240 bis 270 Kilogramm Stahl in den Leib, die größte gar 360 Kilogramm. Dabei wurden in 34 Secunden zehn Schüsse gegen eine Torpedobootspitze abge- geben, welche 400 Meter entfernt stand und aus zwei Stahlblechen von 5 Milli- meter Dicke bestand. Alle Schüsse trafen das Ziel. Bei einem anderen Versuche gab das Geschütz in 19 Secunden 7 Schüsse ab, was in der Minute 20 ergiebt.
Das Grusonwerk, welches sich durch die Schumann'schen Panzerthürme und Panzerlafetten einen Weltruf errungen hat, wartet allerdings nicht mit einer solchen Musterkarte von Calibern auf. Dessen Schnellgeschütze wiesen nämlich bislang nur drei Caliber auf: 37, 53
[Abbildung]
Fig. 592.
Gatling's Revolverkanone. (Modell für den Landkrieg.)
und 57 Millimeter. Dafür hat es von vorneherein eine vielseitige Verwen- dung seiner Artillerie in Aussicht genommen und anscheinend das Problem des schnellfeuernden Feld- geschützes nahezu gelöst. Neben der schnellfeuernden Schiffskanone finden wir Geschütze, welche bei Feld- befestigungen das In- fanteriefeuer unterstützen sollen, sowie ungepanzerte Feldgeschütze, die sich von den üblichen nicht sehr unterscheiden. Sie haben sämmtlich einen senk- rechten, verschiebbaren Keilverschluß, welcher mittelst eines Handhebels bewegt wird, und erfordern nur zwei Mann Bedienung. Ihre Schußgeschwindigkeit (35 bis 40 Schüsse in der Minute) ist ganz erstaunlich, zumal wenn man bedenkt, daß das jetzige Feldgeschütz höchstens drei Schüsse in der Minute abzugeben im Stande ist. ... Da die für die Marine und Befestigungen bestimmten Geschütze kein besonderes Interesse beanspruchen, beschränken wir uns auf einige Angaben über die fahrbare Panzerlafette und das Feldgeschütz.
Die fahrbare Panzerlafette, deren Querschnitt die Abbildung Fig. 599 veranschaulicht, besteht aus einem mit Boden und Thüre versehenen Blechcylinder, welcher oben durch eine drehbare Panzerdecke geschlossen ist. An dieser Decke hängt das Geschütz nebst dem Sitze für den Bedienungsmann, dessen Lage aller- dings nicht sehr gemüthlich sein mag. Die Seiten- und Höhenrichtung erfolgt durch das Handrad, welches der Mann in der Linken hält, das Abfeuern
Schweiger-Lerchenfeld. Im Reiche der Cyklopen. 47
Das Geſchützweſen.
240 bis 270 Kilogramm Stahl in den Leib, die größte gar 360 Kilogramm. Dabei wurden in 34 Secunden zehn Schüſſe gegen eine Torpedobootſpitze abge- geben, welche 400 Meter entfernt ſtand und aus zwei Stahlblechen von 5 Milli- meter Dicke beſtand. Alle Schüſſe trafen das Ziel. Bei einem anderen Verſuche gab das Geſchütz in 19 Secunden 7 Schüſſe ab, was in der Minute 20 ergiebt.
Das Gruſonwerk, welches ſich durch die Schumann'ſchen Panzerthürme und Panzerlafetten einen Weltruf errungen hat, wartet allerdings nicht mit einer ſolchen Muſterkarte von Calibern auf. Deſſen Schnellgeſchütze wieſen nämlich bislang nur drei Caliber auf: 37, 53
[Abbildung]
Fig. 592.
Gatling's Revolverkanone. (Modell für den Landkrieg.)
und 57 Millimeter. Dafür hat es von vorneherein eine vielſeitige Verwen- dung ſeiner Artillerie in Ausſicht genommen und anſcheinend das Problem des ſchnellfeuernden Feld- geſchützes nahezu gelöſt. Neben der ſchnellfeuernden Schiffskanone finden wir Geſchütze, welche bei Feld- befeſtigungen das In- fanteriefeuer unterſtützen ſollen, ſowie ungepanzerte Feldgeſchütze, die ſich von den üblichen nicht ſehr unterſcheiden. Sie haben ſämmtlich einen ſenk- rechten, verſchiebbaren Keilverſchluß, welcher mittelſt eines Handhebels bewegt wird, und erfordern nur zwei Mann Bedienung. Ihre Schußgeſchwindigkeit (35 bis 40 Schüſſe in der Minute) iſt ganz erſtaunlich, zumal wenn man bedenkt, daß das jetzige Feldgeſchütz höchſtens drei Schüſſe in der Minute abzugeben im Stande iſt. ... Da die für die Marine und Befeſtigungen beſtimmten Geſchütze kein beſonderes Intereſſe beanſpruchen, beſchränken wir uns auf einige Angaben über die fahrbare Panzerlafette und das Feldgeſchütz.
Die fahrbare Panzerlafette, deren Querſchnitt die Abbildung Fig. 599 veranſchaulicht, beſteht aus einem mit Boden und Thüre verſehenen Blechcylinder, welcher oben durch eine drehbare Panzerdecke geſchloſſen iſt. An dieſer Decke hängt das Geſchütz nebſt dem Sitze für den Bedienungsmann, deſſen Lage aller- dings nicht ſehr gemüthlich ſein mag. Die Seiten- und Höhenrichtung erfolgt durch das Handrad, welches der Mann in der Linken hält, das Abfeuern
Schweiger-Lerchenfeld. Im Reiche der Cyklopen. 47
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0815"n="737"/><fwplace="top"type="header">Das Geſchützweſen.</fw><lb/>
240 bis 270 Kilogramm Stahl in den Leib, die größte gar 360 Kilogramm.<lb/>
Dabei wurden in 34 Secunden zehn Schüſſe gegen eine Torpedobootſpitze abge-<lb/>
geben, welche 400 Meter entfernt ſtand und aus zwei Stahlblechen von 5 Milli-<lb/>
meter Dicke beſtand. Alle Schüſſe trafen das Ziel. Bei einem anderen Verſuche<lb/>
gab das Geſchütz in 19 Secunden 7 Schüſſe ab, was in der Minute 20 ergiebt.</p><lb/><p>Das Gruſonwerk, welches ſich durch die <hirendition="#g">Schumann</hi>'ſchen Panzerthürme und<lb/>
Panzerlafetten einen Weltruf errungen hat, wartet allerdings nicht mit einer ſolchen<lb/>
Muſterkarte von Calibern auf. Deſſen Schnellgeſchütze wieſen nämlich bislang nur<lb/>
drei Caliber auf: 37, 53 <figure><head>Fig. 592.</head><p> Gatling's Revolverkanone. (Modell für den Landkrieg.)</p></figure><lb/>
und 57 Millimeter. Dafür<lb/>
hat es von vorneherein<lb/>
eine vielſeitige Verwen-<lb/>
dung ſeiner Artillerie in<lb/>
Ausſicht genommen und<lb/>
anſcheinend das Problem<lb/>
des ſchnellfeuernden Feld-<lb/>
geſchützes nahezu gelöſt.<lb/>
Neben der ſchnellfeuernden<lb/>
Schiffskanone finden wir<lb/>
Geſchütze, welche bei Feld-<lb/>
befeſtigungen das In-<lb/>
fanteriefeuer unterſtützen<lb/>ſollen, ſowie ungepanzerte<lb/>
Feldgeſchütze, die ſich von<lb/>
den üblichen nicht ſehr<lb/>
unterſcheiden. Sie haben<lb/>ſämmtlich einen ſenk-<lb/>
rechten, verſchiebbaren<lb/>
Keilverſchluß, welcher<lb/>
mittelſt eines Handhebels bewegt wird, und erfordern nur zwei Mann Bedienung.<lb/>
Ihre Schußgeſchwindigkeit (35 bis 40 Schüſſe in der Minute) iſt ganz erſtaunlich,<lb/>
zumal wenn man bedenkt, daß das jetzige Feldgeſchütz höchſtens drei Schüſſe in der<lb/>
Minute abzugeben im Stande iſt. ... Da die für die Marine und Befeſtigungen<lb/>
beſtimmten Geſchütze kein beſonderes Intereſſe beanſpruchen, beſchränken wir uns<lb/>
auf einige Angaben über die fahrbare Panzerlafette und das Feldgeſchütz.</p><lb/><p>Die <hirendition="#g">fahrbare Panzerlafette</hi>, deren Querſchnitt die Abbildung Fig. 599<lb/>
veranſchaulicht, beſteht aus einem mit Boden und Thüre verſehenen Blechcylinder,<lb/>
welcher oben durch eine drehbare Panzerdecke geſchloſſen iſt. An dieſer Decke hängt<lb/>
das Geſchütz nebſt dem Sitze für den Bedienungsmann, deſſen Lage aller-<lb/>
dings nicht ſehr gemüthlich ſein mag. Die Seiten- und Höhenrichtung erfolgt<lb/>
durch das Handrad, welches der Mann in der Linken hält, das Abfeuern<lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#g">Schweiger-Lerchenfeld</hi>. Im Reiche der Cyklopen. 47</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[737/0815]
Das Geſchützweſen.
240 bis 270 Kilogramm Stahl in den Leib, die größte gar 360 Kilogramm.
Dabei wurden in 34 Secunden zehn Schüſſe gegen eine Torpedobootſpitze abge-
geben, welche 400 Meter entfernt ſtand und aus zwei Stahlblechen von 5 Milli-
meter Dicke beſtand. Alle Schüſſe trafen das Ziel. Bei einem anderen Verſuche
gab das Geſchütz in 19 Secunden 7 Schüſſe ab, was in der Minute 20 ergiebt.
Das Gruſonwerk, welches ſich durch die Schumann'ſchen Panzerthürme und
Panzerlafetten einen Weltruf errungen hat, wartet allerdings nicht mit einer ſolchen
Muſterkarte von Calibern auf. Deſſen Schnellgeſchütze wieſen nämlich bislang nur
drei Caliber auf: 37, 53
[Abbildung Fig. 592. Gatling's Revolverkanone. (Modell für den Landkrieg.)]
und 57 Millimeter. Dafür
hat es von vorneherein
eine vielſeitige Verwen-
dung ſeiner Artillerie in
Ausſicht genommen und
anſcheinend das Problem
des ſchnellfeuernden Feld-
geſchützes nahezu gelöſt.
Neben der ſchnellfeuernden
Schiffskanone finden wir
Geſchütze, welche bei Feld-
befeſtigungen das In-
fanteriefeuer unterſtützen
ſollen, ſowie ungepanzerte
Feldgeſchütze, die ſich von
den üblichen nicht ſehr
unterſcheiden. Sie haben
ſämmtlich einen ſenk-
rechten, verſchiebbaren
Keilverſchluß, welcher
mittelſt eines Handhebels bewegt wird, und erfordern nur zwei Mann Bedienung.
Ihre Schußgeſchwindigkeit (35 bis 40 Schüſſe in der Minute) iſt ganz erſtaunlich,
zumal wenn man bedenkt, daß das jetzige Feldgeſchütz höchſtens drei Schüſſe in der
Minute abzugeben im Stande iſt. ... Da die für die Marine und Befeſtigungen
beſtimmten Geſchütze kein beſonderes Intereſſe beanſpruchen, beſchränken wir uns
auf einige Angaben über die fahrbare Panzerlafette und das Feldgeſchütz.
Die fahrbare Panzerlafette, deren Querſchnitt die Abbildung Fig. 599
veranſchaulicht, beſteht aus einem mit Boden und Thüre verſehenen Blechcylinder,
welcher oben durch eine drehbare Panzerdecke geſchloſſen iſt. An dieſer Decke hängt
das Geſchütz nebſt dem Sitze für den Bedienungsmann, deſſen Lage aller-
dings nicht ſehr gemüthlich ſein mag. Die Seiten- und Höhenrichtung erfolgt
durch das Handrad, welches der Mann in der Linken hält, das Abfeuern
Schweiger-Lerchenfeld. Im Reiche der Cyklopen. 47
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 737. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/815>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.