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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

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Das Roheisen und seine Darstellung.
seine Bruchfläche zeigt ein Gefüge von großblätterigen Krystallen von heller Farbe.
Graues Roheisen besitzt einen geringen Gehalt von Härtungskohle und über-
wiegend Graphit; es ist in Folge dessen nicht so spröde und hart als weißes
Eisen, die Bruchfläche zeigt körnig-krystallinische Structuren von hellgrauer bis schwarzer
Farbe. Diese Roheisensorte wird theils in Schmiedeeisen verwandelt, theils als
Rohstoff für Gußoperationen verwendet.

Das Gußeisen ist schmelzbar und kann, wie schon sein Name besagt, zu Guß-
waaren dienen, läßt sich aber nicht schmieden. Der Stahl läßt sich schmieden und
die aus ihm geschmiedeten Gegenstände können hernach gehärtet werden. Das
Schmiedeeisen läßt sich ebenfalls schmieden, ist aber nachher nicht härtbar. Der
Begriff "schmiedbar" besagt, daß diese Eisensorten bei heller Glühtemperatur so
weit erweichen, daß sie durch Hammerschläge oder sonstwie ausgeübten Druck sich in
beliebige Formen bringen lassen. Zwischen Stahl und Schmiedeeisen werden übrigens
derzeit so viele Zwischenstufen dargestellt (Feinkorneisen, hartes Eisen), daß man
vielfach nicht in der Lage ist zu sagen, welcher der beiden Eisensorten das betreffende
Product zuzuzählen ist. Es giebt härtbare Eisensorten mit sehr geringem Kohlen-
stoffgehalt, aber beträchtlichem Gehalte an Mangan, Silicium, Wolfram, Chrom.

Wir haben weiter oben erwähnt, daß weißes Roheisen nur zu dem Zwecke
der Umwandlung in schmiedebares Eisen dargestellt wird, während graues Roheisen
zwar ebenfalls diesem Processe vorbehalten ist, anderentheils aber auch zur Erzeugung
von Gußwaaren verwendet wird. Man kann nur schmiedebare Eisensorten in der
Weise erhalten, daß das Ursprungsmaterial in eine schmiedebare Masse verwandelt
wird, ohne daß es zum Schmelzen kommt, oder es wird in eine geschmolzene (also
flüssige) Masse, die hernach schmiedebar ist, verwandelt. Im ersteren Falle gewinnt
man Schweißeisen oder Schweißstahl, in letzterem Falle Flußeisen oder
Flußstahl. Zur Darstellung des Schweißeisens (Schweißstahles) aus dem Roh-
eisen dienen jetzt hauptsächlich drei Processe: das Puddeln, das Cementiren und
das Tempern. ... Zur Herstellung des Flußeisens (Flußstahles) dienen: der
Bessemerproceß, der Thomasproceß, das Siemens-Martinverfahren und
einige später zu erläuternde modificirte Verfahren.

Auf Grund des Vorgebrachten erhalten wir folgendes Schema:

1. Roheisen (2.3 % Kohlenstoffgehalt; Schmelztemperatur zwischen 1075
und 1275°; nicht schmiedebar).
a) Weißes Roheisen (Kohlenstoffgehalt als Härtungskohle);
b) Graues Roheisen (Kohlenstoffgehalt als Graphit).
2. Schmiedebares Eisen (1.6 % und weniger Kohlenstoffgehalt; schmiedebar)
a) Stahl (0.5 % Kohlenstoffgehalt des Eisencarbid; Schmelztemperatur
zwischen 1400 und 1600°);
b) Schmiedeeisen (1.6 % Kohlenstoffgehalt, wenig Härtungskohle, Eisen-
carbid größtentheils ausgesaigert; Schmelztemperatur 1600° und dar-
über; nicht merklich härtbar).

Das Roheiſen und ſeine Darſtellung.
ſeine Bruchfläche zeigt ein Gefüge von großblätterigen Kryſtallen von heller Farbe.
Graues Roheiſen beſitzt einen geringen Gehalt von Härtungskohle und über-
wiegend Graphit; es iſt in Folge deſſen nicht ſo ſpröde und hart als weißes
Eiſen, die Bruchfläche zeigt körnig-kryſtalliniſche Structuren von hellgrauer bis ſchwarzer
Farbe. Dieſe Roheiſenſorte wird theils in Schmiedeeiſen verwandelt, theils als
Rohſtoff für Gußoperationen verwendet.

Das Gußeiſen iſt ſchmelzbar und kann, wie ſchon ſein Name beſagt, zu Guß-
waaren dienen, läßt ſich aber nicht ſchmieden. Der Stahl läßt ſich ſchmieden und
die aus ihm geſchmiedeten Gegenſtände können hernach gehärtet werden. Das
Schmiedeeiſen läßt ſich ebenfalls ſchmieden, iſt aber nachher nicht härtbar. Der
Begriff »ſchmiedbar« beſagt, daß dieſe Eiſenſorten bei heller Glühtemperatur ſo
weit erweichen, daß ſie durch Hammerſchläge oder ſonſtwie ausgeübten Druck ſich in
beliebige Formen bringen laſſen. Zwiſchen Stahl und Schmiedeeiſen werden übrigens
derzeit ſo viele Zwiſchenſtufen dargeſtellt (Feinkorneiſen, hartes Eiſen), daß man
vielfach nicht in der Lage iſt zu ſagen, welcher der beiden Eiſenſorten das betreffende
Product zuzuzählen iſt. Es giebt härtbare Eiſenſorten mit ſehr geringem Kohlen-
ſtoffgehalt, aber beträchtlichem Gehalte an Mangan, Silicium, Wolfram, Chrom.

Wir haben weiter oben erwähnt, daß weißes Roheiſen nur zu dem Zwecke
der Umwandlung in ſchmiedebares Eiſen dargeſtellt wird, während graues Roheiſen
zwar ebenfalls dieſem Proceſſe vorbehalten iſt, anderentheils aber auch zur Erzeugung
von Gußwaaren verwendet wird. Man kann nur ſchmiedebare Eiſenſorten in der
Weiſe erhalten, daß das Urſprungsmaterial in eine ſchmiedebare Maſſe verwandelt
wird, ohne daß es zum Schmelzen kommt, oder es wird in eine geſchmolzene (alſo
flüſſige) Maſſe, die hernach ſchmiedebar iſt, verwandelt. Im erſteren Falle gewinnt
man Schweißeiſen oder Schweißſtahl, in letzterem Falle Flußeiſen oder
Flußſtahl. Zur Darſtellung des Schweißeiſens (Schweißſtahles) aus dem Roh-
eiſen dienen jetzt hauptſächlich drei Proceſſe: das Puddeln, das Cementiren und
das Tempern. ... Zur Herſtellung des Flußeiſens (Flußſtahles) dienen: der
Beſſemerproceß, der Thomasproceß, das Siemens-Martinverfahren und
einige ſpäter zu erläuternde modificirte Verfahren.

Auf Grund des Vorgebrachten erhalten wir folgendes Schema:

1. Roheiſen (2‧3 % Kohlenſtoffgehalt; Schmelztemperatur zwiſchen 1075
und 1275°; nicht ſchmiedebar).
a) Weißes Roheiſen (Kohlenſtoffgehalt als Härtungskohle);
b) Graues Roheiſen (Kohlenſtoffgehalt als Graphit).
2. Schmiedebares Eiſen (1‧6 % und weniger Kohlenſtoffgehalt; ſchmiedebar)
a) Stahl (0‧5 % Kohlenſtoffgehalt des Eiſencarbid; Schmelztemperatur
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über; nicht merklich härtbar).
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[25/0043] Das Roheiſen und ſeine Darſtellung. ſeine Bruchfläche zeigt ein Gefüge von großblätterigen Kryſtallen von heller Farbe. Graues Roheiſen beſitzt einen geringen Gehalt von Härtungskohle und über- wiegend Graphit; es iſt in Folge deſſen nicht ſo ſpröde und hart als weißes Eiſen, die Bruchfläche zeigt körnig-kryſtalliniſche Structuren von hellgrauer bis ſchwarzer Farbe. Dieſe Roheiſenſorte wird theils in Schmiedeeiſen verwandelt, theils als Rohſtoff für Gußoperationen verwendet. Das Gußeiſen iſt ſchmelzbar und kann, wie ſchon ſein Name beſagt, zu Guß- waaren dienen, läßt ſich aber nicht ſchmieden. Der Stahl läßt ſich ſchmieden und die aus ihm geſchmiedeten Gegenſtände können hernach gehärtet werden. Das Schmiedeeiſen läßt ſich ebenfalls ſchmieden, iſt aber nachher nicht härtbar. Der Begriff »ſchmiedbar« beſagt, daß dieſe Eiſenſorten bei heller Glühtemperatur ſo weit erweichen, daß ſie durch Hammerſchläge oder ſonſtwie ausgeübten Druck ſich in beliebige Formen bringen laſſen. Zwiſchen Stahl und Schmiedeeiſen werden übrigens derzeit ſo viele Zwiſchenſtufen dargeſtellt (Feinkorneiſen, hartes Eiſen), daß man vielfach nicht in der Lage iſt zu ſagen, welcher der beiden Eiſenſorten das betreffende Product zuzuzählen iſt. Es giebt härtbare Eiſenſorten mit ſehr geringem Kohlen- ſtoffgehalt, aber beträchtlichem Gehalte an Mangan, Silicium, Wolfram, Chrom. Wir haben weiter oben erwähnt, daß weißes Roheiſen nur zu dem Zwecke der Umwandlung in ſchmiedebares Eiſen dargeſtellt wird, während graues Roheiſen zwar ebenfalls dieſem Proceſſe vorbehalten iſt, anderentheils aber auch zur Erzeugung von Gußwaaren verwendet wird. Man kann nur ſchmiedebare Eiſenſorten in der Weiſe erhalten, daß das Urſprungsmaterial in eine ſchmiedebare Maſſe verwandelt wird, ohne daß es zum Schmelzen kommt, oder es wird in eine geſchmolzene (alſo flüſſige) Maſſe, die hernach ſchmiedebar iſt, verwandelt. Im erſteren Falle gewinnt man Schweißeiſen oder Schweißſtahl, in letzterem Falle Flußeiſen oder Flußſtahl. Zur Darſtellung des Schweißeiſens (Schweißſtahles) aus dem Roh- eiſen dienen jetzt hauptſächlich drei Proceſſe: das Puddeln, das Cementiren und das Tempern. ... Zur Herſtellung des Flußeiſens (Flußſtahles) dienen: der Beſſemerproceß, der Thomasproceß, das Siemens-Martinverfahren und einige ſpäter zu erläuternde modificirte Verfahren. Auf Grund des Vorgebrachten erhalten wir folgendes Schema: 1. Roheiſen (2‧3 % Kohlenſtoffgehalt; Schmelztemperatur zwiſchen 1075 und 1275°; nicht ſchmiedebar). a) Weißes Roheiſen (Kohlenſtoffgehalt als Härtungskohle); b) Graues Roheiſen (Kohlenſtoffgehalt als Graphit). 2. Schmiedebares Eiſen (1‧6 % und weniger Kohlenſtoffgehalt; ſchmiedebar) a) Stahl (0‧5 % Kohlenſtoffgehalt des Eiſencarbid; Schmelztemperatur zwiſchen 1400 und 1600°); b) Schmiedeeiſen (1‧6 % Kohlenſtoffgehalt, wenig Härtungskohle, Eiſen- carbid größtentheils ausgeſaigert; Schmelztemperatur 1600° und dar- über; nicht merklich härtbar).

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Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/43>, abgerufen am 09.11.2024.