Seckendorff, Veit Ludwig von: Teutscher Fürsten Stat. Frankfurt (Main), 1656.Anderer Theil. die Leute nicht vergleichen können/ vnd ihr Vermögen liegend vnd fahrend/auch ein vnd andere Gerechtigkeit/ Freyheit vnd Befugnuß betrifft/ theils auch ihren guten Namen vnd Leumuth angehet/ nach Recht vnd Billigkeit entschei- den/ vnd also einem Jeden zu gleich vnd recht geholffen. 3. Auch etliche sonder- bahre Dinge/ die nicht im Winckel vnd durch Privat-Leute/ sondern vmb besse- rer Einrichtung vnd steiffer Handhabung willen von der Obrigkeit oder Ge- richts-Personen/ oder durch dieselbe zu thun vnd zu verordnen von Rechts vnd Gewonheit wegen gebräuchlich sind/ durch die Gerichte vnd vor denselben ver- richtet werden. Diese Gerichtliche Bottmässigkeit ist in dem Römischen Reich/ wie es3. Wie sol- ten O
Anderer Theil. die Leute nicht vergleichen koͤnnen/ vnd ihr Vermoͤgen liegend vnd fahrend/auch ein vnd andere Gerechtigkeit/ Freyheit vnd Befugnuß betrifft/ theils auch ihren guten Namen vnd Leumuth angehet/ nach Recht vnd Billigkeit entſchei- den/ vnd alſo einem Jeden zu gleich vnd recht geholffen. 3. Auch etliche ſonder- bahre Dinge/ die nicht im Winckel vnd durch Privat-Leute/ ſondern vmb beſſe- rer Einrichtung vnd ſteiffer Handhabung willen von der Obrigkeit oder Ge- richts-Perſonen/ oder durch dieſelbe zu thun vnd zu verordnen von Rechts vnd Gewonheit wegen gebraͤuchlich ſind/ durch die Gerichte vnd vor denſelben ver- richtet werden. Dieſe Gerichtliche Bottmaͤſſigkeit iſt in dem Roͤmiſchen Reich/ wie es3. Wie ſol- ten O
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0149" n="105"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Anderer Theil.</hi></fw><lb/> die Leute nicht vergleichen koͤnnen/ vnd ihr Vermoͤgen liegend vnd fahrend/<lb/> auch ein vnd andere Gerechtigkeit/ Freyheit vnd Befugnuß betrifft/ theils auch<lb/> ihren guten Namen vnd Leumuth angehet/ nach Recht vnd Billigkeit entſchei-<lb/> den/ vnd alſo einem Jeden zu gleich vnd recht geholffen. 3. Auch etliche ſonder-<lb/> bahre Dinge/ die nicht im Winckel vnd durch <hi rendition="#aq">Privat-</hi>Leute/ ſondern vmb beſſe-<lb/> rer Einrichtung vnd ſteiffer Handhabung willen von der Obrigkeit oder Ge-<lb/> richts-Perſonen/ oder durch dieſelbe zu thun vnd zu verordnen von Rechts vnd<lb/> Gewonheit wegen gebraͤuchlich ſind/ durch die Gerichte vnd vor denſelben ver-<lb/> richtet werden.</p><lb/> <p>Dieſe Gerichtliche Bottmaͤſſigkeit iſt in dem Roͤmiſchen Reich/ wie es<note place="right">3. Wie ſol-<lb/> che gericht-<lb/> liche Bott-<lb/> maͤſſigkeit<lb/> auf die Her<lb/> ren oder<lb/> Staͤnde ei-<lb/> nes Lan-<lb/> des kom̃en.</note><lb/> vor Alters unter denen Keyſern zu Rom vnd Conſtantinopel beſtanden/ auch<lb/> hernach noch eine gute Zeit/ alß es auff die Teutſchen kommen/ ein ſonderbah-<lb/> res anhaͤngiges Stuͤck der hoͤchſten Obrigkeit vnd Keyſerl. oder Koͤnigl. Hoheit<lb/> geweſen/ dergeſtalt/ daß niemand eine Gerichtbarkeit uͤben vnd gebrauchen koͤn-<lb/> ne/ alß wenn es die hoͤchſte Obrigkeit abſonderlich befehle vnd Jhn darzu beſtel-<lb/> let vnd iſt doch wol Anfangs ungewoͤnlich geweſen/ daß Sie auch den ordentli-<lb/> chen Beampten in den Landſchafften/ oder den Obrigkeiten in den Staͤdten<lb/> mehr alß nur Buͤrgerliche Gerichtbarkeit vnnd doch nicht vollkoͤmlich anver-<lb/> trawet/ Sondern ſie haben die hohe peinliche Gerichte vnnd etliche andere<lb/> Stucke durch abſonderliche befehle vnd <hi rendition="#aq">Commißiones</hi> angeordnet/ oder Jh-<lb/> nen ſolche gar vorbehalten/ durch ihre nechſte Bediente zu verwalten/ nach der<lb/> Zeit aber iſt es in Teutſchland vnd andern Reichen allgemachſam dahin kom-<lb/> men/ daß mit den Stadthaltereyen vnd Verwaltungen der Landſchafften vnnd<lb/><hi rendition="#aq">Provintzen</hi> des Reichs welche ſonſt von Keyſern vñ Koͤnigen nach Beliebung<lb/> vnd auf daß Leben einer Perſon außgetheilet worden/ auch die Gerichtbarkeiten<lb/> Erblich/ vnd von denenſelben hiernechſt nicht allein weiter auf ihre Diener ſon-<lb/> dern auch auff andere Perſonen im Lande gleicher geſtalt Erblich gebracht vnd<lb/> verliehen/ oder durch langen Gebrauch ſolche an ſich zu ziehen nachgeſehen deß-<lb/> gleichen auch denen Raͤthen der Staͤdte uͤber ihre Buͤrger eine gerichtliche Bot<lb/> maͤſſigkeit entweder in allen oder in etlichen Stuͤcken vergoͤnnet worden/ alſo<lb/> daß heute zu Tage an gar vielen Orten ſolche Gerichtbarkeiten/ doch auff <supplied>un-</supplied><lb/> terſchiedliche Weiſe/ erblich ſeyn/ vnd dahero dergeſtalt nicht mehr ein Zeichen<lb/> oder eigentliches Ampt der hoͤchſten Obrigkeit zu achten/ ſondern bey mancher-<lb/> ley Perſonen in dem Lande/ die ſonſt dem Landsherrn unterworffen ſind/ ſich<lb/> befinden/ doch mit dem Vnterſchied/ daß etliche deroſelben alle beeden Arten der<lb/><hi rendition="#aq">Iurisdiction,</hi> nemlich Peinliche vnd Buͤrgerliche haben/ welches man in den<lb/> meiſten Orten Hohe vnd Nieder-Gerichte nennet/ etlichen aber nur die Nieder/<lb/> oder wie mans heiſſet/ Erbgerichte oder Voigteyligkeit zu kommen. Dieſes<lb/> haben wir umb deß Willen von der Gerichtbarkeit ins gemein vorher berich-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">O</fw><fw place="bottom" type="catch">ten</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [105/0149]
Anderer Theil.
die Leute nicht vergleichen koͤnnen/ vnd ihr Vermoͤgen liegend vnd fahrend/
auch ein vnd andere Gerechtigkeit/ Freyheit vnd Befugnuß betrifft/ theils auch
ihren guten Namen vnd Leumuth angehet/ nach Recht vnd Billigkeit entſchei-
den/ vnd alſo einem Jeden zu gleich vnd recht geholffen. 3. Auch etliche ſonder-
bahre Dinge/ die nicht im Winckel vnd durch Privat-Leute/ ſondern vmb beſſe-
rer Einrichtung vnd ſteiffer Handhabung willen von der Obrigkeit oder Ge-
richts-Perſonen/ oder durch dieſelbe zu thun vnd zu verordnen von Rechts vnd
Gewonheit wegen gebraͤuchlich ſind/ durch die Gerichte vnd vor denſelben ver-
richtet werden.
Dieſe Gerichtliche Bottmaͤſſigkeit iſt in dem Roͤmiſchen Reich/ wie es
vor Alters unter denen Keyſern zu Rom vnd Conſtantinopel beſtanden/ auch
hernach noch eine gute Zeit/ alß es auff die Teutſchen kommen/ ein ſonderbah-
res anhaͤngiges Stuͤck der hoͤchſten Obrigkeit vnd Keyſerl. oder Koͤnigl. Hoheit
geweſen/ dergeſtalt/ daß niemand eine Gerichtbarkeit uͤben vnd gebrauchen koͤn-
ne/ alß wenn es die hoͤchſte Obrigkeit abſonderlich befehle vnd Jhn darzu beſtel-
let vnd iſt doch wol Anfangs ungewoͤnlich geweſen/ daß Sie auch den ordentli-
chen Beampten in den Landſchafften/ oder den Obrigkeiten in den Staͤdten
mehr alß nur Buͤrgerliche Gerichtbarkeit vnnd doch nicht vollkoͤmlich anver-
trawet/ Sondern ſie haben die hohe peinliche Gerichte vnnd etliche andere
Stucke durch abſonderliche befehle vnd Commißiones angeordnet/ oder Jh-
nen ſolche gar vorbehalten/ durch ihre nechſte Bediente zu verwalten/ nach der
Zeit aber iſt es in Teutſchland vnd andern Reichen allgemachſam dahin kom-
men/ daß mit den Stadthaltereyen vnd Verwaltungen der Landſchafften vnnd
Provintzen des Reichs welche ſonſt von Keyſern vñ Koͤnigen nach Beliebung
vnd auf daß Leben einer Perſon außgetheilet worden/ auch die Gerichtbarkeiten
Erblich/ vnd von denenſelben hiernechſt nicht allein weiter auf ihre Diener ſon-
dern auch auff andere Perſonen im Lande gleicher geſtalt Erblich gebracht vnd
verliehen/ oder durch langen Gebrauch ſolche an ſich zu ziehen nachgeſehen deß-
gleichen auch denen Raͤthen der Staͤdte uͤber ihre Buͤrger eine gerichtliche Bot
maͤſſigkeit entweder in allen oder in etlichen Stuͤcken vergoͤnnet worden/ alſo
daß heute zu Tage an gar vielen Orten ſolche Gerichtbarkeiten/ doch auff un-
terſchiedliche Weiſe/ erblich ſeyn/ vnd dahero dergeſtalt nicht mehr ein Zeichen
oder eigentliches Ampt der hoͤchſten Obrigkeit zu achten/ ſondern bey mancher-
ley Perſonen in dem Lande/ die ſonſt dem Landsherrn unterworffen ſind/ ſich
befinden/ doch mit dem Vnterſchied/ daß etliche deroſelben alle beeden Arten der
Iurisdiction, nemlich Peinliche vnd Buͤrgerliche haben/ welches man in den
meiſten Orten Hohe vnd Nieder-Gerichte nennet/ etlichen aber nur die Nieder/
oder wie mans heiſſet/ Erbgerichte oder Voigteyligkeit zu kommen. Dieſes
haben wir umb deß Willen von der Gerichtbarkeit ins gemein vorher berich-
ten
3. Wie ſol-
che gericht-
liche Bott-
maͤſſigkeit
auf die Her
ren oder
Staͤnde ei-
nes Lan-
des kom̃en.
O
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |