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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

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Zweiter Abschnitt.
Betonunterlage, die in einem schwalbenschwanzförmigen Einschnitte des Felsens ein-
gebettet ist. Die Höhe der Plattform über dem Schienenniveau beträgt 8 Meter.
Die Plattform trägt einen elegant ausgeführten Aufbau mit einem Fassungsraum
für 150 Personen. Die Strecke ist fast horizontal, da die größte Steigung nur
1 : 300 beträgt. Die Bahn wurde Ende November 1896 dem Verkehr übergeben.

Eine wichtige Rolle im Brückenbau spielt die Fundamentirung der Pfeiler.
Angesichts der ungeheueren Lasten, welche dieselben bei außergewöhnlich großer
Dimensionirung des Ueberbaues zu tragen haben, ist die solide Fundamentirung

[Abbildung] Fig. 282.

Rollbrücke zu Sanit-Malo bei Fluth.

häufig mit großen Schwierigkeiten verbunden. Selbst Landpfeiler, welche auf wenig
tragfähiges Terrain zu stehen kommen, müssen oft in bedeutender Tiefe fundamentirt
werden. Die Unzukömmlichkeiten steigern sich bei Strompfeilern und erreichen
schließlich bei Bauten in Meeresarmen einen Grad der Erschwerniß, welcher das
ganze Unternehmen ernstlich in Frage stellen kann. In früherer Zeit begnügte man
sich bei Fundamentirungen im Wasser mit der Herstellung sogenannter "Fang-
dämme", einem schachtförmig ausgeführten Pfahlwerk, das mit Lehm abgedichtet
wurde. Nach erfolgter Auspumpung des Wassers konnten alsdann die Arbeiten
auf dem betreffenden trocken gelegten Theil des Stromgrundes in Angriff genommen
werden. Diese Methode ist zur Zeit so gut wie gar nicht mehr in Uebung, wogegen
die sogenannten "Senkkasten" bei einfacheren Bauten noch allenthalben zur An-

Zweiter Abſchnitt.
Betonunterlage, die in einem ſchwalbenſchwanzförmigen Einſchnitte des Felſens ein-
gebettet iſt. Die Höhe der Plattform über dem Schienenniveau beträgt 8 Meter.
Die Plattform trägt einen elegant ausgeführten Aufbau mit einem Faſſungsraum
für 150 Perſonen. Die Strecke iſt faſt horizontal, da die größte Steigung nur
1 : 300 beträgt. Die Bahn wurde Ende November 1896 dem Verkehr übergeben.

Eine wichtige Rolle im Brückenbau ſpielt die Fundamentirung der Pfeiler.
Angeſichts der ungeheueren Laſten, welche dieſelben bei außergewöhnlich großer
Dimenſionirung des Ueberbaues zu tragen haben, iſt die ſolide Fundamentirung

[Abbildung] Fig. 282.

Rollbrücke zu Sanit-Malo bei Fluth.

häufig mit großen Schwierigkeiten verbunden. Selbſt Landpfeiler, welche auf wenig
tragfähiges Terrain zu ſtehen kommen, müſſen oft in bedeutender Tiefe fundamentirt
werden. Die Unzukömmlichkeiten ſteigern ſich bei Strompfeilern und erreichen
ſchließlich bei Bauten in Meeresarmen einen Grad der Erſchwerniß, welcher das
ganze Unternehmen ernſtlich in Frage ſtellen kann. In früherer Zeit begnügte man
ſich bei Fundamentirungen im Waſſer mit der Herſtellung ſogenannter »Fang-
dämme«, einem ſchachtförmig ausgeführten Pfahlwerk, das mit Lehm abgedichtet
wurde. Nach erfolgter Auspumpung des Waſſers konnten alsdann die Arbeiten
auf dem betreffenden trocken gelegten Theil des Stromgrundes in Angriff genommen
werden. Dieſe Methode iſt zur Zeit ſo gut wie gar nicht mehr in Uebung, wogegen
die ſogenannten »Senkkaſten« bei einfacheren Bauten noch allenthalben zur An-

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[350/0392] Zweiter Abſchnitt. Betonunterlage, die in einem ſchwalbenſchwanzförmigen Einſchnitte des Felſens ein- gebettet iſt. Die Höhe der Plattform über dem Schienenniveau beträgt 8 Meter. Die Plattform trägt einen elegant ausgeführten Aufbau mit einem Faſſungsraum für 150 Perſonen. Die Strecke iſt faſt horizontal, da die größte Steigung nur 1 : 300 beträgt. Die Bahn wurde Ende November 1896 dem Verkehr übergeben. Eine wichtige Rolle im Brückenbau ſpielt die Fundamentirung der Pfeiler. Angeſichts der ungeheueren Laſten, welche dieſelben bei außergewöhnlich großer Dimenſionirung des Ueberbaues zu tragen haben, iſt die ſolide Fundamentirung [Abbildung Fig. 282. Rollbrücke zu Sanit-Malo bei Fluth.] häufig mit großen Schwierigkeiten verbunden. Selbſt Landpfeiler, welche auf wenig tragfähiges Terrain zu ſtehen kommen, müſſen oft in bedeutender Tiefe fundamentirt werden. Die Unzukömmlichkeiten ſteigern ſich bei Strompfeilern und erreichen ſchließlich bei Bauten in Meeresarmen einen Grad der Erſchwerniß, welcher das ganze Unternehmen ernſtlich in Frage ſtellen kann. In früherer Zeit begnügte man ſich bei Fundamentirungen im Waſſer mit der Herſtellung ſogenannter »Fang- dämme«, einem ſchachtförmig ausgeführten Pfahlwerk, das mit Lehm abgedichtet wurde. Nach erfolgter Auspumpung des Waſſers konnten alsdann die Arbeiten auf dem betreffenden trocken gelegten Theil des Stromgrundes in Angriff genommen werden. Dieſe Methode iſt zur Zeit ſo gut wie gar nicht mehr in Uebung, wogegen die ſogenannten »Senkkaſten« bei einfacheren Bauten noch allenthalben zur An-

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Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 350. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/392>, abgerufen am 21.11.2024.