Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Armenien. Ein Bild seiner Natur und seiner Bewohner. Jena, 1878.Im Ararat-Gebiet. Von Tigranes, einem Vorgänger der Bagratiden, dem Gründerder einst blühenden Residenz Tigranokerta, und Zeitgenossen des Pompejus, ist dies zum Mindesten erwiesen, da er als Besieger Palästinas seinen Herrschersitz, wenn schon nicht anders, zwangs- weise colonisirte, wie er ja auch mit den Kappadociern ähnlich verfuhr1. Nicht minder interessant, als das Einströmen assyrischer und an 30,000 jüdische Häuser gegeben haben, als dieselbe zerstört wurde. Ebenso zu Van 10,000, zu Nakhitschevan 16,000, in Artaxata 9000 ... Bei 70,000 Familien wurden damals zwangsweise um Nakhitschevan an- gesiedelt (vgl. die Chronik Faustus von Byzanz bei St. Martin, "Histoire des revolut. de l'Arm. etc.") 1 Strabo XII. Auch bei Mos. v. Chor. 2 Zweige dieser Orpelier -- nach ihrem Fürsten Orpeth so genannt --
ließen sich später auch in Armenien nieder, wo sie durch Ehen mit den Bagratiden verwandt wurden. Im Uebrigen aber waren sie für Georgien das, was die Mamigonier für Armenien waren, Heerführer und Palladine. (Vgl. St. Martin, "Memoire sur l'Armenie", II, 57 u. ff.) Im Ararat-Gebiet. Von Tigranes, einem Vorgänger der Bagratiden, dem Gründerder einſt blühenden Reſidenz Tigranokerta, und Zeitgenoſſen des Pompejus, iſt dies zum Mindeſten erwieſen, da er als Beſieger Paläſtinas ſeinen Herrſcherſitz, wenn ſchon nicht anders, zwangs- weiſe coloniſirte, wie er ja auch mit den Kappadociern ähnlich verfuhr1. Nicht minder intereſſant, als das Einſtrömen aſſyriſcher und an 30,000 jüdiſche Häuſer gegeben haben, als dieſelbe zerſtört wurde. Ebenſo zu Van 10,000, zu Nakhitſchevan 16,000, in Artaxata 9000 … Bei 70,000 Familien wurden damals zwangsweiſe um Nakhitſchevan an- geſiedelt (vgl. die Chronik Fauſtus von Byzanz bei St. Martin, „Histoire des révolut. de l’Arm. etc.“) 1 Strabo XII. Auch bei Moſ. v. Chor. 2 Zweige dieſer Orpelier — nach ihrem Fürſten Orpeth ſo genannt —
ließen ſich ſpäter auch in Armenien nieder, wo ſie durch Ehen mit den Bagratiden verwandt wurden. Im Uebrigen aber waren ſie für Georgien das, was die Mamigonier für Armenien waren, Heerführer und Palladine. (Vgl. St. Martin, „Mémoire sur l’Arménie“, II, 57 u. ff.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0062" n="30"/><fw place="top" type="header">Im Ararat-Gebiet.</fw><lb/> Von Tigranes, einem Vorgänger der Bagratiden, dem Gründer<lb/> der einſt blühenden Reſidenz Tigranokerta, und Zeitgenoſſen des<lb/> Pompejus, iſt dies zum Mindeſten erwieſen, da er als Beſieger<lb/> Paläſtinas ſeinen Herrſcherſitz, wenn ſchon nicht anders, zwangs-<lb/> weiſe coloniſirte, wie er ja auch mit den Kappadociern ähnlich<lb/> verfuhr<note place="foot" n="1">Strabo <hi rendition="#aq">XII.</hi> Auch bei Moſ. v. Chor.</note>.</p><lb/> <p>Nicht minder intereſſant, als das Einſtrömen aſſyriſcher und<lb/> hebräiſcher Elemente in Armenien, iſt das eines anderen Volkes,<lb/> welches die Ethnologie mit dem Namen Mamigonier belegt. Nach<lb/> den armeniſchen Annaliſten ereignete es ſich zur Zeit der Herrſchaft<lb/> des zweiten Saſſanidenkönigs, Sapor <hi rendition="#aq">I.</hi> (oder Schahpur), alſo<lb/> zwiſchen 240—271 n. Chr., daß ein Prinz aus Dſchenasdan<lb/> (Tſchin oder China) mit all’ ſeinem Anhange den Anſchlägen<lb/> auf ſein Leben von Seite ſeines Oheims Arpag-Pagur durch die<lb/> Flucht entging und ſich mit ſeinen Getreuen, wie es kurz vorher<lb/> die Orpelier in Georgien gethan<note place="foot" n="2">Zweige dieſer Orpelier — nach ihrem Fürſten Orpeth ſo genannt —<lb/> ließen ſich ſpäter auch in Armenien nieder, wo ſie durch Ehen mit den<lb/> Bagratiden verwandt wurden. Im Uebrigen aber waren ſie für Georgien<lb/> das, was die Mamigonier für Armenien waren, Heerführer und Palladine.<lb/> (Vgl. St. Martin, <hi rendition="#aq">„Mémoire sur l’Arménie“, II</hi>, 57 u. ff.)</note>, in Armenien anſiedelte. Daß<lb/> wir es hier nicht mit eigentlichen Chineſen, wohl aber mit Be-<lb/> wohnern des heutigen Turkiſtans zu thun haben, geht ſchon<lb/> daraus hervor, daß der armeniſche Annaliſt die Eigenſchaften<lb/> der Mamigonier als überaus vortheilhafte bezeichnet und ihren<lb/> regen Verkehr mit den Bewohnern Irans und Arabiens hervor-<lb/> hebt, ein Verkehr, der zwiſchen dieſen und den eigentlichen<lb/> Chineſen niemals beſtanden hat. Auch andere, viel näher liegende<lb/> Thatſachen weiſen darauf hin, daß es ſich unmöglich um eigent-<lb/> liche Chineſen oder Stämme mongoliſcher Race überhaupt, handeln<lb/> könne, die erſt viel ſpäter und da unter ganz anderen Umſtänden<lb/> mit dem Weſten in Verbindung traten. Zudem ſpricht auch ein<lb/><note xml:id="seg2pn_6_2" prev="#seg2pn_6_1" place="foot" n="3">an 30,000 jüdiſche Häuſer gegeben haben, als dieſelbe zerſtört wurde.<lb/> Ebenſo zu Van 10,000, zu Nakhitſchevan 16,000, in Artaxata 9000 …<lb/> Bei 70,000 Familien wurden damals zwangsweiſe um Nakhitſchevan an-<lb/> geſiedelt (vgl. die Chronik Fauſtus von Byzanz bei St. Martin, <hi rendition="#aq">„Histoire<lb/> des révolut. de l’Arm. etc.“</hi>)</note><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [30/0062]
Im Ararat-Gebiet.
Von Tigranes, einem Vorgänger der Bagratiden, dem Gründer
der einſt blühenden Reſidenz Tigranokerta, und Zeitgenoſſen des
Pompejus, iſt dies zum Mindeſten erwieſen, da er als Beſieger
Paläſtinas ſeinen Herrſcherſitz, wenn ſchon nicht anders, zwangs-
weiſe coloniſirte, wie er ja auch mit den Kappadociern ähnlich
verfuhr 1.
Nicht minder intereſſant, als das Einſtrömen aſſyriſcher und
hebräiſcher Elemente in Armenien, iſt das eines anderen Volkes,
welches die Ethnologie mit dem Namen Mamigonier belegt. Nach
den armeniſchen Annaliſten ereignete es ſich zur Zeit der Herrſchaft
des zweiten Saſſanidenkönigs, Sapor I. (oder Schahpur), alſo
zwiſchen 240—271 n. Chr., daß ein Prinz aus Dſchenasdan
(Tſchin oder China) mit all’ ſeinem Anhange den Anſchlägen
auf ſein Leben von Seite ſeines Oheims Arpag-Pagur durch die
Flucht entging und ſich mit ſeinen Getreuen, wie es kurz vorher
die Orpelier in Georgien gethan 2, in Armenien anſiedelte. Daß
wir es hier nicht mit eigentlichen Chineſen, wohl aber mit Be-
wohnern des heutigen Turkiſtans zu thun haben, geht ſchon
daraus hervor, daß der armeniſche Annaliſt die Eigenſchaften
der Mamigonier als überaus vortheilhafte bezeichnet und ihren
regen Verkehr mit den Bewohnern Irans und Arabiens hervor-
hebt, ein Verkehr, der zwiſchen dieſen und den eigentlichen
Chineſen niemals beſtanden hat. Auch andere, viel näher liegende
Thatſachen weiſen darauf hin, daß es ſich unmöglich um eigent-
liche Chineſen oder Stämme mongoliſcher Race überhaupt, handeln
könne, die erſt viel ſpäter und da unter ganz anderen Umſtänden
mit dem Weſten in Verbindung traten. Zudem ſpricht auch ein
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1 Strabo XII. Auch bei Moſ. v. Chor.
2 Zweige dieſer Orpelier — nach ihrem Fürſten Orpeth ſo genannt —
ließen ſich ſpäter auch in Armenien nieder, wo ſie durch Ehen mit den
Bagratiden verwandt wurden. Im Uebrigen aber waren ſie für Georgien
das, was die Mamigonier für Armenien waren, Heerführer und Palladine.
(Vgl. St. Martin, „Mémoire sur l’Arménie“, II, 57 u. ff.)
3 an 30,000 jüdiſche Häuſer gegeben haben, als dieſelbe zerſtört wurde.
Ebenſo zu Van 10,000, zu Nakhitſchevan 16,000, in Artaxata 9000 …
Bei 70,000 Familien wurden damals zwangsweiſe um Nakhitſchevan an-
geſiedelt (vgl. die Chronik Fauſtus von Byzanz bei St. Martin, „Histoire
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