Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

Bild:
<< vorherige Seite


Die motorischen Einrichtungen.
rade mit vier Schaufeln, welche innerhalb eines Gehäuses (G) rotiren, wobei in
dem Raume F E D B C, der in die Austrittsöffnung mündet, eine Luftverdichtung
stattfindet. Diese letztere bewirkt aber in dem Raume zwischen den anderen Flügeln
eine Luftverdünnung, was zur Folge hat, daß durch die freie Oeffnung die
Außenluft nachströmt, wodurch ein continuirlicher Wind erzeugt wird.

Von weit größerer Wirksamkeit als das Flügelgebläse ist das Cylinder-
gebläse
. Die principielle Anordnung desselben ist aus der Fig. 196 zu ersehen.
Dasselbe setzt sich aus folgenden Theilen zusammen: dem Cylinder A, in welchem
sich der Kolben C luftdicht (wie bei den Dampfcylindern) nach auf- und abwärts
bewegt, den Zuführungsröhren b d mit ihren nach innen sich öffnenden Klappen-
[Abbildung] Fig. 195.

Flügelradgebläse.

[Abbildung] Fig. 196.

Cylindergebläse.


ventilen, den Ableitungsröhren g f mit ihren nach außen sich öffnenden Klappen-
ventilen und dem Windkasten E.

Die Wirkungsweise des Gebläses ist die folgende: Bewegt sich der Kolben
(mit der Kolbenstange a) nach aufwärts, so entsteht in dem unteren Cylinderraume
eine Luftverdünnung, wodurch die Außenluft das Ventil d öffnet und durch das-
selbe in diesen Raum eintritt. In dem oberen mit verdichteter Luft erfüllten
Raume wird einerseits das Ventil b zugedrückt, das Ventil g jedoch aufgedrückt,
wodurch die zusammengepreßte Luft sich im Windkasten ansammelt, beziehungsweise
durch das Rohr abströmt. Beim Niedergange des Kolbens vollzieht sich derselbe
Vorgang, nur daß jetzt die einzelnen Ventile ihre Rollen wechseln. Ein Uebelstand der
Cylindergebläse ist, daß sie keinen vollkommen gleichmäßigen Luftstrom liefern, weil
die Geschwindigkeit des Kolbens von seiner Mittellage an nach auf- oder nach
abwärts abnimmt. Um diesem Uebelstande zu begegnen, ordnet man entweder
mehrere Cylinder an, deren Kolben nacheinander die Mittellage erreichen, oder man


Die motoriſchen Einrichtungen.
rade mit vier Schaufeln, welche innerhalb eines Gehäuſes (G) rotiren, wobei in
dem Raume F E D B C, der in die Austrittsöffnung mündet, eine Luftverdichtung
ſtattfindet. Dieſe letztere bewirkt aber in dem Raume zwiſchen den anderen Flügeln
eine Luftverdünnung, was zur Folge hat, daß durch die freie Oeffnung die
Außenluft nachſtrömt, wodurch ein continuirlicher Wind erzeugt wird.

Von weit größerer Wirkſamkeit als das Flügelgebläſe iſt das Cylinder-
gebläſe
. Die principielle Anordnung desſelben iſt aus der Fig. 196 zu erſehen.
Dasſelbe ſetzt ſich aus folgenden Theilen zuſammen: dem Cylinder A, in welchem
ſich der Kolben C luftdicht (wie bei den Dampfcylindern) nach auf- und abwärts
bewegt, den Zuführungsröhren b d mit ihren nach innen ſich öffnenden Klappen-
[Abbildung] Fig. 195.

Flügelradgebläſe.

[Abbildung] Fig. 196.

Cylindergebläſe.


ventilen, den Ableitungsröhren g f mit ihren nach außen ſich öffnenden Klappen-
ventilen und dem Windkaſten E.

Die Wirkungsweiſe des Gebläſes iſt die folgende: Bewegt ſich der Kolben
(mit der Kolbenſtange a) nach aufwärts, ſo entſteht in dem unteren Cylinderraume
eine Luftverdünnung, wodurch die Außenluft das Ventil d öffnet und durch das-
ſelbe in dieſen Raum eintritt. In dem oberen mit verdichteter Luft erfüllten
Raume wird einerſeits das Ventil b zugedrückt, das Ventil g jedoch aufgedrückt,
wodurch die zuſammengepreßte Luft ſich im Windkaſten anſammelt, beziehungsweiſe
durch das Rohr abſtrömt. Beim Niedergange des Kolbens vollzieht ſich derſelbe
Vorgang, nur daß jetzt die einzelnen Ventile ihre Rollen wechſeln. Ein Uebelſtand der
Cylindergebläſe iſt, daß ſie keinen vollkommen gleichmäßigen Luftſtrom liefern, weil
die Geſchwindigkeit des Kolbens von ſeiner Mittellage an nach auf- oder nach
abwärts abnimmt. Um dieſem Uebelſtande zu begegnen, ordnet man entweder
mehrere Cylinder an, deren Kolben nacheinander die Mittellage erreichen, oder man

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0271" n="235"/><lb/>
<fw place="top" type="header">Die motori&#x017F;chen Einrichtungen.</fw><lb/>
rade mit vier Schaufeln, welche innerhalb eines Gehäu&#x017F;es <hi rendition="#aq">(G)</hi> rotiren, wobei in<lb/>
dem Raume <hi rendition="#aq">F E D B C</hi>, der in die Austrittsöffnung mündet, eine Luftverdichtung<lb/>
&#x017F;tattfindet. Die&#x017F;e letztere bewirkt aber in dem Raume zwi&#x017F;chen den anderen Flügeln<lb/>
eine Luftverdünnung, was zur Folge hat, daß durch die freie Oeffnung die<lb/>
Außenluft nach&#x017F;trömt, wodurch ein continuirlicher Wind erzeugt wird.</p><lb/>
            <p>Von weit größerer Wirk&#x017F;amkeit als das Flügelgeblä&#x017F;e i&#x017F;t das <hi rendition="#g">Cylinder-<lb/>
geblä&#x017F;e</hi>. Die principielle Anordnung des&#x017F;elben i&#x017F;t aus der Fig. 196 zu er&#x017F;ehen.<lb/>
Das&#x017F;elbe &#x017F;etzt &#x017F;ich aus folgenden Theilen zu&#x017F;ammen: dem Cylinder <hi rendition="#aq">A</hi>, in welchem<lb/>
&#x017F;ich der Kolben <hi rendition="#aq">C</hi> luftdicht (wie bei den Dampfcylindern) nach auf- und abwärts<lb/>
bewegt, den Zuführungsröhren <hi rendition="#aq">b d</hi> mit ihren nach innen &#x017F;ich öffnenden Klappen-<lb/><figure><head>Fig. 195.</head><p> Flügelradgeblä&#x017F;e.</p></figure>  <figure><head>Fig. 196.</head><p> Cylindergeblä&#x017F;e.</p></figure><lb/>
ventilen, den Ableitungsröhren <hi rendition="#aq">g f</hi> mit ihren nach außen &#x017F;ich öffnenden Klappen-<lb/>
ventilen und dem Windka&#x017F;ten <hi rendition="#aq">E</hi>.</p><lb/>
            <p>Die Wirkungswei&#x017F;e des Geblä&#x017F;es i&#x017F;t die folgende: Bewegt &#x017F;ich der Kolben<lb/>
(mit der Kolben&#x017F;tange <hi rendition="#aq">a</hi>) nach aufwärts, &#x017F;o ent&#x017F;teht in dem unteren Cylinderraume<lb/>
eine Luftverdünnung, wodurch die Außenluft das Ventil <hi rendition="#aq">d</hi> öffnet und durch das-<lb/>
&#x017F;elbe in die&#x017F;en Raum eintritt. In dem oberen mit verdichteter Luft erfüllten<lb/>
Raume wird einer&#x017F;eits das Ventil <hi rendition="#aq">b</hi> zugedrückt, das Ventil <hi rendition="#aq">g</hi> jedoch aufgedrückt,<lb/>
wodurch die zu&#x017F;ammengepreßte Luft &#x017F;ich im Windka&#x017F;ten an&#x017F;ammelt, beziehungswei&#x017F;e<lb/>
durch das Rohr ab&#x017F;trömt. Beim Niedergange des Kolbens vollzieht &#x017F;ich der&#x017F;elbe<lb/>
Vorgang, nur daß jetzt die einzelnen Ventile ihre Rollen wech&#x017F;eln. Ein Uebel&#x017F;tand der<lb/>
Cylindergeblä&#x017F;e i&#x017F;t, daß &#x017F;ie keinen vollkommen gleichmäßigen Luft&#x017F;trom liefern, weil<lb/>
die Ge&#x017F;chwindigkeit des Kolbens von &#x017F;einer Mittellage an nach auf- oder nach<lb/>
abwärts abnimmt. Um die&#x017F;em Uebel&#x017F;tande zu begegnen, ordnet man entweder<lb/>
mehrere Cylinder an, deren Kolben nacheinander die Mittellage erreichen, oder man<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[235/0271] Die motoriſchen Einrichtungen. rade mit vier Schaufeln, welche innerhalb eines Gehäuſes (G) rotiren, wobei in dem Raume F E D B C, der in die Austrittsöffnung mündet, eine Luftverdichtung ſtattfindet. Dieſe letztere bewirkt aber in dem Raume zwiſchen den anderen Flügeln eine Luftverdünnung, was zur Folge hat, daß durch die freie Oeffnung die Außenluft nachſtrömt, wodurch ein continuirlicher Wind erzeugt wird. Von weit größerer Wirkſamkeit als das Flügelgebläſe iſt das Cylinder- gebläſe. Die principielle Anordnung desſelben iſt aus der Fig. 196 zu erſehen. Dasſelbe ſetzt ſich aus folgenden Theilen zuſammen: dem Cylinder A, in welchem ſich der Kolben C luftdicht (wie bei den Dampfcylindern) nach auf- und abwärts bewegt, den Zuführungsröhren b d mit ihren nach innen ſich öffnenden Klappen- [Abbildung Fig. 195. Flügelradgebläſe.] [Abbildung Fig. 196. Cylindergebläſe.] ventilen, den Ableitungsröhren g f mit ihren nach außen ſich öffnenden Klappen- ventilen und dem Windkaſten E. Die Wirkungsweiſe des Gebläſes iſt die folgende: Bewegt ſich der Kolben (mit der Kolbenſtange a) nach aufwärts, ſo entſteht in dem unteren Cylinderraume eine Luftverdünnung, wodurch die Außenluft das Ventil d öffnet und durch das- ſelbe in dieſen Raum eintritt. In dem oberen mit verdichteter Luft erfüllten Raume wird einerſeits das Ventil b zugedrückt, das Ventil g jedoch aufgedrückt, wodurch die zuſammengepreßte Luft ſich im Windkaſten anſammelt, beziehungsweiſe durch das Rohr abſtrömt. Beim Niedergange des Kolbens vollzieht ſich derſelbe Vorgang, nur daß jetzt die einzelnen Ventile ihre Rollen wechſeln. Ein Uebelſtand der Cylindergebläſe iſt, daß ſie keinen vollkommen gleichmäßigen Luftſtrom liefern, weil die Geſchwindigkeit des Kolbens von ſeiner Mittellage an nach auf- oder nach abwärts abnimmt. Um dieſem Uebelſtande zu begegnen, ordnet man entweder mehrere Cylinder an, deren Kolben nacheinander die Mittellage erreichen, oder man

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/271
Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/271>, abgerufen am 21.11.2024.