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Schwenter, Daniel: Deliciae physico-mathematicae oder mathematische und philosophische Erquickstunden. Nürnberg, 1636.

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Zehender Theil der Erquickstunden.
Segmento i e l, vnd die Lini l i gleich der Lini i k, vnd l f der Lini f k, vnd
f i den beyden Triangeln i f l, i f k gemein/ so seynd auch solche einander
gleich: Deßwegen dann der Winckel f i l gleich dem Winckel f i k, weiln
letzlich, g i f, h i f zween rechte Winckel seynd/ werden die zween l i g, h i k
so einander gleich kleiner seyn/ als zween rechte Winckel/ etc.

Die VIII. Auffgab.
Discurs vom Damm vnd Schachtspiel auß
dem
Authore.

Weil wir von allerley Spielen angefangen zu reden/ vnd der Author
auch vom Damm vnd Schachtspiel sagt/ wollen wir solchen discurs hie nit
außlassen. Weil beyder Fundament auch auß der Mathesi herrühren: So
wol wegen der Ordnung vnd disposition, als künstlicher Bewegung der
Stein: Dann es wird dazu gebrauchet eine vollkommene Vierung/ derer
jede seite in 8 gleiche theil außgetheilet/ so man solche nun in sich selbst multi-
pliciret/ kommen 64 gevierdter Felder in die grosse Vierung. Durch die
Arithmeticam aber kan man außsinnen/ wie alle Stein mit vortheil künst-
lich sollen bewegt/ verschoben vnnd versetzt werden: Ja ich setze diß hinzu/
daß ich durch die Rechenkunst erfahren/ warumb/ wann zween wolgeübter
Spieler mit einander ziehen/ vnd keiner nichts übersihet/ der Jenige allzeit
verspielen muß/ so den ersten Zug im Dammen gethan. Allein schwer ists
auß den Praeceptis vnd Regeln/ ausser der übung den Handgriff zu weisen:
Dergleichen Regeln aber vom Schacht oder Königsspiel/ wie auch deß
Pythagorae Rechenspiel/ hat offt vnd höchstgedachter Gustavus Selenus
ein gantz Buch in folio, in Druck außgehen lassen. So ist in newlichkeit
auch ein Buch vom Dammspiel außgangen/ darinn der Weg/ die Stein
zusetzen daß man gewinne/ angezeigt wird. Schwer ists/ sag ich noch/ der-
gleichen auß den Büchern zulernen/ vnnd turbiren solche Regel den Ver-
stand mehr/ als daß sie jhn mehren vnnd acuiren solten: Thut deßwegen
der Jenige/ so zur Ergötzung deß Gemüts/ ein solch Spiel lernen will/ daß
trs durch die übung anfahe zu lernen/ durch die Regel aber hernach vollkom-
mener werde. Sonsten kan man auch auff dem Dammspiel Täfelein wei-
sen den Grund deß Multiplicirens vnd Dividirens/ so wol mit gantzen als

gebroch-

Zehender Theil der Erquickſtunden.
Segmento i e l, vnd die Lini l i gleich der Lini i k, vnd l f der Lini f k, vnd
f i den beyden Triangeln i f l, i f k gemein/ ſo ſeynd auch ſolche einander
gleich: Deßwegen dann der Winckel f i l gleich dem Winckel f i k, weiln
letzlich, g i f, h i f zween rechte Winckel ſeynd/ werden die zween l i g, h i k
ſo einander gleich kleiner ſeyn/ als zween rechte Winckel/ ꝛc.

Die VIII. Auffgab.
Diſcurs vom Damm vnd Schachtſpiel auß
dem
Authore.

Weil wir von allerley Spielen angefangen zu reden/ vnd der Author
auch vom Damm vnd Schachtſpiel ſagt/ wollen wir ſolchen diſcurs hie nit
außlaſſen. Weil beyder Fundament auch auß der Matheſi herruͤhren: So
wol wegen der Ordnung vnd diſpoſition, als kuͤnſtlicher Bewegung der
Stein: Dann es wird dazu gebrauchet eine vollkommene Vierung/ derer
jede ſeite in 8 gleiche theil außgetheilet/ ſo man ſolche nun in ſich ſelbſt multi-
pliciret/ kommen 64 gevierdter Felder in die groſſe Vierung. Durch die
Arithmeticam aber kan man außſinnen/ wie alle Stein mit vortheil kuͤnſt-
lich ſollen bewegt/ verſchoben vnnd verſetzt werden: Ja ich ſetze diß hinzu/
daß ich durch die Rechenkunſt erfahren/ warumb/ wann zween wolgeuͤbter
Spieler mit einander ziehen/ vnd keiner nichts uͤberſihet/ der Jenige allzeit
verſpielen muß/ ſo den erſten Zug im Dammen gethan. Allein ſchwer iſts
auß den Præceptis vnd Regeln/ auſſer der uͤbung den Handgriff zu weiſen:
Dergleichen Regeln aber vom Schacht oder Koͤnigsſpiel/ wie auch deß
Pythagoræ Rechenſpiel/ hat offt vnd hoͤchſtgedachter Guſtavus Selenus
ein gantz Buch in folio, in Druck außgehen laſſen. So iſt in newlichkeit
auch ein Buch vom Dammſpiel außgangen/ darinn der Weg/ die Stein
zuſetzen daß man gewinne/ angezeigt wird. Schwer iſts/ ſag ich noch/ der-
gleichen auß den Buͤchern zulernen/ vnnd turbiren ſolche Regel den Ver-
ſtand mehr/ als daß ſie jhn mehren vnnd acuiren ſolten: Thut deßwegen
der Jenige/ ſo zur Ergoͤtzung deß Gemuͤts/ ein ſolch Spiel lernen will/ daß
trs durch die uͤbung anfahe zu lernen/ durch die Regel aber hernach vollkom-
mener werde. Sonſten kan man auch auff dem Dammſpiel Taͤfelein wei-
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[399/0413] Zehender Theil der Erquickſtunden. Segmento i e l, vnd die Lini l i gleich der Lini i k, vnd l f der Lini f k, vnd f i den beyden Triangeln i f l, i f k gemein/ ſo ſeynd auch ſolche einander gleich: Deßwegen dann der Winckel f i l gleich dem Winckel f i k, weiln letzlich, g i f, h i f zween rechte Winckel ſeynd/ werden die zween l i g, h i k ſo einander gleich kleiner ſeyn/ als zween rechte Winckel/ ꝛc. Die VIII. Auffgab. Diſcurs vom Damm vnd Schachtſpiel auß dem Authore. Weil wir von allerley Spielen angefangen zu reden/ vnd der Author auch vom Damm vnd Schachtſpiel ſagt/ wollen wir ſolchen diſcurs hie nit außlaſſen. Weil beyder Fundament auch auß der Matheſi herruͤhren: So wol wegen der Ordnung vnd diſpoſition, als kuͤnſtlicher Bewegung der Stein: Dann es wird dazu gebrauchet eine vollkommene Vierung/ derer jede ſeite in 8 gleiche theil außgetheilet/ ſo man ſolche nun in ſich ſelbſt multi- pliciret/ kommen 64 gevierdter Felder in die groſſe Vierung. Durch die Arithmeticam aber kan man außſinnen/ wie alle Stein mit vortheil kuͤnſt- lich ſollen bewegt/ verſchoben vnnd verſetzt werden: Ja ich ſetze diß hinzu/ daß ich durch die Rechenkunſt erfahren/ warumb/ wann zween wolgeuͤbter Spieler mit einander ziehen/ vnd keiner nichts uͤberſihet/ der Jenige allzeit verſpielen muß/ ſo den erſten Zug im Dammen gethan. Allein ſchwer iſts auß den Præceptis vnd Regeln/ auſſer der uͤbung den Handgriff zu weiſen: Dergleichen Regeln aber vom Schacht oder Koͤnigsſpiel/ wie auch deß Pythagoræ Rechenſpiel/ hat offt vnd hoͤchſtgedachter Guſtavus Selenus ein gantz Buch in folio, in Druck außgehen laſſen. So iſt in newlichkeit auch ein Buch vom Dammſpiel außgangen/ darinn der Weg/ die Stein zuſetzen daß man gewinne/ angezeigt wird. Schwer iſts/ ſag ich noch/ der- gleichen auß den Buͤchern zulernen/ vnnd turbiren ſolche Regel den Ver- ſtand mehr/ als daß ſie jhn mehren vnnd acuiren ſolten: Thut deßwegen der Jenige/ ſo zur Ergoͤtzung deß Gemuͤts/ ein ſolch Spiel lernen will/ daß trs durch die uͤbung anfahe zu lernen/ durch die Regel aber hernach vollkom- mener werde. Sonſten kan man auch auff dem Dammſpiel Taͤfelein wei- ſen den Grund deß Multiplicirens vnd Dividirens/ ſo wol mit gantzen als gebroch-

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Zitationshilfe: Schwenter, Daniel: Deliciae physico-mathematicae oder mathematische und philosophische Erquickstunden. Nürnberg, 1636, S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwenter_deliciae_1636/413>, abgerufen am 22.11.2024.