Wenn die Einbildungskraft inmitten des modernen Weltgetriebes nach einem Bilde sucht, das ihr den Geist der Zeit vermitteln soll, wird sie über all das Flirrende, Bewegliche -- fast möchte man sagen: irrlichternde -- Haschen und Hasten einer über die Maßen verfeinerten Cultur erst dort den gewünschten Ruhepunkt finden, wo die materielle Arbeit ihren Thron aufgeschlagen hat. Er ist nicht prunkhaft, aber ehern -- er flimmert nicht in den farbigen Lichtern edlen Geschmeides, sondern strahlt in der Helle eines Lichtes, in dessen Bereich es kein dichterisches Dämmern, kein künstlerisches Gaukelspiel giebt. Auf diesem Throne sitzen zwei weibliche Gestalten, körperlich fest umrissen und dennoch sinnbildlich verklärt: Kraft und Energie.
Daß sie nicht blos Phantome, sondern Herrscherinnen von Gottes Gnaden sind, zeigt ihr Machtbereich, der den gesammten Planeten umfaßt. Die materielle Arbeit, getragen von der Universalität des Zeitgeistes, hat jene ungeheuere Um- wälzung auf culturellem Gebiete hervorgerufen, die sich in relativ fabelhaft kurzer Zeit vollzogen und vor deren Ergebnissen wir mit scheuer Bewunderung stehen. Man mag sagen was man will, man mag mit koketter Selbstgefälligkeit der prickelnden Ueberfeinerung unserer ganzen Gedankenwelt, die wie ein Feuerwerk über das Geschlecht der Gegenwart hinwegknistert, den Spiegel vorhalten und sich des geistig-sinnlichen Elementes, das all unser Streben und Schaffen durchwärmt, erfreuen: Großes, wahrhaft Imposantes hat nur die Technik zu Tage gefördert. Alles Andere ist mehr oder weniger sinnberückendes Gaukelspiel -- die Wunder der Technik stehen fest und ehern und legen Zeugniß davon ab, daß der schaffende Mensch noch nicht in die flitterigen Schleier eingehüllt ist, mit welchen die ins Blaue raisonnirenden Zeitphilosophen unser geistiges Leben einspinnen.
Wir sind nicht ermüdet, wie man behauptet, wir schleichen nicht als decadente Gespenster durch diese Welt, um nach den Silberfäden einer bizarren Phantasie, nach den verschwommenen Gestalten künstlerischer und dichterischer Inspirationen zu
Erſter Abſchnitt.
Hüttenwerke.
Wenn die Einbildungskraft inmitten des modernen Weltgetriebes nach einem Bilde ſucht, das ihr den Geiſt der Zeit vermitteln ſoll, wird ſie über all das Flirrende, Bewegliche — faſt möchte man ſagen: irrlichternde — Haſchen und Haſten einer über die Maßen verfeinerten Cultur erſt dort den gewünſchten Ruhepunkt finden, wo die materielle Arbeit ihren Thron aufgeſchlagen hat. Er iſt nicht prunkhaft, aber ehern — er flimmert nicht in den farbigen Lichtern edlen Geſchmeides, ſondern ſtrahlt in der Helle eines Lichtes, in deſſen Bereich es kein dichteriſches Dämmern, kein künſtleriſches Gaukelſpiel giebt. Auf dieſem Throne ſitzen zwei weibliche Geſtalten, körperlich feſt umriſſen und dennoch ſinnbildlich verklärt: Kraft und Energie.
Daß ſie nicht blos Phantome, ſondern Herrſcherinnen von Gottes Gnaden ſind, zeigt ihr Machtbereich, der den geſammten Planeten umfaßt. Die materielle Arbeit, getragen von der Univerſalität des Zeitgeiſtes, hat jene ungeheuere Um- wälzung auf culturellem Gebiete hervorgerufen, die ſich in relativ fabelhaft kurzer Zeit vollzogen und vor deren Ergebniſſen wir mit ſcheuer Bewunderung ſtehen. Man mag ſagen was man will, man mag mit koketter Selbſtgefälligkeit der prickelnden Ueberfeinerung unſerer ganzen Gedankenwelt, die wie ein Feuerwerk über das Geſchlecht der Gegenwart hinwegkniſtert, den Spiegel vorhalten und ſich des geiſtig-ſinnlichen Elementes, das all unſer Streben und Schaffen durchwärmt, erfreuen: Großes, wahrhaft Impoſantes hat nur die Technik zu Tage gefördert. Alles Andere iſt mehr oder weniger ſinnberückendes Gaukelſpiel — die Wunder der Technik ſtehen feſt und ehern und legen Zeugniß davon ab, daß der ſchaffende Menſch noch nicht in die flitterigen Schleier eingehüllt iſt, mit welchen die ins Blaue raiſonnirenden Zeitphiloſophen unſer geiſtiges Leben einſpinnen.
Wir ſind nicht ermüdet, wie man behauptet, wir ſchleichen nicht als decadente Geſpenſter durch dieſe Welt, um nach den Silberfäden einer bizarren Phantaſie, nach den verſchwommenen Geſtalten künſtleriſcher und dichteriſcher Inſpirationen zu
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Erſter Abſchnitt.
Hüttenwerke.
Wenn die Einbildungskraft inmitten des modernen Weltgetriebes nach
einem Bilde ſucht, das ihr den Geiſt der Zeit vermitteln ſoll, wird
ſie über all das Flirrende, Bewegliche — faſt möchte man ſagen:
irrlichternde — Haſchen und Haſten einer über die Maßen verfeinerten Cultur
erſt dort den gewünſchten Ruhepunkt finden, wo die materielle Arbeit ihren Thron
aufgeſchlagen hat. Er iſt nicht prunkhaft, aber ehern — er flimmert nicht in den
farbigen Lichtern edlen Geſchmeides, ſondern ſtrahlt in der Helle eines Lichtes, in
deſſen Bereich es kein dichteriſches Dämmern, kein künſtleriſches Gaukelſpiel giebt.
Auf dieſem Throne ſitzen zwei weibliche Geſtalten, körperlich feſt umriſſen und
dennoch ſinnbildlich verklärt: Kraft und Energie.
Daß ſie nicht blos Phantome, ſondern Herrſcherinnen von Gottes Gnaden
ſind, zeigt ihr Machtbereich, der den geſammten Planeten umfaßt. Die materielle
Arbeit, getragen von der Univerſalität des Zeitgeiſtes, hat jene ungeheuere Um-
wälzung auf culturellem Gebiete hervorgerufen, die ſich in relativ fabelhaft kurzer
Zeit vollzogen und vor deren Ergebniſſen wir mit ſcheuer Bewunderung ſtehen.
Man mag ſagen was man will, man mag mit koketter Selbſtgefälligkeit der
prickelnden Ueberfeinerung unſerer ganzen Gedankenwelt, die wie ein Feuerwerk
über das Geſchlecht der Gegenwart hinwegkniſtert, den Spiegel vorhalten und ſich
des geiſtig-ſinnlichen Elementes, das all unſer Streben und Schaffen durchwärmt,
erfreuen: Großes, wahrhaft Impoſantes hat nur die Technik zu Tage gefördert.
Alles Andere iſt mehr oder weniger ſinnberückendes Gaukelſpiel — die Wunder
der Technik ſtehen feſt und ehern und legen Zeugniß davon ab, daß der ſchaffende
Menſch noch nicht in die flitterigen Schleier eingehüllt iſt, mit welchen die ins
Blaue raiſonnirenden Zeitphiloſophen unſer geiſtiges Leben einſpinnen.
Wir ſind nicht ermüdet, wie man behauptet, wir ſchleichen nicht als decadente
Geſpenſter durch dieſe Welt, um nach den Silberfäden einer bizarren Phantaſie,
nach den verſchwommenen Geſtalten künſtleriſcher und dichteriſcher Inſpirationen zu
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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/161>, abgerufen am 09.11.2024.
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