Wie die mechanischen Hilfswissenschaften mächtige Förderer des Eisen- bahnwesens wurden, traten sie auch in den Kreis der Dampflocomotion zur See ein, theils um den Bewegungsmechanismus und das be- wegte Fahrzeug fortschreitend zu verbessern, theils um die vielen Manipulationen, welche mit dem Seeverkehr verknüpft sind, durch entsprechende Anlagen rationell zu gestalten. So entstanden jene vielfach großartigen Hafenanlagen mit ihren Uferquais und Docks, den maschinellen Einrichtungen zur Betrachtung oder Ent- frachtung der riesigen Oceandampfer, und eine ganze Reihe minder imposanter Vorkehrungen, der kostspieligen Hafenarbeiten nicht zu vergessen. Ein großer See- hafen vermittelt ein überwältigendes Bild von dem zur höchsten Potenz gesteigerten Arbeitsdrang unserer Zeit. Eine solche Fülle von Leben und Bewegung, von Massenleistung und Kraftvereinigung in ihren sinnverwirrenden Wechsel, gleichsam als mächtige Pulsschläge des Culturlebens sich gebend, ist lediglich das Resultat der rapid fortschreitenden Dampfarbeit zu Wasser und zu Land.
Der größte Seehandelsplatz des europäischen Continents ist Hamburg. Seine Hafenanlagen sind großartig und musterhaft. Wie aus dem beigegebenen Plane (Fig.363) zu ersehen, sind außer zwei Strandstrecken sieben Bassins, die dem Schiffsverkehr dienen, vorhanden, und zwar der Sandthor-, Grasbrook-, Baaken-, Segelschiff- und Petroleumhafen und zwei weitere Becken neueren Datums. Die fünf älteren Häfen haben eine Gesammtfläche von 100 Hektar, während ihre Quailänge 11.9 Kilometer beträgt. Die neuen Häfen vergrößern diese den See- schiffen dienende Fläche und Quaistrecke noch um 32 Hektar, beziehungsweise 4 Kilometer. Sämmtliche Becken sind nach dem Strome hin offen, da die Fluthhöhe in Hamburg nicht mehr so bedeutend ist, und haben eine durchschnittliche Tiefe von 6 1/2 Meter unter Niedrigwasser. Die Ufermauern derselben sind, abgesehen von einigen älteren Strecken, die auf Brunnen fundirt sind, durchgängig auf Pfahlrost gegründet.
Zweiter Abſchnitt.
Schiffahrtseinrichtungen in den Häfen.
Wie die mechaniſchen Hilfswiſſenſchaften mächtige Förderer des Eiſen- bahnweſens wurden, traten ſie auch in den Kreis der Dampflocomotion zur See ein, theils um den Bewegungsmechanismus und das be- wegte Fahrzeug fortſchreitend zu verbeſſern, theils um die vielen Manipulationen, welche mit dem Seeverkehr verknüpft ſind, durch entſprechende Anlagen rationell zu geſtalten. So entſtanden jene vielfach großartigen Hafenanlagen mit ihren Uferquais und Docks, den maſchinellen Einrichtungen zur Betrachtung oder Ent- frachtung der rieſigen Oceandampfer, und eine ganze Reihe minder impoſanter Vorkehrungen, der koſtſpieligen Hafenarbeiten nicht zu vergeſſen. Ein großer See- hafen vermittelt ein überwältigendes Bild von dem zur höchſten Potenz geſteigerten Arbeitsdrang unſerer Zeit. Eine ſolche Fülle von Leben und Bewegung, von Maſſenleiſtung und Kraftvereinigung in ihren ſinnverwirrenden Wechſel, gleichſam als mächtige Pulsſchläge des Culturlebens ſich gebend, iſt lediglich das Reſultat der rapid fortſchreitenden Dampfarbeit zu Waſſer und zu Land.
Der größte Seehandelsplatz des europäiſchen Continents iſt Hamburg. Seine Hafenanlagen ſind großartig und muſterhaft. Wie aus dem beigegebenen Plane (Fig.363) zu erſehen, ſind außer zwei Strandſtrecken ſieben Baſſins, die dem Schiffsverkehr dienen, vorhanden, und zwar der Sandthor-, Grasbrook-, Baaken-, Segelſchiff- und Petroleumhafen und zwei weitere Becken neueren Datums. Die fünf älteren Häfen haben eine Geſammtfläche von 100 Hektar, während ihre Quailänge 11‧9 Kilometer beträgt. Die neuen Häfen vergrößern dieſe den See- ſchiffen dienende Fläche und Quaiſtrecke noch um 32 Hektar, beziehungsweiſe 4 Kilometer. Sämmtliche Becken ſind nach dem Strome hin offen, da die Fluthhöhe in Hamburg nicht mehr ſo bedeutend iſt, und haben eine durchſchnittliche Tiefe von 6 ½ Meter unter Niedrigwaſſer. Die Ufermauern derſelben ſind, abgeſehen von einigen älteren Strecken, die auf Brunnen fundirt ſind, durchgängig auf Pfahlroſt gegründet.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0513"n="461"/></div><lb/><divn="3"><milestonerendition="#hr"unit="section"/><head><hirendition="#b">Zweiter Abſchnitt.</hi></head></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">Schiffahrtseinrichtungen in den Häfen.</hi></head><lb/><p><hirendition="#in">W</hi>ie die mechaniſchen Hilfswiſſenſchaften mächtige Förderer des Eiſen-<lb/>
bahnweſens wurden, traten ſie auch in den Kreis der Dampflocomotion<lb/>
zur See ein, theils um den Bewegungsmechanismus und das be-<lb/>
wegte Fahrzeug fortſchreitend zu verbeſſern, theils um die vielen Manipulationen,<lb/>
welche mit dem Seeverkehr verknüpft ſind, durch entſprechende Anlagen rationell<lb/>
zu geſtalten. So entſtanden jene vielfach großartigen Hafenanlagen mit ihren<lb/>
Uferquais und Docks, den maſchinellen Einrichtungen zur Betrachtung oder Ent-<lb/>
frachtung der rieſigen Oceandampfer, und eine ganze Reihe minder impoſanter<lb/>
Vorkehrungen, der koſtſpieligen Hafenarbeiten nicht zu vergeſſen. Ein großer See-<lb/>
hafen vermittelt ein überwältigendes Bild von dem zur höchſten Potenz geſteigerten<lb/>
Arbeitsdrang unſerer Zeit. Eine ſolche Fülle von Leben und Bewegung, von<lb/>
Maſſenleiſtung und Kraftvereinigung in ihren ſinnverwirrenden Wechſel, gleichſam<lb/>
als mächtige Pulsſchläge des Culturlebens ſich gebend, iſt lediglich das Reſultat<lb/>
der rapid fortſchreitenden Dampfarbeit zu Waſſer und zu Land.</p><lb/><p>Der größte Seehandelsplatz des europäiſchen Continents iſt <hirendition="#g">Hamburg</hi>.<lb/>
Seine Hafenanlagen ſind großartig und muſterhaft. Wie aus dem beigegebenen<lb/>
Plane (Fig.363) zu erſehen, ſind außer zwei Strandſtrecken ſieben Baſſins, die<lb/>
dem Schiffsverkehr dienen, vorhanden, und zwar der Sandthor-, Grasbrook-,<lb/>
Baaken-, Segelſchiff- und Petroleumhafen und zwei weitere Becken neueren Datums.<lb/>
Die fünf älteren Häfen haben eine Geſammtfläche von 100 Hektar, während ihre<lb/>
Quailänge 11‧9 Kilometer beträgt. Die neuen Häfen vergrößern dieſe den See-<lb/>ſchiffen dienende Fläche und Quaiſtrecke noch um 32 Hektar, beziehungsweiſe<lb/>
4 Kilometer. Sämmtliche Becken ſind nach dem Strome hin offen, da die Fluthhöhe<lb/>
in Hamburg nicht mehr ſo bedeutend iſt, und haben eine durchſchnittliche Tiefe<lb/>
von 6 ½ Meter unter Niedrigwaſſer. Die Ufermauern derſelben ſind, abgeſehen<lb/>
von einigen älteren Strecken, die auf Brunnen fundirt ſind, durchgängig auf<lb/>
Pfahlroſt gegründet.</p><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[461/0513]
Zweiter Abſchnitt.
Schiffahrtseinrichtungen in den Häfen.
Wie die mechaniſchen Hilfswiſſenſchaften mächtige Förderer des Eiſen-
bahnweſens wurden, traten ſie auch in den Kreis der Dampflocomotion
zur See ein, theils um den Bewegungsmechanismus und das be-
wegte Fahrzeug fortſchreitend zu verbeſſern, theils um die vielen Manipulationen,
welche mit dem Seeverkehr verknüpft ſind, durch entſprechende Anlagen rationell
zu geſtalten. So entſtanden jene vielfach großartigen Hafenanlagen mit ihren
Uferquais und Docks, den maſchinellen Einrichtungen zur Betrachtung oder Ent-
frachtung der rieſigen Oceandampfer, und eine ganze Reihe minder impoſanter
Vorkehrungen, der koſtſpieligen Hafenarbeiten nicht zu vergeſſen. Ein großer See-
hafen vermittelt ein überwältigendes Bild von dem zur höchſten Potenz geſteigerten
Arbeitsdrang unſerer Zeit. Eine ſolche Fülle von Leben und Bewegung, von
Maſſenleiſtung und Kraftvereinigung in ihren ſinnverwirrenden Wechſel, gleichſam
als mächtige Pulsſchläge des Culturlebens ſich gebend, iſt lediglich das Reſultat
der rapid fortſchreitenden Dampfarbeit zu Waſſer und zu Land.
Der größte Seehandelsplatz des europäiſchen Continents iſt Hamburg.
Seine Hafenanlagen ſind großartig und muſterhaft. Wie aus dem beigegebenen
Plane (Fig.363) zu erſehen, ſind außer zwei Strandſtrecken ſieben Baſſins, die
dem Schiffsverkehr dienen, vorhanden, und zwar der Sandthor-, Grasbrook-,
Baaken-, Segelſchiff- und Petroleumhafen und zwei weitere Becken neueren Datums.
Die fünf älteren Häfen haben eine Geſammtfläche von 100 Hektar, während ihre
Quailänge 11‧9 Kilometer beträgt. Die neuen Häfen vergrößern dieſe den See-
ſchiffen dienende Fläche und Quaiſtrecke noch um 32 Hektar, beziehungsweiſe
4 Kilometer. Sämmtliche Becken ſind nach dem Strome hin offen, da die Fluthhöhe
in Hamburg nicht mehr ſo bedeutend iſt, und haben eine durchſchnittliche Tiefe
von 6 ½ Meter unter Niedrigwaſſer. Die Ufermauern derſelben ſind, abgeſehen
von einigen älteren Strecken, die auf Brunnen fundirt ſind, durchgängig auf
Pfahlroſt gegründet.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 461. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/513>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.