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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

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Panzerschiffbau.
sammten Schiffsgewächses bedeuten. Es muß daher jedes Ding, jeder der hundert-
tausende Nietköpfe auf sein Gewicht geprüft und jede Sache auf das geringste
Maß gebracht werden. In der ersten Zeit des Panzerschiffbaues gab man auf
dergleichen nicht recht Acht, und so ist es vorgekommen, daß die Schiffe bis zu
1 Meter tiefer tauchten, als sie sollten. Die Folge hiervon war, von anderen
Uebelständen abgesehen, [Abbildung] Fig. 482.

Panzerschiffbau. Ansicht der Spanten gegen den Bug.


eine verminderte Ge-
schwindigkeit.

Wie man sich denken
kann, hat es lange ge-
dauert, ehe die Schiffs-
ingenieure bei der jetzigen
Bauart der Panzerschiffe
anlangten. Anfangs galt
es blos, die Mannschaft der
althergebrachten Linien-
schiffe und Fregatten gegen
das feindliche Feuer zu
schützen. Man umgab
daher einfach die hölzernen
Schiffswände bis etwa
11/2 Meter unter der
Wasserlinie mit einer
mehr oder weniger dicken
Eisenhaut, welche den
damaligen Geschossen
Widerstand leisten sollte.
Als nun ein solches Schiff
zu schwer wurde, weil die
Artillerie ihre Waffe ver-
bessert hatte, griffen die
Engländer zuerst zu dem
Mittel, nur die Mitte des
Schiffes zu bepanzern, also
den Theil, welcher die Maschinen und Hauptgeschütze enthält. Die beiden Enden
des Panzers wurden dann durch eine Querwand verbunden, welche den mittleren
Raum gegen von vorne oder von hinten kommende Geschosse sicherte. Gleichzeitig
ging man beim Bau des Rumpfes vom Holz zum Eisen über und begann den
Bug rammenartig auszugestalten, um den Gegner durch den Anprall dieser Ramme
vernichten zu können. Aus dieser Zeit rühren auch die ersten Versuche mit wasser-
dichten Längs- und Querabtheilungen her.

Panzerſchiffbau.
ſammten Schiffsgewächſes bedeuten. Es muß daher jedes Ding, jeder der hundert-
tauſende Nietköpfe auf ſein Gewicht geprüft und jede Sache auf das geringſte
Maß gebracht werden. In der erſten Zeit des Panzerſchiffbaues gab man auf
dergleichen nicht recht Acht, und ſo iſt es vorgekommen, daß die Schiffe bis zu
1 Meter tiefer tauchten, als ſie ſollten. Die Folge hiervon war, von anderen
Uebelſtänden abgeſehen, [Abbildung] Fig. 482.

Panzerſchiffbau. Anſicht der Spanten gegen den Bug.


eine verminderte Ge-
ſchwindigkeit.

Wie man ſich denken
kann, hat es lange ge-
dauert, ehe die Schiffs-
ingenieure bei der jetzigen
Bauart der Panzerſchiffe
anlangten. Anfangs galt
es blos, die Mannſchaft der
althergebrachten Linien-
ſchiffe und Fregatten gegen
das feindliche Feuer zu
ſchützen. Man umgab
daher einfach die hölzernen
Schiffswände bis etwa
1½ Meter unter der
Waſſerlinie mit einer
mehr oder weniger dicken
Eiſenhaut, welche den
damaligen Geſchoſſen
Widerſtand leiſten ſollte.
Als nun ein ſolches Schiff
zu ſchwer wurde, weil die
Artillerie ihre Waffe ver-
beſſert hatte, griffen die
Engländer zuerſt zu dem
Mittel, nur die Mitte des
Schiffes zu bepanzern, alſo
den Theil, welcher die Maſchinen und Hauptgeſchütze enthält. Die beiden Enden
des Panzers wurden dann durch eine Querwand verbunden, welche den mittleren
Raum gegen von vorne oder von hinten kommende Geſchoſſe ſicherte. Gleichzeitig
ging man beim Bau des Rumpfes vom Holz zum Eiſen über und begann den
Bug rammenartig auszugeſtalten, um den Gegner durch den Anprall dieſer Ramme
vernichten zu können. Aus dieſer Zeit rühren auch die erſten Verſuche mit waſſer-
dichten Längs- und Querabtheilungen her.

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[613/0683] Panzerſchiffbau. ſammten Schiffsgewächſes bedeuten. Es muß daher jedes Ding, jeder der hundert- tauſende Nietköpfe auf ſein Gewicht geprüft und jede Sache auf das geringſte Maß gebracht werden. In der erſten Zeit des Panzerſchiffbaues gab man auf dergleichen nicht recht Acht, und ſo iſt es vorgekommen, daß die Schiffe bis zu 1 Meter tiefer tauchten, als ſie ſollten. Die Folge hiervon war, von anderen Uebelſtänden abgeſehen, [Abbildung Fig. 482. Panzerſchiffbau. Anſicht der Spanten gegen den Bug.] eine verminderte Ge- ſchwindigkeit. Wie man ſich denken kann, hat es lange ge- dauert, ehe die Schiffs- ingenieure bei der jetzigen Bauart der Panzerſchiffe anlangten. Anfangs galt es blos, die Mannſchaft der althergebrachten Linien- ſchiffe und Fregatten gegen das feindliche Feuer zu ſchützen. Man umgab daher einfach die hölzernen Schiffswände bis etwa 1½ Meter unter der Waſſerlinie mit einer mehr oder weniger dicken Eiſenhaut, welche den damaligen Geſchoſſen Widerſtand leiſten ſollte. Als nun ein ſolches Schiff zu ſchwer wurde, weil die Artillerie ihre Waffe ver- beſſert hatte, griffen die Engländer zuerſt zu dem Mittel, nur die Mitte des Schiffes zu bepanzern, alſo den Theil, welcher die Maſchinen und Hauptgeſchütze enthält. Die beiden Enden des Panzers wurden dann durch eine Querwand verbunden, welche den mittleren Raum gegen von vorne oder von hinten kommende Geſchoſſe ſicherte. Gleichzeitig ging man beim Bau des Rumpfes vom Holz zum Eiſen über und begann den Bug rammenartig auszugeſtalten, um den Gegner durch den Anprall dieſer Ramme vernichten zu können. Aus dieſer Zeit rühren auch die erſten Verſuche mit waſſer- dichten Längs- und Querabtheilungen her.

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Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 613. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/683>, abgerufen am 22.11.2024.