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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

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Erster Abschnitt.

So naheliegend es nun auch ist, an das Mitgetheilte alles die Krupp'sche
Kanone betreffende Material hier anzugliedern, müssen wir gleichwohl vorläufig
davon absehen, und den Faden hier abreißen, einfach deshalb, weil der diesfalls
in Frage kommende Fabrikationszweig in das Gebiet der Waffentechnik fällt, der
ein größerer Abschnitt dieses Werkes eingeräumt ist. Dort also werden wir den uns
entschlüpften Faden wieder aufnehmen und dem Leser die fesselnden Einzelbilder
von dem Werden der verschiedenartigen modernen Feuerwaffen Krupp'scher Signatur
vor Augen führen.

Damit schließen wir dieses Capitel und ergänzen unsere allgemeinen Schilde-
rungen mit einem orientirenden Ueberblick auf die Gesammtthätigkeit der Firma
Krupp, die Zahl ihrer Werke und Anlagen, deren wichtigste Erzeugnisse und knüpfen
daran verschiedene statistische Notizen. Wir folgen hierbei einem uns von der
Direction der Krupp'schen Werke zur Verfügung gestellten (als Manuscript ge-
druckten) Berichtes.

Die Gußstahlfabrik zu Essen ist wohl das hervorragendste Werk der Firma
Krupp, jedoch nicht das einzige. Es gehören hierzu noch folgende Werke und An-
lagen: 1. Das Krupp'sche Stahlwerk vormals F. Asthöwer & Co. in Annen (West-
phalen); 2. das Grusonwerk in Buckau bei Magdeburg; 3. vier Hochofenanlagen
bei Duisburg, Neuwied, Engers und Rheinhausen und eine Hütte bei Sayn mit
Maschinenbaubetrieb; 4. drei Kohlengruben und Betheiligung an verschiedenen
anderen Zechen; 5. über 500 Eisensteingruben in Deutschland, darunter 11 Tiefbau-
anlagen mit vollständiger maschineller Einrichtung; 6. verschiedene Eisensteingruben
bei Bilbao in Nord-Spanien; 7. Schießplatz bei Meppen von 16.8 Kilometer Länge
und mit der Möglichkeit, bis auf 24 Kilometer Entfernung zu schießen; 8. drei
Seedampfer; 9. verschiedene Steinbrüche, Thon- und Sandgruben etc. Außerdem ist
der Firma Friedrich Krupp vertragsmäßig der Betrieb der Schiffs- und Maschinenbau-
Actiengesellschaft "Germania" in Berlin und Kiel überlassen.

Die älteste Specialität der Gußstahlfabrik ist die Herstellung von Tiegel-
gußstahl
. Die größten im Etablissement gegossenen Blöcke aus Tiegelstahl erreichen
das enorme Gewicht von 85 Tonnen. Die Fabrik verwendet diese Stahlsorte wegen
ihrer völligen Homogenität, Dichte und Gleichmäßigkeit vorzugsweise für solche
Producte, bei derem Gebrauche eine große Betriebssicherheit die erste Bedingung ist,
also vor Allem für Geschützrohre, Gewehrläufe, Panzergranaten, sodann für die
wichtigeren Constructionstheile von Locomotiven, großen Betriebsmaschinen, Schiffs-
maschinen, Fördermaschinen, für große Walzen der Blech- und Panzerplattenwerke;
ferner für solche Theile, bei denen ein möglichst kleiner Verschleiß erwünscht ist
und doch größte Sicherheit gegen Bruch erfordert wird, wie Radreifen und Achsen
für Locomotiven, Tender und Wagen -- für Werkzeugstahl und Federstahl,
für Gold- und Silberwalzen, Münzstempel u. s. w.

Der in der Fabrik hergestellte Martinstahl wird im Allgemeinen zu ähn-
lichen Zwecken wie der Tiegelstahl verwendet, mit Ausnahme der Geschützrohre,

Erſter Abſchnitt.

So naheliegend es nun auch iſt, an das Mitgetheilte alles die Krupp'ſche
Kanone betreffende Material hier anzugliedern, müſſen wir gleichwohl vorläufig
davon abſehen, und den Faden hier abreißen, einfach deshalb, weil der diesfalls
in Frage kommende Fabrikationszweig in das Gebiet der Waffentechnik fällt, der
ein größerer Abſchnitt dieſes Werkes eingeräumt iſt. Dort alſo werden wir den uns
entſchlüpften Faden wieder aufnehmen und dem Leſer die feſſelnden Einzelbilder
von dem Werden der verſchiedenartigen modernen Feuerwaffen Krupp'ſcher Signatur
vor Augen führen.

Damit ſchließen wir dieſes Capitel und ergänzen unſere allgemeinen Schilde-
rungen mit einem orientirenden Ueberblick auf die Geſammtthätigkeit der Firma
Krupp, die Zahl ihrer Werke und Anlagen, deren wichtigſte Erzeugniſſe und knüpfen
daran verſchiedene ſtatiſtiſche Notizen. Wir folgen hierbei einem uns von der
Direction der Krupp'ſchen Werke zur Verfügung geſtellten (als Manuſcript ge-
druckten) Berichtes.

Die Gußſtahlfabrik zu Eſſen iſt wohl das hervorragendſte Werk der Firma
Krupp, jedoch nicht das einzige. Es gehören hierzu noch folgende Werke und An-
lagen: 1. Das Krupp'ſche Stahlwerk vormals F. Asthöwer & Co. in Annen (Weſt-
phalen); 2. das Gruſonwerk in Buckau bei Magdeburg; 3. vier Hochofenanlagen
bei Duisburg, Neuwied, Engers und Rheinhauſen und eine Hütte bei Sayn mit
Maſchinenbaubetrieb; 4. drei Kohlengruben und Betheiligung an verſchiedenen
anderen Zechen; 5. über 500 Eiſenſteingruben in Deutſchland, darunter 11 Tiefbau-
anlagen mit vollſtändiger maſchineller Einrichtung; 6. verſchiedene Eiſenſteingruben
bei Bilbao in Nord-Spanien; 7. Schießplatz bei Meppen von 16‧8 Kilometer Länge
und mit der Möglichkeit, bis auf 24 Kilometer Entfernung zu ſchießen; 8. drei
Seedampfer; 9. verſchiedene Steinbrüche, Thon- und Sandgruben ꝛc. Außerdem iſt
der Firma Friedrich Krupp vertragsmäßig der Betrieb der Schiffs- und Maſchinenbau-
Actiengeſellſchaft »Germania« in Berlin und Kiel überlaſſen.

Die älteſte Specialität der Gußſtahlfabrik iſt die Herſtellung von Tiegel-
gußſtahl
. Die größten im Etabliſſement gegoſſenen Blöcke aus Tiegelſtahl erreichen
das enorme Gewicht von 85 Tonnen. Die Fabrik verwendet dieſe Stahlſorte wegen
ihrer völligen Homogenität, Dichte und Gleichmäßigkeit vorzugsweiſe für ſolche
Producte, bei derem Gebrauche eine große Betriebsſicherheit die erſte Bedingung iſt,
alſo vor Allem für Geſchützrohre, Gewehrläufe, Panzergranaten, ſodann für die
wichtigeren Conſtructionstheile von Locomotiven, großen Betriebsmaſchinen, Schiffs-
maſchinen, Fördermaſchinen, für große Walzen der Blech- und Panzerplattenwerke;
ferner für ſolche Theile, bei denen ein möglichſt kleiner Verſchleiß erwünſcht iſt
und doch größte Sicherheit gegen Bruch erfordert wird, wie Radreifen und Achſen
für Locomotiven, Tender und Wagen — für Werkzeugſtahl und Federſtahl,
für Gold- und Silberwalzen, Münzſtempel u. ſ. w.

Der in der Fabrik hergeſtellte Martinſtahl wird im Allgemeinen zu ähn-
lichen Zwecken wie der Tiegelſtahl verwendet, mit Ausnahme der Geſchützrohre,

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[160/0188] Erſter Abſchnitt. So naheliegend es nun auch iſt, an das Mitgetheilte alles die Krupp'ſche Kanone betreffende Material hier anzugliedern, müſſen wir gleichwohl vorläufig davon abſehen, und den Faden hier abreißen, einfach deshalb, weil der diesfalls in Frage kommende Fabrikationszweig in das Gebiet der Waffentechnik fällt, der ein größerer Abſchnitt dieſes Werkes eingeräumt iſt. Dort alſo werden wir den uns entſchlüpften Faden wieder aufnehmen und dem Leſer die feſſelnden Einzelbilder von dem Werden der verſchiedenartigen modernen Feuerwaffen Krupp'ſcher Signatur vor Augen führen. Damit ſchließen wir dieſes Capitel und ergänzen unſere allgemeinen Schilde- rungen mit einem orientirenden Ueberblick auf die Geſammtthätigkeit der Firma Krupp, die Zahl ihrer Werke und Anlagen, deren wichtigſte Erzeugniſſe und knüpfen daran verſchiedene ſtatiſtiſche Notizen. Wir folgen hierbei einem uns von der Direction der Krupp'ſchen Werke zur Verfügung geſtellten (als Manuſcript ge- druckten) Berichtes. Die Gußſtahlfabrik zu Eſſen iſt wohl das hervorragendſte Werk der Firma Krupp, jedoch nicht das einzige. Es gehören hierzu noch folgende Werke und An- lagen: 1. Das Krupp'ſche Stahlwerk vormals F. Asthöwer & Co. in Annen (Weſt- phalen); 2. das Gruſonwerk in Buckau bei Magdeburg; 3. vier Hochofenanlagen bei Duisburg, Neuwied, Engers und Rheinhauſen und eine Hütte bei Sayn mit Maſchinenbaubetrieb; 4. drei Kohlengruben und Betheiligung an verſchiedenen anderen Zechen; 5. über 500 Eiſenſteingruben in Deutſchland, darunter 11 Tiefbau- anlagen mit vollſtändiger maſchineller Einrichtung; 6. verſchiedene Eiſenſteingruben bei Bilbao in Nord-Spanien; 7. Schießplatz bei Meppen von 16‧8 Kilometer Länge und mit der Möglichkeit, bis auf 24 Kilometer Entfernung zu ſchießen; 8. drei Seedampfer; 9. verſchiedene Steinbrüche, Thon- und Sandgruben ꝛc. Außerdem iſt der Firma Friedrich Krupp vertragsmäßig der Betrieb der Schiffs- und Maſchinenbau- Actiengeſellſchaft »Germania« in Berlin und Kiel überlaſſen. Die älteſte Specialität der Gußſtahlfabrik iſt die Herſtellung von Tiegel- gußſtahl. Die größten im Etabliſſement gegoſſenen Blöcke aus Tiegelſtahl erreichen das enorme Gewicht von 85 Tonnen. Die Fabrik verwendet dieſe Stahlſorte wegen ihrer völligen Homogenität, Dichte und Gleichmäßigkeit vorzugsweiſe für ſolche Producte, bei derem Gebrauche eine große Betriebsſicherheit die erſte Bedingung iſt, alſo vor Allem für Geſchützrohre, Gewehrläufe, Panzergranaten, ſodann für die wichtigeren Conſtructionstheile von Locomotiven, großen Betriebsmaſchinen, Schiffs- maſchinen, Fördermaſchinen, für große Walzen der Blech- und Panzerplattenwerke; ferner für ſolche Theile, bei denen ein möglichſt kleiner Verſchleiß erwünſcht iſt und doch größte Sicherheit gegen Bruch erfordert wird, wie Radreifen und Achſen für Locomotiven, Tender und Wagen — für Werkzeugſtahl und Federſtahl, für Gold- und Silberwalzen, Münzſtempel u. ſ. w. Der in der Fabrik hergeſtellte Martinſtahl wird im Allgemeinen zu ähn- lichen Zwecken wie der Tiegelſtahl verwendet, mit Ausnahme der Geſchützrohre,

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Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/188>, abgerufen am 21.11.2024.