Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.Erster Abschnitt. einzelnen Constructionsglieder erfolgen kann. Da das Fachwerk seine ausgedehnteste An-wendung im Brückenbau findet, beschränken wir uns hier nur auf eine Erläuterung des Principes, wobei vorausgesetzt wird, daß sämmtliche Stabmittellinien, sowie sämmtliche am System angreifenden Kräfte in derselben Ebene liegen. Die Hauptaufgabe der Theorie des Fachwerkes besteht im Folgenden: Auf ein Fachwerk wirkt ein System äußerer Kräfte. Diese Aufgabe läßt sich ganz allgemein auch für den Fall einer Bewegung behandeln. Wir wollen jedoch, da dieser einfachere Fall vorläufig der einzige ist, [Abbildung]
Fig. 215 der unser Interesse beansprucht, voraussetzen, daß sich das System im Gleichgewicht-- 217. Statische Fachwerke. (Dachconstructionen.) befinde. Damit dies zutreffe, muß die Resultirende aller am System angreifenden äußeren Kräfte gleich Null sein, was sich bekanntlich durch drei von einander unabhängige Gleichungen ausdrücken läßt. Bei der Lösung dieser Aufgabe sind zwei wichtige Fälle zu unterscheiden; entweder ist eine Lösung auf rein statischem Wege möglich -- wobei die Constructionsglieder als starre Körper angenommen werden -- oder man muß die Elasticitätsgrenze zu Hilfe nehmen. In ersterem Falle heißt das Fachwerk ein "statisch bestimmtes", im letzteren ein "statisch un- bestimmtes". Statisch bestimmte Fachwerke sind beispielsweise die Dachconstructionen. Bei den Balkendachbändern der in Fig. 215 bis 217 vorgeführten Constructionen Erſter Abſchnitt. einzelnen Conſtructionsglieder erfolgen kann. Da das Fachwerk ſeine ausgedehnteſte An-wendung im Brückenbau findet, beſchränken wir uns hier nur auf eine Erläuterung des Principes, wobei vorausgeſetzt wird, daß ſämmtliche Stabmittellinien, ſowie ſämmtliche am Syſtem angreifenden Kräfte in derſelben Ebene liegen. Die Hauptaufgabe der Theorie des Fachwerkes beſteht im Folgenden: Auf ein Fachwerk wirkt ein Syſtem äußerer Kräfte. Dieſe Aufgabe läßt ſich ganz allgemein auch für den Fall einer Bewegung behandeln. Wir wollen jedoch, da dieſer einfachere Fall vorläufig der einzige iſt, [Abbildung]
Fig. 215 der unſer Intereſſe beanſprucht, vorausſetzen, daß ſich das Syſtem im Gleichgewicht— 217. Statiſche Fachwerke. (Dachconſtructionen.) befinde. Damit dies zutreffe, muß die Reſultirende aller am Syſtem angreifenden äußeren Kräfte gleich Null ſein, was ſich bekanntlich durch drei von einander unabhängige Gleichungen ausdrücken läßt. Bei der Löſung dieſer Aufgabe ſind zwei wichtige Fälle zu unterſcheiden; entweder iſt eine Löſung auf rein ſtatiſchem Wege möglich — wobei die Conſtructionsglieder als ſtarre Körper angenommen werden — oder man muß die Elaſticitätsgrenze zu Hilfe nehmen. In erſterem Falle heißt das Fachwerk ein »ſtatiſch beſtimmtes«, im letzteren ein »ſtatiſch un- beſtimmtes«. Statiſch beſtimmte Fachwerke ſind beiſpielsweiſe die Dachconſtructionen. Bei den Balkendachbändern der in Fig. 215 bis 217 vorgeführten Conſtructionen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0300" n="264"/><fw place="top" type="header">Erſter Abſchnitt.</fw><lb/> einzelnen Conſtructionsglieder erfolgen kann. Da das Fachwerk ſeine ausgedehnteſte An-<lb/> wendung im Brückenbau findet, beſchränken wir uns hier nur auf eine Erläuterung des<lb/> Principes, wobei vorausgeſetzt wird, daß ſämmtliche Stabmittellinien, ſowie ſämmtliche<lb/> am Syſtem angreifenden Kräfte in derſelben Ebene liegen. Die Hauptaufgabe der Theorie<lb/> des Fachwerkes beſteht im Folgenden: Auf ein Fachwerk wirkt ein Syſtem äußerer<lb/> Kräfte. Dieſe Aufgabe läßt ſich ganz allgemein auch für den Fall einer Bewegung<lb/> behandeln. Wir wollen jedoch, da dieſer einfachere Fall vorläufig der einzige iſt,<lb/><figure><head>Fig. 215</head><p> — 217. Statiſche Fachwerke. (Dachconſtructionen.)</p></figure><lb/> der unſer Intereſſe beanſprucht, vorausſetzen, daß ſich das Syſtem im Gleichgewicht<lb/> befinde. Damit dies zutreffe, muß die Reſultirende aller am Syſtem angreifenden<lb/> äußeren Kräfte gleich Null ſein, was ſich bekanntlich durch drei von einander<lb/> unabhängige Gleichungen ausdrücken läßt. Bei der Löſung dieſer Aufgabe ſind<lb/> zwei wichtige Fälle zu unterſcheiden; entweder iſt eine Löſung auf rein ſtatiſchem<lb/> Wege möglich — wobei die Conſtructionsglieder als ſtarre Körper angenommen<lb/> werden — oder man muß die Elaſticitätsgrenze zu Hilfe nehmen. In erſterem<lb/> Falle heißt das Fachwerk ein »ſtatiſch beſtimmtes«, im letzteren ein »ſtatiſch un-<lb/> beſtimmtes«. Statiſch beſtimmte Fachwerke ſind beiſpielsweiſe die Dachconſtructionen.<lb/> Bei den Balkendachbändern der in Fig. 215 bis 217 vorgeführten Conſtructionen<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [264/0300]
Erſter Abſchnitt.
einzelnen Conſtructionsglieder erfolgen kann. Da das Fachwerk ſeine ausgedehnteſte An-
wendung im Brückenbau findet, beſchränken wir uns hier nur auf eine Erläuterung des
Principes, wobei vorausgeſetzt wird, daß ſämmtliche Stabmittellinien, ſowie ſämmtliche
am Syſtem angreifenden Kräfte in derſelben Ebene liegen. Die Hauptaufgabe der Theorie
des Fachwerkes beſteht im Folgenden: Auf ein Fachwerk wirkt ein Syſtem äußerer
Kräfte. Dieſe Aufgabe läßt ſich ganz allgemein auch für den Fall einer Bewegung
behandeln. Wir wollen jedoch, da dieſer einfachere Fall vorläufig der einzige iſt,
[Abbildung Fig. 215 — 217. Statiſche Fachwerke. (Dachconſtructionen.)]
der unſer Intereſſe beanſprucht, vorausſetzen, daß ſich das Syſtem im Gleichgewicht
befinde. Damit dies zutreffe, muß die Reſultirende aller am Syſtem angreifenden
äußeren Kräfte gleich Null ſein, was ſich bekanntlich durch drei von einander
unabhängige Gleichungen ausdrücken läßt. Bei der Löſung dieſer Aufgabe ſind
zwei wichtige Fälle zu unterſcheiden; entweder iſt eine Löſung auf rein ſtatiſchem
Wege möglich — wobei die Conſtructionsglieder als ſtarre Körper angenommen
werden — oder man muß die Elaſticitätsgrenze zu Hilfe nehmen. In erſterem
Falle heißt das Fachwerk ein »ſtatiſch beſtimmtes«, im letzteren ein »ſtatiſch un-
beſtimmtes«. Statiſch beſtimmte Fachwerke ſind beiſpielsweiſe die Dachconſtructionen.
Bei den Balkendachbändern der in Fig. 215 bis 217 vorgeführten Conſtructionen
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