außergewöhnliche Leistung. Die Anfangsgeschwindigkeit beträgt bei Anwendung des "Cordit" genannten rauchschwachen Pulvers angeblich 750 Meter, was eine größere Durchschlagskraft ergiebt, als die des entsprechenden Armstrong'schen Geschützes, bei welchem das Geschoß zwar schwerer, die Geschwindigkeit aber geringer ist.
Wir kommen nun zu den neuesten Schöpfungen Krupp's, welche sich, wie Alles, was aus seinen Werken hervorgeht, durch eine hohe Vollendung auszeichnen. Während Krupp's Mitbewerber von vorneherein die Verwendung der Schnellfeuer- geschütze zu Zwecken des Landkrieges in Aussicht nahmen, hat sich Krupp bisher mit Bau von Geschützen zur Abwehr von Torpedobootsangriffen begnügt, ist also
[Abbildung]
Fig. 590.
Batterie zum Abladen bereit. (Das Maxim-Geschütz im Sudanfeldzug.)
gleichsam bei der Stange geblieben. Seine Schöpfungen, wie auch die des Gruson- werkes, unterscheiden sich aber auch in Bezug auf die Construction von den bisher besprochenen Typen sehr wesentlich. Krupp (wie seinerzeit Gruson) verzichteten auf die selbstthätige Patronenzufuhr, weil sie einen sehr complicirten Mechanismus zur Voraussetzung hat, und die einfachste Waffe im Kriege auch die beste zu sein pflegt. Die Patronenzufuhr erfolgt vielmehr durch einen zweiten Bedienungsmann. Ebenso erfolgt das Laden von Hand. Die neuen Geschütze unterscheiden sich also von den bisherigen in der Hauptsache nur durch die Schußgeschwindigkeit. Die kleineren, nicht selbstthätigen Schnellgeschütze ruhen meist mittelst Schildzapfen in drehbaren Gabeln ohne Rücklauf und haben einen Fallblockverschluß, der durch einen seitlichen Handhebel bewegt wird, während das Richten durch ein Schulterstück oder durch zwangläufige Richtvorrichtungen erfolgt. Die größeren Rohre haben
Das Geſchützweſen.
außergewöhnliche Leiſtung. Die Anfangsgeſchwindigkeit beträgt bei Anwendung des »Cordit« genannten rauchſchwachen Pulvers angeblich 750 Meter, was eine größere Durchſchlagskraft ergiebt, als die des entſprechenden Armſtrong'ſchen Geſchützes, bei welchem das Geſchoß zwar ſchwerer, die Geſchwindigkeit aber geringer iſt.
Wir kommen nun zu den neueſten Schöpfungen Krupp's, welche ſich, wie Alles, was aus ſeinen Werken hervorgeht, durch eine hohe Vollendung auszeichnen. Während Krupp's Mitbewerber von vorneherein die Verwendung der Schnellfeuer- geſchütze zu Zwecken des Landkrieges in Ausſicht nahmen, hat ſich Krupp bisher mit Bau von Geſchützen zur Abwehr von Torpedobootsangriffen begnügt, iſt alſo
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Fig. 590.
Batterie zum Abladen bereit. (Das Maxim-Geſchütz im Sudanfeldzug.)
gleichſam bei der Stange geblieben. Seine Schöpfungen, wie auch die des Gruſon- werkes, unterſcheiden ſich aber auch in Bezug auf die Conſtruction von den bisher beſprochenen Typen ſehr weſentlich. Krupp (wie ſeinerzeit Gruſon) verzichteten auf die ſelbſtthätige Patronenzufuhr, weil ſie einen ſehr complicirten Mechanismus zur Vorausſetzung hat, und die einfachſte Waffe im Kriege auch die beſte zu ſein pflegt. Die Patronenzufuhr erfolgt vielmehr durch einen zweiten Bedienungsmann. Ebenſo erfolgt das Laden von Hand. Die neuen Geſchütze unterſcheiden ſich alſo von den bisherigen in der Hauptſache nur durch die Schußgeſchwindigkeit. Die kleineren, nicht ſelbſtthätigen Schnellgeſchütze ruhen meiſt mittelſt Schildzapfen in drehbaren Gabeln ohne Rücklauf und haben einen Fallblockverſchluß, der durch einen ſeitlichen Handhebel bewegt wird, während das Richten durch ein Schulterſtück oder durch zwangläufige Richtvorrichtungen erfolgt. Die größeren Rohre haben
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Das Geſchützweſen.
außergewöhnliche Leiſtung. Die Anfangsgeſchwindigkeit beträgt bei Anwendung des
»Cordit« genannten rauchſchwachen Pulvers angeblich 750 Meter, was eine größere
Durchſchlagskraft ergiebt, als die des entſprechenden Armſtrong'ſchen Geſchützes, bei
welchem das Geſchoß zwar ſchwerer, die Geſchwindigkeit aber geringer iſt.
Wir kommen nun zu den neueſten Schöpfungen Krupp's, welche ſich, wie
Alles, was aus ſeinen Werken hervorgeht, durch eine hohe Vollendung auszeichnen.
Während Krupp's Mitbewerber von vorneherein die Verwendung der Schnellfeuer-
geſchütze zu Zwecken des Landkrieges in Ausſicht nahmen, hat ſich Krupp bisher
mit Bau von Geſchützen zur Abwehr von Torpedobootsangriffen begnügt, iſt alſo
[Abbildung Fig. 590. Batterie zum Abladen bereit. (Das Maxim-Geſchütz im Sudanfeldzug.)]
gleichſam bei der Stange geblieben. Seine Schöpfungen, wie auch die des Gruſon-
werkes, unterſcheiden ſich aber auch in Bezug auf die Conſtruction von den bisher
beſprochenen Typen ſehr weſentlich. Krupp (wie ſeinerzeit Gruſon) verzichteten auf
die ſelbſtthätige Patronenzufuhr, weil ſie einen ſehr complicirten Mechanismus
zur Vorausſetzung hat, und die einfachſte Waffe im Kriege auch die beſte zu ſein
pflegt. Die Patronenzufuhr erfolgt vielmehr durch einen zweiten Bedienungsmann.
Ebenſo erfolgt das Laden von Hand. Die neuen Geſchütze unterſcheiden ſich alſo
von den bisherigen in der Hauptſache nur durch die Schußgeſchwindigkeit. Die
kleineren, nicht ſelbſtthätigen Schnellgeſchütze ruhen meiſt mittelſt Schildzapfen in
drehbaren Gabeln ohne Rücklauf und haben einen Fallblockverſchluß, der durch
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oder durch zwangläufige Richtvorrichtungen erfolgt. Die größeren Rohre haben
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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 735. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/811>, abgerufen am 26.11.2024.
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