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Schwenter, Daniel: Deliciae physico-mathematicae oder mathematische und philosophische Erquickstunden. Nürnberg, 1636.

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Sechster Theil der Erquickstunden.

Man gibt vor/ die Jesuiten zu München haben einen Spiegel gehabt/
darinn einem Seher allzeit deß Alten Hertzogen in Bayrn Conterfet erschie-
nen. Dergleichen kan auff mancherley weiß zugerichtet werden. Erstlich so
man einen Spiegel also stellet/ daß er gegen dem hinein Schawenden sich
neige/ so wird sein Gestalt darinn jhme nicht erscheinen/ weil sie nicht gerad
hinein reflectirt wird/ an einem verborgenen Ort aber an welchs der hinein
Schawend nicht sehen kan/ stehet deß Alten Hertzogs in Bayrn Conterfet/
welchs sich in den Spiegel reflectirt, zu deß hinein Schawenden Augen.

Ober das Bildnuß stehet in einem andern Gemach/ wird in ein Spie-
gel reflectiret, welcher das Bild zum andernmal reflectirt vnd in dem er-
sten Spiegel sichtbar machet.

Vnser Author redet hiervon also: Da einer ein Bildnuß hinter dem
Crystall oder Glaß deß Spiegels anff dem Zin würde auffgraben/ so wird
in dem Spiegel dieselbige Figur/ vnd nicht deß Hineinschawenden erschei-
nen. Jch halte dafür/ daß solcher gestalt außgegraben worden sey der Spie-
gel Cosmi de Medicis, so Henrico dem Andern geschickt worden/ welcher
keine andere Figur in sich sehen ließ als deß Groß Hertzogen.

Oder setzt einen Spiegel nahe zu der Düllen oder Boden/ mach ein
Loch durch solche/ doch daß die Jenigen so darunter stehen/ solchs nicht sehr
mercken/ vnd ordne ein gar helles Bild über denselben Boden/ gegen dem
Loch vnd Spiegel der gestalt/ daß selbiges Bild in dem Spiegel dem jenigen
erscheine/ so vnten stehet/ der sich über deß Bildes erscheinung nicht wenig
wundern wird.

Eben dergleichen köndte gemacht werden/ wann man in einer Kammer
so an einer Stuben/ oder andern Gemach ist/ ein Spiegel auffhenckte/ vnd in
die Stuben ein Bild setzte/ daß solchs auff der seiten erschiene.

Die x. Auffgab.
Daß in einem Spiegel ein Bildnuß anderst erscheine/
als mans sihet.

Wir haben im fünfften Theil vnserer Erquickstunden bey der 24 vnd
25 Auffgab gelehret/ wie Tafeln zuzurichten/ welche 2 oder dreyerley Bil-
der haben/ vnd doch von einer Person allzeit nur eins auff einmal gesehen
werde. So nun eine solche Tafel auff ein Sims gestellet wird/ vnd man in

gewisser
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Sechſter Theil der Erquickſtunden.

Man gibt vor/ die Jeſuiten zu Muͤnchen haben einen Spiegel gehabt/
dariñ einem Seher allzeit deß Alten Hertzogen in Bayrn Conterfet erſchie-
nen. Dergleichen kan auff mancherley weiß zugerichtet werden. Erſtlich ſo
man einen Spiegel alſo ſtellet/ daß er gegen dem hinein Schawenden ſich
neige/ ſo wird ſein Geſtalt darinn jhme nicht erſcheinen/ weil ſie nicht gerad
hinein reflectirt wird/ an einem verborgenen Ort aber an welchs der hinein
Schawend nicht ſehen kan/ ſtehet deß Alten Hertzogs in Bayrn Conterfet/
welchs ſich in den Spiegel reflectirt, zu deß hinein Schawenden Augen.

Ober das Bildnuß ſtehet in einem andern Gemach/ wird in ein Spie-
gel reflectiret, welcher das Bild zum andernmal reflectirt vnd in dem er-
ſten Spiegel ſichtbar machet.

Vnſer Author redet hiervon alſo: Da einer ein Bildnuß hinter dem
Cryſtall oder Glaß deß Spiegels anff dem Zin wuͤrde auffgraben/ ſo wird
in dem Spiegel dieſelbige Figur/ vnd nicht deß Hineinſchawenden erſchei-
nen. Jch halte dafuͤr/ daß ſolcher geſtalt außgegraben worden ſey der Spie-
gel Coſmi de Medicis, ſo Henrico dem Andern geſchickt worden/ welcher
keine andere Figur in ſich ſehen ließ als deß Groß Hertzogen.

Oder ſetzt einen Spiegel nahe zu der Duͤllen oder Boden/ mach ein
Loch durch ſolche/ doch daß die Jenigen ſo darunter ſtehen/ ſolchs nicht ſehr
mercken/ vnd ordne ein gar helles Bild uͤber denſelben Boden/ gegen dem
Loch vnd Spiegel der geſtalt/ daß ſelbiges Bild in dem Spiegel dem jenigen
erſcheine/ ſo vnten ſtehet/ der ſich uͤber deß Bildes erſcheinung nicht wenig
wundern wird.

Eben dergleichen koͤndte gemacht werden/ wann man in einer Kammer
ſo an einer Stuben/ oder andern Gemach iſt/ ein Spiegel auffhenckte/ vnd in
die Stuben ein Bild ſetzte/ daß ſolchs auff der ſeiten erſchiene.

Die x. Auffgab.
Daß in einem Spiegel ein Bildnuß anderſt erſcheine/
als mans ſihet.

Wir haben im fuͤnfften Theil vnſerer Erquickſtunden bey der 24 vnd
25 Auffgab gelehret/ wie Tafeln zuzurichten/ welche 2 oder dreyerley Bil-
der haben/ vnd doch von einer Perſon allzeit nur eins auff einmal geſehen
werde. So nun eine ſolche Tafel auff ein Sims geſtellet wird/ vnd man in

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[285/0299] Sechſter Theil der Erquickſtunden. Man gibt vor/ die Jeſuiten zu Muͤnchen haben einen Spiegel gehabt/ dariñ einem Seher allzeit deß Alten Hertzogen in Bayrn Conterfet erſchie- nen. Dergleichen kan auff mancherley weiß zugerichtet werden. Erſtlich ſo man einen Spiegel alſo ſtellet/ daß er gegen dem hinein Schawenden ſich neige/ ſo wird ſein Geſtalt darinn jhme nicht erſcheinen/ weil ſie nicht gerad hinein reflectirt wird/ an einem verborgenen Ort aber an welchs der hinein Schawend nicht ſehen kan/ ſtehet deß Alten Hertzogs in Bayrn Conterfet/ welchs ſich in den Spiegel reflectirt, zu deß hinein Schawenden Augen. Ober das Bildnuß ſtehet in einem andern Gemach/ wird in ein Spie- gel reflectiret, welcher das Bild zum andernmal reflectirt vnd in dem er- ſten Spiegel ſichtbar machet. Vnſer Author redet hiervon alſo: Da einer ein Bildnuß hinter dem Cryſtall oder Glaß deß Spiegels anff dem Zin wuͤrde auffgraben/ ſo wird in dem Spiegel dieſelbige Figur/ vnd nicht deß Hineinſchawenden erſchei- nen. Jch halte dafuͤr/ daß ſolcher geſtalt außgegraben worden ſey der Spie- gel Coſmi de Medicis, ſo Henrico dem Andern geſchickt worden/ welcher keine andere Figur in ſich ſehen ließ als deß Groß Hertzogen. Oder ſetzt einen Spiegel nahe zu der Duͤllen oder Boden/ mach ein Loch durch ſolche/ doch daß die Jenigen ſo darunter ſtehen/ ſolchs nicht ſehr mercken/ vnd ordne ein gar helles Bild uͤber denſelben Boden/ gegen dem Loch vnd Spiegel der geſtalt/ daß ſelbiges Bild in dem Spiegel dem jenigen erſcheine/ ſo vnten ſtehet/ der ſich uͤber deß Bildes erſcheinung nicht wenig wundern wird. Eben dergleichen koͤndte gemacht werden/ wann man in einer Kammer ſo an einer Stuben/ oder andern Gemach iſt/ ein Spiegel auffhenckte/ vnd in die Stuben ein Bild ſetzte/ daß ſolchs auff der ſeiten erſchiene. Die x. Auffgab. Daß in einem Spiegel ein Bildnuß anderſt erſcheine/ als mans ſihet. Wir haben im fuͤnfften Theil vnſerer Erquickſtunden bey der 24 vnd 25 Auffgab gelehret/ wie Tafeln zuzurichten/ welche 2 oder dreyerley Bil- der haben/ vnd doch von einer Perſon allzeit nur eins auff einmal geſehen werde. So nun eine ſolche Tafel auff ein Sims geſtellet wird/ vnd man in gewiſſer O o iij

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Zitationshilfe: Schwenter, Daniel: Deliciae physico-mathematicae oder mathematische und philosophische Erquickstunden. Nürnberg, 1636, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwenter_deliciae_1636/299>, abgerufen am 22.11.2024.