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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

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Erster Abschnitt.
Bis zum Jahre 1790 wurden die vorerwähnten, fast im Niveau des Meeres
liegenden Klippen durch Kohlenfeuer beleuchtet, das man auf der Spitze eines auf
dem Eiland St. Agnes errichteten Thurmes unterhielt. Im genannten Jahre
nun wurde das primitive Feuer durch eine regelrechte Laterne mit drehendem Licht
(Blitzfeuer) ersetzt, die erste Anordnung dieser Art in England.

Ueber ein halbes Jahrhundert blieb es bei dieser Anlage, bis man sich ent-
schloß, einen soliden Leuchtthurm auf der Klippe Bishop Rock, welche aus sehr
hartem Granit besteht und ungefähr 7 englische Meilen seewärts von der Scilly-
gruppe liegt, zu errichten. In Folge ihrer isolirten Lage ist diese Klippe der ganzen
Wucht des Oceans ausgesetzt und ungeheuer ist die Macht der während der häufigen
Stürme gegen diese Felsen anprallenden Wassermassen. Bei Ebbe bietet dieser Felsen
den Anblick eines 46 Meter langen, 16 Meter breiten zackigen Riffes dar, während
er zur Fluthzeit völlig unter dem Wasser verschwindet. Daher die Gefahr, die er
für die Schifffahrt bildet. Da es nicht leicht anging, einen Neubau auszuführen,
entschloß man sich für die Eisenconstruction. Dieselbe bestand aus stark verankerten
Säulen, welche in einer Höhe von 30 Meter mit einer Plattform abschlossen.
Neben derselben war die Laterne, unterhalb der Plattform das Wohnhaus des
Wächters -- das sehr an jenes am Leuchtthurme auf der Insel Buda erinnert --
eingebaut. Den Zugang vermittelte die centrale, mit einer Wendeltreppe ausge-
rüstete Säule.

Bei dieser Construction ging man von der Ansicht aus, daß der gitterartig
versteifte Säulenbau den anstürmenden Wogen ein nur geringes Hinderniß dar-
bieten und daher deren wuchtigen Anprall paralysiren würde. Vier Jahre waren
nöthig, um den Bau außuführen, und es hätte nichts weiter bedurft, als das
Leuchtfeuer zu installiren, um das Werk zu krönen. Man war aber vorsichtig genug,
damit bis zum nächsten Frühling zu warten, um zunächst in Erfahrung zu bringen,
wie sich die Construction in den Wetterstürmen bewähren werde. Diese Vorsicht
war sehr am Platze, denn in einer unheilvollen Sturmnacht (5. Februar 1850)
rissen Orkan und Wassermassen den ganzen Bau in die Tiefe, so daß nur etliche
Rohrstümpfe übrig blieben. Das Unglück war offenbar dem Umstande zuzuschreiben,
daß die Wogen viel höher gingen, als man als Maximum angenommen hatte,
d. h. daß sie die Laterne und den Wächterraum erreichten, welche in Folge ihrer
compacten Construction dem Anschlage der Brandung größeren Widerstand
entgegensetzten.

Zur Ergänzung des vorstehend Mitgetheilten mögen nun noch einige Daten
über den Neubau, obwohl nicht zum Gegenstande gehörig, vorgebracht werden. Der
Leuchtthurm auf Brishop Rock in seiner heutigen Gestalt (seit 1887) ist weit statt-
licher als sein eiserner Vorgänger. Er durchlief aber mehrere Bauphasen, bis er
endgiltig seiner Aufgabe gerecht wurde. Der Neubau begann im Jahre 1851 und
wurde, der vielen Störungen wegen, erst 1858 fertig. Die Laterne befand sich in
einer Höhe von 33 Meter, also nur wenig höher wie beim eisernen Leuchtthurm.

Erſter Abſchnitt.
Bis zum Jahre 1790 wurden die vorerwähnten, faſt im Niveau des Meeres
liegenden Klippen durch Kohlenfeuer beleuchtet, das man auf der Spitze eines auf
dem Eiland St. Agnes errichteten Thurmes unterhielt. Im genannten Jahre
nun wurde das primitive Feuer durch eine regelrechte Laterne mit drehendem Licht
(Blitzfeuer) erſetzt, die erſte Anordnung dieſer Art in England.

Ueber ein halbes Jahrhundert blieb es bei dieſer Anlage, bis man ſich ent-
ſchloß, einen ſoliden Leuchtthurm auf der Klippe Biſhop Rock, welche aus ſehr
hartem Granit beſteht und ungefähr 7 engliſche Meilen ſeewärts von der Scilly-
gruppe liegt, zu errichten. In Folge ihrer iſolirten Lage iſt dieſe Klippe der ganzen
Wucht des Oceans ausgeſetzt und ungeheuer iſt die Macht der während der häufigen
Stürme gegen dieſe Felſen anprallenden Waſſermaſſen. Bei Ebbe bietet dieſer Felſen
den Anblick eines 46 Meter langen, 16 Meter breiten zackigen Riffes dar, während
er zur Fluthzeit völlig unter dem Waſſer verſchwindet. Daher die Gefahr, die er
für die Schifffahrt bildet. Da es nicht leicht anging, einen Neubau auszuführen,
entſchloß man ſich für die Eiſenconſtruction. Dieſelbe beſtand aus ſtark verankerten
Säulen, welche in einer Höhe von 30 Meter mit einer Plattform abſchloſſen.
Neben derſelben war die Laterne, unterhalb der Plattform das Wohnhaus des
Wächters — das ſehr an jenes am Leuchtthurme auf der Inſel Buda erinnert —
eingebaut. Den Zugang vermittelte die centrale, mit einer Wendeltreppe ausge-
rüſtete Säule.

Bei dieſer Conſtruction ging man von der Anſicht aus, daß der gitterartig
verſteifte Säulenbau den anſtürmenden Wogen ein nur geringes Hinderniß dar-
bieten und daher deren wuchtigen Anprall paralyſiren würde. Vier Jahre waren
nöthig, um den Bau auſzuführen, und es hätte nichts weiter bedurft, als das
Leuchtfeuer zu inſtalliren, um das Werk zu krönen. Man war aber vorſichtig genug,
damit bis zum nächſten Frühling zu warten, um zunächſt in Erfahrung zu bringen,
wie ſich die Conſtruction in den Wetterſtürmen bewähren werde. Dieſe Vorſicht
war ſehr am Platze, denn in einer unheilvollen Sturmnacht (5. Februar 1850)
riſſen Orkan und Waſſermaſſen den ganzen Bau in die Tiefe, ſo daß nur etliche
Rohrſtümpfe übrig blieben. Das Unglück war offenbar dem Umſtande zuzuſchreiben,
daß die Wogen viel höher gingen, als man als Maximum angenommen hatte,
d. h. daß ſie die Laterne und den Wächterraum erreichten, welche in Folge ihrer
compacten Conſtruction dem Anſchlage der Brandung größeren Widerſtand
entgegenſetzten.

Zur Ergänzung des vorſtehend Mitgetheilten mögen nun noch einige Daten
über den Neubau, obwohl nicht zum Gegenſtande gehörig, vorgebracht werden. Der
Leuchtthurm auf Briſhop Rock in ſeiner heutigen Geſtalt (ſeit 1887) iſt weit ſtatt-
licher als ſein eiſerner Vorgänger. Er durchlief aber mehrere Bauphaſen, bis er
endgiltig ſeiner Aufgabe gerecht wurde. Der Neubau begann im Jahre 1851 und
wurde, der vielen Störungen wegen, erſt 1858 fertig. Die Laterne befand ſich in
einer Höhe von 33 Meter, alſo nur wenig höher wie beim eiſernen Leuchtthurm.

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[258/0294] Erſter Abſchnitt. Bis zum Jahre 1790 wurden die vorerwähnten, faſt im Niveau des Meeres liegenden Klippen durch Kohlenfeuer beleuchtet, das man auf der Spitze eines auf dem Eiland St. Agnes errichteten Thurmes unterhielt. Im genannten Jahre nun wurde das primitive Feuer durch eine regelrechte Laterne mit drehendem Licht (Blitzfeuer) erſetzt, die erſte Anordnung dieſer Art in England. Ueber ein halbes Jahrhundert blieb es bei dieſer Anlage, bis man ſich ent- ſchloß, einen ſoliden Leuchtthurm auf der Klippe Biſhop Rock, welche aus ſehr hartem Granit beſteht und ungefähr 7 engliſche Meilen ſeewärts von der Scilly- gruppe liegt, zu errichten. In Folge ihrer iſolirten Lage iſt dieſe Klippe der ganzen Wucht des Oceans ausgeſetzt und ungeheuer iſt die Macht der während der häufigen Stürme gegen dieſe Felſen anprallenden Waſſermaſſen. Bei Ebbe bietet dieſer Felſen den Anblick eines 46 Meter langen, 16 Meter breiten zackigen Riffes dar, während er zur Fluthzeit völlig unter dem Waſſer verſchwindet. Daher die Gefahr, die er für die Schifffahrt bildet. Da es nicht leicht anging, einen Neubau auszuführen, entſchloß man ſich für die Eiſenconſtruction. Dieſelbe beſtand aus ſtark verankerten Säulen, welche in einer Höhe von 30 Meter mit einer Plattform abſchloſſen. Neben derſelben war die Laterne, unterhalb der Plattform das Wohnhaus des Wächters — das ſehr an jenes am Leuchtthurme auf der Inſel Buda erinnert — eingebaut. Den Zugang vermittelte die centrale, mit einer Wendeltreppe ausge- rüſtete Säule. Bei dieſer Conſtruction ging man von der Anſicht aus, daß der gitterartig verſteifte Säulenbau den anſtürmenden Wogen ein nur geringes Hinderniß dar- bieten und daher deren wuchtigen Anprall paralyſiren würde. Vier Jahre waren nöthig, um den Bau auſzuführen, und es hätte nichts weiter bedurft, als das Leuchtfeuer zu inſtalliren, um das Werk zu krönen. Man war aber vorſichtig genug, damit bis zum nächſten Frühling zu warten, um zunächſt in Erfahrung zu bringen, wie ſich die Conſtruction in den Wetterſtürmen bewähren werde. Dieſe Vorſicht war ſehr am Platze, denn in einer unheilvollen Sturmnacht (5. Februar 1850) riſſen Orkan und Waſſermaſſen den ganzen Bau in die Tiefe, ſo daß nur etliche Rohrſtümpfe übrig blieben. Das Unglück war offenbar dem Umſtande zuzuſchreiben, daß die Wogen viel höher gingen, als man als Maximum angenommen hatte, d. h. daß ſie die Laterne und den Wächterraum erreichten, welche in Folge ihrer compacten Conſtruction dem Anſchlage der Brandung größeren Widerſtand entgegenſetzten. Zur Ergänzung des vorſtehend Mitgetheilten mögen nun noch einige Daten über den Neubau, obwohl nicht zum Gegenſtande gehörig, vorgebracht werden. Der Leuchtthurm auf Briſhop Rock in ſeiner heutigen Geſtalt (ſeit 1887) iſt weit ſtatt- licher als ſein eiſerner Vorgänger. Er durchlief aber mehrere Bauphaſen, bis er endgiltig ſeiner Aufgabe gerecht wurde. Der Neubau begann im Jahre 1851 und wurde, der vielen Störungen wegen, erſt 1858 fertig. Die Laterne befand ſich in einer Höhe von 33 Meter, alſo nur wenig höher wie beim eiſernen Leuchtthurm.

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Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/294>, abgerufen am 24.11.2024.