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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

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Hüttenwerke.
Schlage 3 Meter hinaufschießt. Dort genügt es, den Kolben nur so weit zu heben,
um das Schmiedestück wenden und verschieben zu können. Dieser Spielraum kann
aber bei der geringen Bewegungsfreiheit des Kolbens unter Umständen zu klein
werden. Aus diesem Grunde ist die Einrichtung getroffen, daß das ganze Joch mit
der Preßvorrichtung in der Richtung der Stahlsäulen nach auf- und abwärts
mittelst mächtigem hydraulischen Druck bewegt werden kann, wobei eine besondere
Vorrichtung die jeweilig gewünschte Stellung des Joches fixirt.

Um die Wirksamkeit der ganzen Vorrichtung zu erklären, müssen wir sie mit
den dazu gehörigen Maschinen, die in demselben Raume installirt sind, in Verbin-
dung bringen. Es ist dies eine kleinere Maschine für die Niederdruckleitung, welche
das Heben des Kolbens sowie die vorstehend erläuterte Regulirung in der Höhe-
stellung des Joches besorgt. Der eigentliche Preßeffect wird von einer großen zwei-
cylindrischen Maschine zu 1000 Pferdestärken ausgeübt, und zwar nicht unmittel-
bar, sondern mit Zuhilfenahme eines nach dem Principe der hydraulischen Presse
gebauten cylindrischen Accumulators. In demselben bewegt sich ein mehrere Meter
langer Kolben, der einen gewaltigen Eisenklotz von 300 Tonnen Gewicht abwech-
selnd hebt und senkt, der Bewegung des Preßkolbens entsprechend. Bei jedem solchen
Acte wird die hydraulische Kraft, beziehungsweise die dieselbe hervorrufende Wasser-
masse, aus dem Accumulator in den Hohlcylinder der Presse überführt. Ueberdies
ist die sinnreiche Einrichtung getroffen, daß die große Antriebsmaschine den Dampf
selbstthätig abstellt, sobald der Accumulator seine höchste Stellung erreicht hat.
Auch ist die Hebevorrichtung des Accumulators derart construirt -- wobei eine
sinnreiche Neuerung in Wirksamkeit tritt -- daß nicht die volle hydrostatische Kraft
in Thätigkeit gesetzt zu werden braucht, wenn man derselben, z. B. bei mittelgroßen
Schmiedestücken, nicht bedarf. Zu diesem Zwecke ist übrigens in demselben Gebäude
eine zweite Schmiedepresse mit 2 Millionen Kilogramm Leistung aufgestellt.

Das Pressen hat vor der Hammerarbeit neben den bereits berührten Vor-
theilen noch einen weiteren, sehr wichtigen, voraus, den nämlich, daß die Preß-
operation durch die ganze Dicke des Schmiedestückes hindurch wirksam wird, was
leicht erklärlich ist. Beim Hammer kommt mit jedem Schlage nur eine plötzliche
Erschütterung zur Geltung, welche keineswegs die ganze Masse durchdringt. Die
Hammerarbeit nimmt sonach mehr Zeit in Anspruch, da das Schmiedestück nach
allen Seiten gewendet und gedreht werden muß, um gleichmäßig herabgearbeitet
zu werden. Zum Schlusse wollen wir erwähnen, daß der Preßbau die Kleinigkeit
von 12 Millionen Mark gekostet hat.

Es wäre vergebliches Bemühen, auch nur flüchtig jede der vielen Arbeits-
stätten des Krupp'schen Etablissements zu beschreiben. Um aber dem Leser eine an-
nähernde Vorstellung von der Vielgestaltigkeit der Anlagen einschließlich der vielen
Hilfs- und Nebenbetriebe, welche zumeist in den Dienst des eigenen Bedarfes der
Fabrik gestellt sind, vermitteln zu können, werden dieselben am Schlusse dieses
Capitels summarisch aufgezählt. Gleichwohl möchten wir es nicht verabsäumen,

Hüttenwerke.
Schlage 3 Meter hinaufſchießt. Dort genügt es, den Kolben nur ſo weit zu heben,
um das Schmiedeſtück wenden und verſchieben zu können. Dieſer Spielraum kann
aber bei der geringen Bewegungsfreiheit des Kolbens unter Umſtänden zu klein
werden. Aus dieſem Grunde iſt die Einrichtung getroffen, daß das ganze Joch mit
der Preßvorrichtung in der Richtung der Stahlſäulen nach auf- und abwärts
mittelſt mächtigem hydrauliſchen Druck bewegt werden kann, wobei eine beſondere
Vorrichtung die jeweilig gewünſchte Stellung des Joches fixirt.

Um die Wirkſamkeit der ganzen Vorrichtung zu erklären, müſſen wir ſie mit
den dazu gehörigen Maſchinen, die in demſelben Raume inſtallirt ſind, in Verbin-
dung bringen. Es iſt dies eine kleinere Maſchine für die Niederdruckleitung, welche
das Heben des Kolbens ſowie die vorſtehend erläuterte Regulirung in der Höhe-
ſtellung des Joches beſorgt. Der eigentliche Preßeffect wird von einer großen zwei-
cylindriſchen Maſchine zu 1000 Pferdeſtärken ausgeübt, und zwar nicht unmittel-
bar, ſondern mit Zuhilfenahme eines nach dem Principe der hydrauliſchen Preſſe
gebauten cylindriſchen Accumulators. In demſelben bewegt ſich ein mehrere Meter
langer Kolben, der einen gewaltigen Eiſenklotz von 300 Tonnen Gewicht abwech-
ſelnd hebt und ſenkt, der Bewegung des Preßkolbens entſprechend. Bei jedem ſolchen
Acte wird die hydrauliſche Kraft, beziehungsweiſe die dieſelbe hervorrufende Waſſer-
maſſe, aus dem Accumulator in den Hohlcylinder der Preſſe überführt. Ueberdies
iſt die ſinnreiche Einrichtung getroffen, daß die große Antriebsmaſchine den Dampf
ſelbſtthätig abſtellt, ſobald der Accumulator ſeine höchſte Stellung erreicht hat.
Auch iſt die Hebevorrichtung des Accumulators derart conſtruirt — wobei eine
ſinnreiche Neuerung in Wirkſamkeit tritt — daß nicht die volle hydroſtatiſche Kraft
in Thätigkeit geſetzt zu werden braucht, wenn man derſelben, z. B. bei mittelgroßen
Schmiedeſtücken, nicht bedarf. Zu dieſem Zwecke iſt übrigens in demſelben Gebäude
eine zweite Schmiedepreſſe mit 2 Millionen Kilogramm Leiſtung aufgeſtellt.

Das Preſſen hat vor der Hammerarbeit neben den bereits berührten Vor-
theilen noch einen weiteren, ſehr wichtigen, voraus, den nämlich, daß die Preß-
operation durch die ganze Dicke des Schmiedeſtückes hindurch wirkſam wird, was
leicht erklärlich iſt. Beim Hammer kommt mit jedem Schlage nur eine plötzliche
Erſchütterung zur Geltung, welche keineswegs die ganze Maſſe durchdringt. Die
Hammerarbeit nimmt ſonach mehr Zeit in Anſpruch, da das Schmiedeſtück nach
allen Seiten gewendet und gedreht werden muß, um gleichmäßig herabgearbeitet
zu werden. Zum Schluſſe wollen wir erwähnen, daß der Preßbau die Kleinigkeit
von 12 Millionen Mark gekoſtet hat.

Es wäre vergebliches Bemühen, auch nur flüchtig jede der vielen Arbeits-
ſtätten des Krupp'ſchen Etabliſſements zu beſchreiben. Um aber dem Leſer eine an-
nähernde Vorſtellung von der Vielgeſtaltigkeit der Anlagen einſchließlich der vielen
Hilfs- und Nebenbetriebe, welche zumeiſt in den Dienſt des eigenen Bedarfes der
Fabrik geſtellt ſind, vermitteln zu können, werden dieſelben am Schluſſe dieſes
Capitels ſummariſch aufgezählt. Gleichwohl möchten wir es nicht verabſäumen,

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[157/0185] Hüttenwerke. Schlage 3 Meter hinaufſchießt. Dort genügt es, den Kolben nur ſo weit zu heben, um das Schmiedeſtück wenden und verſchieben zu können. Dieſer Spielraum kann aber bei der geringen Bewegungsfreiheit des Kolbens unter Umſtänden zu klein werden. Aus dieſem Grunde iſt die Einrichtung getroffen, daß das ganze Joch mit der Preßvorrichtung in der Richtung der Stahlſäulen nach auf- und abwärts mittelſt mächtigem hydrauliſchen Druck bewegt werden kann, wobei eine beſondere Vorrichtung die jeweilig gewünſchte Stellung des Joches fixirt. Um die Wirkſamkeit der ganzen Vorrichtung zu erklären, müſſen wir ſie mit den dazu gehörigen Maſchinen, die in demſelben Raume inſtallirt ſind, in Verbin- dung bringen. Es iſt dies eine kleinere Maſchine für die Niederdruckleitung, welche das Heben des Kolbens ſowie die vorſtehend erläuterte Regulirung in der Höhe- ſtellung des Joches beſorgt. Der eigentliche Preßeffect wird von einer großen zwei- cylindriſchen Maſchine zu 1000 Pferdeſtärken ausgeübt, und zwar nicht unmittel- bar, ſondern mit Zuhilfenahme eines nach dem Principe der hydrauliſchen Preſſe gebauten cylindriſchen Accumulators. In demſelben bewegt ſich ein mehrere Meter langer Kolben, der einen gewaltigen Eiſenklotz von 300 Tonnen Gewicht abwech- ſelnd hebt und ſenkt, der Bewegung des Preßkolbens entſprechend. Bei jedem ſolchen Acte wird die hydrauliſche Kraft, beziehungsweiſe die dieſelbe hervorrufende Waſſer- maſſe, aus dem Accumulator in den Hohlcylinder der Preſſe überführt. Ueberdies iſt die ſinnreiche Einrichtung getroffen, daß die große Antriebsmaſchine den Dampf ſelbſtthätig abſtellt, ſobald der Accumulator ſeine höchſte Stellung erreicht hat. Auch iſt die Hebevorrichtung des Accumulators derart conſtruirt — wobei eine ſinnreiche Neuerung in Wirkſamkeit tritt — daß nicht die volle hydroſtatiſche Kraft in Thätigkeit geſetzt zu werden braucht, wenn man derſelben, z. B. bei mittelgroßen Schmiedeſtücken, nicht bedarf. Zu dieſem Zwecke iſt übrigens in demſelben Gebäude eine zweite Schmiedepreſſe mit 2 Millionen Kilogramm Leiſtung aufgeſtellt. Das Preſſen hat vor der Hammerarbeit neben den bereits berührten Vor- theilen noch einen weiteren, ſehr wichtigen, voraus, den nämlich, daß die Preß- operation durch die ganze Dicke des Schmiedeſtückes hindurch wirkſam wird, was leicht erklärlich iſt. Beim Hammer kommt mit jedem Schlage nur eine plötzliche Erſchütterung zur Geltung, welche keineswegs die ganze Maſſe durchdringt. Die Hammerarbeit nimmt ſonach mehr Zeit in Anſpruch, da das Schmiedeſtück nach allen Seiten gewendet und gedreht werden muß, um gleichmäßig herabgearbeitet zu werden. Zum Schluſſe wollen wir erwähnen, daß der Preßbau die Kleinigkeit von 12 Millionen Mark gekoſtet hat. Es wäre vergebliches Bemühen, auch nur flüchtig jede der vielen Arbeits- ſtätten des Krupp'ſchen Etabliſſements zu beſchreiben. Um aber dem Leſer eine an- nähernde Vorſtellung von der Vielgeſtaltigkeit der Anlagen einſchließlich der vielen Hilfs- und Nebenbetriebe, welche zumeiſt in den Dienſt des eigenen Bedarfes der Fabrik geſtellt ſind, vermitteln zu können, werden dieſelben am Schluſſe dieſes Capitels ſummariſch aufgezählt. Gleichwohl möchten wir es nicht verabſäumen,

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Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/185>, abgerufen am 21.11.2024.