pse_117.001 Alter, der sein Reich aufteilt, und noch dazu nach den pse_117.002 Liebesbeteuerungen der Töchter. Aber sofort überwältigt pse_117.003 hier die Tragik das Komische. Anders wäre es, wenn nach pse_117.004 all dem Vorangegangenen es plötzlich mit dem Dorfrichter pse_117.005 Adam doch noch ein erschütterndes Ende nähme. Die dritte pse_117.006 Möglichkeit bringt uns sogar eine für sich bestehende Grundhaltung pse_117.007 nahe, die immer zu beobachten ist, aber sich seit pse_117.008 dem 19. Jahrhundert vordrängt: das Ineinander von Tragik pse_117.009 und Komik. Die Welt erscheint uns in solcher Sicht eigenartig pse_117.010 schillernd: Komisches läßt uns plötzlich Tragisches pse_117.011 ahnen, tragische Zusammenhänge können zugleich komisch pse_117.012 beleuchtet sein. Die Urgespaltenheit der Welt wird in einer pse_117.013 Art Desorientierung greifbar, mit der wir ihr gegenüberstehen, pse_117.014 Komik und Tragik werden zwei Seiten einer Auffassungsweise. pse_117.015 Tragikomik oder überhaupt das Zusammentreffen pse_117.016 von Tragik und Komik gibt uns also einen Blick in pse_117.017 die Strukturmöglichkeiten des Menschen und der von ihm pse_117.018 erfaßten Welt.
pse_117.019 Eine besondere Form der Komik ist die Satire. Wir denken pse_117.020 hier noch nicht an eine bestimmte Dichtungsart dieses Namens, pse_117.021 sondern eben an die ihr zugrunde liegende Haltung. pse_117.022 Der Ausgang ist das Bedrängende des Allzuwirklichen und pse_117.023 Allzumenschlichen. Die schöpferische Antwort darauf, also pse_117.024 auch die Bewältigung dieses Bedrängenden geschieht in komischer pse_117.025 Haltung, durch Komik. Aber dazu tritt noch ein pse_117.026 wesentlicher Zug: das Lächerlichmachen mit beißendem pse_117.027 Spott. Zur geistigen Überlegenheit tritt hier noch der Angriff. pse_117.028 Die Karikatur ist nun schon eine bestimmte Gestaltung pse_117.029 aus satirischer Haltung: die Überbelastung mit negativen pse_117.030 Zügen. Aus diesen Grundhaltungen erwachsen dann zwei pse_117.031 bestimmte Dichtungsformen, die wir erst später, eben als pse_117.032 Dichtungsarten zu beleuchten haben: die Parodie und die pse_117.033 Travestie.
pse_117.034 Eine letzte und in neuester Zeit viel beachtete Auswirkung pse_117.035 betonter geistiger Überlegenheit ist das Groteske. Man hat pse_117.036 es früher vielfach in Zusammenhang mit der Komik gebracht. pse_117.037 Wir erkennen aber heute, daß es sich mit ihr nur teilweise pse_117.038 deckt. Das Groteske ist nun schon vor allem eine Art künstlerischer
pse_117.001 Alter, der sein Reich aufteilt, und noch dazu nach den pse_117.002 Liebesbeteuerungen der Töchter. Aber sofort überwältigt pse_117.003 hier die Tragik das Komische. Anders wäre es, wenn nach pse_117.004 all dem Vorangegangenen es plötzlich mit dem Dorfrichter pse_117.005 Adam doch noch ein erschütterndes Ende nähme. Die dritte pse_117.006 Möglichkeit bringt uns sogar eine für sich bestehende Grundhaltung pse_117.007 nahe, die immer zu beobachten ist, aber sich seit pse_117.008 dem 19. Jahrhundert vordrängt: das Ineinander von Tragik pse_117.009 und Komik. Die Welt erscheint uns in solcher Sicht eigenartig pse_117.010 schillernd: Komisches läßt uns plötzlich Tragisches pse_117.011 ahnen, tragische Zusammenhänge können zugleich komisch pse_117.012 beleuchtet sein. Die Urgespaltenheit der Welt wird in einer pse_117.013 Art Desorientierung greifbar, mit der wir ihr gegenüberstehen, pse_117.014 Komik und Tragik werden zwei Seiten einer Auffassungsweise. pse_117.015 Tragikomik oder überhaupt das Zusammentreffen pse_117.016 von Tragik und Komik gibt uns also einen Blick in pse_117.017 die Strukturmöglichkeiten des Menschen und der von ihm pse_117.018 erfaßten Welt.
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pse_117.034 Eine letzte und in neuester Zeit viel beachtete Auswirkung pse_117.035 betonter geistiger Überlegenheit ist das Groteske. Man hat pse_117.036 es früher vielfach in Zusammenhang mit der Komik gebracht. pse_117.037 Wir erkennen aber heute, daß es sich mit ihr nur teilweise pse_117.038 deckt. Das Groteske ist nun schon vor allem eine Art künstlerischer
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Adam doch noch ein erschütterndes Ende nähme. Die dritte pse_117.006
Möglichkeit bringt uns sogar eine für sich bestehende Grundhaltung pse_117.007
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dem 19. Jahrhundert vordrängt: das Ineinander von Tragik pse_117.009
und Komik. Die Welt erscheint uns in solcher Sicht eigenartig pse_117.010
schillernd: Komisches läßt uns plötzlich Tragisches pse_117.011
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Eine besondere Form der Komik ist die Satire. Wir denken pse_117.020
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Seidler, Herbert: Die Dichtung: Wesen, Form, Dasein. Stuttgart, 1959, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seidler_poetik_1959/133>, abgerufen am 24.11.2024.
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