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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

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Erster Abschnitt.
chanismus des Maxim'schen Geschützes dürfte sich für den Feldgebrauch als zu
zart erweisen; auch thut Maxim mit seinen 600 Schüssen in der Minute des
Guten -- oder, wenn man will, des Schlechten -- zu viel; es sind dabei stets
mehrere Geschosse zu gleicher Zeit unterwegs, d. h. das zweite verläßt den Lauf
lange bevor das erste das Ziel erreicht, was entschieden überflüssig ist. Auch liegt
[Abbildung] Fig. 584.

Schnellfeuergeschütz, System Maxim.

die Gefahr der Munitions-
verschwendung nahe.

Später hat der Construc-
teur seine Erfindung nicht
unwesentlich verbessert.
Während das Geschütz
ausrennt, oder während
es seinen Rücklauf beendet
hat, öffnet sich der Ver-
schluß und wird die ab-
geschossene Patronenhülse
durch Bewegung des
Verschlußkeiles quer zur
Seelenachse selbstthätig
bewerkstelligt. Dadurch
wird erreicht, daß die
Pulvergase Zeit haben,
durch die Geschützmün-
dung zu entweichen, be-
vor die abgeschossene Pa-
tronenhülse ausgezogen
wird. Die Gase können
also nicht mehr, wie früher,
nach dem Laderaum ge-
langen, was vordem ein
Verschleimen desselben
und demgemäß Erschwer-
nisse beim Laden im Ge-
folge hatte.

Worin nun liegt das Geheimniß der fabelhaften Schußgeschwindigkeit der
Maxim'schen Geschütze? Darin, daß die Function des Schlosses von derjenigen der
Patrone direct abhängig gemacht wurde. Das heißt mit anderen Worten, das
Geschütz ladet und feuert von selbst durch die Wirkung des Rücklaufes. Soll schnell
gefeuert werden, so hat der Bedienungsmann nicht einmal die Mühe des Abfeuerns
des ersten Schusses: dies geschieht selbstthätig durch die Schließbewegung des Ver-
schlußstückes. Der in Fig. 581 sichtbare Pistolenabzug kommt nur dann in Thätigkeit,

Erſter Abſchnitt.
chanismus des Maxim'ſchen Geſchützes dürfte ſich für den Feldgebrauch als zu
zart erweiſen; auch thut Maxim mit ſeinen 600 Schüſſen in der Minute des
Guten — oder, wenn man will, des Schlechten — zu viel; es ſind dabei ſtets
mehrere Geſchoſſe zu gleicher Zeit unterwegs, d. h. das zweite verläßt den Lauf
lange bevor das erſte das Ziel erreicht, was entſchieden überflüſſig iſt. Auch liegt
[Abbildung] Fig. 584.

Schnellfeuergeſchütz, Syſtem Maxim.

die Gefahr der Munitions-
verſchwendung nahe.

Später hat der Conſtruc-
teur ſeine Erfindung nicht
unweſentlich verbeſſert.
Während das Geſchütz
ausrennt, oder während
es ſeinen Rücklauf beendet
hat, öffnet ſich der Ver-
ſchluß und wird die ab-
geſchoſſene Patronenhülſe
durch Bewegung des
Verſchlußkeiles quer zur
Seelenachſe ſelbſtthätig
bewerkſtelligt. Dadurch
wird erreicht, daß die
Pulvergaſe Zeit haben,
durch die Geſchützmün-
dung zu entweichen, be-
vor die abgeſchoſſene Pa-
tronenhülſe ausgezogen
wird. Die Gaſe können
alſo nicht mehr, wie früher,
nach dem Laderaum ge-
langen, was vordem ein
Verſchleimen desſelben
und demgemäß Erſchwer-
niſſe beim Laden im Ge-
folge hatte.

Worin nun liegt das Geheimniß der fabelhaften Schußgeſchwindigkeit der
Maxim'ſchen Geſchütze? Darin, daß die Function des Schloſſes von derjenigen der
Patrone direct abhängig gemacht wurde. Das heißt mit anderen Worten, das
Geſchütz ladet und feuert von ſelbſt durch die Wirkung des Rücklaufes. Soll ſchnell
gefeuert werden, ſo hat der Bedienungsmann nicht einmal die Mühe des Abfeuerns
des erſten Schuſſes: dies geſchieht ſelbſtthätig durch die Schließbewegung des Ver-
ſchlußſtückes. Der in Fig. 581 ſichtbare Piſtolenabzug kommt nur dann in Thätigkeit,

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[730/0806] Erſter Abſchnitt. chanismus des Maxim'ſchen Geſchützes dürfte ſich für den Feldgebrauch als zu zart erweiſen; auch thut Maxim mit ſeinen 600 Schüſſen in der Minute des Guten — oder, wenn man will, des Schlechten — zu viel; es ſind dabei ſtets mehrere Geſchoſſe zu gleicher Zeit unterwegs, d. h. das zweite verläßt den Lauf lange bevor das erſte das Ziel erreicht, was entſchieden überflüſſig iſt. Auch liegt [Abbildung Fig. 584. Schnellfeuergeſchütz, Syſtem Maxim.] die Gefahr der Munitions- verſchwendung nahe. Später hat der Conſtruc- teur ſeine Erfindung nicht unweſentlich verbeſſert. Während das Geſchütz ausrennt, oder während es ſeinen Rücklauf beendet hat, öffnet ſich der Ver- ſchluß und wird die ab- geſchoſſene Patronenhülſe durch Bewegung des Verſchlußkeiles quer zur Seelenachſe ſelbſtthätig bewerkſtelligt. Dadurch wird erreicht, daß die Pulvergaſe Zeit haben, durch die Geſchützmün- dung zu entweichen, be- vor die abgeſchoſſene Pa- tronenhülſe ausgezogen wird. Die Gaſe können alſo nicht mehr, wie früher, nach dem Laderaum ge- langen, was vordem ein Verſchleimen desſelben und demgemäß Erſchwer- niſſe beim Laden im Ge- folge hatte. Worin nun liegt das Geheimniß der fabelhaften Schußgeſchwindigkeit der Maxim'ſchen Geſchütze? Darin, daß die Function des Schloſſes von derjenigen der Patrone direct abhängig gemacht wurde. Das heißt mit anderen Worten, das Geſchütz ladet und feuert von ſelbſt durch die Wirkung des Rücklaufes. Soll ſchnell gefeuert werden, ſo hat der Bedienungsmann nicht einmal die Mühe des Abfeuerns des erſten Schuſſes: dies geſchieht ſelbſtthätig durch die Schließbewegung des Ver- ſchlußſtückes. Der in Fig. 581 ſichtbare Piſtolenabzug kommt nur dann in Thätigkeit,

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Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 730. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/806>, abgerufen am 22.11.2024.