zudem als Rahmen, mit der Eigenschaft, stets in der horizontalen Ebene zu schwingen. Mehrere Handkurbeln und Radantriebe, welche in einem Centralsteuer zusammen- liefen, ertheilten dem Fahrzeuge eine rollende Bewegung an der Oberfläche des Wassers durch die frei bewegliche Tonne und einen weiteren Antrieb durch die Ruder. Der Zusammenhang zwischen Rahmen und Tonne war auf jene Stellen beschränkt, wo die Räder die Tonne unter der Plattform berührten. Das Innere dieses originellen Bootes war zur Aufnahme von Nahrungsmitteln und Gepäck mit einigen Bunkern versehen und enthielt auch eine kleine Schiffsküche.
Leider erlebte Beckman's Rollboot, wie die primitive Construction es wohl nicht anders erwarten lassen konnte, nur seine Probefahrt als ersten und letzten Versuch, seine Eignung zu bethätigen. Von Bar Harbour an der Küste von Maine aus am 23. September 1897 ausgelaufen, passirte es die Wellenbrecher des Hafens und gelangte glücklich in die offene See. Unter vereinigtem Wirken der Handkurbeln und Winden, mehr aber durch die herrschende kräftige Brise getrieben, erreichte das Boot eine Entfernung von 22 Kilometern von der Küste und hatte circa 10 Kilo- meter pro Stunde zurückgelegt.
Der kühne Constructeur, welcher sich dem schwachen Boote anvertraut hatte, mußte erkennen, daß der Wind der Fahrt des Bootes bedeutende Schwierigkeiten bereitete, und nach dem Erreichen des erwähnten Abstandes von der Küste ließ er sich von dem eben nach New-York passirenden Frachtdampfer "Pentagoet" an Bord nehmen -- froh, den schwanken Boden seines Fahrzeuges mit dem umso viel solideren Deck eines großen Dampfers vertauschen zu können. Das Rollboot aber mußte, nachdem einige Versuche der Mannschaft des "Pentagoet", es mit Tauen einzuholen, mißglückt waren -- zum Schmerze seines Erbauers den Wellen überlassen bleiben.
Zum Abschlusse unserer wohl nur sehr allgemein gehaltenen Mittheilungen über den modernen Schiffsbau möchten wir nun derjenigen Bestrebungen gedenken, welche sich auf die Beseitigung aller jener Störungen beziehen, die mit den Be- anspruchungen der Seeschiffe, und zwar im Besonderen der Dampfer, zusammen- hängen. Die Beanspruchungen der Seeschiffe im Allgemeinen ergeben sich aus der ungleichmäßigen Vertheilung der Gewichte des Schiffskörpers und der sie tragenden Auftriebskräfte in der Längsrichtung des Schiffes. Eine andere Beanspruchung, welche nur Dampfer betrifft und die in höchst unangenehmer Weise auf den Schiffskörper einwirken, ergiebt sich aus dem Gange der Maschine. Eine zweite Art der Beanspruchung sind die Schiffsvibrationen, die wellenartigen, kurzen und rasch aufeinanderfolgenden Schwingungen des Schiffskörpers in seiner Längsrichtung. Jeder, der auch nur eine Seefahrt auf einem Dampfer unternommen hat, kennt diesen Sachverhalt. Früher, so lange die Fahrzeuge und demgemäß auch die Maschinen noch nicht jene Dimensionen hatten wie derzeit, waren die Vibrationen noch nicht so fühlbar, wie dies bei den neuen großen Maschinen mit höheren Kolben- geschwindigkeiten und den großen bewegten Massen der Fall ist. Besonders bei den Schnelldampfern sind diese Vibrationen zeitweilig fast unerträglich gewesen.
Erſter Abſchnitt.
zudem als Rahmen, mit der Eigenſchaft, ſtets in der horizontalen Ebene zu ſchwingen. Mehrere Handkurbeln und Radantriebe, welche in einem Centralſteuer zuſammen- liefen, ertheilten dem Fahrzeuge eine rollende Bewegung an der Oberfläche des Waſſers durch die frei bewegliche Tonne und einen weiteren Antrieb durch die Ruder. Der Zuſammenhang zwiſchen Rahmen und Tonne war auf jene Stellen beſchränkt, wo die Räder die Tonne unter der Plattform berührten. Das Innere dieſes originellen Bootes war zur Aufnahme von Nahrungsmitteln und Gepäck mit einigen Bunkern verſehen und enthielt auch eine kleine Schiffsküche.
Leider erlebte Beckman's Rollboot, wie die primitive Conſtruction es wohl nicht anders erwarten laſſen konnte, nur ſeine Probefahrt als erſten und letzten Verſuch, ſeine Eignung zu bethätigen. Von Bar Harbour an der Küſte von Maine aus am 23. September 1897 ausgelaufen, paſſirte es die Wellenbrecher des Hafens und gelangte glücklich in die offene See. Unter vereinigtem Wirken der Handkurbeln und Winden, mehr aber durch die herrſchende kräftige Briſe getrieben, erreichte das Boot eine Entfernung von 22 Kilometern von der Küſte und hatte circa 10 Kilo- meter pro Stunde zurückgelegt.
Der kühne Conſtructeur, welcher ſich dem ſchwachen Boote anvertraut hatte, mußte erkennen, daß der Wind der Fahrt des Bootes bedeutende Schwierigkeiten bereitete, und nach dem Erreichen des erwähnten Abſtandes von der Küſte ließ er ſich von dem eben nach New-York paſſirenden Frachtdampfer »Pentagoet« an Bord nehmen — froh, den ſchwanken Boden ſeines Fahrzeuges mit dem umſo viel ſolideren Deck eines großen Dampfers vertauſchen zu können. Das Rollboot aber mußte, nachdem einige Verſuche der Mannſchaft des »Pentagoet«, es mit Tauen einzuholen, mißglückt waren — zum Schmerze ſeines Erbauers den Wellen überlaſſen bleiben.
Zum Abſchluſſe unſerer wohl nur ſehr allgemein gehaltenen Mittheilungen über den modernen Schiffsbau möchten wir nun derjenigen Beſtrebungen gedenken, welche ſich auf die Beſeitigung aller jener Störungen beziehen, die mit den Be- anſpruchungen der Seeſchiffe, und zwar im Beſonderen der Dampfer, zuſammen- hängen. Die Beanſpruchungen der Seeſchiffe im Allgemeinen ergeben ſich aus der ungleichmäßigen Vertheilung der Gewichte des Schiffskörpers und der ſie tragenden Auftriebskräfte in der Längsrichtung des Schiffes. Eine andere Beanſpruchung, welche nur Dampfer betrifft und die in höchſt unangenehmer Weiſe auf den Schiffskörper einwirken, ergiebt ſich aus dem Gange der Maſchine. Eine zweite Art der Beanſpruchung ſind die Schiffsvibrationen, die wellenartigen, kurzen und raſch aufeinanderfolgenden Schwingungen des Schiffskörpers in ſeiner Längsrichtung. Jeder, der auch nur eine Seefahrt auf einem Dampfer unternommen hat, kennt dieſen Sachverhalt. Früher, ſo lange die Fahrzeuge und demgemäß auch die Maſchinen noch nicht jene Dimenſionen hatten wie derzeit, waren die Vibrationen noch nicht ſo fühlbar, wie dies bei den neuen großen Maſchinen mit höheren Kolben- geſchwindigkeiten und den großen bewegten Maſſen der Fall iſt. Beſonders bei den Schnelldampfern ſind dieſe Vibrationen zeitweilig faſt unerträglich geweſen.
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[434/0484]
Erſter Abſchnitt.
zudem als Rahmen, mit der Eigenſchaft, ſtets in der horizontalen Ebene zu ſchwingen.
Mehrere Handkurbeln und Radantriebe, welche in einem Centralſteuer zuſammen-
liefen, ertheilten dem Fahrzeuge eine rollende Bewegung an der Oberfläche des
Waſſers durch die frei bewegliche Tonne und einen weiteren Antrieb durch die
Ruder. Der Zuſammenhang zwiſchen Rahmen und Tonne war auf jene Stellen
beſchränkt, wo die Räder die Tonne unter der Plattform berührten. Das Innere
dieſes originellen Bootes war zur Aufnahme von Nahrungsmitteln und Gepäck
mit einigen Bunkern verſehen und enthielt auch eine kleine Schiffsküche.
Leider erlebte Beckman's Rollboot, wie die primitive Conſtruction es wohl
nicht anders erwarten laſſen konnte, nur ſeine Probefahrt als erſten und letzten
Verſuch, ſeine Eignung zu bethätigen. Von Bar Harbour an der Küſte von Maine
aus am 23. September 1897 ausgelaufen, paſſirte es die Wellenbrecher des Hafens
und gelangte glücklich in die offene See. Unter vereinigtem Wirken der Handkurbeln
und Winden, mehr aber durch die herrſchende kräftige Briſe getrieben, erreichte das
Boot eine Entfernung von 22 Kilometern von der Küſte und hatte circa 10 Kilo-
meter pro Stunde zurückgelegt.
Der kühne Conſtructeur, welcher ſich dem ſchwachen Boote anvertraut hatte,
mußte erkennen, daß der Wind der Fahrt des Bootes bedeutende Schwierigkeiten
bereitete, und nach dem Erreichen des erwähnten Abſtandes von der Küſte ließ er
ſich von dem eben nach New-York paſſirenden Frachtdampfer »Pentagoet« an Bord
nehmen — froh, den ſchwanken Boden ſeines Fahrzeuges mit dem umſo viel ſolideren
Deck eines großen Dampfers vertauſchen zu können. Das Rollboot aber mußte,
nachdem einige Verſuche der Mannſchaft des »Pentagoet«, es mit Tauen einzuholen,
mißglückt waren — zum Schmerze ſeines Erbauers den Wellen überlaſſen bleiben.
Zum Abſchluſſe unſerer wohl nur ſehr allgemein gehaltenen Mittheilungen
über den modernen Schiffsbau möchten wir nun derjenigen Beſtrebungen gedenken,
welche ſich auf die Beſeitigung aller jener Störungen beziehen, die mit den Be-
anſpruchungen der Seeſchiffe, und zwar im Beſonderen der Dampfer, zuſammen-
hängen. Die Beanſpruchungen der Seeſchiffe im Allgemeinen ergeben ſich aus der
ungleichmäßigen Vertheilung der Gewichte des Schiffskörpers und der ſie tragenden
Auftriebskräfte in der Längsrichtung des Schiffes. Eine andere Beanſpruchung,
welche nur Dampfer betrifft und die in höchſt unangenehmer Weiſe auf den
Schiffskörper einwirken, ergiebt ſich aus dem Gange der Maſchine. Eine zweite
Art der Beanſpruchung ſind die Schiffsvibrationen, die wellenartigen, kurzen und
raſch aufeinanderfolgenden Schwingungen des Schiffskörpers in ſeiner Längsrichtung.
Jeder, der auch nur eine Seefahrt auf einem Dampfer unternommen hat, kennt dieſen
Sachverhalt. Früher, ſo lange die Fahrzeuge und demgemäß auch die Maſchinen
noch nicht jene Dimenſionen hatten wie derzeit, waren die Vibrationen noch nicht
ſo fühlbar, wie dies bei den neuen großen Maſchinen mit höheren Kolben-
geſchwindigkeiten und den großen bewegten Maſſen der Fall iſt. Beſonders bei
den Schnelldampfern ſind dieſe Vibrationen zeitweilig faſt unerträglich geweſen.
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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 434. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/484>, abgerufen am 22.11.2024.
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