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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

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Die Entwickelung des eisernen Schiffbaues.
Schiffe immer nur kurze Zeit in den Häfen, und da das Anlegen der Gräser etc.
vorzugsweise während der Ruhe des Schiffes stattfindet, bleiben die Personen-
dampfer davon so ziemlich verschont. Immerhin ist der Belag ausgiebig genug,
um zu erheischen, daß die eisernen Dampfer mindestens einmal im Jahre außer
Dienst gestellt, in den Docks gereinigt und mit einem frischen Anstriche versehen
werden.

Eine Verkleidung eiserner Schiffe mit Kupfer- oder Münzmetallplatten, oder
Verwendung metallischen Anstriches ist gefährlich; denn löst sich beispielsweise
zufällig an einzelnen Stellen die Metallverkleidung oder der Metallanstrich ab,
und kommt das Eisen in unmittelbaren Contact mit dem Salzwasser, so entsteht

[Abbildung] Fig. 296.

Passagierdampfer "Forth" (1849).

sofort ein galvanischer Strom zwischen der Metallverkleidung und dem Eisenbleche,
was zur Folge hat, daß letzteres zersetzt wird und ein mehr oder minder bedenklicher
Leck sich bilden könnte.

Im Jahre 1839 hatte die "Great Western Steamship Co." dem berühmten
Ingenieur J. K. Brunel einen ganz aus Eisen construirten Dampfer, den "Great
Britain", in Auftrag gegeben. Er wurde im Jahre 1845 als erster eiserner
Schraubendampfer in Fahrt gesetzt. Seine Dimensionen waren die folgenden:
98.14 Meter Länge bei einer Breite von 15.54 und einem Tiefgange von 4.87 Meter;
das Deplacement betrug 2984 Tonnen. Sechs Masten mit mächtigen Schooner-
segeln sollten der Fahrgeschwindigkeit zu Gute kommen. Diese Erwartung traf
indeß nicht zu, und als auch die Maschinen auf die Dauer als nicht genügend
leistungsfähig sich erwiesen, wurde der Dampfer in einen Segler verwandelt, als
welcher er fast 30 Jahre (bis 1886) gute Dienste leistete.

Die Entwickelung des eiſernen Schiffbaues.
Schiffe immer nur kurze Zeit in den Häfen, und da das Anlegen der Gräſer ꝛc.
vorzugsweiſe während der Ruhe des Schiffes ſtattfindet, bleiben die Perſonen-
dampfer davon ſo ziemlich verſchont. Immerhin iſt der Belag ausgiebig genug,
um zu erheiſchen, daß die eiſernen Dampfer mindeſtens einmal im Jahre außer
Dienſt geſtellt, in den Docks gereinigt und mit einem friſchen Anſtriche verſehen
werden.

Eine Verkleidung eiſerner Schiffe mit Kupfer- oder Münzmetallplatten, oder
Verwendung metalliſchen Anſtriches iſt gefährlich; denn löſt ſich beiſpielsweiſe
zufällig an einzelnen Stellen die Metallverkleidung oder der Metallanſtrich ab,
und kommt das Eiſen in unmittelbaren Contact mit dem Salzwaſſer, ſo entſteht

[Abbildung] Fig. 296.

Paſſagierdampfer »Forth« (1849).

ſofort ein galvaniſcher Strom zwiſchen der Metallverkleidung und dem Eiſenbleche,
was zur Folge hat, daß letzteres zerſetzt wird und ein mehr oder minder bedenklicher
Leck ſich bilden könnte.

Im Jahre 1839 hatte die »Great Weſtern Steamſhip Co.« dem berühmten
Ingenieur J. K. Brunel einen ganz aus Eiſen conſtruirten Dampfer, den »Great
Britain«, in Auftrag gegeben. Er wurde im Jahre 1845 als erſter eiſerner
Schraubendampfer in Fahrt geſetzt. Seine Dimenſionen waren die folgenden:
98‧14 Meter Länge bei einer Breite von 15‧54 und einem Tiefgange von 4‧87 Meter;
das Deplacement betrug 2984 Tonnen. Sechs Maſten mit mächtigen Schooner-
ſegeln ſollten der Fahrgeſchwindigkeit zu Gute kommen. Dieſe Erwartung traf
indeß nicht zu, und als auch die Maſchinen auf die Dauer als nicht genügend
leiſtungsfähig ſich erwieſen, wurde der Dampfer in einen Segler verwandelt, als
welcher er faſt 30 Jahre (bis 1886) gute Dienſte leiſtete.

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[365/0407] Die Entwickelung des eiſernen Schiffbaues. Schiffe immer nur kurze Zeit in den Häfen, und da das Anlegen der Gräſer ꝛc. vorzugsweiſe während der Ruhe des Schiffes ſtattfindet, bleiben die Perſonen- dampfer davon ſo ziemlich verſchont. Immerhin iſt der Belag ausgiebig genug, um zu erheiſchen, daß die eiſernen Dampfer mindeſtens einmal im Jahre außer Dienſt geſtellt, in den Docks gereinigt und mit einem friſchen Anſtriche verſehen werden. Eine Verkleidung eiſerner Schiffe mit Kupfer- oder Münzmetallplatten, oder Verwendung metalliſchen Anſtriches iſt gefährlich; denn löſt ſich beiſpielsweiſe zufällig an einzelnen Stellen die Metallverkleidung oder der Metallanſtrich ab, und kommt das Eiſen in unmittelbaren Contact mit dem Salzwaſſer, ſo entſteht [Abbildung Fig. 296. Paſſagierdampfer »Forth« (1849).] ſofort ein galvaniſcher Strom zwiſchen der Metallverkleidung und dem Eiſenbleche, was zur Folge hat, daß letzteres zerſetzt wird und ein mehr oder minder bedenklicher Leck ſich bilden könnte. Im Jahre 1839 hatte die »Great Weſtern Steamſhip Co.« dem berühmten Ingenieur J. K. Brunel einen ganz aus Eiſen conſtruirten Dampfer, den »Great Britain«, in Auftrag gegeben. Er wurde im Jahre 1845 als erſter eiſerner Schraubendampfer in Fahrt geſetzt. Seine Dimenſionen waren die folgenden: 98‧14 Meter Länge bei einer Breite von 15‧54 und einem Tiefgange von 4‧87 Meter; das Deplacement betrug 2984 Tonnen. Sechs Maſten mit mächtigen Schooner- ſegeln ſollten der Fahrgeſchwindigkeit zu Gute kommen. Dieſe Erwartung traf indeß nicht zu, und als auch die Maſchinen auf die Dauer als nicht genügend leiſtungsfähig ſich erwieſen, wurde der Dampfer in einen Segler verwandelt, als welcher er faſt 30 Jahre (bis 1886) gute Dienſte leiſtete.

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Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/407>, abgerufen am 10.11.2024.