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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

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Die Entwickelung des eisernen Schiffbaues.
messer eine Bronzeschraube von 6.8 Meter Durchmesser. Kurbel- und Wellenleitung
bestehen aus bestem Nickelstahl (vgl. S. 58). Den Dampf liefern 12 Doppel- und
2 Halbkessel, welche in 4 Gruppen angeordnet sind, deren jede Gruppe einen
Schornstein von 3.7 Meter Durchmesser und 32.3 Meter Höhe über Kiel besitzt.
Die Kesselräume werden sowohl auf natürlichem Wege als durch 16 kräftige Venti-
lationsmaschinen auf künstlichem Wege ausreichend ventilirt. Für verschiedene Be-
triebszwecke sind im Ganzen 47 Dampfpumpen und sonstige Hilfsmaschinen auf-
gestellt. Die Gesammtzahl der auf diesem Dampfer aufgestellten Maschinen beträgt
68 mit zusammen 124 Dampfcylindern.

Es liegt auf der Hand, daß Deutschland durch den Bau dieses Schiffes
im hohen Grade die Augen des Auslandes auf sich gezogen und gezeigt hat, was
es zu leisten im Stande ist, ein Umstand, der sicherlich nicht verfehlen wird, das
Zutrauen zur deutschen Technik zu steigern. Ein Beweis hierfür ergiebt sich aus
dem enormen Andrange von Besuchern, welche "Kaiser Wilhelm der Große" ge-
legentlich seiner Anwesenheit in New-York nach bewerkstelligter erster Oceanfahrt
erfuhr. An manchen Tagen sollen circa 25.000 Besucher das gewaltige Schiff in
Augenschein genommen haben.

In derselben Zeit lief das Schwesterschiff "Kaiser Friedrich" vom Stapel
der Werft von F. Schichau in Danzig. Seine Abmessungen sind nur wenig ge-
ringer als die des vorbeschriebenen Dampfers: Länge über Deck 183 Meter,
Breite 19.2 Meter, Höhe 12 Meter, Tiefgang im beladenen Zustand 8.5 Meter.
Bei diesem Tiefgange beträgt das Deplacement 17.000 Tonnen, während der
Brutto-Raumgehalt 12.000 Registertonnen (zu je 2.8 Cubikmeter) bedingt. Die
übrige Eintheilung und Anordnung ist derjenigen des vorbeschriebenen Dampfers
gleich, nur in den Dimensionen und in unwesentlichen Einzelheiten etwas abweichend.
Dagegen unterscheiden sich die beiden Schnelldampfer bezüglich der Maschinen-
anlage ganz wesentlich. Während die Maschine des "Kaiser Wilhelm" nach Schlick'schem
Patent als Vier-Cylindermaschine, an 4 Kurbeln wirkend, construirt ist, bestehen
die Maschinen des Schwesterschiffes nach dem System Ziese aus Vierfach-Expan-
sionsmaschinen mit 5 Cylindern an 3 Kurbeln arbeitend. Die Durchmesser der
3 Cylinder sind die folgenden: Hochdruckcylinder 1.0 Meter, erster Mitteldruck-
cylinder 1.6 Meter, zweiter Mitteldruckcylinder 2.3 Meter, beide Niederdruck-
cylinder je 2.3 Meter. Hiervon stehen der Hochdruck- und der erste Mitteldruck-
cylinder über den entsprechenden Cylindern der äußeren Kurbeln. Die Maschinen
sind auf Säulen gebaut und äußerst leicht gehalten, ein Umstand, welcher wesent-
lich mit dazu beitrug, daß dem kleineren Schwesterschiffe des "Kaiser Wilhelm"
dieselbe Leistung zukommt wie diesem.

Während der Norddeutsche Lloyd in so umfangreicher Weise für den Aus-
bau seiner Fracht- und Schnelldampferflotte Sorge trug, ist auch die zweitgrößte
deutsche Rhederei, die Hamburg-Amerika-Paketfahrt-Actiengesellschaft,
nicht müßig geblieben. Sie war es eigentlich, welche mit dem Bau jener großen

Schweiger-Lerchenfeld. Im Reiche der Cyklopen. 26

Die Entwickelung des eiſernen Schiffbaues.
meſſer eine Bronzeſchraube von 6‧8 Meter Durchmeſſer. Kurbel- und Wellenleitung
beſtehen aus beſtem Nickelſtahl (vgl. S. 58). Den Dampf liefern 12 Doppel- und
2 Halbkeſſel, welche in 4 Gruppen angeordnet ſind, deren jede Gruppe einen
Schornſtein von 3‧7 Meter Durchmeſſer und 32‧3 Meter Höhe über Kiel beſitzt.
Die Keſſelräume werden ſowohl auf natürlichem Wege als durch 16 kräftige Venti-
lationsmaſchinen auf künſtlichem Wege ausreichend ventilirt. Für verſchiedene Be-
triebszwecke ſind im Ganzen 47 Dampfpumpen und ſonſtige Hilfsmaſchinen auf-
geſtellt. Die Geſammtzahl der auf dieſem Dampfer aufgeſtellten Maſchinen beträgt
68 mit zuſammen 124 Dampfcylindern.

Es liegt auf der Hand, daß Deutſchland durch den Bau dieſes Schiffes
im hohen Grade die Augen des Auslandes auf ſich gezogen und gezeigt hat, was
es zu leiſten im Stande iſt, ein Umſtand, der ſicherlich nicht verfehlen wird, das
Zutrauen zur deutſchen Technik zu ſteigern. Ein Beweis hierfür ergiebt ſich aus
dem enormen Andrange von Beſuchern, welche »Kaiſer Wilhelm der Große« ge-
legentlich ſeiner Anweſenheit in New-York nach bewerkſtelligter erſter Oceanfahrt
erfuhr. An manchen Tagen ſollen circa 25.000 Beſucher das gewaltige Schiff in
Augenſchein genommen haben.

In derſelben Zeit lief das Schweſterſchiff »Kaiſer Friedrich« vom Stapel
der Werft von F. Schichau in Danzig. Seine Abmeſſungen ſind nur wenig ge-
ringer als die des vorbeſchriebenen Dampfers: Länge über Deck 183 Meter,
Breite 19‧2 Meter, Höhe 12 Meter, Tiefgang im beladenen Zuſtand 8‧5 Meter.
Bei dieſem Tiefgange beträgt das Deplacement 17.000 Tonnen, während der
Brutto-Raumgehalt 12.000 Regiſtertonnen (zu je 2‧8 Cubikmeter) bedingt. Die
übrige Eintheilung und Anordnung iſt derjenigen des vorbeſchriebenen Dampfers
gleich, nur in den Dimenſionen und in unweſentlichen Einzelheiten etwas abweichend.
Dagegen unterſcheiden ſich die beiden Schnelldampfer bezüglich der Maſchinen-
anlage ganz weſentlich. Während die Maſchine des »Kaiſer Wilhelm« nach Schlick'ſchem
Patent als Vier-Cylindermaſchine, an 4 Kurbeln wirkend, conſtruirt iſt, beſtehen
die Maſchinen des Schweſterſchiffes nach dem Syſtem Zieſe aus Vierfach-Expan-
ſionsmaſchinen mit 5 Cylindern an 3 Kurbeln arbeitend. Die Durchmeſſer der
3 Cylinder ſind die folgenden: Hochdruckcylinder 1‧0 Meter, erſter Mitteldruck-
cylinder 1‧6 Meter, zweiter Mitteldruckcylinder 2‧3 Meter, beide Niederdruck-
cylinder je 2‧3 Meter. Hiervon ſtehen der Hochdruck- und der erſte Mitteldruck-
cylinder über den entſprechenden Cylindern der äußeren Kurbeln. Die Maſchinen
ſind auf Säulen gebaut und äußerſt leicht gehalten, ein Umſtand, welcher weſent-
lich mit dazu beitrug, daß dem kleineren Schweſterſchiffe des »Kaiſer Wilhelm«
dieſelbe Leiſtung zukommt wie dieſem.

Während der Norddeutſche Lloyd in ſo umfangreicher Weiſe für den Aus-
bau ſeiner Fracht- und Schnelldampferflotte Sorge trug, iſt auch die zweitgrößte
deutſche Rhederei, die Hamburg-Amerika-Paketfahrt-Actiengeſellſchaft,
nicht müßig geblieben. Sie war es eigentlich, welche mit dem Bau jener großen

Schweiger-Lerchenfeld. Im Reiche der Cyklopen. 26
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[401/0449] Die Entwickelung des eiſernen Schiffbaues. meſſer eine Bronzeſchraube von 6‧8 Meter Durchmeſſer. Kurbel- und Wellenleitung beſtehen aus beſtem Nickelſtahl (vgl. S. 58). Den Dampf liefern 12 Doppel- und 2 Halbkeſſel, welche in 4 Gruppen angeordnet ſind, deren jede Gruppe einen Schornſtein von 3‧7 Meter Durchmeſſer und 32‧3 Meter Höhe über Kiel beſitzt. Die Keſſelräume werden ſowohl auf natürlichem Wege als durch 16 kräftige Venti- lationsmaſchinen auf künſtlichem Wege ausreichend ventilirt. Für verſchiedene Be- triebszwecke ſind im Ganzen 47 Dampfpumpen und ſonſtige Hilfsmaſchinen auf- geſtellt. Die Geſammtzahl der auf dieſem Dampfer aufgeſtellten Maſchinen beträgt 68 mit zuſammen 124 Dampfcylindern. Es liegt auf der Hand, daß Deutſchland durch den Bau dieſes Schiffes im hohen Grade die Augen des Auslandes auf ſich gezogen und gezeigt hat, was es zu leiſten im Stande iſt, ein Umſtand, der ſicherlich nicht verfehlen wird, das Zutrauen zur deutſchen Technik zu ſteigern. Ein Beweis hierfür ergiebt ſich aus dem enormen Andrange von Beſuchern, welche »Kaiſer Wilhelm der Große« ge- legentlich ſeiner Anweſenheit in New-York nach bewerkſtelligter erſter Oceanfahrt erfuhr. An manchen Tagen ſollen circa 25.000 Beſucher das gewaltige Schiff in Augenſchein genommen haben. In derſelben Zeit lief das Schweſterſchiff »Kaiſer Friedrich« vom Stapel der Werft von F. Schichau in Danzig. Seine Abmeſſungen ſind nur wenig ge- ringer als die des vorbeſchriebenen Dampfers: Länge über Deck 183 Meter, Breite 19‧2 Meter, Höhe 12 Meter, Tiefgang im beladenen Zuſtand 8‧5 Meter. Bei dieſem Tiefgange beträgt das Deplacement 17.000 Tonnen, während der Brutto-Raumgehalt 12.000 Regiſtertonnen (zu je 2‧8 Cubikmeter) bedingt. Die übrige Eintheilung und Anordnung iſt derjenigen des vorbeſchriebenen Dampfers gleich, nur in den Dimenſionen und in unweſentlichen Einzelheiten etwas abweichend. Dagegen unterſcheiden ſich die beiden Schnelldampfer bezüglich der Maſchinen- anlage ganz weſentlich. Während die Maſchine des »Kaiſer Wilhelm« nach Schlick'ſchem Patent als Vier-Cylindermaſchine, an 4 Kurbeln wirkend, conſtruirt iſt, beſtehen die Maſchinen des Schweſterſchiffes nach dem Syſtem Zieſe aus Vierfach-Expan- ſionsmaſchinen mit 5 Cylindern an 3 Kurbeln arbeitend. Die Durchmeſſer der 3 Cylinder ſind die folgenden: Hochdruckcylinder 1‧0 Meter, erſter Mitteldruck- cylinder 1‧6 Meter, zweiter Mitteldruckcylinder 2‧3 Meter, beide Niederdruck- cylinder je 2‧3 Meter. Hiervon ſtehen der Hochdruck- und der erſte Mitteldruck- cylinder über den entſprechenden Cylindern der äußeren Kurbeln. Die Maſchinen ſind auf Säulen gebaut und äußerſt leicht gehalten, ein Umſtand, welcher weſent- lich mit dazu beitrug, daß dem kleineren Schweſterſchiffe des »Kaiſer Wilhelm« dieſelbe Leiſtung zukommt wie dieſem. Während der Norddeutſche Lloyd in ſo umfangreicher Weiſe für den Aus- bau ſeiner Fracht- und Schnelldampferflotte Sorge trug, iſt auch die zweitgrößte deutſche Rhederei, die Hamburg-Amerika-Paketfahrt-Actiengeſellſchaft, nicht müßig geblieben. Sie war es eigentlich, welche mit dem Bau jener großen Schweiger-Lerchenfeld. Im Reiche der Cyklopen. 26

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Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 401. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/449>, abgerufen am 25.11.2024.