/> weiſung der katholiſchen Armenier Gewinn ziehen wollte. Chosrew Paſcha<lb/> ließ ihn nämlich zu ſich beſcheiden, um ihm zu bedeuten, daß, wenn der<lb/> Pforte an der Bekehrung der Katholiken gelegen wäre, ſie ſelbe zum Is-<lb/> lam übertreten ließe, nicht aber „von einer ſchlechten Religion zu einer<lb/> ebenſo ſchlechten“. (Vgl. Roſen, „Geſch. d. Türkei“ <hi rendition="#aq">I</hi>, 59 u. ff.)</note>. Ein ähnliches Feld ultramontaner Thätigkeit erſchloß<lb/> ſich neueſtens durch die Spaltung der papiſtiſchen Armenier auf<lb/> Grund des römiſchen Unfehlbarkeits-Dogmas (Haſſuniſten und<lb/> Anti-Haſſuniſten), doch blieben die betreffenden inneren kirch-<lb/> lichen Reibereien zu belanglos, um Licht oder Schatten auf das<lb/> eben entrollte Bild in ausgiebiger Weiſe zu werfen.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </body> </text> </TEI> [143/0175]
Verfolgung der katholiſchen Armenier.
erſticken 1. Ein ähnliches Feld ultramontaner Thätigkeit erſchloß
ſich neueſtens durch die Spaltung der papiſtiſchen Armenier auf
Grund des römiſchen Unfehlbarkeits-Dogmas (Haſſuniſten und
Anti-Haſſuniſten), doch blieben die betreffenden inneren kirch-
lichen Reibereien zu belanglos, um Licht oder Schatten auf das
eben entrollte Bild in ausgiebiger Weiſe zu werfen.
1 Der Patriarch glaubte dem ottomaniſchen Staatsmann Petrew
Effendi klarlegen zu müſſen, daß die Erleichterungen des Papſtes (dieſes
„Schweines“) gegenüber dem armeniſchen Ritus zunächſt eine für das
ottomaniſche Reich ſtaatsgefährliche Conſequenz nach ſich ziehen müßten,
da die katholiſchen Regierungen des Abendlandes, durch die Vergrößerung
und Vermehrung katholiſcher Unterthanen der Pforte, bei geeigneten An-
läſſen auch deren Intervention leichter herbeiführen könnten. Gleichwol
ſollte der Patriarch eine arge Enttäuſchung erleben, als er aus der Aus-
weiſung der katholiſchen Armenier Gewinn ziehen wollte. Chosrew Paſcha
ließ ihn nämlich zu ſich beſcheiden, um ihm zu bedeuten, daß, wenn der
Pforte an der Bekehrung der Katholiken gelegen wäre, ſie ſelbe zum Is-
lam übertreten ließe, nicht aber „von einer ſchlechten Religion zu einer
ebenſo ſchlechten“. (Vgl. Roſen, „Geſch. d. Türkei“ I, 59 u. ff.)
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