durch einen kurzen Abstiegcanal und Minden im Süden der Stadt mit dem Canal verbindend. Nordöstlich weiterziehend durchquert der Canal das Fürstenthum Schaumburg-Lippe und durchzieht die Provinz Hessen-Nassau in der Nähe von Haste bis zur Grenze von Hannover bei Colenfeld.
In gleicher Richtung weiterziehend soll der Canal östlich von Seelze die Leine queren, vorher jedoch einen Zweigcanal nach Linden und dem Oberwasser der Schleuse bei Herrenhausen ableiten, wo der Stadthafen von Hannover geplant ist. Der Hauptcanal wird weiterhin nördlich um die Stadt Hannover im Bogen herumziehen und parallel zur Eisenbahnlinie etwa über Misburg und Lehrte, welch letzteres durch einen kurzen Hafencanal angeschlossen wird, bis Immensee gehen. Ausgedehnte Hafenanlagen sind für Linden bei Körtingsdorf, für Hannover bei Hainholz und List in Aussicht genommen. Bei Misburg wird ein Zweigcanal nach Hildesheim über Sarstett abgehen. Der bei Immensee abzweigende Stichcanal nach Peine wird diese Stadt und die Ilseder Werke anschließen. Sodann bietet der über Fuse und Oker hinwegführende Hauptcanal bei Meinersen den Anschluß für den Zweigcanal nach Braunschweig, und soll weiterhin über Gifhorn, Fallersleben, Borsfelde und Oebisfelde ziehen, hier den Drömling erreichend. Nach Unterfahrung der Eisenbahn Oebisfelde-Berlin gewinnt der Canal das Thal der Ohre und folgt demselben über Calvörde und Reuhaldensleben bis Wolminstedt. Hier gabelt sich schließlich die Mittellandstrecke in einen Zweig nach den großen Häfen von Magde- burg und in einen zweiten nach Heinrichsberg, in die Elbe einmündend, gegenüber Riegripp, von wo die Verbindung durch den Plauercanal, Havel und Spree über Burg, Genthin und Brandenburg mit Berlin vorhanden ist.
Sämmtliche zwischen Rhein und Elbe gekreuzten Haupt- und Nebenflüsse werden auf Brückencanälen, die Wasserscheide zwischen Rhein und Ems mittelst sieben Kammerschleusen überschritten. Zwischen Münster und Misburg gestattet es die Geländelage, dieselbe Haltungshöhe auf 200 Kilometer Länge ohne Schleuse beizubehalten. Zwischen Essen und Hannover findet sich auf einer 285 Kilometer langen Strecke nur die Sparschleuse bei Münster. Der ganze 470 Kilometer lange Rhein-Weser-Elbe-Canal erhält nur 14 Schleusen. Die Wasserversorgung der Mittellandstrecke soll aus der Weser erfolgen, während der westliche Theil, ein- schließlich des Canales nach den Emshäfen, sein Wasser aus der Lippe und Ems bezieht.
Der Canal wird bei 2.5 Meter Wassertiefe eine Wasserspiegelbreite von 30 Meter erhalten; die Sohlenbreite soll 18 Meter betragen. Die Kammer- und Sparschleusen werden mit einer Thorbreite von 8.6 Meter ausgeführt. Leinpfade von 3.5 Meter Breite kommen an beiden Seiten zur Ausführung. Schiffe bis zu 600 Tonnen Tragfähigkeit und 1.75 Meter Tiefgang können mit einer Maximal- geschwindigkeit von 5 Kilometer in der Stunde verkehren; Schiffe von 800 Tonnen Tragfähigkeit und darüber, bei größerem Tiefgange, müssen langsam fahren. Auf Strecken mit kurz aufeinander folgenden Schleusen wird man mit der Zunahme
Schiffahrtscanäle.
durch einen kurzen Abſtiegcanal und Minden im Süden der Stadt mit dem Canal verbindend. Nordöſtlich weiterziehend durchquert der Canal das Fürſtenthum Schaumburg-Lippe und durchzieht die Provinz Heſſen-Naſſau in der Nähe von Haſte bis zur Grenze von Hannover bei Colenfeld.
In gleicher Richtung weiterziehend ſoll der Canal öſtlich von Seelze die Leine queren, vorher jedoch einen Zweigcanal nach Linden und dem Oberwaſſer der Schleuſe bei Herrenhauſen ableiten, wo der Stadthafen von Hannover geplant iſt. Der Hauptcanal wird weiterhin nördlich um die Stadt Hannover im Bogen herumziehen und parallel zur Eiſenbahnlinie etwa über Misburg und Lehrte, welch letzteres durch einen kurzen Hafencanal angeſchloſſen wird, bis Immenſee gehen. Ausgedehnte Hafenanlagen ſind für Linden bei Körtingsdorf, für Hannover bei Hainholz und Liſt in Ausſicht genommen. Bei Misburg wird ein Zweigcanal nach Hildesheim über Sarſtett abgehen. Der bei Immenſee abzweigende Stichcanal nach Peine wird dieſe Stadt und die Ilſeder Werke anſchließen. Sodann bietet der über Fuſe und Oker hinwegführende Hauptcanal bei Meinerſen den Anſchluß für den Zweigcanal nach Braunſchweig, und ſoll weiterhin über Gifhorn, Fallersleben, Borsfelde und Oebisfelde ziehen, hier den Drömling erreichend. Nach Unterfahrung der Eiſenbahn Oebisfelde-Berlin gewinnt der Canal das Thal der Ohre und folgt demſelben über Calvörde und Reuhaldensleben bis Wolminſtedt. Hier gabelt ſich ſchließlich die Mittellandſtrecke in einen Zweig nach den großen Häfen von Magde- burg und in einen zweiten nach Heinrichsberg, in die Elbe einmündend, gegenüber Riegripp, von wo die Verbindung durch den Plauercanal, Havel und Spree über Burg, Genthin und Brandenburg mit Berlin vorhanden iſt.
Sämmtliche zwiſchen Rhein und Elbe gekreuzten Haupt- und Nebenflüſſe werden auf Brückencanälen, die Waſſerſcheide zwiſchen Rhein und Ems mittelſt ſieben Kammerſchleuſen überſchritten. Zwiſchen Münſter und Misburg geſtattet es die Geländelage, dieſelbe Haltungshöhe auf 200 Kilometer Länge ohne Schleuſe beizubehalten. Zwiſchen Eſſen und Hannover findet ſich auf einer 285 Kilometer langen Strecke nur die Sparſchleuſe bei Münſter. Der ganze 470 Kilometer lange Rhein-Weſer-Elbe-Canal erhält nur 14 Schleuſen. Die Waſſerverſorgung der Mittellandſtrecke ſoll aus der Weſer erfolgen, während der weſtliche Theil, ein- ſchließlich des Canales nach den Emshäfen, ſein Waſſer aus der Lippe und Ems bezieht.
Der Canal wird bei 2‧5 Meter Waſſertiefe eine Waſſerſpiegelbreite von 30 Meter erhalten; die Sohlenbreite ſoll 18 Meter betragen. Die Kammer- und Sparſchleuſen werden mit einer Thorbreite von 8‧6 Meter ausgeführt. Leinpfade von 3‧5 Meter Breite kommen an beiden Seiten zur Ausführung. Schiffe bis zu 600 Tonnen Tragfähigkeit und 1‧75 Meter Tiefgang können mit einer Maximal- geſchwindigkeit von 5 Kilometer in der Stunde verkehren; Schiffe von 800 Tonnen Tragfähigkeit und darüber, bei größerem Tiefgange, müſſen langſam fahren. Auf Strecken mit kurz aufeinander folgenden Schleuſen wird man mit der Zunahme
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Schiffahrtscanäle.
durch einen kurzen Abſtiegcanal und Minden im Süden der Stadt mit dem Canal
verbindend. Nordöſtlich weiterziehend durchquert der Canal das Fürſtenthum
Schaumburg-Lippe und durchzieht die Provinz Heſſen-Naſſau in der Nähe von
Haſte bis zur Grenze von Hannover bei Colenfeld.
In gleicher Richtung weiterziehend ſoll der Canal öſtlich von Seelze die
Leine queren, vorher jedoch einen Zweigcanal nach Linden und dem Oberwaſſer
der Schleuſe bei Herrenhauſen ableiten, wo der Stadthafen von Hannover geplant
iſt. Der Hauptcanal wird weiterhin nördlich um die Stadt Hannover im Bogen
herumziehen und parallel zur Eiſenbahnlinie etwa über Misburg und Lehrte,
welch letzteres durch einen kurzen Hafencanal angeſchloſſen wird, bis Immenſee
gehen. Ausgedehnte Hafenanlagen ſind für Linden bei Körtingsdorf, für Hannover
bei Hainholz und Liſt in Ausſicht genommen. Bei Misburg wird ein Zweigcanal
nach Hildesheim über Sarſtett abgehen. Der bei Immenſee abzweigende Stichcanal
nach Peine wird dieſe Stadt und die Ilſeder Werke anſchließen. Sodann bietet der
über Fuſe und Oker hinwegführende Hauptcanal bei Meinerſen den Anſchluß für
den Zweigcanal nach Braunſchweig, und ſoll weiterhin über Gifhorn, Fallersleben,
Borsfelde und Oebisfelde ziehen, hier den Drömling erreichend. Nach Unterfahrung
der Eiſenbahn Oebisfelde-Berlin gewinnt der Canal das Thal der Ohre und folgt
demſelben über Calvörde und Reuhaldensleben bis Wolminſtedt. Hier gabelt ſich
ſchließlich die Mittellandſtrecke in einen Zweig nach den großen Häfen von Magde-
burg und in einen zweiten nach Heinrichsberg, in die Elbe einmündend, gegenüber
Riegripp, von wo die Verbindung durch den Plauercanal, Havel und Spree über
Burg, Genthin und Brandenburg mit Berlin vorhanden iſt.
Sämmtliche zwiſchen Rhein und Elbe gekreuzten Haupt- und Nebenflüſſe
werden auf Brückencanälen, die Waſſerſcheide zwiſchen Rhein und Ems mittelſt
ſieben Kammerſchleuſen überſchritten. Zwiſchen Münſter und Misburg geſtattet es
die Geländelage, dieſelbe Haltungshöhe auf 200 Kilometer Länge ohne Schleuſe
beizubehalten. Zwiſchen Eſſen und Hannover findet ſich auf einer 285 Kilometer
langen Strecke nur die Sparſchleuſe bei Münſter. Der ganze 470 Kilometer lange
Rhein-Weſer-Elbe-Canal erhält nur 14 Schleuſen. Die Waſſerverſorgung der
Mittellandſtrecke ſoll aus der Weſer erfolgen, während der weſtliche Theil, ein-
ſchließlich des Canales nach den Emshäfen, ſein Waſſer aus der Lippe und
Ems bezieht.
Der Canal wird bei 2‧5 Meter Waſſertiefe eine Waſſerſpiegelbreite von
30 Meter erhalten; die Sohlenbreite ſoll 18 Meter betragen. Die Kammer- und
Sparſchleuſen werden mit einer Thorbreite von 8‧6 Meter ausgeführt. Leinpfade
von 3‧5 Meter Breite kommen an beiden Seiten zur Ausführung. Schiffe bis zu
600 Tonnen Tragfähigkeit und 1‧75 Meter Tiefgang können mit einer Maximal-
geſchwindigkeit von 5 Kilometer in der Stunde verkehren; Schiffe von 800 Tonnen
Tragfähigkeit und darüber, bei größerem Tiefgange, müſſen langſam fahren. Auf
Strecken mit kurz aufeinander folgenden Schleuſen wird man mit der Zunahme
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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 505. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/563>, abgerufen am 24.11.2024.
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