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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

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Die Entwickelung des eisernen Schiffbaues.
loren gehende Wasserquantum ist nur gering, so daß eine für die Reise genügende
Menge von Süßwasser leicht in dem Tankboden des Schiffes mitgeführt werden
kann. Die Condensatoren werden durch fortwährendes Ueberpumpen von Wasser
aus der See oder dem Fluß, wo sich das Schiff gerade befindet, kühl gehalten.
Wenn es seinen Dienst gethan hat, fließt das Kühlwasser an beiden Seiten des
Mittelschiffes wieder als starker Wasserstrahl aus, der während der ganzen Fahrt
keinen Augenblick aussetzt.

Eine Zahl wie 12.000 oder 16.500 Pferdestärken spricht sich leicht aus.
Bedenkt man aber, daß die allergrößten Dampfmaschinen auf dem festen Lande
kaum über 1000 Pferdestärken hinausgehen, so muß man über die ungeheueren
Dimensionen der Schiffsmaschinen staunen. Die beiden Maschinen der "Augusta
Victoria" wiegen je 1000 Tonnen; der Durchmesser ihrer Kurbelwellen ist
50 Centimeter und wiegt jede dieser Wellen 45 Tonnen. Die Schraubenwellen
wiegen je 41 Tonnen, die 8 Kessel zusammen 508 Tonnen; jeder Niederdruck-
cylinder wiegt 32 Tonnen.

Die großen Betriebsmaschinen sind es aber nicht allein, die alle nöthigen
Arbeiten am Bord leisten; dazu bedarf es noch einer großen Zahl von Hilfs-
maschinen, die zum Theil nur die Aufgabe haben, die gewaltigen Hauptmaschinen
in Gang zu setzen. Im Ganzen befinden sich am Bord eines Doppelschrauben-
Schnelldampfers außer den großen Betriebsmaschinen noch 74 Dampfmaschinen
und Dampfpumpen mit 94 Dampfcylindern. 8 Maschinen sind Hilfsmaschinen
zum Anstellen und Drehen der großen Maschinen, während 6 für das Dampf-
steuer, das Lichten der Anker und den Betrieb der 4 Dynamos, die außer für die
mächtigen Positionslaternen und mehrere Scheinwerfer am Deck den Kraftbedarf
für 1000 Glühlampen zu liefern haben, 12 zum Treiben der Ventilations-
maschinen, 8 zum Winden und 40 zum Pumpen verwendet werden. Die neun "Lenz-
pumpen", welche den Zweck haben, etwa eindringendes Wasser aus dem Schiff zu
entfernen, fördern zusammen 36 Cubikmeter in der Minute; sie sind also im
Stande, jede der wasserdichten Abtheilungen in wenigen Minuten leer zu pumpen.
Die gesammten Rohrleitungen in jedem der Dampfer sind mehrere Kilometer lang.

Den gleichen Rang wie die Doppelschrauben-Schnelldampfer der Hamburger
Unternehmung nehmen jene des Bremer Lloyd ein. Der erste Oceandampfer des
letzteren, der die Weser zur directen Fahrt nach New-York am 19. Juni 1858
verließ, war die "Bremen". Dieses 1857 bei Caird & Co. in Greenwell (Schott-
land) erbaute Schiff hatte eine Länge von 97.5 Meter und eine Breite von
11.8 Meter. Das System der Maschine waren zwei Niederdruckcylinder; der
Cylinderdurchmesser war 2.3, der Hub 1 Meter. Der Kesseldruck war 1 Atmo-
sphäre. Die Tiefe des Schiffes belief sich auf 8.5 Meter, die Höhe des Decks
auf 2.1 Meter. Das Schiff konnte 60 Fahrgäste der I., 110 Fahrgäste der
II. Kajüte und 700 Fahrgäste im Zwischendeck aufnehmen. Die Ladefähigkeit
wurde auf 850 Tonnen Kohlen und 1000 Tonnen Güter angegeben. Aber schon

Die Entwickelung des eiſernen Schiffbaues.
loren gehende Waſſerquantum iſt nur gering, ſo daß eine für die Reiſe genügende
Menge von Süßwaſſer leicht in dem Tankboden des Schiffes mitgeführt werden
kann. Die Condenſatoren werden durch fortwährendes Ueberpumpen von Waſſer
aus der See oder dem Fluß, wo ſich das Schiff gerade befindet, kühl gehalten.
Wenn es ſeinen Dienſt gethan hat, fließt das Kühlwaſſer an beiden Seiten des
Mittelſchiffes wieder als ſtarker Waſſerſtrahl aus, der während der ganzen Fahrt
keinen Augenblick ausſetzt.

Eine Zahl wie 12.000 oder 16.500 Pferdeſtärken ſpricht ſich leicht aus.
Bedenkt man aber, daß die allergrößten Dampfmaſchinen auf dem feſten Lande
kaum über 1000 Pferdeſtärken hinausgehen, ſo muß man über die ungeheueren
Dimenſionen der Schiffsmaſchinen ſtaunen. Die beiden Maſchinen der »Auguſta
Victoria« wiegen je 1000 Tonnen; der Durchmeſſer ihrer Kurbelwellen iſt
50 Centimeter und wiegt jede dieſer Wellen 45 Tonnen. Die Schraubenwellen
wiegen je 41 Tonnen, die 8 Keſſel zuſammen 508 Tonnen; jeder Niederdruck-
cylinder wiegt 32 Tonnen.

Die großen Betriebsmaſchinen ſind es aber nicht allein, die alle nöthigen
Arbeiten am Bord leiſten; dazu bedarf es noch einer großen Zahl von Hilfs-
maſchinen, die zum Theil nur die Aufgabe haben, die gewaltigen Hauptmaſchinen
in Gang zu ſetzen. Im Ganzen befinden ſich am Bord eines Doppelſchrauben-
Schnelldampfers außer den großen Betriebsmaſchinen noch 74 Dampfmaſchinen
und Dampfpumpen mit 94 Dampfcylindern. 8 Maſchinen ſind Hilfsmaſchinen
zum Anſtellen und Drehen der großen Maſchinen, während 6 für das Dampf-
ſteuer, das Lichten der Anker und den Betrieb der 4 Dynamos, die außer für die
mächtigen Poſitionslaternen und mehrere Scheinwerfer am Deck den Kraftbedarf
für 1000 Glühlampen zu liefern haben, 12 zum Treiben der Ventilations-
maſchinen, 8 zum Winden und 40 zum Pumpen verwendet werden. Die neun »Lenz-
pumpen«, welche den Zweck haben, etwa eindringendes Waſſer aus dem Schiff zu
entfernen, fördern zuſammen 36 Cubikmeter in der Minute; ſie ſind alſo im
Stande, jede der waſſerdichten Abtheilungen in wenigen Minuten leer zu pumpen.
Die geſammten Rohrleitungen in jedem der Dampfer ſind mehrere Kilometer lang.

Den gleichen Rang wie die Doppelſchrauben-Schnelldampfer der Hamburger
Unternehmung nehmen jene des Bremer Lloyd ein. Der erſte Oceandampfer des
letzteren, der die Weſer zur directen Fahrt nach New-York am 19. Juni 1858
verließ, war die »Bremen«. Dieſes 1857 bei Caird & Co. in Greenwell (Schott-
land) erbaute Schiff hatte eine Länge von 97‧5 Meter und eine Breite von
11‧8 Meter. Das Syſtem der Maſchine waren zwei Niederdruckcylinder; der
Cylinderdurchmeſſer war 2‧3, der Hub 1 Meter. Der Keſſeldruck war 1 Atmo-
ſphäre. Die Tiefe des Schiffes belief ſich auf 8‧5 Meter, die Höhe des Decks
auf 2‧1 Meter. Das Schiff konnte 60 Fahrgäſte der I., 110 Fahrgäſte der
II. Kajüte und 700 Fahrgäſte im Zwiſchendeck aufnehmen. Die Ladefähigkeit
wurde auf 850 Tonnen Kohlen und 1000 Tonnen Güter angegeben. Aber ſchon

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[393/0437] Die Entwickelung des eiſernen Schiffbaues. loren gehende Waſſerquantum iſt nur gering, ſo daß eine für die Reiſe genügende Menge von Süßwaſſer leicht in dem Tankboden des Schiffes mitgeführt werden kann. Die Condenſatoren werden durch fortwährendes Ueberpumpen von Waſſer aus der See oder dem Fluß, wo ſich das Schiff gerade befindet, kühl gehalten. Wenn es ſeinen Dienſt gethan hat, fließt das Kühlwaſſer an beiden Seiten des Mittelſchiffes wieder als ſtarker Waſſerſtrahl aus, der während der ganzen Fahrt keinen Augenblick ausſetzt. Eine Zahl wie 12.000 oder 16.500 Pferdeſtärken ſpricht ſich leicht aus. Bedenkt man aber, daß die allergrößten Dampfmaſchinen auf dem feſten Lande kaum über 1000 Pferdeſtärken hinausgehen, ſo muß man über die ungeheueren Dimenſionen der Schiffsmaſchinen ſtaunen. Die beiden Maſchinen der »Auguſta Victoria« wiegen je 1000 Tonnen; der Durchmeſſer ihrer Kurbelwellen iſt 50 Centimeter und wiegt jede dieſer Wellen 45 Tonnen. Die Schraubenwellen wiegen je 41 Tonnen, die 8 Keſſel zuſammen 508 Tonnen; jeder Niederdruck- cylinder wiegt 32 Tonnen. Die großen Betriebsmaſchinen ſind es aber nicht allein, die alle nöthigen Arbeiten am Bord leiſten; dazu bedarf es noch einer großen Zahl von Hilfs- maſchinen, die zum Theil nur die Aufgabe haben, die gewaltigen Hauptmaſchinen in Gang zu ſetzen. Im Ganzen befinden ſich am Bord eines Doppelſchrauben- Schnelldampfers außer den großen Betriebsmaſchinen noch 74 Dampfmaſchinen und Dampfpumpen mit 94 Dampfcylindern. 8 Maſchinen ſind Hilfsmaſchinen zum Anſtellen und Drehen der großen Maſchinen, während 6 für das Dampf- ſteuer, das Lichten der Anker und den Betrieb der 4 Dynamos, die außer für die mächtigen Poſitionslaternen und mehrere Scheinwerfer am Deck den Kraftbedarf für 1000 Glühlampen zu liefern haben, 12 zum Treiben der Ventilations- maſchinen, 8 zum Winden und 40 zum Pumpen verwendet werden. Die neun »Lenz- pumpen«, welche den Zweck haben, etwa eindringendes Waſſer aus dem Schiff zu entfernen, fördern zuſammen 36 Cubikmeter in der Minute; ſie ſind alſo im Stande, jede der waſſerdichten Abtheilungen in wenigen Minuten leer zu pumpen. Die geſammten Rohrleitungen in jedem der Dampfer ſind mehrere Kilometer lang. Den gleichen Rang wie die Doppelſchrauben-Schnelldampfer der Hamburger Unternehmung nehmen jene des Bremer Lloyd ein. Der erſte Oceandampfer des letzteren, der die Weſer zur directen Fahrt nach New-York am 19. Juni 1858 verließ, war die »Bremen«. Dieſes 1857 bei Caird & Co. in Greenwell (Schott- land) erbaute Schiff hatte eine Länge von 97‧5 Meter und eine Breite von 11‧8 Meter. Das Syſtem der Maſchine waren zwei Niederdruckcylinder; der Cylinderdurchmeſſer war 2‧3, der Hub 1 Meter. Der Keſſeldruck war 1 Atmo- ſphäre. Die Tiefe des Schiffes belief ſich auf 8‧5 Meter, die Höhe des Decks auf 2‧1 Meter. Das Schiff konnte 60 Fahrgäſte der I., 110 Fahrgäſte der II. Kajüte und 700 Fahrgäſte im Zwiſchendeck aufnehmen. Die Ladefähigkeit wurde auf 850 Tonnen Kohlen und 1000 Tonnen Güter angegeben. Aber ſchon

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Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/437>, abgerufen am 22.11.2024.