Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

Bild:
<< vorherige Seite

Erster Abschnitt.
feuert also, der Zahl der Rohre entsprechend, jedesmal 25 Kugeln, worauf eine
kleine Pause entsteht, während welcher die Läufe neu geladen werden.

Eine besondere Erwähnung verdienen die Richt- und Abzugsvorrichtungen
der Hotchkiß-Mitrailleuse. Bei den kleineren besteht erstere aus einem hinten ge-
polsterten Schulterstück (Fig. 581 und 582), gegen welches sich der richtende Mann
lehnt, und welches von ihm mit der Schulter bewegt wird. Das Richten selbst
erfolgt über Visir und Korn. Das Abfeuern aber geschieht durch einen Handhebel.
Dieser Hebel kann jedoch, nach Spannung des Schlosses, angehalten werden, und
es bedarf nur eines Druckes mit dem Finger auf einen besonderen Abzug, welcher
an einem Pistolenkolben befestigt ist, um den Schuß abzugeben. Es ermöglicht dies

[Abbildung] Fig. 582.

Fünfpfündiges Hotchkiß-Schnellfeuergeschütz mit Rücklauf.

ein besseres Treffen, als wenn der richtende und abfeuernde Mann und Derjenige,
welcher den Handhebel bewegt, unabhängig von einander arbeiten.

Die Treffsicherheit der Hotchkiß'schen Kanone, wie der verwandten Waffen,
ist im Allgemeinen befriedigend; desgleichen die Durchschlagskraft. Doch ermangeln
diese Waffen sämmtlich mehr oder weniger der Feldtüchtigkeit; sie eignen sich, mit
anderen Worten, für den Festungs- und Seekrieg, nicht aber für den Kampf im
Felde. Der Grund hierfür liegt in der rauhen Behandlung, welche die Geschütze
im Felde erfahren, in dem zu verwickelten Bau, in der schnellen Erhitzung der
Läufe, vornehmlich aber in der ungleichmäßigen Einrichtung der Patronen, welche
verspätete Explosion bei bereits geöffnetem Verschluß im Gefolge hat. Dadurch wird
aber die Mannschaft gefährdet und das Schloß zerstört, was z. B. beim Maxim'schen
Geschütze nie vorkommen kann, weil hier die Function des Schlosses von derjenigen
der Patrone direct abhängig ist.

Erſter Abſchnitt.
feuert alſo, der Zahl der Rohre entſprechend, jedesmal 25 Kugeln, worauf eine
kleine Pauſe entſteht, während welcher die Läufe neu geladen werden.

Eine beſondere Erwähnung verdienen die Richt- und Abzugsvorrichtungen
der Hotchkiß-Mitrailleuſe. Bei den kleineren beſteht erſtere aus einem hinten ge-
polſterten Schulterſtück (Fig. 581 und 582), gegen welches ſich der richtende Mann
lehnt, und welches von ihm mit der Schulter bewegt wird. Das Richten ſelbſt
erfolgt über Viſir und Korn. Das Abfeuern aber geſchieht durch einen Handhebel.
Dieſer Hebel kann jedoch, nach Spannung des Schloſſes, angehalten werden, und
es bedarf nur eines Druckes mit dem Finger auf einen beſonderen Abzug, welcher
an einem Piſtolenkolben befeſtigt iſt, um den Schuß abzugeben. Es ermöglicht dies

[Abbildung] Fig. 582.

Fünfpfündiges Hotchkiß-Schnellfeuergeſchütz mit Rücklauf.

ein beſſeres Treffen, als wenn der richtende und abfeuernde Mann und Derjenige,
welcher den Handhebel bewegt, unabhängig von einander arbeiten.

Die Treffſicherheit der Hotchkiß'ſchen Kanone, wie der verwandten Waffen,
iſt im Allgemeinen befriedigend; desgleichen die Durchſchlagskraft. Doch ermangeln
dieſe Waffen ſämmtlich mehr oder weniger der Feldtüchtigkeit; ſie eignen ſich, mit
anderen Worten, für den Feſtungs- und Seekrieg, nicht aber für den Kampf im
Felde. Der Grund hierfür liegt in der rauhen Behandlung, welche die Geſchütze
im Felde erfahren, in dem zu verwickelten Bau, in der ſchnellen Erhitzung der
Läufe, vornehmlich aber in der ungleichmäßigen Einrichtung der Patronen, welche
verſpätete Exploſion bei bereits geöffnetem Verſchluß im Gefolge hat. Dadurch wird
aber die Mannſchaft gefährdet und das Schloß zerſtört, was z. B. beim Maxim'ſchen
Geſchütze nie vorkommen kann, weil hier die Function des Schloſſes von derjenigen
der Patrone direct abhängig iſt.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0804" n="728"/><fw place="top" type="header">Er&#x017F;ter Ab&#x017F;chnitt.</fw><lb/>
feuert al&#x017F;o, der Zahl der Rohre ent&#x017F;prechend, jedesmal 25 Kugeln, worauf eine<lb/>
kleine Pau&#x017F;e ent&#x017F;teht, während welcher die Läufe neu geladen werden.</p><lb/>
              <p>Eine be&#x017F;ondere Erwähnung verdienen die Richt- und Abzugsvorrichtungen<lb/>
der Hotchkiß-Mitrailleu&#x017F;e. Bei den kleineren be&#x017F;teht er&#x017F;tere aus einem hinten ge-<lb/>
pol&#x017F;terten Schulter&#x017F;tück (Fig. 581 und 582), gegen welches &#x017F;ich der richtende Mann<lb/>
lehnt, und welches von ihm mit der Schulter bewegt wird. Das Richten &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
erfolgt über Vi&#x017F;ir und Korn. Das Abfeuern aber ge&#x017F;chieht durch einen Handhebel.<lb/>
Die&#x017F;er Hebel kann jedoch, nach Spannung des Schlo&#x017F;&#x017F;es, angehalten werden, und<lb/>
es bedarf nur eines Druckes mit dem Finger auf einen be&#x017F;onderen Abzug, welcher<lb/>
an einem Pi&#x017F;tolenkolben befe&#x017F;tigt i&#x017F;t, um den Schuß abzugeben. Es ermöglicht dies<lb/><figure><head>Fig. 582.</head><p> Fünfpfündiges Hotchkiß-Schnellfeuerge&#x017F;chütz mit Rücklauf.</p></figure><lb/>
ein be&#x017F;&#x017F;eres Treffen, als wenn der richtende und abfeuernde Mann und Derjenige,<lb/>
welcher den Handhebel bewegt, unabhängig von einander arbeiten.</p><lb/>
              <p>Die Treff&#x017F;icherheit der Hotchkiß'&#x017F;chen Kanone, wie der verwandten Waffen,<lb/>
i&#x017F;t im Allgemeinen befriedigend; desgleichen die Durch&#x017F;chlagskraft. Doch ermangeln<lb/>
die&#x017F;e Waffen &#x017F;ämmtlich mehr oder weniger der Feldtüchtigkeit; &#x017F;ie eignen &#x017F;ich, mit<lb/>
anderen Worten, für den Fe&#x017F;tungs- und Seekrieg, nicht aber für den Kampf im<lb/>
Felde. Der Grund hierfür liegt in der rauhen Behandlung, welche die Ge&#x017F;chütze<lb/>
im Felde erfahren, in dem zu verwickelten Bau, in der &#x017F;chnellen Erhitzung der<lb/>
Läufe, vornehmlich aber in der ungleichmäßigen Einrichtung der Patronen, welche<lb/>
ver&#x017F;pätete Explo&#x017F;ion bei bereits geöffnetem Ver&#x017F;chluß im Gefolge hat. Dadurch wird<lb/>
aber die Mann&#x017F;chaft gefährdet und das Schloß zer&#x017F;tört, was z. B. beim <hi rendition="#g">Maxim</hi>'&#x017F;chen<lb/>
Ge&#x017F;chütze nie vorkommen kann, weil hier die Function des Schlo&#x017F;&#x017F;es von derjenigen<lb/>
der Patrone direct abhängig i&#x017F;t.</p><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[728/0804] Erſter Abſchnitt. feuert alſo, der Zahl der Rohre entſprechend, jedesmal 25 Kugeln, worauf eine kleine Pauſe entſteht, während welcher die Läufe neu geladen werden. Eine beſondere Erwähnung verdienen die Richt- und Abzugsvorrichtungen der Hotchkiß-Mitrailleuſe. Bei den kleineren beſteht erſtere aus einem hinten ge- polſterten Schulterſtück (Fig. 581 und 582), gegen welches ſich der richtende Mann lehnt, und welches von ihm mit der Schulter bewegt wird. Das Richten ſelbſt erfolgt über Viſir und Korn. Das Abfeuern aber geſchieht durch einen Handhebel. Dieſer Hebel kann jedoch, nach Spannung des Schloſſes, angehalten werden, und es bedarf nur eines Druckes mit dem Finger auf einen beſonderen Abzug, welcher an einem Piſtolenkolben befeſtigt iſt, um den Schuß abzugeben. Es ermöglicht dies [Abbildung Fig. 582. Fünfpfündiges Hotchkiß-Schnellfeuergeſchütz mit Rücklauf.] ein beſſeres Treffen, als wenn der richtende und abfeuernde Mann und Derjenige, welcher den Handhebel bewegt, unabhängig von einander arbeiten. Die Treffſicherheit der Hotchkiß'ſchen Kanone, wie der verwandten Waffen, iſt im Allgemeinen befriedigend; desgleichen die Durchſchlagskraft. Doch ermangeln dieſe Waffen ſämmtlich mehr oder weniger der Feldtüchtigkeit; ſie eignen ſich, mit anderen Worten, für den Feſtungs- und Seekrieg, nicht aber für den Kampf im Felde. Der Grund hierfür liegt in der rauhen Behandlung, welche die Geſchütze im Felde erfahren, in dem zu verwickelten Bau, in der ſchnellen Erhitzung der Läufe, vornehmlich aber in der ungleichmäßigen Einrichtung der Patronen, welche verſpätete Exploſion bei bereits geöffnetem Verſchluß im Gefolge hat. Dadurch wird aber die Mannſchaft gefährdet und das Schloß zerſtört, was z. B. beim Maxim'ſchen Geſchütze nie vorkommen kann, weil hier die Function des Schloſſes von derjenigen der Patrone direct abhängig iſt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/804
Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 728. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/804>, abgerufen am 22.11.2024.